Sonntag, 30. September 2018

1120 In meinem Lichtschachtzimmer


In meinem Lichtschachtzimmer hat schon die Dämmerung eingesetzt und ich habe die Schreibtischlampe und die Leselampe beim Bett an. Da sehe ich am Schreibtisch sitzend im Dachbodenfenster mir gegenüber einen Stock höher sich das letzte Sonnenlicht am Rauchfang, von dem gerade eine Ecke hinter dem Dach hervorschaut, sich spiegeln. Die Sonne legt ihr letztes Leuchten auf diese kleine Ecke des Rauchfangs, die da hinter der Dachkante – alles bloß im Dachbodenfenster gespiegelt – hervorschaut, und wird schwächer. In meinem Kopfhörer lausche ich „Sphere“ von John Frusciante und Josh Klinghoffer, und – ich kann es und will es nicht anders formulieren – ein unsäglicher Schmerz steigt auf oder kommt herab und erfaßt meine ganze Seele.

Dieses Leuchten, unerreichbar, ruft so eine große Sehnsucht in mir wach, so eine Sehnsucht! Meine Augen weinen innen. Doch um nichts, nichts möchte ich diesen Moment missen.










(29.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 29. September 2018

1119 Richtig!


In elegisierender Vorbereitung zum Schreiben wische ich im soeben aufgeschlagenen Notizbuch zart, besonnen, verträumt und mit Andacht ein Katzenhaar von der leeren Seite. Der zweite Cappuccino steht neben mir. Den ersten habe ich für die Falterlektüre verbraucht (würde man heute noch eine Zeitschrift so nennen? Ich frag ja nur!) („Woher kennen wir uns“, grübelt der Interviewte. „Von den Mensasitzern in Graz, noch zu Zeiten des Straßentheaters, am Tisch des großen Kommunikators H. Watzke“, antworte ich. Aber mich fragt ja niemand.) (Und alle anderen sind schon zu jung.)
Ich war überall dabei und bin nirgends angekommen – siehst du, das Elegische schlägt schon durch!

Was ist das jetzt? Kopfweh noch beim zweiten Kaffee; normalerweise verschwindet dieses Entzugssymptom spätestens nach dem dritten Schluck.

Im Moment bin ich wirklich die einzige Person in der Kaffeebar – alle anderen sitzen draußen – ich lese und schreibe lieber in geschlossenen Räumen – gerne auch mit offenen Türen und mit Fenstern – wie auch die Sprache ein in diesem Sinne geschlossener Raum ist, aber mit Öffnungen nach draußen, wo immer etwas hereinkommen und hinausgehen kann – also da sitze ich allein und habe es – wie schon berichtet – mit mir oft recht lustig. Der ungewöhnliche und ehrfurchtgebietende – in der Schnelle ist mir kein anderes Wort eingefallen – Kontrast zwischen dem Lampen- und dem Sonnenlicht an Boden und Wänden: da liegen Welten dazwischen, obwohl beide angeblich gleich schnell unterwegs sind. Ich hab's mit diesem herbstlichen, spätnachmittäglichen, schon ins Abendliche gleitende Sonnenlicht, das schon auf das Ende des Tages (und das Ende des Lebens) verweist. Meine stärkste Zeit. Abschiedsstimmung.

Richtig! Ich muß noch einkaufen gehen: Zimtstangen, Brot, Butter, Pfefferminztee, Joghurt, Ahornsirup, Äpfel, Bananen, Kürbis, Geschirrspülertabs, Waschmittel, Billigessig (für die Wäsche), Klopapier.

Und dann im Geschäft habe ich noch Oliven mitgenommen.









(28./29.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 28. September 2018

1118 Im abgedunkelten Zimmer


Im abgedunkelten Zimmer kommt das gelbe Leuchten durch den Türspalt herein. Das laute Aufpiepsen einer Nachricht beim gerade hochgefahrenen Handy schreckt mich und läßt mich gleich zwei Stufen auf der Skala des Munterwerdens überspringen. Ein Hustenanfall treibt mir die Tränen aus den Augen.

Die tolle Musik der vergangenen Nacht spielt noch in meinem Kopf nach. Moment! Ich überprüfe das mit dem Kopf: … ja, sie müßte tatsächlich im Kopf sein. Von vornherein ist es ja nicht klar, wo gerade das eigene Innere sitzt.

Ich unterbreche meine Innenschau für die Katze, die sich neben mich gesetzt hat – oder gelegt – die Übergänge sind fließend – und gestreichelt werden will.

Das Lachen, Singen, Rufen und Jauchzen der Tageskinder einen Stock tiefer und ihr fröhliches Füßegetrampel - weil sie gerade gemeinsam herumlaufen - das kommt als schöner, lebendiger Auftrieb herauf.

Diesen könnte ich gleich zum Aufstehen nützen. Eilig habe ich es jedoch trotzdem nicht. Ich genieße diese Momente, einen nach dem anderen. Somit bin ich ein wenig eingesunken – immer noch genießend – und plötzlich ist vor mir für einen kurzen Augenblick das Portrait einer unbekannten Frau mit nacktem Oberkörper aufgetaucht. Gleich bin ich – zack! - aufgewacht, aber beim nächsten Mal will ich dort länger verweilen.









