Dienstag, 31. Mai 2022

2722 Vielleicht wird was

 

Schon entspannter unter den drei lichten Laubbäumen, aber doch nicht entspannt genug; ich muß mich noch gegen zwei Anwesenheiten behaupten. Aber schön ist es hier im lauen Schatten. Schöne Schatten der Bäume an der Hauswand. Schönes Knallen von Autotüren. Genug der Schönheiten. Ich halte unser Haustor im Auge, weil ich jemand erwarte, während mein halb abgeschnittener Daumen, der das Notizbuch niederhält, um sich auf seiner Auflagefläche eine blaue Aura erzeugt. Es ist eine ruhige Gasse hier, aber doch bringen Autos immer wieder Unruhe herein. Die Autofahrer wissen nicht, dass sie im Tod auch für alle diese ihre Auswirkungen geradestehen werden müssen: wie vielen Menschen, Tieren, Engeln und anderen anorganischen Lebewesen, Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Kräutern, Steinen, und Regentropfen sie Unruhe bereitet haben. Da rede ich noch gar nicht von Verkehrsopfern der animalischen und botanischen Welt, von Umweltschäden, von wirtschaftlich-politischer Ölabhängigkeit und vieles mehr. Helle, optimistische Sommerwolken ziehen am fernen horizontalen Himmel nach Osten oder Nordosten oder irgendwas dazwischen. Eigentlich ist es hier wie in einer Ausbuchtung einer warmen, bergenden Schlucht; nur der Autoverkehr scheucht alles wieder auf und wirbelt die Emantionen in allen Kokons auf, sodass sich die anwesende aufgezwirbelte Aufregung nicht und nicht legen kann. Ich sage mir vor: ich will mich nicht zu sehr auf die menschliche Abteilung der Welt einlassen, nicht einmal optisch. Sirenengeheul. Ich glaube, ich kann mir diesen Platz angewöhnen und er gewöhnt sich an mich. Vielleicht wird das hier noch was. Was ich noch festhalten will: ich bin nicht der Problembär!

 

(31.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2721 Österreich ist sehr korrupt

 

Bei der kranken Gesundheitskasse werfe ich meine Psychotherapierechnung von € 350.- in das Servicepostkastl, in der Hoffnung, dass ich wenigstens die geschätzten € 120.- wenigstens am Ende des Monats rückvergütet bekomme. Bis dahin wird mein armes Konto im Minus bleiben, denn mein um etwas über € 100.- überzogenes Konto wird von € 450.- (zirka) (genau:430,53 - so großzügig bin ich dem Staat gegenüber!) Pension minus € 350.- (genau) nicht ausgeglichen werden. Was kaufe ich auch vor zwei Monaten zwei CDs! Aber ich bleibe dabei: die Lasallestraße würde einen prächtigen Boulevard abgeben, wenn die Stadt, die Gesellschaft, die Konsumenten und Kunden sie mit guten, modernen, meinetwegen bobotigen (keinesfalls Wien- oder sonstnostalgischen!) Lokalen, Galerien, Buch- und Musikhandlungen, nonnostalgischen Antiquariaten und Ähnlichem ausstatten würden. Zumindest in meiner Welt ist das so. Und auch mein Kunstmuseum könnte hier irgendwo stehen, respektive sich niederlassen. Aber das da ist nicht meine Welt. Im Gang von der U1 zur U2 am Praterstern höre ich gerade in den musikalischen Ohrstöpseln die Zeile „all my children slide away“ und es schießen mir die Tränen in die Augen. Dabei bin und war ich es, der ständig in meine Depression abgeglitten ist und war. Ich sitze nämlich vor „unserem“ Haus unter den drei lichten Laubbäumen, deren Namen ich noch immer nicht herausgefunden habe.

Waren meine Beschlüsse solche des Selbsthasses und der Selbstbestrafung? Das wird sich noch herausstellen. Bis dahin genieße ich die Sonne, bis sie mir zu heiß wird und den ständig schmerzenden Nacken verbrennt. Ximena Sariňana singt vom Paradies; das ist die gesungene Variante meiner Lieblings-Andachts-Musik. Beim unvermittelten Aufblicken aus einem plötzlichen Impuls heraus fallen mir die die gesamte Schreygasse entlang hängenden Straßenlaternen wie in einer Erleuchtung am sonnenhellen Tag auf und es berührt mich auf einer mir jetzt nicht identifizierbaren Ebene sehr, gar sehr, wie sie da so geduldig, brav und pflichtbewußt hängen und auf die Erlösung warten, „denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden“. (glaubt ja nicht, dass ich den Paulus mag! Im Gegenteil: er ist mir widerwärtig. Aber wo er recht hat, hat er recht: auch die Straßenlaternen freuen sich über die Erlösung. Ich meine das schmähohne ernst!) Eine kleine Spinne rast über die blendenden Flächen meines Notizbuches, nachdem ich die Musik von der Omar-Rodriguez-Lopez-Group mit Ximena Sariňana auf John Frusciante mit Omar Rodgriguez-Lopez auf meinem MP3-Player fein weitergedrückt habe.

Prozentrechnen sollte ich noch können. Wieviele Prozent meiner Therapiekosten umfaßt die bis auf das baldige Ende zugesagte Rückvergütung? Und ich trau mich wetten, dass mindestens 90% der Gratis-Psychotherapie-Plätze-NutzerInnen sich die Kosten aus eigenem Einkommen leisten könnten. Und wer sagt: „blöd werden sie sein, auf Geld, das sie bekommen können, zu verzichten“, dem antworte ich: „Nein, nicht blöd wären sie, sondern anständig, wenn sie die Gratis-Plätze denen überlassen würden, die sie wirklich brauchen!“ Österreich ist sehr korrupt!

 

(31.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2720 Gewöhnlicher Peter

 

Oh wie schön ist Panama! äh … will sagen: mein Zimmer und ohne geweckt worden zu sein aufzuwachen. Es ist so still, so herrlich still! Viel stiller als im Naturfreundehaus Knofeleben nach Beginn der Nachtruhe. Der wahre und moderne Eremit lebt in der Großstadt. (Und möglicherweise ist er verheiratet und flüchtet nicht vor Beziehungen in die Einsamkeit, ohne jedoch seine notwendige Einsamkeit aufzugeben. Ein beinah hoffnungsloser Balanceakt, aber möglich.) Ganz was anderes: das Cous-Cous-Treffen hatte ich komplett vergessen, aber immerhin habe ich jetzt die Familienfilme meines Kriegsverbrecheronkels bekommen. Diese Geschichte – nicht die Filme – sind wohl auch ein Einsiedelungsgrund. Der Einsiedler büßt für seine Sünden und vorallem die seines Clans. Aber die gesamten Zusammenhänge und Verknüpfungen werden mir jetzt zu kompliziert und unangenehm. Regelrecht peinlich. Ich rette mich mit einem Blick auf das Kärtchen des Selbstporträts derer von Motesiczky. Die zwei Visionäre haben sich in eine dunkle Ecke zurückgezogen. In der Nacht hatten sie noch voll abgestrahlt. Eine kleine Heiterkeit durchzuckt sanft und milde meinen gestärkten Energiekörper und bringt ein leises Lächeln im mein Alltagswelt-Morgen-Gesicht, während sich mein psycho-physisch-energetisches Gesamtsystem noch an den neuen Energielevel gewöhnen muß, und mir gewöhnlicher Peter noch etwas flau und schwindlig ist. 9:25. Ich stehe jetzt auf.

 

(31.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2719 Endlich(2)

 

Endlich in meinem Zimmer, nach dem ich mich so gesehnt habe, bleibt es doch etwas leer; die Wände sprechen nicht zu mir. Ich muß wieder schauen und zuhören lernen. Mir ist noch ständig etwas flau und schwindlig wegen der neuen Energieflüsse – mein Energiekörper hat sich verändert. Meine Augen gleiten über meine Landschaften, an denen alles ist wie es ist. Aber öfters und länger blicke ich auf die besser beleuchtete Wand rechts von mir über dem Bett und freue mich demütig über die vielen Kunstkarten. Das hast du gut gemacht, Peter! Übrigens gefällt mir trotz aller Be- und Aufgeladenheit mein verminter Vorname. Ich möchte keinen anderen (also kann ich schon nicht mehr Mönch oder Tensegritianer werden). Werde ich meine Beschlüsse durchhalten? Durchhalten wollen? Beginnt meine geistige Entschlossenheit schon wieder abzubröckeln? Könnte auch so richtig und gut sein. Ich warte ab, bis meine Umbauphase vorüber ist; dann kann ich immer noch neue Entscheidungen treffen. Langsam kommt hier das Reichtumsgefühl zurück. Ich phantasiere wieder von meiner Galerie, meiner Kunstsammlung, meinem Museum und wen ich ausstellen und kaufen und sammeln würde. Mein Kunsthaus wäre so toll!

Ohne Wehmut. Gesammelt und noch etwas unsicher in der neuen Gestalt lege ich mich jetzt schlafen.

 

(30./31.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2718 Endlich (1)

 

Endlich ausgeschlafen! Ein tiefer Atemzug, geshattert wie nach kindlichem Weinen. Aus welchem Alb bin ich da erwacht? Was war die letzten Tage los? War das Gewitter reinigend oder nur zerstörerisch? Ich selbst fühle mich im Moment nicht schlecht.

 

(30.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 30. Mai 2022

2717 Wut am Bahnhof von Gloggnitz

 

Das junge Pfäfflein, möglicherweise ein Kalasantiner-Arschloch-Büblein, winkt am Bahnhof von Gloggnitz mit seiner junghüpfenden Begleiterin irgendwem Abreisenden wie ein Volltrottel. Mein Gott, ich komm von meiner Wut und meinem Hass nicht runter. Sonst hätte ich diesen Satz vorhin entweder gar nicht oder anders geschrieben. Weder Industrie noch Landschaft, die am Zug vorbeilaufen, können mich umstimmen oder ablenken. Mein Herz ist so schwer; zu schwer für eine  fragile Person wie mich. Miniaturregentropfenlinien am Zugfenster. Sicher sieht man immer wieder schöne Bäume in maifrischem Grün, aber nichts, was zum Verweilen einlädt, nichts, das meinem Herzen Erleichterung verspricht. St. Ägiden, auch so ein Nicht-Ort! Drei Schotterhaufen zum Betonieren und etliche Lacken. Die Lacken sind eh das Schönste hier; die Häuser, die sich spiegeln, sind eh nur so, vom schmutzigen Wasser veredelt, ertragbar. Keineswegs eine Utopie. Wird bei der nächsten Umwälzung behandelt werden wie Sodom und Gomorrha; hat keine Zukunft, weil es dort nichts Zukunftweisendes gibt. Ach! Könnte ich nur einfach weinen, dann müßte ich nicht arrogant vom Zugfenster aus die Welt richten. Aber ich kann es nicht; die Wut ist stärker.

