Freitag, 19. Juni 2009

43 In Gedanken, Worten und Werken

Dies ist ein Nachtrag zum vorigen Artikel über die verschiedenen Arten zu kämpfen. Ich will näher erläutern, warum ich glaube, dass Beten mehr bewirkt als Agitieren.
Unsere geistigen Aktivitäten, unsere Gedanken, unsere Überlegungen, unsere Intentionen usw. senden so etwas wie Strahlen aus; daraus entsteht etwas, das mit einem Magnetfeld vergleichbar ist, das wiederum unser persönliches geistiges Umfeld und damit unsere Gedanken, somit auch unsere Worte und Handlungen beeinflusst. Jeder unserer Gedanken beeinflusst also das geistige Klima unserer näheren und weiteren Umgebung; und dieses Klima wirkt wieder auf unsere persönlichen Gedanken, Überlegungen, unsere Gefühle und Empfindungen zurück. Das ist etwas Grundlegenderes als das, was man gemeinhin „geistiges Klima“ nennt. Denn es geht dabei nicht um „öffentliche Meinung“, schon gar nicht um „veröffentlichte Meinung“, sondern um eine Atmosphäre, die wie eine Art Hintergrundrauschen manche unserer Gedanken fördert, andere erschwert; manche unserer Empfindungen leichter ins Bewusstsein hochsteigen lässt, andere verhindert. Und das durchaus auch auf geographische Orte bezogen. Nebenbei gesagt ist das auch der Grund, warum in allen Kulturen angehende Schamanen, Novizen, Initianten aller Art sich eine zeitlang abseits der menschlichen Herde aufhalten müssen – in der Wildnis, im Wald, in der Wüste – weil sie damit leichter andere Gedanken als die der Herde denken können, andere Bilder sehen und andere Wahrnehmungsmuster entfalten lassen können als im unmittelbaren Einfluss des Commonsense.
Natürlich ist auch die öffentliche Meinung Teil der auch geistig bestimmten Lebenswelt, aber was ich hier zu beschreiben versuche, spielt sich auf einer tieferen und damit grundlegenderen Ebene ab.
Wenn eine Frau auf dem Weg zur Abtreibung ist, wird sie – so vermute ich – auf Agitation und versuchte Beeinflussung, besonders wenn sie aggressiv-dual daherkommt (wir Guten – du Böse!), eher ablehnend reagieren. Wir verbleiben dabei auch auf der Ebene der Meinungen. Aber ein geistiges Kleinklima, das ihr hilft, den in ihr garantiert lebenden Wunsch, das Kind zu bekommen, den Gedanken, das Kind nicht abzutreiben, in ihr Bewusstsein hochsteigen zu lassen, kann zu ihrer Umkehr führen. Darum ist die absolute Askese und Selbstdisziplin der Betenden – auch in ihren Gedanken – so wichtig: es geht nicht darum, dieser Frau etwas zu sagen, was sie in ihrem tiefsten Inneren schon weiß, sondern darum, ihr zu helfen, ihren Empfindungen Raum zu verschaffen; ihren Empfindungen! Es geht eben nicht darum, diese arme Frau mit Agitationsmüll zuzuschütten; mit Agitationsmüll (von der anderen Seite) ist sie sowieso schon zugeschüttet, sonst würde sie nicht dorthin gehen. Die Arbeit der Beter ist es, Müll wegzuräumen. Hat die Frau aber Platz für ihre Empfindungen, können sich die Gedanken ihres Herzens entfalten, so hat sie leichter die Chance darauf zu hören und umzudrehen.


© Peter Rumpf 2009 peter_rumpf_at@yahoo.de

Montag, 8. Juni 2009

42 Verschiedene Arten zu kämpfen

In manchen katholischen Medien wird berichtet, dass es auch in Wien vorkommt, dass in Kirchen Gebetsandachten für ungeborene Kinder von Abtreibungsbefürwortern gestört werden. In den Mainstreammedien ist mir kein Bericht darüber aufgefallen.
Was dort schon berichtet wird ist, dass Betreiber von Abtreibungsambulanzen sich beklagen, dass immer wieder ihr Personal und ihre Klientel von Abtreibungsgegnern angesprochen, belästigt oder beschimpft werden.
Ich weiß nicht, was von all dem wahr ist. Denkbar ist, dass übertrieben oder gemogelt wird. Möglich ist auch, dass beides stimmt.
Jedenfalls machen es auch die Abtreibungsgegner falsch, wenn sie vor Abtreibungsambulanzen missionieren und Plastikembryos verteilen – so glaube ich zumindest.
Wenn ich Christ wäre, würde ich es so machen: mehrere Gleichgesinnte mieten eine Wohnung in der Nähe der Ambulanz und treffen sich dort zum Beten. Am Besten wäre ein 24-Stunden Gebetsdienst. Aber – und das ist ganz wichtig – kein Türschild, kein Plakat, nichts, gar nichts weist darauf hin, was da geschieht. Auch die Leute, die dort zum Beten hingehen, tragen keine Sticker, Aufkleber oder ähnliches – gar nichts, was auf Abtreibungsgegner hinweist. Die Leute kommen nur zum Beten, nicht zum Missionieren, nicht zum Demonstrieren, nicht zum Agitieren. Also absolute Askese, strengste Selbstdisziplin bezüglich Agitation; wer sich nicht an diese Regel hält, darf nicht mitmachen. Totales Fasten, was die eigene Wichtigtuerei betrifft. (Ich bin ja bei Döbereiner in die Lehre gegangen und da lernt man, sich die Frage zu stellen: steht man im Dienste der guten Sache oder steht die „gute Sache“ im Dienste meines Egos, meiner Wichtigtuerei etc. – im zweiten Fall missbraucht und zerstört man die „gute Sache“.) Also, die Teilnehmer machen nur Gebetsarbeit und vertrauen nur auf das Gebet. Kein Mensch sonst weiß, dass in dieser Wohnung für Mütter und ihre Babys gebetet wird.
Ich glaube daran, dass dies mehr bewirken würde, als alle Propaganda am Ort.

© Peter Rumpf 2009 peter_rumpf_at@yahoo.de

Nachtrag 5.9.2010:
Heute wurde mir ein Mail geschickt mit dem Hinweis auf ein Video, das zeigt, wie Lebenschützer in Wien attackiert werden: Hier der Link: http://www.gloria.tv/?media=95774