(28.9.2018)














©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1117 Viel Spaß mit mir selber


28.9. 2018 2Uhr früh. Ich gestehe es: ich habe schon viel Spaß mit mir selber! Ich kann nicht schlafen, weil ich mir Geschichten ausdenke – genauer gesagt: Tagträume in der Nacht. Wegen denen muß ich lachen und bin fröhlich und munter. Der Held der Geschichten bin natürlich ich. Meistens erkläre ich etwas oder halte einen Vortrag, und meistens knüpft die Geschichte an eine wirkliche Szene in meinem Leben an. Ich korrigiere und verbessere meine Lebensszene oder entfalte sie richtig, wo mir zum damaligen Zeitpunkt nichts eingefallen ist oder ich im Totstellreflex weder agieren noch reagieren konnte. Ich bin in diesen Geschichten gescheit, schlagfertig, fröhlich, geistesgegenwärtig, großzügig, bescheiden - ohne mein Licht unter den Scheffel zu stellen, edel (das andere ist gut getarnt – ich bin aber wirklich edel! In den Geschichten!), im Lehren erfolgreich, fasziniere meine Zuhörer. Und Zuhörerinnen. Nachdem ich die Geschichten nicht aufschreibe, brauche ich sie auch nicht zu Ende ausdenken und kann sie – wenn sie mir fad oder zu unübersichtlich werden – einfach bleiben lassen und neue ausdenken. Oder ich komme überhaupt assoziationsbedingt vom Hundertsten ins Tausendste. Inneres Fernsehen mit ausgiebigem Herumzappen (und es gibt auch zweifelhaftere Kanäle).

Es bleibt nicht aus, daß ich mich in meinen Geschichten erkläre und rechtfertige. Da wird es dann oft weniger lustig bis depressiv. Aber heute Nacht besteht keine Gefahr dazu. Ich bin ein erfolgreich Lehrender. Manchmal, an besonders lustigen Tagen biege ich das fast bis zum Kabarettisten hin! Das sind ja auch die zeitgenössischen Prediger und Geschichtenerzähler.

Ja, Geschichten erzählen, das tu ich gern, auch im wirklichen Leben. Und ich bilde mir ein, ich kann es auch im wirklichen Leben gut! (Wie gesagt: heute habe ich optimistische Tagträume!)









(28.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1116 Mut zur Lücke


Gestern Nacht hatte ich beschlossen, mir heute den Luxus eines Frühstücks im Café zu gönnen, und zwar nicht erst zu Mittag. Deshalb hatte ich den Handywecker auf halb sieben gestellt. So bin ich heute aufgestanden, habe die Wäsche in die Waschmaschine gegeben, mich rasiert, dann geduscht, das Katzenklo ausgeräumt und den Sack mit dem Kack zum Transport bereitet, alles fertig gemacht, die nächste Wäsche vorbereitet – bei uns daheim bin hauptsächlich ich das Wäschermädel und es ist nicht so, daß ich nie echte und unechte respektive vierzig-Grad-geeignete Wolle verwechselt hätte – habe mich ausgehfertig angezogen und mir die MP3-Stöpsel in die Ohren gesteckt und habe mit akustischer Begleitung von Ataxia die Katzenscheiße in den Müllcontainer geschmissen, die Bäume da im Hof gegrüßt und bin losmarschiert.

Hier finde ich eine morgendliche, lebhafte Stimmung vor; lauter junge, tüchtige Leute frühstücken, plaudern und arbeiten hier.

Beim Verspeisen des wunderbaren Frühstücks ist mir die Zahnlückenverblendung zum dritten Mal herausgefallen. Jetzt wird es mir zu blöd! Mut zur Lücke, Bekenntnis zum Alter. Besser ein anderes Thema.

Anderes Thema: was mache ich? Ich betreibe ideenloses Herumsitzen. Alle anderen Schreiber hier laptopisieren. Ach geh, Freundchen, lass dir was einfallen! Zu satt? Kannst du um diese Zeit (Vormittag) nur im Bett (Traumfetzchen auf-) schreiben?
Gut, dann Ortswechsel.

Der Ortswechsel ist vollzogen, das Schreiben jedoch stockt genauso. Dafür habe ich jetzt fünf Bücher mehr. An der Buchhandlung bin ich – bei der Erledigung eines Besorgungsauftrags meiner Frau dort in der Nähe: Picksocken für die Tageskinder – zweimal tapfer vorbeigegangen, aber an den Bücherkisten des edlen Antiquariats – das habe ich nicht geschafft. Der Bücherstapel neben meinem Bett ist schon trinitarisch.








(27./28.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 26. September 2018

1115 Cappuccino Nummer zwei


Sehr angenehme frankophone Musik. Cappuccino Nummer zwei. Mein fast tägliches Ritual zum Verlassen meiner Rückzugskammer: Besuch im Paim oder im Espresso Burggasse – ich wechsle ab – inklusive akzeptieren meiner Kaffeesucht: ich kämpfe nicht mehr dagegen, ich gebe mich ihr hin. Für den Weg gibt es Unterstützung durch meinen MP3-Player (hauptsächlich RHCP und John Frusciante). Also sind meine Ausflüge in die Welt hinaus nicht ganz drogenfrei.

Nun sehr schöne anglophone Musik, lyrisch und melodiös.
Eine Lieferung kommt an.

Ich sage das jetzt ohne jeden Zynismus, obwohl ich da als sechsmonatiger Krankenständler entspannt herumsitze: es ist wirklich beglückend und bereichernd, Menschen bei der Arbeit zuzuschauen, wenn sie sie kompetent erledigen: je nachdem: flott, selbstsicher, „männlich“ - zum Beispiel die Lieferung – aber auch die Arbeitenden im Café, wie alles zubereitet, abgewaschen, gestapelt, vom Stapel genommen wird – die schöne, wirklich schöne Selbstverständlichkeit, mit der alles getan wird, die gekonnten Bewegungen. Arbeit ist wirklich Auseinandersetzung und Austausch mit der Welt und kann den Arbeitenden und den Betrachter beglücken.