Das schaut im Vorbeisausen wie ein Hochständchen (zum -stand reicht's nicht) auf einem Misthaufen aus: in den Misthaufen gehören die Jäger mit ihrer Jägerei – ob in Mensdorff oder in Pouilly oder sonstwo im mitteleuropäisch beeinflussten Raum. Eine schwarze Krähe hellt mein schweres Herz ein wenig auf. Willkommen in der wienerneustädtischen Welt der Stangen, des Gestänges, der Gestelle und hässlichen Bauten. Gell, Kodo! Hässlich, ich bin so hässlich, ich bin der HaSS! Ausgerechnet der Berliner Zug startet und nimmt Fahrt auf. Wir Ösidösi warten noch. Die feinen Regentröpfchen an den Fensterscheiben. Auch ein junger Mann kann beim Sich-Hinsetzen grunzen wie ein alter Mann. Ich will nach Hause. Ich will jetzt nicht mehr warten. Irgendein hysterisches Stöckelschuhgeklapper. Eine schirche fette Sau zieht einen giftgrünen Trolly den Bahnsteig 3 entlang. Der Schaffner bedankt sich per Lautsprecher für unser Verständnis für die weitere Verzögerung der Abfahrt, aber mein Verständnis hat er gar nicht! Was erlaubt er sich! Das ist ein Übergriff und eine ungefragte Vereinnahmung! Ein Vollhonk, der es nicht schafft, seine Maske über die Nase zu ziehen, zieht das Rollo bei diesem trüben Wetter herunter. Irgendwer ißt irgendwas, das stinkt. Ich werde jetzt meine Wut und meinen SelbsthaSS überwinden und einen Apfel und ein Stück trocken Brot, die ich nicht bezahlt habe, essen. Dort, wo die Gestellwucherungen und die Betoniersucht den Blick freigeben, ist über die weite Ebene hinweg der Anblick der fernen Regenberge herzerfrischend schön. Ich habe keinen Hut auf, den ich vor den vielen blühend vorbeifliegenden Hollern ziehen könnte. Aber schon ihr kurzer vorbeisausender Anblick verschafft meiner verquälten Seele genug Freiheit für einen tiefen Atemzug. Der Transportbeton jedoch wird mit verlogenen Fröhlichkeitsfarben ver-un-ziert. Auch die näheren Regenberge – wenn die destruktive landschaftsverschandelnde Menschentüchtigkeit den Blick frei gibt, sind schön. Eine Frau, deren Gesicht ich nicht sehe, hält mir sitzendem Fensterrausgaffenden plötzlich und mir völlig unvermittelt im Ausweichen vor einer zugdurchwandernden Karawane ihren ordentlich ausgewölbten Busen vors Gesicht. Ich will das nicht mehr! Gestrichen! Es lebe die sexuelle und mamologische Keuschheit! Ich habe genug! Aus lauter Frust gebe ich für heute das Schreiben auf.

 

(29.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 29. Mai 2022

2716 Beschlüsse

 

Bei äußeren Anfragen, Aufforderungen und Ansagen verlasse ich mein Zimmer nur mehr aus ganz ganz triftigen Gründen, wie um eine angefragte Lesung zu halten oder für Verhandlungen über die Veröffentlichung meiner Texte oder um als toltekischer „Theologe“ Vorträge zu halten.

Aus eigenen Impulsen kann ich mein Zimmer zwar verlassen so oft ich will, aber ich werde darauf achten, in keine Fallen zu tappen. Unnötige Ausflüge will ich trotzdem vermeiden.

Ich mache nur mehr Reisen, die ich aus eigenem Budget finanzieren kann. Ich rede sowieso nicht von irgendwelchen Fern- und Flugreisen, sondern von Fahrten nach Payerbach, Graz, Klagenfurt oder Sinabelkirchen. Und da es nicht so ausschaut, dass ich mir solche Fahrten jemals in meinem Leben noch leisten werde können, wird nicht mehr gereist!

Keine Gasthaus- oder Restaurantbesuche und ähnliches auf Einladung! Nur mehr, wenn ich mir meine Konsumation selbst bezahlen kann. Ein Hintertürl lasse ich mir hier offen: Einladungen, die explizit aus respektvollem Interesse an meiner Person oder an meiner schriftstellerischen oder „toltekphilosophischen“ Arbeit ausgesprochen werden. Auch hier achte ich darauf, in keine Fallen zu tappen. Also keine Einladungen werden angenommen, wo ich zum Beispiel als zum selben Jahrgang oder zur erweiterten Familie gehörig so irgendwie mitgenommen werde. Es muß ein echtes Interesse an dem, was ich zu sagen habe und an dem, was ich zu geben in der Lage bin, da sein.

Ich schließe mit der Welt, so gut ich es kann, ab und ziehe meine Hoffnungen, Wünsche, Interessen usw – so gut ich es kann – von der Menschenwelt ab.

 

(29.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2715 Wanderung

 

Und heute die große Payba-Ho-WaBu-Ang-Hü-BoWie-KnoEb-NaFrHa-Wanderung. Vor dem Start habe ich mir noch von meiner lieben Frau Zöpfe flechten lassen. Und das Wetter hat gehalten. Ständiger Wind hat die Wolken verblasen. Der Anstieg zur Waldburg-Anger-Hütte war sehr steil und anstrengend. Untrainiert und aus der Übung habe ich es kaum derschnauft. Auf die Walking-Stöcke gelehnt mußte ich öfters rasten. Mein Herz hat bumm bumm gemacht, dass ich es bis in die Glatze und die Ohren gespürt habe, und mein verschwitzter Schädel war hochrot wie eine Alarmlampe und die Anstrengung hatte mich schwindlig gemacht. Nach einem besonders steilen und herausfordernden Stück sehe ich oben eine Tafel mit der Bergnotrufnummer 140 stehen. „Sehr sinnvoll! gerade hier!“, denke ich, „offensichtlich bin ich nicht der einzige, der hier am Eingehen ist“. Auf meine Stecken gestützt und nach Atem ringend halte ich vor der Tafel Andacht. Dann  entdecke ich auf derselben Hinweistafel in etwas kleinerer Schrift die Zeile „Euronotruf 112“ und sofort denk ich mir, „dort ruf ich an! Ich versuche mir auszurechnen, wieviel Euro ich bis an mein Lebensende brauchen werde, um bequem leben zu können. Aber vor lauter Schwindel, Wind und Waldesrauschen kann ich nicht gut rechnen und brauche etwas Zeit, bis ich mir die benötigte Summe errechnet habe: € 24.021.954.- Doch dann werde ich unsicher: „Euronotruf, ist das anders gemeint? Kommt dann zum Beispiel die französische Bergrettung?“ „Bonjour Monsieur! Quesque … ah! Mon Dieu! Quel orage! …“ und flugs ist man in einem Krankenhaus in Grenoble gelandet. Dort wache ich dann auf und fange gleich daselbst ein neues Leben an, diesmal aber erfolgreicher.

Endlich auf der lieben Waldburg-Anger-Hütte! Isöwa habe eine Linsensuppe und ein Verhackertbrot verspeist. Dann sind wir weiter über die geliebte Bodenwiese Richtung Naturfreundehaus Knofeleben gewandert. Es ging ein starker Wind und trotz Sonne war es kalt. Beim Anblick dieser Wiese und ihren Schotterwegen geht mir das Herz auf und ich könnte weinen vor Glück oder Sehnsucht – da bin ich noch nicht dahintergekommen. Von dort dann noch der lange, aber ebene Weg eben zur Knofeleben. Der Wind wollte mir auf der gesamten Strecke mehrmals die festverzurrte Kappe, die meine Glatze schützen soll, vom Haupte reißen. Und jetzt auf der Liege vorm Naturfreundehaus, wo ich meine Notizen mache, weht mir der Wind die Kapuze vom Kopf. Ich gehe hinauf ins Zimmer, und siehe! Mein tüchtiges Weib hat ihr Ziel erreicht: Doppelbett und an der Tür ein Dekorherz, um den anderen Gästen anzuzeigen, dass hier ein Liebespaar wohnt. Wir sind in der Liebesabteilung. So toll rauscht der Wind auf 1200 Meter Seehöhe! Das war dann meine dritte schlaflose Nacht in Folge; schlaflos aber nicht der Liebe wegen, sondern weil im Haus bis in den Morgen eine besoffene Horde ihr Unwesen getrieben hat. Österreich ist voll pfui kaka!

 

(28.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2714 Mein Zellenhit

 

Heute schaue ich mich in Payerbach in den Spiegel und stelle überrascht fest, dass ich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schrotti aus der Soko-Stuttgard-Serie habe. Oder doch nicht? Egal. Ansonsten geht es mir gut. Der Anblick von Landschaft und unverrasten Wiesen tut meiner armen Seele wohl. In der Sauna sind so sinnhafte, sinngebende, sinnvolle und sinnstiftende Worte an die Wand gepinselt:   Kraft   Liebe   Herz   Freude   leben   Stille   Umkleide Damen   Ruhe …   und andere. Das Hotelzimmer ist recht dezent und auf seine Art schön, aber mir geht schon meine verstaubte Kemenate mit ihren Reichtümern ab. Die Wände hier sind leer und – und das ist das Entscheidende – zu neuzeitlich-professionell verputzt, als dass man seine Augen darauf weiden könnte. Gut, wenn man lange genug hinschaut, findet man schon ein paar Schlieren und winzige Unregelmäßigkeiten, an denen sich die Seele erholen könnte. Angenommen, ich wäre hier eingesperrt: würde mir fad werden? Ich entdecke, dass die Deckenlampe so schön glitzert, und je nach Kopfstellung an anderen Stellen: diese Lampe wäre wohl mein Zellenhit.

 

(27.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 27. Mai 2022

2713 Backstage Busgeschichte

 

Ich will erzählen, was sich so „backstage“ abgespielt hat, während ich den „Bus nach Sievering“ in die Endfassung gebracht und eingetippt habe. Dazu muß ich etwas ausholen.

Ich bin schon irgendwie ein vom Leben, oder besser: von meinem Leben und was ich darin erreicht habe, enttäuschter Mensch; ob zu recht oder unrecht ist in diesem Zusammenhang völlig wurscht: ich empfinde mich am gesellschaftlichen Abstellgeleise und habe mich dort gemütlich eingerichtet. Das heißt, so leicht bringt man, frau oder ich mich selber nicht aus meinem Zimmer. Wenn ich tagelang die Wohnung nicht verlasse – was öfters vorkommt – geht mir – wohlgemerkt vor resignativem Hintergrund! - nichts ab, wenn ich nur Internet, Musik und zu lesen habe. Solange ich auf Facebook meine mehr oder weniger witzigen Wortmeldungen, meine mehr oder weniger g'scheiten Beiträge, und meine mehr oder weniger schlüpfrigen Anmerkungen posten kann, und auf meiner Schublade meine mehr oder weniger genialen Texte, so will ich's zufrieden sein. Meine prekäre finanzielle Situation tut ihr Übriges – warum hinausgehen, wenn ich mir eh nichts leisten kann? - mit Wohnen und Essen bin ich von meiner Frau versorgt – sonst wäre ich obdachlos. So lebe ich gar nicht so schlecht, aber mit der Welt direkt habe ich – mehr oder weniger – abgeschlossen.

Meine liebe Frau ist im Gegensatz zu mir sehr tüchtig und aktiv; dauernd entwickelt sie Pläne, was sie in ihrer spärlichen Freizeit unternehmen könnte und unternimmt sehr gerne mit mir. Ich aber leiste meistens mehr oder weniger passiven Widerstand; ich höre nicht richtig hin, vergesse die Pläne, bin wegen jeder geplanten Ortsveränderung gleich aus dem Häuschen und die harmloseste Zugreise zum Beispiel nach Peyerbach-Reichenau kann mir schlaflose Nächte, Magengrimmen und alle Zustände bereiten (mehr oder weniger). Aber sie läßt nicht locker und wenn sie es schafft, mich trotz meines Dramas und mein Geschimpfe aus dem Haus zu bringen, bin ich nachher schon oft froh und dankbar gewesen (und sage das auch – manchmal).

Ihr neuester Plan, den sie schon seit Wochen ausheckt und verfolgt, ist, am kommenden Samstag von Peyerbach-Reichenau zur Waldburg-Anger-Hütte aufzusteigen, wo wir früher schon zweimal übernachtet hatten, als unsere Kinder noch Kinder waren und wo es auch mir sehr, sehr gefallen hat. Dort hätte ich gerne einmal eine Woche verbracht, um oben herumzuhängen, auf dieser herrlichen Wiese spazieren zu gehen, zu schreiben oder so ähnlich. Als ich es mir leisten hätte können und ich angefragt habe, hat sich herausgestellt, dass es auf dieser Hütte keine Übernachtungsmöglichkeit mehr gibt und somit mußte ich diesen Plan aufgeben. Meine liebe Frau weiß das natürlich, dass ich diese Hochebene liebe und dass die Waldburg-Anger-Hütte keine Übernachtung mehr anbietet, darum geht dieses kommende Samstagprojekt weiter zur Knofeleben und in die dortige Naturfreundehütte zum Übernachten. Ich kenne den Weg zur Waldburg-Anger-Hütte und habe die größten Bedenken: ich fühle mich nicht fit, stelle an mir alle möglichen Schwächen fest, fürchte, dass ich es nicht mehr schaffe, weil das so eine elender Hatscher ist (vor meinem Zusammenbruch vor vier Jahren habe ich regelmäßig Übungen gemacht und bin früher auch wie ein Wahnsinniger herumgerannt). Aber ihr kennt mein Weib nicht! Sie hat im Internet die Hütte gesucht und gleich ein Zimmer gebucht. Es kommt ja auch dazu, dass sie das Ganze bezahlen muß – solche Unternehmungen sind jetzt jenseits meiner finanziellen Möglichkeiten. Das schränkt meinen Reaktions- und Handlungsspielraum ein; letzteres habe ich gar nicht. Also kann ich nur ja oder nein sagen. Das mache ich meistens nicht, sondern meckere herum, äußere Bedenken und Vorbehalte und habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich eingeladen werden muß, wenn sie mich dabei haben will.

Eine Unsicherheit war die ganze Zeit das Wetter. Im Regen wollen wir nicht gehen. Seit Wochen geht schon die Frage um: wie wird das Wetter? „Hast du schon den Wetterbericht gelesen?“ fragt sie mich. Ich gebe ausweichende Antworten oder tendiere zu den pessimistischeren Prognosen, was das Wetter betrifft. Zwischendurch freunde ich mich mit ihrem Plan jedoch an, denke „vielleicht schaffe ich das schon“ oder „es ist wirklich ganz toll oben“.

Eine große Sorge hat meine Frau aber schon: es war auf der Hütte kein Zimmer mit Doppelbett frei, sondern nur eines mit zwei getrennten Betten. Heute Morgen – wie schon oft erwähnt gehe ich so gegen 3 oder 4 Uhr schlafen, während sie um 5 zum Yoga aufsteht – wälzt sie nach einer Stunde Yoga – aus ihrer Sicht mit mir – aus meiner Sicht: laß mich mitten in der Nacht schlafen – Pläne, wie wir – das heißt sie – das ändern könnten. Vorallem weil sie gestern oder heute herausgefunden hat, dass man die Betten nicht umstellen oder verrücken kann. „Verrückt“ denke ich „entweder werde ich eh so fertig sein, dass ich nur mehr einschlafen kann, oder...“. Sie hat die Idee, die Matratzen heraus zu nehmen und neben einander zu legen. Ich mag das Herumschieben von Möbeln oder Matratzen in fremden Häusern nicht und versuche den Einwand auszusprechen: „Wenn wir vorm Einschlafen noch kuscheln wollen, dann kommst halt zu mir ins Bett, und dann ...“ sie: „...dann ist mir in meinem Bett kalt!“ Ich: „Gut, dann komme ich zu dir und gehe dann ...“ Sie: „Nein, das ist nicht kuschelig“ …

Ja, sie ist dann aufgestanden, hat ihren Enkel abgeholt und ist mit ihm zu ihrem Vater gefahren (39A). Ich habe noch eine halbe Stunde im Bett verbracht, bin dann auch auf und habe begonnen, den „Bus nach Sievering“ Text für die Schublade fertig zu machen. Mein Schreiben geht fast immer so: zuerst handschriftlich ins Notizbuch und dann – nach einer kleinen oder größeren Pause – wird das Ganze in den Computer getippt, wobei ich korrigiere, umformuliere ergänze, sehr sehr selten streiche. Zuerst einmal kommt eine SMS „bin am Rückweg!“ Ich weiß schon was sie denkt: rücksichtsvoll kündige ich mein Kommen an, dass er vorgewarnt ist und nicht erschrickt und grantig wird; während ich denke – ich trau mich nicht, es hinzuschreiben: „Na und?!“

Ich mache meine Schreibarbeit weiter, dazwischen eine Waschmaschine, eine Mahlzeit inklusive Zubereitung und den Geschirrspüler. Dann sitze ich wieder oben am Computer, meine Angetraute ist zurückgekommen. Eine Frage schwebt schon den ganzen Tag im Raum: wird es am Wochenende regnen? Wir neigen dazu, es zu riskieren. Natürlich ist es ein Risiko: abgesehen von meiner Fitness: ich kenne meine Frau: wenn es regnet und ihr kalt ist, wird sie sehr unleidlich. Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass sie mich zu einem Spaziergang hinausgejagt hat, und wir dann, als es angefangen hat mir zu gefallen, umdrehen mußten, weil ihr kalt geworden ist. Die Vorstellung, bei Kälte und auch nur leichten Regen – wie es laut Wetterbericht nicht ausgeschlossen ist - mit ihr irgendwo da oben herumzuirren und ihr – Verzeihung! - Gejammer anzuhören, ist nicht so anziehend. Denn ich solchen Situationen kann ich mich meistens ins Unvermeidliche schicken und setze dann einfach einen Fuß vor den andern – das ist die andere Seite meiner Passivität – obwohl ich ansonsten aufs Jammern abonniert bin. Und ich kann ihr dann auch nicht helfen. Aber wir bleiben beide dabei: wir gehen. Ich sitze wieder oben am Computer und arbeite weiter am Bus-Text. Da kommt von unten der Ruf „Peter! Der Wetterbericht sagt, es regnet den ganzen Tag!“ Ich unterbreche meine Schreiberei und gehe hinunter, um mit meiner lieben Frau die Situation zu besprechen. Ich schlage vor, selbst einen Wetterbericht zu konsultieren. Ich gehe wieder hinauf an mein Laptop und bei meinem Wetterbericht schaut es nicht so dramatisch aus: kalt, aber Niederschlagswahrscheinlichkeit 20%. Ich gehe wieder hinunter und wir sind unschlüssig. Ich gehe wieder hinauf und rufe einen anderen Wetterbericht auf: Regen. Ich gehe wieder hinunter. Meine Frau ist jetzt für absagen. Ich will ihr gar nicht gleich offen zustimmen, weil ich befürchte, ich habe ihr mit meiner Bedenkerei den Spaß verdorben. Sie scheint jetzt entschlossen zu sein zu stornieren, aber hat auch Bedenken, dass sie mich dabei overrollt und ich enttäuscht bin. Als das so halbwegs geklärt ist, entscheiden wir uns fürs Absagen. Ich gehe rauf und an den Computer und arbeite weiter. Ich bin wieder am Formulieren, Nachdenken, Schreiben … da werde ich unten wieder gerufen. Der Hüttenwirt schreibt in seiner Antwort, dass wir wegen der knappen Absage den halben Preis aufs Konto sowieso zahlen mögen – damit habe ich gerechnet – und dass es am Wochenende nicht regnen wird; sein Wetterbericht prognostiziert Bewölkung, aber trocken. Wieder Aufregung, wieder Diskussion: meine Angetraute will jetzt doch gehen. Ich stimme zu und gehe wieder hinauf und schreibe den Bustext fertig. Fertig!

 

(26.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 26. Mai 2022

2712 Im Bus nach Sievering

 