Vielleicht lerne ich so leben.









(26.9.2018)












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1114 Uschi Obermaier


Schon wieder habe ich viel zu lange geschlafen und die Augen wollen immer noch zufallen. Und wieder fällt mir der Kugelschreiber aus der Hand – die Augen sind also geschlossen. Ich lege meine rechte Hand auf die Katze statt zu schreiben, diese schnurrt dankbar.

Wenn da nichts weitergeht, dann muß ich mit einem Gewaltakt aufstehen und unter die Dusche. Der Gewalttäter und der Träumer ringen, wiewohl der Träumer nur passiven Widerstand leistet. Schade, ich will schon wieder zu viel und mache mir zu viel Druck. Warum fallen mir jetzt Uschi Obermaier und die Rolling Stones ein? Schon zehn. Um Mitternacht hatte ich das Licht abgedreht. Ich kämpfe immer noch gegen das Absinken und halbherzig ums Aufstehen. Denn ein Teil von mir fragt: warum soll ich aufstehen? Es gibt keinen Grund. Ich habe frei.

Ja, ja, meine „morgendlichen“ Schreibversuche.

Ah! Jetzt! Jetzt macht es plötzlich: blobb! - ich spüre das eindeutig körperlich und kann es beinah hören – und die zähe Masse, die mich eingehüllt hat, ist weggezogen. Jetzt kann ich einfach aufstehen. Der Kampf hat eindreiviertel Stunden gedauert nach neuneinhalb Stunden Schlaf.










(26.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1113 Ich lege den Roman beiseite


Ich lege den Roman beiseite und Trauer legt sich auf mich.








(25./26.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1112 Zum dritten Mal die Lücke gestopft


Eingequetscht – denn draußen ist es kalt, herinnen dicht. Zum dritten Mal die Lücke gestopft (Zahn). Ach, ich war ein schlechter Tischler und Tischlereihilfsarbeiter! Mir gefallen die übereinandergeschlichteten Metalltabletts; zwei Stapel mit schönen Lichtspiegelungen. Ich blicke mehr zu Boden, wenn ich nicht in Zeitungen oder ins Notizbuch schaue. Denn ich bin „Gar nichts!“

Gewusel: Füße zucken, Geschirr klappert, Finger tippen in Laptops, Münder reden und kauen, Köpfe wackeln, Leute gehen, Wasser in Gläsern zittert, Schatten huschen, Stimmen erschallen, Schrift fließt aus Kugelschreiber, Haare werden aus der Stirn gestrichen, bekratzt, geschüttelt, Flüssigkeiten getrunken und geschluckt, Essen in den Mund gehoben, geschoben, gestopft und geschluckt, Kippbilder kippen, Ohrringe schaukeln, Schallwellen breiten sich aus und überlagern sich, die Displaybilder auf den Handys gehen an, bewegen sich und gehen aus, Stirnen runzeln sich und werden geglättet, …

Die zwei Türme der Kaffeemühlen im Zentrum meines Gesichtsfeldes fallen mir erst jetzt auf. Die Spiegelregalwand mit den Gläsern ist so schön!

Was könnte ich als Katalysator benutzen? Frage ich die Schicksalsgöttinnen. Es sollte etwas weitergehen!








(24.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1111 Ich schaue erstaunt auf


Ich schaue erstaunt auf, wie wenn ich nach einem Knall den Kopf gehoben hätte, aber es gab keinen Knall; ich habe einfach das E-Book beiseite gelegt, mich im fremdelnden Raum umgesehen und das Surren in meinen Ohren wahrgenommen, als wäre es vorher nicht da gewesen. Schwermut und Trauer. Woher? - ich weiß es nicht. Ich rette mich in die Müdigkeit. Ich meine, ich kann mir auch andere Fluchtwege denken, aber dieser scheint mir der leichteste zu sein – wo ich doch schon zum Lesen im Bett gelümmelt bin. Ja, ich arbeite Richtung Müdigkeit, blicke mit der Lesebrille auf der Nase herum, damit alles verschwommen und düster bleibt.









(23./24.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 20. September 2018

1110 Schöne Grüße an Frau Burg!


Schöne Musik, die Lebensfreude, Fröhlichkeit und Schmerz zugleich ausdrücken kann. Die ersten zwei Schluck vom Cappuccino schon gemacht.

Dreizeitungspause.

Vorbeiziehende Autos und Motorräder, auspuffende Raucher und Raucherinnen, FußgängerInnen, RadfahrerInnen draußen. Ich atme flach ein und aus – wie ich bemerke – und sogleich kommt unwillkürlich ein tiefer Atemzug.
Kinderwägen ziehen ihre Besitzer vorbei – im Sog der Schieber. Verkehrt geschobener Roller – das Rad unter der Lenkstange am Boden, das Rad hinterm Trittbrett in der Luft – von links nach rechts.
Pölster auf Steinsockeln, auf denen dann die Raucher von drinnen draußen sitzen.

Seit der „schönen Musik, die Lebensfreude, Fröhlichkeit und Schmerz zugleich ausdrücken kann“ sind mindestens eineinhalb Stunden vergangen, in denen ich vor mich hingeschaut habe, auf die Straße, in die Spiegelungen der Glastür, im Lokal umher, in Zeitungen, auf Menschen (vorne und hinten), auf die Häuserfront auf der anderen Seite der Gasse (Schöne Grüße an Frau Burg!) im Sonnenschein, ins Leere.