Kürzlich fahre ich am Wochenende mit meiner Frau im 39A nach Sievering. Richtiger gesagt: meine Frau mit mir. Wir plaudern ein wenig; ich schaue auch gern zum Fenster hinaus, und dann fragt mich meine liebe Angetraute, was ich denn gerade lese. Dazu ist anzumerken, dass wir wochentags nicht so viel Gelegenheit zu Gesprächen haben: sie steht um 5h zum Yoga auf, bereitet dann das Essen und die Räume für die Tageskinder vor, die kommen um 8h, dann arbeitet sie hochkonzentriert den ganzen Tag als Tagesmutter, nach dem Abholen die Räume wieder umbauen (Geschirr und Wäsche mach meistens ich), hat dann an manchen Tagen Elternabend für die Eltern der Kinder, oder Spielraum für die nächste Generation an Tageskindern, die so schon ein wenig eingewöhnt werden, Elternabende für die Eltern der nächsten Tageskinder, oder auch Fortbildungen und Piklertreffen, oder sie unterrichtet Yoga; ich bleibe zurückgezogen in meinem Zimmer, verliere mich in Internet, in Schlafen, Träumen, Lesen, Musikhören, Computerspielen … und gehe erst zwischen 3 und 4 a.m. schlafen. Zurück in den Autobus: bevor ich antworten kann, fällt ihr ein, dass ich den Mann ohne Eigenschaften lese und sie fragt mich, ob ich das Buch ihr empfehle. Ich ringe um eine Antwort und äußere vorsichtig die Vermutung, dass diese eingeschobenen Essays und Reflexionen für sie nicht so interessant sein könnten, zeige mich aber für mich vom Roman durchaus begeistert. Da bittet sie mich, vom Roman zu erzählen. Nun ist es so: erstens bin ich überhaupt ein schlampiger Leser, weil ich alles unzerkaut hinunterschlinge, mir keine Namen und Figuren merken kann, eigentlich beim Lesen nur in Seele und Gedanken ein wenig aufgewühlt werden möchte. Freilich: Musils Beschreibungen faszinieren mich, wenn ich auch seine zeitgenössischen Ehr- und Sittengesetze kaum aushalte – wenn ich auch als auch noch in den Fünfzigerjahren am Land Teilsozialisierter – der andere Teil ist Sechzigerjahre und Popmusik – einen Hauch dieser alten Zeit eingeatmet habe (auf unsere Schule gab es noch Professoren mit Umgangsformen, Gesichtern und Bärten aus dem 19. Jahrhundert), oder gerade deshalb. Trotzdem verstehe ich nicht alles, seine essayistischen Einschübe sind mir meistens zu hoch und die Begrifflichkeit zu fremd, aber dennoch gibt es gerade darin Passagen, die mich hellauf begeistern und wo ich denke: der Mann hat tief in die Zeit und die menschliche Natur gesehen, fast schon ein Sehender! Kurz und gut: was kann ich zu Musil sagen? Ich fange halt irgendwie an zu reden, wiederhole, dass ich vermute, dass ihr das Buch nicht so liegt, und auf die Frage nach der Story versuche ich mich kurz zu fassen und die Figuren und ihre Verbindungen aus dem Gedächtnis zu kramen, verhedder mich schnell in den Erzählfäden, springe im Versuch, knapp zu erzählen, verwirrend hin und her und stelle fest, dass ich schon viel wieder vergessen habe. Gleichzeitig – wir befinden uns ja in einem öffentlichen Bus – schau ich mich unauffällig um, ob da jemand herumsitzt, der nach Musilexperte ausschaut. Jetzt weiß ich nicht wirklich, wie Musilexperten ausschauen können und ob es ein  gemeinsames optisches Merkmal oder wenigstens eines im Gehaben geben könnte, aber irgendwie intellektuell sollte die Person ausschauen, oder? Die Frage ist damit nur verschoben, aber anscheinend will der Geist unbedingt so eine Erkennbarkeit annehmen.  Diese Frau da vor mir? Ich überlege, prüfe, erwäge, dann steigt sie aus. Ein Mann nimmt ihren Platz ein. Tja, seine Frisur! Ein alter Mann, schaut schon intellektuell aus! Sein gleichgültiger Gesichtsausdruck – nicht zu vergessen: wir sitzen im Bus und ich erzähle hörbar die ganze Zeit zögernd und stotternd – sein Gesichtsausdruck also könnte ja auch heißen, dass er Musilexperte ist und es nicht nicht anmerken lassen will – aus fremdschämerischen Gründen und um den armen unbedarften Narren da – das bin ich – aus Mitleid zu schonen. Ich rede die ganze Zeit und gleichzeitig überlege ich, wie ich's denn am besten anlegen könnte und in meinem Vortrag nicht allzu peinlich weiterfahren. Ich entscheide mich für meine übliche Überlebensstrategie, die ich bestens kann: ich stelle mich noch blöder als ich bin, rede forciert – aber nicht zu sehr und nicht zu auffällig – dialektal, sodass der Musilexperte denken muß: das ist zwar ein ungebildeter Trottel, aber da und dort hat er's doch ganz gut getroffen. Dass mit dieser meiner inneren Parallelaktion mein Erzählfluss nun erst recht immer wieder entglitten ist und – multitasking können nur Frauen – ich noch öfter den Faden verloren habe und mich unrettbar verheddert habe, liegt auf der Hand. Ich mußte dann meinen Vortrag ganz abbrechen und bekennen, dass ich dazu nichts zu sagen habe. Ja, so war das mit dem Musilexperten im Bus nach Sievering.

(Kritische Anmerkung meiner geliebten Frau: "Frauen können auch kein Multitasking - es bleibt ihnen nur nichts anderes über! Und sie haben enormen Stress dabei.")


(26.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2711 Unbenützt und unverrückt

 

Es ist Nachmittag und ich hocke auf dem Bett in die Pölster gelehnt, habe den Mann ohne Eigenschaften beiseite gelegt und betrachte das Spiel des Lichtes beim Fenster drüben. Sonnenflecken hängen an der rechten Fensternische, ein kleiner am Boden unter dem Schreibtisch – mir ist nicht klar, wie der da hingelangt und überhaupt ob die Sonnenflecken direkt oder über das Dachbodenfenster gespiegelt ankommen – ein anderer hat sich flach auf das Deutsch-Englisch-Wörterbuch, das auf dem Schreibtisch bereit liegt, gelegt, ein wenig wird mein Kaffeeheferl von Licht genetzt und ein Gefäß mit irgendeiner esoterischen Gesundheitssubstanz, das dort schon jahrelang, wirklich einige richtige Jahre lang unbenutzt und unverrückt steht, weil ich bald nach der Erwerbung dieses Nahrungsergänzungsmittels wieder aufgehört habe, meine Nahrung damit zu ergänzen, bekommt auf der Staubschicht am Deckel Lichtschimmer ab und an der runden Seite des Deckels zwei kleine, starke, markante Lichtkulminationspunkte. Nun ist es aber so, dass offensichtlich Wolken über den von meiner Höhle hier aus unsichtbaren Himmel ziehen, denn das gelbliche Sonnenlicht wird zeitweise dünn, noch dünner, dann wieder stärker, manchmal verschwinden die Sonnenflecken, um bald wieder erneuert, befreit und erlöst ganz glücklich aufzustrahlen. Ein wunderschönes Schauspiel. Die Bühne abwechslungsreich und mehrstöckig aufgebaut, das Erscheinen und Verschwinden der Lichtgestalten kann ich ahnen, aber nicht voraussehen, bleibt also spannend, ihre langsamen Veränderungen in ihren Formen und ihren Standorten bereiten manchmal beinahe atemberaubende Situationen und Abfolgen. Keine Ahnung, worum es in diesem Theaterstück geht, aber es muß etwas eminent Schicksalhaftes und Lebensentscheidendes sein.

Die Sonnenflecken in der Fensternische sind verschwunden, die Kaffeetasse wird jetzt angestrahlt und der darunter liegende Zeilenspiegel. Auf für mich nicht nachvollziehbaren Wegen leuchtet das Türchen des mittelgroßen Kästchens, das unter dem Schreibtisch steht, und zwar so, als würde es von hinten, also vom Inneren aus beleuchtet werden. Auch ein paar Perlen der Rolloschnur bekommen jetzt Sonnenlicht ab. An den sonnenbeschienenen Teilen des Fensterglases kann ich sehen, wie schmutzig die Fenster schon sind, aber das stört mich nicht. Nichts kann mich aus meiner Betrachtung weglocken.

 

(26.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 25. Mai 2022

2710 Die Türhüter

 

Ach, die „Türhüter am Vorhof zum Paradies“ grüßen die „Zwei Visionäre“. Meine Augen grüßen den Morgen, obwohl ich wirklich nicht grüßen kann. Fast wie früher: sieben Uhr und bereit aufzustehen. Aber ich warte auf das neuerliche Einschlafen; vier Stunden können nicht genug sein – so einen sorgsamen Umgang mit meiner Energie habe ich nicht. An der Unterseite der Augenellypse zieht schon ein wenig die Müdigkeit. Diese Türhüter haben es in sich. Wie lege ich den Tag an? Es reizt mich schon, wirklich aufzustehen und meine Erledigungen gleich am Vormittag zu erledigen – dann wäre ich sie los. Ich habe dieses Kultumheft Mai – Juli auf den Seiten 10 und 11 aufgeschlagen unter dem Notizbuch liegen und da ersteres doppelt so groß ist wie zweiteres, kann ich die vier Türhüter sehen. Bei mir müßten die Türhüter sagen „komm rein!“, sonst würde ich mich nie durch das Tor treten wagen. Fast ist es auch so mit dem Eintritt in den Tag. Oder ich bekomme überhaupt eine Generalermächtigung, hier auf Erden anwesend sein zu dürfen oder gar willkommen zu sein. Die brauche ich, um dann erst ans Paradies überhaupt denken zu können. Zwischen 8 und halb 10 wäre eine gute Zeit zum Frühstücken, da wäre in unserer schmalen Küche unverstellter Platz. Meine angetackerten nackerten Weiber helfen mir überhaupt nicht, mich in den Tag zu locken, denn an meinen Impulsen ist schon längst die Vollbremsung angewachsen. Und überhaupt! (Jetzt werde ich sofort sehr müde.)

 

(25.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2709 Biedermeier

 

2:54 a.m. In mein Zimmer und meine Seele sind wieder Stille und biedermeierliche Alltäglichkeit, wie ich sie des Nachts pflege, eingekehrt: ich blicke mich im Zimmer um, schaue die Kunstkarten an, der Magen knurrt, die Augen wollen zufallen, ich schreibe an meinem täglichen Nachttext … und wirklich, die Beruhigung gelingt so gut, dass ich hier abbreche und mich schlafen legen werde.

 

(24./25.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

Dienstag, 24. Mai 2022

2708 Kommissar Zwerenz

 

Ausgeschlafen und leergeträumt schaue ich mit klarem Blick in mein Zimmer und darf wieder staunen. Worüber weiß ich noch nicht, vermutlich über die durch die Lesebrille näher heran gerückte Bücher-Bilder-Wand. Das bedeutet nicht, dass meine Augen es nicht lieben würden, immer wieder zuzufallen zu versuchen. Ich bekomme die Eingebung, dass die Welt, so wie wir sie kennen, es nicht mehr lange macht. Boaah! Was für eine überraschende Botschaft! Davon habe ich noch nie  gehört oder gelesen! Nun bringt sich der Eselei-Paragraph in Erinnerung. Eine Geschichte mit Eissalon braut sich optisch vor meinem inneren Auge zusammen; der Verwirklichungs-Point-of-no-return ist jedoch längst noch nicht erreicht. Mein Bewußtsein ist so großzügig wie die Natur. Die Katze gluckst leise vor sich hin. Krininal-Kommissar-Namen fallen mir ein: ich schlage zum Beispiel „Kommissar Behrens“ vor. Sehr kreativ, nicht wahr?! Zwielichtig wäre zweifelsfrei Kommissar Zwerenz. Ach, ich schlaf noch ein Mützchen.

 

(24.5.2022)

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2707 Das heimliche Photo meiner Frau

 

Mitleidig fast, jedenfalls wohlwollend betrachte ich die vielen lieben Kabel meines CD-Players am Schreibtisch drüben vom Bett aus. So viele sind sie gar nicht: manche hängen sozusagen doppelt zum Beispiel vom linken Lautsprecher gen Boden und gehen dann wieder zum Hauptgerät hinauf: mein unschuldiger Blick nimmt sie als zwei Kabel im Gewirr wahr (oder eigentlich: unwahr). Eher neutral, aber nicht ganz uninteressiert – vielleicht locken sie etwas hervor? - schaue ich meine nackten und halbnackten Kunstkarten an; ich will sogar das Oben-ohne-Photo meiner Frau von vor meiner Zeit aus seinem Versteck herauskitzeln. Dazu muß ich aufstehen oder zumindest bis ans Bettende robben, um die Bilderwand am kleinen Kasten zu erreichen, aber: das Versteck ist leer! Ich bin völlig überrascht! Wie kann das sein? Wohin kann das Bild verschwunden sein? Mit der herbeigeholten Taschenlampe leuchte ich unter das Bett und den Kasten, weil es ja – einfach lose hinter ein angetackertes offizielles Bild meiner Frau mit Parmesan und roter Sauce gesteckt – runtergefallen sein könnte. Nichts. Ich bin irritiert und ratlos. Zurück in meiner Schreib- Lese- und Meditationsposition auf dem Bett überlege ich: habe ich mir ein neues Versteck ausgedacht und dann vergessen? Möglich. Mich interessiert jetzt mehr der Vorgang des Verschwindens als das Bild als solches. Trotz meines Hanges zu Magie und Mystizismus – ich glaube, dass Menschen, Tiere, Bäume, Dinge aus dieser Welt verschwinden können, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenn sie mit ihrer gesamten Energiegestalt, wovon der physische Körper nur ein kitzekleiner Aspekt ist, der eben auch in das Energiekonglomerat, das alle Dinge und Wesen in Wahrheit sind, übertragen werden kann und als solches in andere Dimensionen eingehen – also trotzdem glaube ich hier nicht, dass das Foto so aufwendig aus der Alltagswelt verschwunden ist. Es muß irgendwo sein! Ich grüble herum und es läßt mir keine Ruhe: ich muß nochmals nachschauen!

Diesmal taste ich die mit überlappenden Zeichnungen, Photos, Karten, Kopien übertackerten Kastlwand ab und erspüre unter der Platanenzeichnung – ein Geschenk meiner älteren Tochter – ein Rechteck, das größenmäßig passen könnte. Ich setze zu einer ein wenig komplizierten Operation an, denn so einfach kann ich an dieses Rechteck nicht herankommen, ohne die kunstvolle Installation hier zu zerstören: indem ich in den unbebilderten Teil des Platanenzeichenblattes, der günstigerweise unter der Kopie meines Priester-Wandlungs-Bildchens liegt, das ich ein wenig hochheben kann, mit der Schere einen – dann im Normalzustand wieder verdeckten – Schnitt einritze, verschaffe ich mir einen Zugang zum Rechteck. Mit einer schönen, schlicht gezierten Mariazeller Weihrauchzange, von denen ich zwei auf meinem Hausaltärchen liegen habe – gekauft und bezahlt habe ich nur eines, aber die Verkäuferin in Mariazell hat mir irrtümlich – wie ich annehme: ich glaube nicht, dass ich sie sich wegen meines frommen Aussehens zu einem solchen absichtlichen Enthusiasmus hingerissen habe – zwei Stück eingepackt, was ich erst zu Hause bemerkt habe – will ich an das gesuchte Bild herankommen. Nach mehreren vorsichtigen und vergeblichen Versuchen – weil ich keines der angetackerten oder angepickten Kunstwerke zerstören wollte – gelingt es mir in ziemlich verrenkter, eigentlich unziemlicher Position auf dem Fußende meines Bettes kauernd das begehrte Bildchen hervorzuziehen. Mit Wohlgefallen betrachte ich die schönen Brüste meiner damals zukünftigen Frau, nicht ohne schlechtes Gewissen, weil ich schamlos in die Familienidylle ihrer ersten Ehe gaffe, was mich wahrlich, wahrlich ich sage euch nichts angeht. Darum habe ich ja das Photo heimlich an mich genommen und sorgfältig versteckt. Aber ich mache gerne Sachen, die in meiner Wahrnehmung verboten sind, nur auffliegen sollen sie nicht; das mag ich gar nicht. Heimlich ist alles möglich! Ich lege nun das Bild auf mein Nachtkastl, denn ich will es noch ein wenig betrachten und morgen überlege ich mir ein neues Versteck.

 

(23./24.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 23. Mai 2022

2706 Entladungen

 

Der Tag hat schön, heiter, richtig gut begonnen. Genauso ist er weitergegangen, und am Abend habe ich ihn erschlagen. Wieso? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe mich dabei nicht. Seit Stunden fühle ich dem nach, frage mich, welche Empfindungen, welcher Groll mich antreibt, ich komme zu ein paar Vermutungen, ein paar Teilaspekten, aber zu keiner einleuchtenden Erkenntnis. Traurig und teilnahmslos wandern meine Augen über meinen Bilderschatz an den Wänden, aber nichts erfreut mich, nichts erheitert mich, nichts fordert mich heraus. Meine Ohren surren und in meinem energetischen Inneren – es müßte so in der Gegend des Kopfes sein, teils außerhalb, teils innerhalb des physischen Schädels – peitschen vier Zuckungen oder Entladungen rein. Ich spüre sie, fast höre ich sie an den Unterbrechungen im monotonen Surren. Vielleicht sollte ich langsam mit den Scheiß-Medikamenten aufhören. In meiner Taglöhnerzeit ohne Krankenversicherung hätte ich meinen Vorfall damals, der dann als Panikattacke diagnostiziert wurde, sicher alleine und auf meine Art bewältigt; zum Arzt bin ich nur gegangen, weil ich in meinem fragilen Zustand drei oder vier Tage Krankenstand wollte. Ich habe viel Erfahrung mit Angst und Panik und kann damit umgehen. Drei innere Peitschenschläge oder Entladungen, die sich so anfühlen, im Energiekonglomerat, das ich bin. Gut, ich seufze – soll sein, dass das ein gutes Zeichen ist. Ich bin, nachdem ich den Tag, der gar nicht mir gehörte, sondern meiner Frau, zerstört habe, lange Zeit mit geschlossenen Augen auf dem Bett gehockt und wollte sie nie, nie, nie mehr aufmachen, außer ich habe die entscheidende Erleuchtung über mein Leben. Irgendwann wird mir das dann kindisch und dann, dann ist es eine Niederlage und das Öffnen der Augen eine verlorene Schlacht. Gut, ich bin zurückgefallen, umgefallen und bin besiegt. Das ist nichts Neues unter meiner Sonne, aber das hat einen solchen üblen, elendigen, grauslichen Nachgeschmack, dass mir vor mir ekelt. Das ist frivol, wenn man so etwas denkt, während man den überfressenen Bauch gluckern hört. Meine Gedanken sind noch viel anmaßender; so sehr, dass ich sie hier gar nicht preisgeben will („Wäre hier bloß Krieg, dann müßte ich das Geschäft der Selbstzerstörung wenigstens nicht selbst besorgen!“ - ich distanziere mich entschieden und sofort von dieser Überheblichkeit und schreibe den Satz nur der Wahrhaftigkeit wegen her. Und: kein Mitleid mit Selbstbemitleidern!). Ich werde jetzt wieder versuchen, die Augen zu schließen und in diesem Zustand zu verharren. Aber anders als vor ein paar Stunden ist mir jetzt heiß und ich schwitze.

Nachtrag: das Vorhaben hat nicht geklappt. Ich konnte mich nicht mehr beruhigen. So um 2 a.m. habe ich dann zu lesen begonnen, bis ich völlig erschöpft war. Aber auch da konnte ich mich nicht beruhigen. Auch einzuschlafen gelang nicht. Zwischen 3 und 4h bin ich wieder aufgestanden, habe meinen Laptop angeworfen, meine zwei Spiele Mahjongg-Festung und Solitär gespielt und über Kopfhörer „Unlimited Love“ von den Red Hot Chili Peppers angehört und diese Musik war es, die mich aus der Verzweiflung hinausgeführt hat. Einschlafen konnte ich trotzdem lange nicht, aber wenigstens ruhig liegen. Bis zum Aufstehen um 11 a.m. habe ich schlecht geschlafen und bin ständig von allen möglichen Träumen beunruhigt worden.

 

(22./23.5.2022)

 ©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2705 Vorzeitiges Ende

 

Ich hocke in meinem Super-Sommer-Pyjama im unteren Bett und betrachte den trinitarischen Baum. Aber – claro! - auch hier findet mich Frau Katz und scheucht mich auf, weil sie mit dem Futter nicht zufrieden ist. Ich habe ja versprochen, dass ich sie verwöhne, weil sie todkrank ist. Gut, das sind wir alle. Schon vom ersten Anfang an intendieren wir den Tod. Ah! Das ist mir am verschlafenen Samstagmorgen auch viel zu starker Tobak. Mehr als darüber hinwegzublödeln käme jetzt auch nicht heraus. Zurück zum trinitarischen Baum mit seiner orangenen Lampe und der kleinen weißen Papierkugel. Die plötzlich aufgedrehten Stimmen des Radios aus der Küche - zu laut, als dass ich sie ignorieren könnte, zu weit weg, als dass ich sie verstehen und zuhören könnte – irritieren meinen Gedankenfluß und bereiten meiner Schreibkonzentration, meinen Assoziationen und diesem meinen Text ein vorzeitiges Ende.

 

(21.5.2022)

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Freitag, 20. Mai 2022

2704 „Peter, weiß du wo der Nesso ist?“

 

Die Lichtschachtwand blendet im Sonnenlicht; weiter fällt ihr nichts ein. Aber immerhin ist es im Zimmer klar, hell und optimistisch, sodass sich bei mir gleich drei tiefe Atemzüge lösen. Die Katze röchelt, dass es zum Erbarmen ist; ich muß schauen, ob sie ihre Tablette gefressen hat. Oh! Die Tageskinder rufen mich und fragen, ob ich weiß, wo der Nesso ist. Ich fühle mich sinnvoll gebraucht und geehrt. Natürlich weiß ich es da oben in meinem Ausgedinge nicht. Trotzdem schleiche ich mich – die Tagis sind gerade im hinteren Zimmer und können mich nicht sehen – denn im Pyjama will ich ihnen keinesfalls gegenübertreten – ich schleiche mich also auf die Stiege in der Erwartung, dass der Nesso dort liegt. Oder auf dem von der Stiege aus gut einsichtigen Regal, wo er als Ergebnis kindlicher Wurfübungen schon manchmal gelegen ist. Nein, ich sehe ihn nicht. Vermutlich haben sie ihn schon längst gefunden, weil sie nicht mehr davon reden und möglicherweise haben sie das Peter-Rufen sowieso bloß gespielt – so als Singsang beim kollektiven Herumlaufen. Aber die Katze – plötzlich wieder agil und fit – ist mir auf die Treppe nachgestiegen und will mir – wie sie glaubt – nach unten zur Futterstelle folgen. Moment, Madam Mi-Tsi, ich kleide mich nur an, dann begleite ich dich hinunter und schütze dich vor den - wie du glaubst - gefährlichen Kindern.

 

(20.5.2022)

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2703 Nackte Munchin

 

Die neue nackte Munchin habe ich in viel zu großem Abstand von meinem Kopfpolster rechts an die Wand getackert: sie schaut aus dieser Perspektive mehr wie ein schwindlicher roter Rainer aus. Sei's drum! Selber schuld. Ich wage es kaum, auf Mali Lošinj zu blicken, weil ich ein schlechtes Gewissen hätte, aus Sinnlosigkeit (nihil est in intellectu, quod non fuerit in sensu) schon zum tausendsten Male dieses mein „Gemälde“ zu beschreiben, aber mir bleibt diese Peinlichkeit erspart, weil mir dazu nichts auf- oder einfällt. Irgendetwas Eigenartiges ist dort schon, aber ich könnte es nicht beschreiben. Höchstens dass heute in der rechten Bildhälfte die Verdichtung besonders stark ist. Von unten und aus dem Lichtschacht kommen die Morgengeräusche – es geht auf 7 Uhr – inklusive der radioaktiven Optimierungsmusik und des radiotischen Erweckungsgeplauders aus mehreren Quellen. Vor 20 Minuten war noch alles still. Mediocre Gedankengänge kommen zu keinem Ende; nur mein fragiler Wachzustand wird immer löchriger.