Die Bewegungen rundherum geben mir die schöne Illusion, mitten im Leben zu sitzen, aber hinter dem Kaffeehaustischchen einigermaßen in Deckung. Das Glas mit dem Wasser habe ich immer konzentriert rechts um den Tisch herum zu meinem Mund geführt, um die Tischplatte nicht mit Wasser zu benetzen, damit mein Notizbuch und damit mein Geschreibsel nicht in Gefahr kommt, verwischt zu werden, so verwaschen es auch sein mag.










(20.9.2018)












©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1109 Das ist einmalig


Heute habe ich mich schon um sieben Uhr aus dem Schlaf geschält, ohne daß mich die Katze zwischen vier und fünf aufgeweckt hatte. Das ist einmalig. Ausgeschlafen bin ich jedoch noch nicht, obwohl die Stunden ausreichen müßten.

Der Bildschirm mit der Zeitanzeige vor mir ist verschwunden, deshalb mache ich die Augen auf. Aber diese wollen wieder zufallen, sie wollen den anderen Blick.

Die übrigen Wissenschaftler von der Akademie der Wissenschaften sind vor den Bildschirm getreten; mir ist der Kugelschreiber aus der Hand gefallen.

An der Wohnungstür läutet die Glocke, aber nicht für mich. (Kennen Sie Wilhelm Busch? Auch ein wenig zweifelhaft, oder?)

Irgendein technisches Gerät aus den anderen Dimensionen piepst mich an. Ich weiß nicht, worum es geht, aber ich kann ja erst einmal mein Handy aufdrehen.









(20.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1108 Ich huste gequält


Ich huste gequält. Zwei Minuten hat der Anfall gedauert; jetzt ist er vorbei.
Das ist eigentlich schon alles!

Ich warte noch ein wenig auf Eingebungen; wenn nichts mehr kommt, bette ich mich zum Schlafen.

Ein dreistößiger Huster kommt noch. Und noch einer. Sonst nichts. Die trinitarische Struktur scheint bei den Hustern beliebt zu sein.

Der dritte ebenfalls dreifaltig.

Keine Sorge! Ich bin bloß ein Mensch, der schreibt. Vielleicht übriggeblieben.

Ach ja: kennt ihr Daniil Charms?








(19./20.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1107 Heute jazzig und bewölkt


Heute jazzig und bewölkt. Ich sitze im Trockenen. Rechts links schreiben und links rechts; zum Beispiel auf die Ellenbögen. Noch passender, wenn man Linkshänder ist. Rechts ist das linke Links. Und umgekehrt. Aber wen kümmert das? Mich. Und das genügt für eine Notiz. Heute habe ich übrigens zu drei Zeitungen gegriffen.

Immer noch schmerze ich den Hals, aber das Schlucken geht schon deutlich leichter. Ich schlucke Kaffee, Wasser und ein kleines Schnittchen (dafür brauche ich kein Pflaster).
(Am Pflaster der Großstadt Wien.)

Wieder - der Größe im Raum nach: Wasser, Kaffee, Schnittchen (ergo: zweite Kaffeebestellung). Reihenfolge in der Zeit: Kaffee (ein Schluck), dann Schnittchen, dann Kaffee (zwei Schluck), dann Wasser. Weil ich in meiner Scheinanwesenheit mir gar nicht gemerkt habe, ob ich wirklich Wasser getrunken habe: ich konzentriere mich und trinke möglichst aufmerksam einen Schluck Wasser. Aber wen interessiert das? Mich. Und das genügt für eine Notiz.

Gipsyjazz im Lokal. Die Musik im Lokal wechselt die Gegend (Griechenland?). Dafür kommt auf der Straße eine echte, lebendige Gipsykapelle näher und spielt vorm Lokal. Der liebe Gott spielt DJ und mixt beides zusammen; offensichtlich ist er gar nicht so monotheistisch, sondern mischt gern. Während ich beim Musikgeschmack zum Monotheismus neige; zumindest zu ziemlich strengen, monotheistischen Phasen. Zur Zeit ist es RHCP. Ja ich weiß schon: vier Personen. Na und? 1 Gott = 3 Personen + Maria = 4 Personen; und dann noch unzählige Subs ( = Heilige mit eigenen Zuständigkeitsbereichen). Also katholisch geht sich das alles aus. Auch wenn ich ausgetreten bin.

Jetzt sehe ich an der Häuserfront gegenüber, daß die Sonne durchgekommen ist (eine Bestätigung! Eine Bestätigung!). Wegen der Sonne werde ich wohl losgehen.


Nein! Umdisponiert. Zurück! Gleiches Lokal, anderer Platz. Und jetzt: Ingwertee. Radikaler Wechsel. (Also: das ist egal, ob im Kleinen oder Großen: Alles ist im Ganzen enthalten und beeinflußt es und im Einzelnen ist alles und … regnet's jetzt?)

Von der Straße her klingt es nach Regen, ich sehe jedoch keinen. Gibt es unsichtbaren Regen? Oder rein akustischen Regen? Oder gibt es so unentschiedene Übergangsbereiche? Oder bin ich mit dem Auge hier und mit dem Ohr ein paar Kilometer weiter? Ich wechsle zu meinem ursprünglichen Tisch zurück. Nocheinmal: an allem ist alles ablesbar; die gesamte Weltgeschichte vom Urknall (Gottseidank: heute keine Blähungen) bis zu diesem Augenblick und weiter in alle Zukunft. Alle Fäden aus der Vergangenheit bündeln sich hier und alle Fäden in die Zukunft gehen von hier aus, von diesem Wechsel von Tisch vier auf Tisch fünf. Aber jetzt warte ich schon auf meine große Tochter und kann mich nicht mehr aufs Belehren konzentrieren.