 

(20.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 19. Mai 2022

2702 Votivkirche (3)

 

(Übrigens: Votivkirche (1) ist 2691 „Kein Transporter“) Ich sitze wieder auf den Stufen der Votivkirche und wenn ich es nicht so genau nehme, geht es. Das heißt: nehme ich die Steine und Mauern in den Blick, aber beachte nicht die Figuren und die Gestalt der Kirche – also das Material und nicht Beformung,  halte ich das Gebäude aus (ich bin halt furchtbar sensibel, gell!). Der Weg, der in 10 bis 15 Metern vor mir vorbeiführt (ich bin kein guter Schätzer), ist viel begangen. Vor allem von Studentinnen. Der bisher noch nicht erwähnte Spielplatz ist zur Zeit kinderlos. Wieder der Wind, das himmlische Kind (Uranus). Ein Herr Pfarrer geht speisen (salve regina!), habe ich auch so einen seicherlhaften Gang? Die zwei Linden - eine links, eine rechts von mir – wiegen ihre Äste und wacheln mit ihren Zweigen. Was fächeln sie mir zu? Ich bin mir sicher: Glück, Wohlstand, Erfolg, bel ami! I geh ham.

 

(19.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2701 Endlich sitzen

 

Albertina. Jetzt kann ich vor meinen zwei geliebten Bildern – Manguin und Vuillard – endlich sitzen und die Nackte im Garten und das blaue Zimmer lange anschauen. Die Umhängung macht es möglich. Mit einem Seitensprung zur mißtrauischen und schönen Bretonin. Beim Manguin hält die wirklich prächtige rechte Arschbacke die gesamte Schöne und den gesamten Garten zusammen, ohne diese so gemalte würde das ganze Bild zerfallen. Im Blauen Zimmer sind es die Wände, wo einiges los ist, und der Boden; die junge Frau selbst wirkt stilllebig.

Und meine liebe Werefkin – jetzt hängt links das Café und rechts der Nachtschwärmer – das macht was: zwingt mich zu einem neuen Blick: der geht bei mir von links nach rechts: vorher: die Wildnis mit dem Tier und dann das Café am Stadtrand, in das man sich im nächtlichen Sturm retten kann. Und jetzt? Aus dem letzten Menschenasyl rausgeworfen in den eisigen, nächtlichen, unheimlichen Wald?

Jawlenskys abstrakter Kopf gefällt mir; würde gerne ausprobieren, mit so einem anstatt dem üblichen herumzulaufen. Und „meine“ vier Kleeblätter: davon das Zwergenmärchen, wo alles pelzig oder schon im Status der beginnenden Abstrahlung ist, schon fast eine Energiebilddarstellung, und die gleichfalls magische Krähenlandschaft – das sind meine Kleefavoriten hier. Und Jawlenskys abstrakter Kopf der erloschenen Glut, weiblich, sonst würd ich den auch als Zweitvariante zu meinem kleinen glatzerten nehmen.

„Meine“ Kokoschkas! London und Dresden, was für eine Erholung. Besonders London, das beinah schon im Himmel ist. In Dresden – kommt mir vor – kündigt sich Unheil an – aber noch sind Stadt und Land frei. Und der liebe Arbeiter der lieben derer von Motesiczky – was für ein eindrucksvoller, freundlicher Kopf. Der Beckmann daneben scheint Angst zu haben – möge ich mich täuschen. Beim Kirchner läßt sich vermuten, dass die Rustikalität bei den Kühen bald weggesprengt wird und bei seiner Stadt Löbau droht auch schon die Verlichtung vom Hintergrund herein. Heckel ist gefräßig. Gut, das habe ich gestohlen.

 

(18.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 18. Mai 2022

2700 Blackout

 

Drüben im Autobus von Was-weiß-ich-wo nach Auhof habe ich verkatert auf der Rückbank geschlafen und ein Gespräch zwischen zwei jungen Frauen mitgehört und auf diesem Weg erfahren, dass vor der Gründung der Stadt Graz das natürliche Tageslicht eine ganz andere und viel bedeutendere Rolle und Wichtigkeit im Leben der Gesellschaft gespielt hatte. Ach, die Botschaften von drüben! Wer übersetzt sie mir? Und wenn die Botschaften bloß aus meinem Unterbewußtsein kommen? Bräuchte ich auch einen Schnellübersetzer. Ich bin noch benebelt: entweder weil ich aus dem Schlaf gerissen wurde oder weil ich drüben bis zum Blackout besoffen war. Ich gerate schon wieder ins das elektromagnetische Feld der drüberen Welt – ich merke es an meinen Bewußtseinszuckungen. Der angenehme, frische und optimistische Morgen verliert schon an Anziehungskraft. Ich atme tief die kühle Luft ein und aus und bleibe so noch etwas da. Es geht drüben um den Präsidenten eines baltischen Staates; irgendeine wieder vergessene Erkenntnis ist damit verbunden.

 

(18.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2699 Mit schirchem Grinsen

 

Plötzlich packt mich von innen eine große Müdigkeit und zieht mich aus der Welt nach innen und unten. Mein Blick tendiert zur Verdoppelung, aber bleibt ungetrübt. Also werde ich lesen.

Und jetzt, nach dem Lesen blicke ich stumm im Zimmer herum und schaue, ob sich hier irgendetwas „ohne Eigenschaften“ finden lasse, aber ich weiß es nicht, weil ich nicht weiß wie und was suchen. Also blicke ich auf die Brüste der Munch-Nackten und die der Modigliani-Nackten, bevor ich mich doch lieber den anderen Kunstkarten an der Wand zuwände: der neue, hässliche Kerl rechts neben meinem Kopf gefällt mir und in das Spiegelbild derer von Motesiczky könnte ich mich verlieben, denke ich. Dann denke ich aber „nein! nicht, unmöglich!“ (ich habe keine feste Form). Jetzt wird mein Auferstandener zu einem verzerrten Totenschädel, bildmental dem Hässlichen nicht unähnlich, und das will mir jetzt genügen. Ich gleite mit den Augen noch schnell über meine rechtsseitige Bilderwand, dann richte ich die Pölster und mein Bett vom Hockmodus in den Schlafmodus. Im Badezimmer sage ich noch mit schirchem Grinsen zum Spiegel: „Mei! Bist du eine lächerliche Gestalt!“

 

(17./18.5.2022)

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Dienstag, 17. Mai 2022

2698 Meine Enns

 

9:31 a.m. Forcierte Windstille zwischen den Sturmböen. Herinnen ist die Anspannung groß. Ich arbeite zur Beruhigung dagegen.

13:25. Sonne war schon und jetzt wieder Regen. Und aus meinem großen Haus an der Enns ist auch nichts geworden: je schöner, bizarrer, großartiger, hinreißender die Umgebung wurde, desto geringer wurden meine Rechte am Besitz. Ein wenig und seitenverkehrt hat es an das nun leerstehende Eisenbahnerwohnhaus in der Wolfsbachau erinnert, genauso ein schlichter, einfacher, aber großer Bau, nur in ansprechendem dunklen Rot gestrichen (und dorthin gab es in meiner Kindheit keine Straßenzufahrt!); die Enns nicht gestaut, sondern fließend, der gegenüberliegende Hang näher, steiler und felsiger. Und die geheimnisvollen Vögel: zuerst wußte ich einfach, dass sie zu mir halten und meine Freunde sind, dann wußte ich es nicht mehr mit Sicherheit und bekam leichte Furcht vor ihnen. Und wie toll die Enns war! Die Wasserqualität war mir nicht bekannt, aber ich bin darin geschwommen. Die Landschaft änderte sich allmählich und ich entdeckte immer mehr ausgebaute Höhlen in den Felsen am anderen Ufer mit antik wirkenden Portalen, sogar ein Riesensaal mit Riesenfenstern, durch die man hineinsehen konnte, anscheinend leer stehend, und immer mehr und mehr Höhleneingänge. Das hat gar nicht mehr wie die Wolfsbachau ausgeschaut, sondern viel dramatischer. Und dann gehörte das einsame, große, schlichte, nüchterne Traumhaus auf der schönen grünen Uferwiese nicht mehr mir. So kann es gehen! Desorientiert und tief traurig ob des Verlustes des einsamen Hauses, das Gottseidank so gar nichts Idyllisches an sich hatte, hänge ich nun im Bett und versuche, meine Gefühle Richtung Alltagswelt und Frühstück auszuwerfen. Die Enns, die war hier so schön, wie sie da aus dem Offenen, Hellen bei Weißenbach in meine wunderbare Abgeschiedenheit hereingeflossen kam – in Umkehrung der realen Fließrichtung - noch golden leuchtend vom Licht dort am Eingang zu dieser sanften, nicht allzu tiefen Schlucht, die nächste Menschenansiedlung nicht allzu weit, doch hinter dem Flußknick nicht zu sehen – was für ein angenehmes Arrangement! – mit stiller, abgeklärter Fröhlichkeit kommt die Enns hereingeflossen – mir ist zum Weinen, dass sie nicht mehr mein Leben begleitet und mir nicht mehr Wohnstatt und Dasein bereichert.

 

(17.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com


2697 Meine nackten Weiber

 

Die Gegenstände in meinem Zimmer summen mich stumm an, aber ich habe mich ihnen noch nicht richtig gewidmet. Meine nackten Weiber streife ich nur freudlos mit dem Blick, dann habe ich den Blick zu meinen vier Landschaftsbildern gehoben, die da im Dunklen unterm Plafond hängen. Auch dort rührt sich nichts. Staubpartikel schweben durch den kleinen, beleuchteten Bereich; ob sie auch im Dunklen schweben, kann ich mit meinen Mitteln empirisch nicht beantworten. Mein Blick scheint ganz betrübt zu sein und bleibt es auch, nachdem ich die Brillengläser geputzt habe. Weil es so ist oder weil ich die Gläser nicht sauber bekommen habe?

 

(16./17.5.2022)

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Montag, 16. Mai 2022

2696 Votivkirche (2)

 

Ich sitze auf den Stufen der Votivkirche und lasse mir von der falschen Gotik in den Rücken lügen (dieser geniale Satz verdient eine 2.Auflage – auch weil schon in der ersten Auflage die Beschreibung dem Beschriebenen vorausgegangen ist), aber dieses antireligiöse, verlogene 19.Jahrhundert-Bauwerk beschattet mich an diesem heißen Tag (dieser Satz ist nicht ganz so genial, verdient jedoch auch eine zweite, korrigierte Auflage; ansonsten detto). Wieder streicht der Wind, das himmlische Kind, über Arme und Unterschenkel (die Hose geht knapp über das Knie). Der Rasen ist niedergemäht, wie es der Common Sense unbedingt verlangt, und von dem Caritas-Kleidersammlungs-Container dachte ich zunächst von der Weiten, er wäre eines dieser mobilen Kloboxen. Ein Hund kam zuhu den Frauen/ und hechelt vor sich hin … die Frauen sitzen fünf Meter vor mir auf den Stufen. Das königinnenliche Hotel wirkt mir zu geschleckt. Trotzdem: Salve Regina. Aszendent und Deszendent gehen in Popform (AC/DC) beleibelt zweimal an mir vorbei. Eine Radfahrerin fragt mich auf Englisch (oh Gott! Ich kann keins!), ob diese sogenannte Kirche geschlossen ist. Ich hoffe, ich habe ihr verständlich machen können, dass der Haupteingang auf der anderen Seite liegt, aber sie fährt nicht weiter. Sie wird schon wissen, was sie tut. Nur so als Steine und Mauern betrachtet sind die Stufen und Mauern eh recht schön, als Detail. Das Gesamtkunstwerk: nein. Die Linden links und rechts sind prächtige Bäume, die anderen Bäume im Park gehen auch, wie sie so schön da stehen. Etwas schwerfällig und mit steifem Kreuz erhebe ich mich von meinem Sitzplatz und mache mich auf den Heimweg, wobei ich die Straße des 8.Mai quere.

 

(16.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 15. Mai 2022

2695 Am Westbahnhof

 

Am Westbahnhof ist herunten auf Erden alles so geräte- und gestellhaft, aber dafür habe ich freien Blick auf den fast vollen Mond. Der schwarze Himmel und diese Leuchtkugel da oben; wenn ich die Nase rümpfe, wird er gequetscht. So alt mußte ich werden, um diese Fähigkeit zu entdecken! Wahrscheinlich sind es diese Himmelskörperlampen – auf mich wirkt er, als wäre er von innen beleuchtet. Wenn ich lange hinschaue: ein reichlich absurdes, fremdartiges, schwebendes Ding.

Ich bin meine Frau abholen und weil ich schon so nervös war, überpünktlich. Aber ich warte gerne. Der Mond kommt mir jetzt kleiner vor, aber quetschen läßt er sich noch. Hinter mir fährt dieser ständig tüdelnde Zug endlich ab. Den Geräuschen nach zu schließen sitzt hinter mir ein Liebespaar. Eindeutig: der Mond eiert im Stehen. Seine Konturen sind mehrdeutig. Seine Unschärfe ist orange mit Gelb. Sein Strahlenkranz wechselt von rund zu kreuzförmig und wieder zu rund und dann in eine Pfeilform. Ich höre: jetzt küssen sie sich. Das Surren der Lokomotiven im Stehen – Klimaanlage und so. Richtige Männer töten keine Koyoten. Kurz ist der Mond rein und sauber, dann oszilliert er wieder. Einfahrende Züge heulen; ausfahrende Züge röhren. Noch 15 Minuten. Der Mond ist wieder klar. Jetzt zuckt er wieder. Ich rieche, rieche Tábakrauch. Die Zigarette danach. Noch 10 Minuten. Der Mond brennt sich durch eine unsichtbare Papierwand, nur um das Brandloch schimmert sie sichtbar auf. Der Zug soll kommen: mir fällt zum Mond nichts mehr ein.

 

(14.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 14. Mai 2022

2694 Meine Bettstatt knackst

 

10:30 a.m. Die Hafenstraße von Mali Lošinj platzt auf und will ihre Geheimnisse preisgeben. In Rettenschoess zieht ein fast unsichtbarer Nebel über die Gründ'. Die Telefongespräche draußen im Hof und aus den offenen Fenstern des Nachbarhauses gehen bis hierher. Veli Lošinj ist wie immer am Transzendieren. Meine Bücher entschließen sich, eine ganz selbständige Mauer zu bilden. Eine übergroße Trauer, die ich bis in die Leibesmitte als Schmerz spüre, überkommt mich plötzlich und unerwartet. Es ist wohl das vergebliche Leben, das sich meldet. Mir wird fast schlecht vor Trauer. Es gibt auch keinen Grund nervös zu sein, der Tag ist in seinen erwartbaren Anforderungen bewältigbar: Einkaufen und Frau vom Bahnhof abholen. Von irgendwo weit weg tönt eine Kirchglocke her – für mich immer noch eine freudige, tröstende Botschaft. Ich rühre mich nicht, aber meine Bettstatt knackst. Im linken Ohr ist eine befremdliche, gasförmige Substanz eingedrungen und kitzelt mich. Ich denke, ich bräuchte nur mit dem Finger ins Ohr stierln oder die Muskeln des Gebisses ein paar Mal anspannen und loslassen und das Phänomen wäre erledigt, aber ich bin wie gelähmt. Jetzt fällt es mir erst auf: die linke Seite! Ist es mein Tod, der mir etwas ins Ohr flüstern will? Zuckungen in den Beinen. Mein Bewußtsein dreht sich innen so schnell um seine Achse, dass die innere Welt nur mehr aus  bunten, waagrechten Strichen besteht. Die Katze geht über die Stiege und draußen singt eine Amsel. Jetzt beginnt das Ganze sich ins Alltägliche aufzulösen. Das Aufstehen rückt näher.

 

(14.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 13. Mai 2022

2693 L'amour est bleu

 

Die Möwe schaukelt für mich mein Bewußtsein in den Tag. Die Katze, die auf meinem Schreibtisch schläft und immer sofort merkt, wenn ich aufwache und die Augen aufschlage, erhebt sich und schaut mich fragend an, ob sie zu mir schmusen kommen darf. Ich sage ja und unterbreche das Schreiben. Sie versteht mich fast immer und kommt. Ihr Schnurren übertönt das Surren in meinen Ohren.

Ich ordne in Gedanken meinen Tag. Ein Großeinkauf beim Hofer scheint die aufregendste Herausforderung des Tages zu werden; ich halte dort den Trubel und die Enge schwer aus, und die von den Kunden (und mir?) mitgebrachte gierige und raffende Atmosphäre. Das Personal dort ist jedoch erstaunlich gelassen, ruhig, professionell und kompetent. Ich werde es überstehen.

Ich zögere mit dem Aufstehen, weil ich mir Rasieren und Duschen vorgeschrieben habe; auch ein kleiner Berg, den ich erst mental überwinden muß.

Ja, die Depression ist ein Hund. Ich bin jetzt ja ganz zufrieden da im Bett und glücklich, aber will nicht hinaus in die Welt, wo ich mich ständig überfordert fühle und unfähig. Wenn ich dann zum Beispiel einkaufen gehe, ergibt das im besten Fall eine clowneske, kasperlhafte Performance, wenn ich beim Hofer meinen Mut zusammennehme und den Mann auf der Bodenreinigungsmaschine frage, wo der Mozzarella ist, weil ich ihn schon minutenlang vergeblich gesucht habe, x-mal am Regal hin und her und oben und unten, und er dann die Maschine stoppt, absteigt und mir zeigt, dass er direkt vor meiner Nase im Regal liegt. Ich sage dann: „In Wien nennt man das schaasaugert“ und wir lachen und ich sage noch: „Gottseidank haben wir im Wienerischen ein paar kräftige Ausdrücke“ und er dann lächelnd „ja“ sagt. Ich bin dann über die Kommunikation sehr glücklich und freue mich wirklich, dass ich den sanften Trottel gespielt habe und nicht beschimpft wurde.

Die Tagis unten sind schon schlafen gegangen: also wird das ein Frühstück ohne Kaffee, weil die Kaffeemaschine zu laut mahlt. Ich wüßte nicht, wie ich deren Geräusch lautmalerisch transkripieren könnt'! Nachdem ich das geschrieben habe, habe ich das Gefühl, etwas geleistet zu haben, um aufstehen, frühstücken und mich der Welt zeigen zu dürfen. Dieser kleine lautmalerische Scherz, der vielleicht jemandem irgendwann und wenn in hundert Jahren ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern kann, ist die Anzahlung für den Tagessatz an meine unsichtbaren Schutzgelderpresser, sodass ich die Chance habe, den Tag wenigstens als Selbsterniedrigungsclown zu überstehen und nicht derschlagen oder die Stiegen hinuntergestoßen zu werden. So schaut's in meinem Inneren aus!  Meine Depression ist im Kern nichts anderes als das unsägliche, zutiefst verankerte Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Und unter Singen des Refrains von „bleu, bleu, l'amour est bleu“, das in mir einfach so aufgestiegen ist, ohne woher und warum, stehe ich auf und gehe ins Badezimmer.

 

(13.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2692 Nein

 

8:00 a.m. Wie bestellt und nicht abgeholt hocke ich im Bett. Nämlich aus dem Träumeland in die Realität bestellt, weiß ich nichts damit Rechtes anzufangen. Ich versuche erste Sätze. Selten kommt es vor, dass ich einen Satz durchstreiche. „Die Katze kämpft um ihren Atem“ - das war mehr Realität als ich vertragen habe. Durchgestrichen. Erst als sie mein Zimmer verlassen hat, konnte ich meinen dann akzeptierten, egozentrischen, eh nur leicht selbstmitleidigen und typischen ersten Satz formulieren – siehe oben (alles Lebbige muß raus). Ja, jetzt schwimme ich in diesem übermüdeten Betrachtungsbewußtsein nahe an der Grenze zum Träumen - mein bevorzugter Schreibzustand – und locke Ideen, Bilder und Sätze an und stelle ihnen Fallen aus fingierter Bedeutsamkeit und Sprachspielerei. Ich werde mein Garagentor, das dem der Schwiegereltern gegenüber liegt, offen lassen; tapfer gegen mein Empfinden überwinde ich meine Angst und mein Schutzbedürfnis. Eine sanfte innere weibliche Stimme sagt hörbar und erstaunt, betroffen, bestimmt und langezogen in schöner Sprachmelodie „Nein!“ Pause. „Nein!“ Nun befasse ich mich in schlampigen Gedankenfluchten mit der Schönheit unserer Verfassung: ohne Ergebnis. Typische Baugeräusche, aber aus geträumter Ferne. Gestern oder vorgestern waren sie noch real. Ich atme tief durch und lege mich zum Weiterschlafen flach.

 

(13.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 12. Mai 2022

2691 Kein Transporter

 

Ich sitze auf den Stufen der Votivkirche und lasse mich von der falschen Gotik in den Rücken lügen. Aber dieser Neunzehntes-Jahrhundert-Dreck beschattet mich an diesem heißen Tag. Sirenen einer Rettung auf der Straße. Ja, genau, auf der Straße, in diesem antireligiösen Sakralbau hinter mir wird keine zu finden sein. Viele Leute gehen vorbei. Der Wind läßt mein Lesezeichenbandl flattern, streicht fühlbar über meine nackten Wadln und Hände, bewegt Zweige und Äste, und läßt Kleider und Stoffe wölben oder drückt sie gegen verschiedene Formen. Die Poesie des böigen Windes, der immer wieder von Neuem ansetzt. Ein Weizer kommt aus der Tiefgarage, dann ein Oberwarter; Schweizer ist keiner dabei, dafür ein Auto der Justizwache – kein Transporter – also für die Hautvolee. Zu meinen Füßen liegt eine abgerissene Pflanze, vielleicht sogar ein Wilder Lattich oder auch nicht. Ein gut beformtes gelbes Kleid geht etwas patschert vorbei. Bei dem jungen Paar, das fünf Meter vor mir und mit dem Rücken zu mir auf den Stufen sitzt, öffnet der Wind bei ihr ein wenig die Rückseite der Bluse, sodaß ein wenig Rücken frei wird und die tiefansetzende Hose gibt den ersten, obersten Schatten der Arschspalte frei. Ich beschließe, nach Haus zu gehen und etwas zu essen. Jetzt ist ein Neusiedler vorbeigefahren. Adieu!

 

(12.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2690 Text komm heraus!