Gurr.









(19.9.2018)













©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1106 Die erste halbe Stunde ist entscheidend


Die erste halbe Stunde ist entscheidend. Ich habe mich aufgesetzt und schon kippt mein Geist weg und will sich mein Bewußtsein in den Schlaf stürzen. Aha, könnte da nicht irgendeiner der Dschinns am Werk sein? Es juckt mich am Gaumendach und es gibt einen ungewöhnlichen Druck im Ohr.

Ich bin nichts im Volkstheater.

Ich muß baden, husten und den Nacken schmerzen.









(19.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 18. September 2018

1105 Nach einem passablen Tag


Jetzt am Abend, nach einem passablen Tag, beginnen sich Trauer und Schmerz auf mich zu senken – ich weiß nicht woher, was, wieso. Immer mehr. Ich werde nicht nervös, auch wenn ich keine direkte Ursache erkennen kann. Indirekte gäbe es viele. Ich verstünde schon gerne, was sich da wieder zusammengebraut hat, aber wirklich beunruhigt bin ich nicht. Vielleicht verdränge ich es auch. Gesichtsloser, abstrakter, anonymer Schmerz und ebensolche Trauer. Früher war das viel öfter. Aber auch heute taucht ein paar Mal kurz und schnell das Bild auf: Pistole an den Kopf und aus! Das wird mir immer hineingeschwindelt. Eine fremde Installation, in meiner Kindheit andressiert, die ich schon längst durchschaut habe und die mich nicht beunruhigt. (Außerdem wäre ich sowieso zu blöd, mir eine Waffe zu besorgen und könnte damit nicht umgehen. Nein. Davon droht keine Gefahr!) Am ehesten beunruhigt mich der Hauch Sinnlosigkeit, der mitfließt; aber ich habe starke Glaubenssätze, die auch gegen stärkere Sinnlosigkeit helfen, zum Beispiel: Man braucht dem Tod nicht zulaufen, er schleicht einem eh ständig hinterher und derglengt einen sowieso irgendwann. Oder: in diesem Bereich ist jede Abkürzung ein schmerzlicher Umweg. Und: ob Sinn oder nicht – man kann es selber nicht überblicken. Außerdem: allein durch sein Leben reichert man sein Bewußtsein an und übergibt es im Sterben dem Universum, das sich dadurch seiner bewußt werden kann; je mehr Bewußtsein, desto besser.

Heute heißt atmen hauptsächlich husten, und das ist bloß lästig. Sonst nichts.










(17./18.9.2018)













©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1104 Greifen wir zur Zeitung


Die unglaublich schöne schwermütige Musik des Balkans … ist jetzt schon aus. Meine Ankunft hat sie verscheucht. Generalpause. Nun geht’s weiter mit Gitarrenmusik, die ich ethnologisch nicht zuordnen kann. Afrika? Möglich. Aber Afrika ist riesig und vielfältig. Gitarrenmusik hat bei mir immer große Chancen, daß ich sie mag. Greifen wir zur Zeitung.

Es waren zwei Zeitungen, zu denen ich gegriffen habe.

Meine Augen fühlen sich von innen glasig und eine wenig fiebrig an. Moderater Husten. (Moderat, nicht Moderator; auch nicht Mode-Rater).

Husten fällt mich an. Nocheinmal.

Die leichte Fiebrigkeit macht mich ein wenig daneben; edler ausgedrückt: entrückt.

Was kann ich mir noch einfallen lassen? Kommt noch was? Schwerfälligkeit. Mein Geist purzelt herum und merkt und reagiert zu langsam und droht von jedem Hauch weggeblasen zu werden.

Angenehm ist, daß noch zwei Personen hier schreiben - an Laptops. Ich fühle den Hochmut des Handschreiberlings.

Genug ist schon genug.








(17.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


1103 Ich huste mich an die Oberfläche


Ungern lasse ich die Traumwelt los, obwohl da Krieg herrschte und ich war mitten drin, noch dazu als „Verräter“, der die „eigene“ Armee (die deutsche!) möglichst unauffällig, aber effizient bekämpft, mit Kanonen und MG-Angriffen aus einer Stellung heraus, wo ich allein bin.

Ich huste mich an die Oberfläche. Die Namen der Tageskinder sind mir noch nicht zugänglich; ich kämpfe einige Minuten mit meinem Erinnerungsvermögen, bis ich sie wieder weiß. Mein kleiner Sieg ist gleich wieder gefährdet; ich sinke wieder ein. Ich gehe zur Bushaltestelle, aber der Bus scheint gerade weggefahren zu sein. Sofort nach dem Aufschreiben sacke ich wieder hinunter. Die Tageskinder singen mich aus dem Schlaf; zum Aufstehen reicht's nicht.

Wie so oft. Was? Weiß es nicht mehr.

Ich rege ein Bad an; für meinen Patienten. Hä?
Dreiviertel der Treppe habe ich schon bewältigt, das letzte Viertel muß ich noch schaffen.

Oh! Oh! Schlechtes Gewissen, weil ich schreibe und nicht aufstehe? He! Wo sind wir denn!
Ich kann nicht umhin: eine gewisse depressive Tönung hat das Ganze.