 

2:12 a.m. Ich rücke mich und die Pölster zurecht, auf dass ich bequem im Bett schreiben kann. Somit sind die Vorbereitungen abgeschlossen und nun: Action! Text komm heraus, du bist umzingelt! Was habe ich heute geleistet? Einkaufen, eine sechziggrädige Wäsche, zweimal Geschirrspüler: mit allem drum und dran: eiräumen, ausräumen, aufhängen. Drei Textlein eingetippt, ein paar Kommentare Facebook (die meisten sollten lustig sein), vieles daselbst geteilt, zwei Krimis, eineinhalb Zibs, Text über Traumata gelesen, verschiedene Infos zu allem Möglichen (Aktuelles, Anthropologisches, Astronomisches …), Katzenarbeit, den Mann ohne Eigenschaften, das war's im Großen und Ganzen. Gute Nacht!

 

(11./12.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

Mittwoch, 11. Mai 2022

2689 Die Ehebrüche

 

7:27 a.m. Der Krieg wird noch lange dauern, habe ich im Vorbeigehen gehört. Ich bin noch im Träumeland, schwanke in der unwirklichen Wirklichkeit, meine Handgriffe und Entscheidungen und Gedanken – Katzenfutter ist genug da, brauche nicht nachfüllen – kosten meine gesamte Konzentration und Energie. Der Mann mit dem Mondpuzzleteil überm Kopf, ist er der Täter? Ich bin jetzt ganz hoch und schaue auf die Menschen hinunter, die da unten auf der Wiese ganz klein sind. Die Photos möglicher Täter – Moment! Moment! So schnell derschau ich die nicht! … Zu spät, wieder weg. Wie soll das mit den Ehebrüchen weitergehen? Die reißen beim Küssen den Mund viel zu weit auf. Die sogenannte Wirklichkeit hält meinem Schlafbedürfnis nicht stand.

 

(11.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

 

2688 Ich ergebe mich

 

3:32 a.m. Bruchstücke versunkener Musik im Kopf, aufgewühltes, lebhaftes, abwechslungsreiches Surren im Ohr sind die Augen müde. Ich weiß nicht mehr, was ich den ganzen Tag getan habe. Rasieren und baden fällt mir ein. Das war's? Schaut so aus. Die Augen fallen mir immer wieder zu. Gut, ich ergebe mich.

 

(10./11.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2687 Sommer?

 

Ist der Sommer da? Ich weiß nicht so recht. In meinem Stapel der aktuellen Kleidung am Sessel lagern noch drei Pullover. Will ich denn, dass der Sommer da ist? Ich weiß nicht; ich bin noch nicht so weit. Da muß ich natürlich lachen: der Sommer, und ob ich so weit bin, wird nicht mein Problem sein, eher Spätherbst, Winter, Lebensende.

 

(10.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 9. Mai 2022

2686 Ich bin zu dick

 

Ich bin zu dick. Ein Mann meines Alters sollte schlank, ja dürr sein. Oder wenn dick, dann rundherum, nur keine alleinstehende Wampe! Und mein Kopf ist zu klein, das Kinn zu schwach, die Schultern zu schmal, den Bauch hatten wir schon, das Becken zu breit – jemand hat einmal gesagt: wie bei einer Frau. Die Beine wären richtig, aber der Oberkörper ist falsch.

Und jetzt mein Zimmer: nein, mit meinem Zimmer bin ich rundum zufrieden. So zufrieden, dass ich jetzt sogar mich zum Schlafen bette.

 

(8.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2685 Ein Hoch auf meine Depression!

 

Ein Hoch auf meine Depression! Ich stelle mir gerade vor, ich wäre ein Pensionist mit forciertem Tatendrang: ich mache einen Kurs für Senioren, damit ich als Senior vor Senioren irgendwelche Seniorenkurse halten kann zur Hebung ihrer Stimmung, Bildung, Moral, Gesundheit, Weltsicht, zur Überbrückung meiner und ihrer Wartezeit auf den Tod. Furchtbar! Das wäre in echt furchtbar. Da jammer ich doch viel lieber auf meinem Abstellgleis herum und beweine mein Ausgedinge ohne ingedings gewesen zu sein. Ach, wie schön ist das Leben im Abseits!: Lesen, Musik hören, Krimis schauen, In den Einwortgedichten und anderen Wortspielen posten, kommentieren, schreiben, schlafen. Vor allem schlafen und träumen. Ist's edler im Gemüt? Wer weiß das schon. Im edel renovierten Traditionskaffeehaus schreibe ich das nieder, und für ein traditionelles Kaffeehaus ist hier der Kaffee gar nicht so schlecht. Übrigens habe ich heute Kreuz. Und ich schreibe zur Überprückelung der Wartezeit auf Maestro P. Ich bin es, der überpünktlich ist. Wollte unbedingst das Terrain sondieren. Ich warte sowieso gerne. Lieber warte ich auf den Tod, als dass ich ihm entgegenzapple. Wenn er dann da ist, dann erst ist die Zeit zum Zappeln. Während ich jetzt warte schaue ich mich um und habe den Eingang im Blick: Meister P ist da.

 

(7.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 6. Mai 2022

2684 Nein, doch nicht

 

Der Hafen von Mali Lošinj ist ein weit aufgerissenes Maul, das Boote, Segel, Meer und Aufruhr speit. Die Dinger haben sich regelrecht aus dem Bild gewölbt. Und das zu Mittag. Rettenschoess wird heimlich durchfurcht und in Veli Lošinj schießt ein Strahl weißglühender Lava Richtung Häuser und Pappel. Ganze Büchergruppen im Regal verschwinden und blitzen dann wieder auf. Auch Mali Lošinj hat eine eigenartige Lichtbewegung; nicht gleich ersichtlich über die leuchtende Wolke vom Himmel herab ergießt es sich über eine Hausfassade auf die Straße, nicht allzuweit von dieser aufgewühlten Stelle in der Biegung. Das Ganze spitzt sich zu. Was für eine schöne, feuchte Stille, die an einen ländlichen Sommermorgen erinnert. In meinem Gesichtsfeld schwimmen Dinge leise und sanft hin und her und manchmal kräuselt sich etwas. Ich werde mir Musik aufdrehen. Nein, doch nicht.

 

(6.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2683 Aus dem Off

 

Die Stimmen aus dem Off  sind längst verklungen, jetzt höre ich die fröhlichen Tageskinder. Erstaunlicherweise schreibe ich hier schöner und leserlicher als drüben – und das will was heißen! Meine jenseitigen Aufzeichnungen kann ich überhaupt nicht lesen, auch nicht mühsam, meine diesseitigen nur manchmal nicht.

 

(6.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2682 Nach Admonter Weise

 

„Fackeln nach Admonter Weise“ und ich habe keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Ich brauch auch keine Ahnung nicht. Die Gegenstände, die ich betrachte, haben alle schmutzige Schmutzränder. Ich sitze in einem Karussell, das sich nicht dreht. Die Stille ist unterschwellig unfreundlich heute, vielleicht aber bin ich es. Bin ich es? Mein Harndrang sitzt nicht in der Blase, sondern ist nur so ein Gefühl im Schwanz.

 

(5./6.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2681 Maske

 

Der Morgen. Elmsfeuer über einem Buch. Und wieder weg. Mein Gesicht verfällt und schrumpelt wie eine Maske, und stülpt sich dabei um, wie ein rasant verwelkendes Laubblatt. Was macht mein Kopf jetzt so ungeschützt ohne Gesicht? Es zieht und zuckt ein wenig. Es knarrt und knarzt in der Wohnung. Ein Sackgefühl dort, wo das Gesicht war. Sie – anscheinend war mein Gesicht weiblich – sie muß sterben. Absolute Stille jetzt.

 

(5.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2680 Soeben

 

4 a.m. Ich habe soeben, in der Tiefe der Nacht, wenn die meisten Bewußtseine schlafen oder träumen, und somit für mein waches viel Platz und Entfaltung möglich ist, entdeckt, dass ich ein Betrüger bin. Zum Beispiel verstehe ich nichts von dem, was ich lese, aber täusche vor, verstanden zu haben. Schlimmer noch: ich glaube es selbst. Und grinse dabei hintergründig, so dass meine Aussage jederzeit als ironisch durchgehen kann. Dabei habe ich nichts verstanden, alles Aufgenommene ist bloß in einen stinkenden Bottich gefallen, wo es gärt und üblere Gase bildet. Das gilt nicht nur für meine Leserei, sondern auch für mein Leben. So geh ich mit allen Begegnungen um. Alles unverarbeitet und unverdaut und kommt zu keinem Ergebnis und keinem Ende. Keine Gestaltung, nur zufällige, unwillkürliche Ausflüsse. Und wahnwitzige Vorstellungen von mir selbst. Das hindert mich Männele ohne Eigenschaften nicht daran, mich jetzt zu Schlaf zu betten.

 

(3./4./6.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 3. Mai 2022

2679 Der Stier

 

Nichts sagend sind die Bilder an der Wand, die Bücher im Regal, die herumlehnenden Kunstkarten und das Licht im Zimmer. Mein Geist ist nicht erwacht. Es ist kühl und windstill, aber alles ist näher gerückt wie im Föhn. Da senkt die Wirklichkeit ihren mächtigen Kopf und stößt wie ein Stier mit den Hörnern. Ich habe den „Stier“ wie als energiebildliche Einlage im eher flachen Realitätsrelief gesehen: aus verzerrter Substanz gebildet und wie geschildert beweglich. Ich versuche es nochmals so zu beschreiben: im Bild meiner Wahrnehmung verlaufen Verzerrungen, die die Konturen eines Stiers bilden, der sich bewegt und seinen mächtigen Schädel senkt und mit den Hörnern stößt, als würde er mit einem Angriff drohen. Noch ist er relativ weit weg. Ich kenne jedoch einen Fall im Bereich meiner Vorfahren, wo ein Stier einen Peter getötet hat. Aja, und mein Vater hätte morgen seinen 99. Geburtstag.

 

(3.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2678 Das 128 bin ich

 

9:49 a.m. Die Möwe über mir schaukelt und mein Gehirn schaukelt mit. Die Möwe hängt nun schon beinahe still und die Augen fallen mir immer wieder zu. Aber dort sehe ich nur grau. Eine Frau bedankt sich für den langen Aufenthalt in Bulgarien. Ich denke jetzt an Jana Vizjak. Was ist aus ihr geworden? Unten kommen die Tageskinder herein, heroben die Katze. Sie entscheidet sich für den Fensterplatz hinter meinem Schreibtisch. Jetzt wieder in Spanien. Drei Auftritte wurden mir angesagt: 127 – 129; 128 bin ich.

 

(29.4.2022)

©Peter Alois Rumpf  April 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

2677 Kleine Kontemplation

 

14:48. Ich geh nicht hinunter zu den Tagis, weil ich mich krank fühle. Und jetzt scheint die Sonne sogar auf das Kaffeehäferl auf meinem Schreibtisch und läßt es golden leuchten. Eine klösterlich erinnerte Nachmittagsstimmung, obwohl ich noch gar nicht gefrühstückt habe. Die Kontemplation stößt an ihre Grenzen und Überdruss mischt sich herein. Sofort ist die Sonne weg. Sobotka ist ein Gauner. Zurück zur Kontemplation. Jetzt bin ich doch schon hungrig, aber ich warte voller Ungeduld.

 

(28.4.2022)

©Peter Alois Rumpf  April 2022   peteraloisrumpf@gmail.com