Ich trage einen Minirock und sause eine große Rutsche hinunter.
Jetzt bin ich in einem Stiegenhaus und unten beim Hauseingang schläft ein Hund.
Der Magen knurrt kräftig. Das habe ich fast übersehen. „Er knurrt“, behauptet der Traum, während ich eine Frau küsse. Ich weiß nicht recht, ob die Szene nicht nachträglich installiert wurde. Es ist alles so undeutlich und grau.
Ich suche eine Treppe oder den Lift nach oben, habe mich aber im Gebäude verrannt.
Bin ich der ÖBB-Chef? Möglich. Die Werbeeinschaltung war zu kurz, um mir sicher zu sein. (Wer hat das bezahlt?)
Oh! Die Szene habe ich noch gar nicht hergeschrieben.

Ich muß mich jetzt zwingen: Aufstehen!
Meine träge Masse reagiert nicht.
Ich klappe das Notizbuch zu; vielleicht hilft das.

Es hat nicht geholfen.






(17.9.2018)







©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


Freitag, 14. September 2018

1102 Schauder


Im Traum kann ich durch Wände gehen. Jetzt, im Espresso, kann ich nichteinmal durch die Wand sehen – ich sitz nämlich im hinteren leeren Raum, weil im vorderen alles voll ist. Ein wenig schade, denn ich schaue gerne den Menschen zu (woajöör) (das heißt natürlich auch: ich lasse mich auf nichts ein).

Schauder über den Rücken, mehrmals – ich liebe diese „Wort“meldungen des Energiekörpers, wenn ich sie auch nicht recht verstehe.

Schöne, ruhige afrikanische Musik aus den Boxen schenkt dem lebenden Moment Ernst und Tiefe und die ihm zustehende Fröhlichkeit und Melancholie.


Bald muß ich gehen.


Bald ist jetzt.











(14.9.2018)













©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1101 So


So! Ich lege die Zeitungen weg, nachdem ich den Standard, der von meinem Vorleser völlig verblättert und durcheinander war, geordnet habe, richte mich auf und schaue herum. Ein Schauder läuft mir über meinen Rücken, links redet eine elegante Dame recht Ostmittelbairisch – das ist nöisch – mit Wiener Einsprengsel, rechts ißt ein Deutscher. (Kleines Detail am Rande: dieser Gast und die deutsche Kellnerin haben beide die Speise als „Eierspeis“ bezeichnet! 1:0 für Österreich!)

Mein neuerlicher Schauder bringt ein paar Gramm Transzendenz ins Lokal. Die Leere vor mir - weil die meisten draußen im Schanigarten sitzen – verstärkt diesen Effekt. Irgendeine unerkannte Bedeutung sickert und diffundiert durch die Wände, die Wände der Realitätsgrenze, die mir in meiner Bildsüchtigkeit und Metapherngeilheit mit den schönen, blauen Wänden des Lokals zusammenfallen. Daß die Kellnerin nicht gleich dazugekommen ist, die Musikanlage mit Nachschub zu füttern, hat diesen Transzendenzeffekt durch die eingetretene Stille nochmals verstärkt. Aufgefallen ist es mir erst, als die Anlage wieder zu swingen begonnen hat.

Oh! Das Leben ist so schön! So komplex! So vielschichtig! So geheimnisvoll! So spannend! So reich! So bunt! So überraschend! So hintergründig! So atemberaubend! So klar! So dicht! So voll! So still! So klangvoll! So undurchschaubar! So sprechend! So mitteilsam! So … erheischend! Für manche so leicht! Für manche so schwer!  So fröhlich! So traurig! So … einfach so!

So nährend! So elegant angezogen! So nackt! So herrlich! So fraulich! Und wieder einer meiner geliebten Schauder. In diesem Sinne: so Schauder-voll!

So jung! So kraftvoll! So zart!

….......










(13.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1100 Na guat!


Eingerollt wie ein Embryo bin ich aufgewacht und mit dem Eindruck, ich hätte mit dem Kopf nach unten geschlafen. Erst langsam schiebt sich die Wahrnehmung zurecht und gehorcht den Gesetzen der Alltagswelt. Die Traumkomponenten greifen noch immer in den Wachzustand über. Obwohl ich mich überhaupt nicht an den Trauminhalt erinnern kann, ist der Traum – bild- und inhaltslos – unglaublich präsent.

Die fröhlichen Spiele der Tageskinder – ganz ungestört aus ihrer eigenen Dynamik heraus - also nicht: „kommt Kinder, jetzt machen wir einen Kreis und spielen Bi Ba Bu ...“ - das überhaupt nicht – diese autochtonen Spiele strahlen akustisch und energetisch vom unteren Stockwerk bis zu meinem Stockwerk herauf und helfen mir, meine Alltagsweltanteile zu stabilisieren.

Allmählich stelle ich mich auf „Frühstück“ ein und beginne mit den mentalen Vorbereitungen dafür. Ich mache mir klar, daß ich mich vorher unbedingt noch rasieren muß, überlege, wann ich duschen werde und beginne, auch meine Muskulatur „mental“ auf die baldige Aufsteharbeit vorzubereiten.

Chef an Muskeln: „Wia schauma aus? Faungma dann aun?“ Muskeln an Chef: „Bist deppat? Jetz' schou? Scheein pomali! Mia mochn des scheein polako! Nua kaan Stress! A oida Maun is kaa Schnözug! Außadem miassma nou die Schreiwarei owafoahn!“ Chef an Muskeln: „Is schou guat! Is schou guat! Mochts kaane Wöön!“ Muskeln an Chef: „und die Kotz wüü ah nou gschtreichlt wean!“ Chef an Muskeln: „Na guat!“











(13.9.2018)












©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1099 Fürs Erste, Zweite und Dritte


Reggae, Geräusche: unter anderem Schnittlauchhacken, Paprikaschneiden, überhaupt: Frühstück. Große Buntheit. Das war's fürs Erste.

Fürs Zweite: RadioSwisssTschäääss, Cappuccino – wie üblich. Zeitung kommt gleich. Momentan zersägt das Saxophon meine Konzentrationsversuche. Lange sitze ich da und gaffe ins Leere (außen und innen). Ach ja! Die Zeitung.      Schluß.

Fürs Dritte: Zähne, Zähne, Zähne.










(12.9.2018)













©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 11. September 2018

1098 Der alte Šerbinek


Dem Blues aus den Lautsprechern steht inside nichts gegenüber: kein Blues, keine Euphorie – vielleicht bin ich gerade dabei, etwas herbei zu schreiben. Wir werden schon sehen, in welcher Stimmung ich das Espresso verlassen werde, jedenfalls mit ein, zwei Cappuccinos intus.

Zwei Cappuccinos wie ich jetzt fest stelle. Meine Zehen heben und senken sich abwechselnd im Takt der Musik.
Da fällt mir der alte Šerbinek aus meiner Jugendzeit ein, der mit seinen Enkelsöhnen gešimpft hat, über die šeußliche Musik, die wir im Radio gehört haben – ich bin gerade auf Besuch - aber dabei mit dem Fuß im Takt mit wippt. Oder weiß ich das nur aus Erzählung?

Manche Erzählungen sind so lebendig und auf den Punkt gebracht, daß ich glaube, sie erlebt zu haben. Aber ich sehe ihn doch da in der Ecke sitzen, mit überšlagenen Beinen (oder doch nicht?), die Augenlider tief heruntergesenkt durch šmale Šlitze herschauend, ein štiller Mann, der nur selten redet, aber jetzt šimpft und mit dem Fuß wippt.

Nun ist der zweite Cappuccino da. Der erste unvergleichliche Schluck.

Übrigens: ich bin kein großer Bluesfan, so als Hintergrundmusik passt's heute; jetzt geht’s schon mehr in Richtung Rhythm and Blues. Bei mir fängt es erst so richtig im nächsten Stadium an, ab 1967. Mit Ausreißern in beide Richtungen.

Hey Mister Simon! Ah na, er war es gar nicht, der da vorbeigegangen ist.

Apropos gehen: ich gehe nun auch. Ich freue mich darauf, mit den RHCPeppern in meinen Ohrenstöpseln.







(11.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1097 Mehr wird’s nicht mehr


Es ist so weit. Wenn die Zugluft durch die Zahnlücke pfeift, dann bin ich endgültig und unwiderruflich (sowieso!) alt. Alt. Mehr wird’s nicht mehr. Muß noch die Fivehundred auftreiben für die Prothese. Jetzt muß ich klein beigeben. Ha, ha, ich hole mir gleich die Kleine Zeitung von der Zeitungsablage. Aber in diese Staijerska-Idylle passe ich auch nicht. Obwohl ich schon nachschau, wie der ATV Irdning gespielt hat (ATV – da wissen wir schon, wo die hingehören!)
Dabei: Irdning: 1185 Jedenich – von slawisch *jedl'nika "Tannbach" – passt auch, daß die Einheimischen „Irling“ sagen, beziehungsweise zu meiner Zeit den Namen so ausgesprochen haben.

Die schöne Musik bleibt und bleibt schön. Immerhin.










(10./11.9.2018)












©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1096 Ganz heftig


Mühsam ziehe ich mich aus Schlaf und Angst. Seit langem wieder große Angst am Morgen. Was ist los? Die Angst sägt mir mein Fundament ab, nicht händisch – wie ich gern säge – sondern mit einem schwebenden Kreissägeblatt auf Hochtouren.

Noch verstehe ich es nicht. Verwirrt rutsche ich immer wieder in den Schlaf zurück; mein Alltagsbewußtsein will nicht und nicht anspringen, dauernd stirbt es stotternd ab. Ich bekomme die Augen nicht auf. Mit Gewalt reiß ich sie auf, nur damit sie gleich wieder zufallen.

Ah, Gottseidank, die Tageskinder kommen. Mit ihrer lauten Lebendigkeit bearbeiten sie meinen Schlaf- und Angstkokon von außen, ohne daß sie es wissen. Danke, ihr Lieben!

Ja, der erste Schritt ist gelungen: die Augen sind offen. Eine Zeitlang. Dann sickert die innere Lähmung von innen her durch und besetzt auch wieder meine Gliedmaßen und Außengrenzen.

Jetzt weiß ich es: ich empfinde meine soziale und bescheidene finanzielle Sicherheit in Frage gestellt. Jetzt ist der Stress wieder da. Und die Angst. Und meine Kreuzschmerzen, ganz heftig.









(9./11.9.2018)













©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 8. September 2018

1095 Mit schwer herabgesenktem Kopf


Ich + gähne + gähne + gähne. Dabei ist es erst halbfünf am Nachmittag und ich habe vier Kaffees intus (im Namen des Vatergens + des Muttergens + und des Ahnen- + Zeitgeistgens) (Angeblich bauen/spinnen die Spinnen/Spinner unter Kaffeeverabreichung die verwirrtesten Netze/Text-ilien; wirrer als unter Cannabis, Schlaftabletten, Ecstasy, LSD.) (Also mich hebt's schon aus!)

Ich schau mit schwer herabgesenktem Kopf dem Sekundenzeiger meiner Sturm-Graz-Armbanduhr – ein furchtbares Gerät! - beim Weiterhüpfen zu. Die Eiswürfel klirren - nicht im Winde – sondern im Glas, wenn ich mit dem Strohhalm umrühre. Der Zucker hängt schief in seinem Glasbehältnis, bildet eine Miniatur-Leite – Leit'n, wie man bei uns gesagt hätte. Zwei Flüchtlingsbücher, die es hier im Paim gibt, habe ich schon.
Bezahlte Anzeige: Neue Belanhungsstragetien in der Onkellogie (Also mich hebt's schon aus!).
Die Tischplatte ist hier von schönem dunklem kühlem Braun mit Holzfaserungseffekt.

Ich muß nicht verrückter tun, als ich bin. Als ich bin genügt schon.









(8.9.2018)










©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 7. September 2018

1094 Die rote Resopaltischplatte


Ich bin gern unter jungen Leuten, wie hier im Espresso. Ich meine, ich schaue nur herum, denke auch, daß ich mich verdächtig mache, aber trotzdem – möglicherweise will ich mein Alter nicht akzeptieren, dabei steht heute auf meinem T-Shirt: sterblich. Vielleicht trage ich das bloß deshalb so (halbwegs) cool, weil ich glaube, der Tod ist noch weit weg – trotz aller Gegenpropaganda, die ich betreibe.

Die rote Resopaltischplatte ist ein wenig zerkratzt, heimelig kann man (ich) sagen (Für zwei n reicht bei mir die Männlichkeit nicht, mein Geist ist zu wenig entfaltet). Schöne lateinamerikanische Musik im Lokal. Ich muß aber auch zugeben: viele schöne Frauen fast aller Altersstufen sind hier. Vielleicht kann da die Denker- und Schriftstellerpose – Kuli in der rechten Hand - ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange – noch ein wenig beeindrucken. Auch die Männer fast aller Altersstufen hier sind meistens ansehnlich – weil ich das gerade der Gerechtigkeit und der Ausgewogenheit halber überprüft habe.

Jetzt muß ich ein wenig nach innen weinen, weil meine Texte zu meinen Lebzeiten nicht reüssieren werden, sondern erst nach meinem Tod. Macht nix. Macht nix. Macht nix. Ich traue mich das mit dem Erfolg post mortem herschreiben: erstens paßt es gut zu Österreich, und zweitens: wenn das nicht eintritt und alle meine Texte vergessen werden und verloren gehen, dann wird meine dann falsche Prophezeiung auch niemand gelesen haben. Hä! Hä! Hä!






(7.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1093 Mein Geist ist nicht so weit


Am gleichmäßig in gleicher Tonhöhe dahinsausenden dahinschießenden Sirenenton entlang (wenn man dem Surren nicht genauer zuhört, denn dann würde sich der Ton ausdifferenzieren) versuche ich eben nicht in die Unendlichkeit zu fliegen, sondern mich ins Hier und Jetzt zu schreiben.
Aber das geht nicht. Im Hier und Jetzt: Surren, Wecker, Flugzeug. Die Gedanken, die ich vor lauter Verschlafenheit (Fünf Uhr früh) nicht lesen kann, wirbeln trotzdem schon herum, sozusagen unter der Oberfläche und erzeugen Verwirrung. Aber mein Geist ist noch nicht so weit.








(7.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


1092 Lahko noč


Ich lache. Ja wirklich. Ein guter Tag. Obwohl ich Sorgen habe, lasse ich mich nicht hinunterziehen. Gute Unterstützung durch die Psychiaterin.

Und jetzt lege ich mich zum Schlafen nieder. Ich gehe liegen – wie man bei uns daheim gesagt hat. Lahko noč.








(6./7.9.2018)











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Donnerstag, 6. September 2018

1091 Die Gedanken wirbeln



Die Gedanken wirbeln in mir nur so herum, auf einem Fundament aus Trauer. Das ist nicht schlimm. Das ist überhaupt nicht schlimm! Es ist halt so.

Mein mitternächtliches Herumschauen im Zimmer und mein Versuch, ein wenig innezuhalten, mich und meine Gedankenwerfer zu beruhigen und still zu sein. Mit der Stille kommt noch mehr Trauer. Dann habe ich nicht aufgepaßt und die Gedankenschleuder legt wieder voll los.
Die Momente der Trauer sind nämlich intensiver, viel intensiver, darum versuche ich es nocheinmal. Und nocheinmal. Mein Blick bleibt immer bei den Bildern an der Wand hängen und verliert sich schwermütig darin.









(5./6.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1090 Die Einfallslosigkeit wird chronisch


Die Einfallslosigkeit wird chronisch. Dann könnte ich etwas Praktisches machen. Einkaufen? Naja, warum nicht! (Ich habe so unleserlich geschrieben, daß ich beim Eintippen des Textes „Eislaufen“ gelesen habe. Das kann ich gar nicht.) (Ehrlich gesagt: ich habe jetzt geschwindelt: ich habe beim Notieren ins Notizbuch schon gedacht, daß ich mich beim Reintippen so verlesen könnte und habe diese Szene gleich erfunden und dazu geschrieben, obwohl ich noch im Notizbuch bin und nicht am Computer.)

Also: Einkaufen – das kann ich! Ich rufe die beste Ehefrau von allen an (dieser gar nicht mehr unterschwellige Spott! Der Efraim Kishon traut sich was! Ziemliche Chuzpe! Na gut: was sich liebt, das neckt sich. Stimmt's?), weil ich gesehen habe, die Einkaufsliste ist sehr lang und wenn sie dann allein geht, ist es für sie zu viel zum Schleppen. Für mich mit meinem hinigen Kreuz ist es auch eine mühsame Sache, den Trolley über die Stiegen in den zweiten Stock hinaufzuzerren (kein Lift!), aber ich bin tapfer und muß doch meinen Mann stehen! Und meine beste Ehefrau von allen liebt gemeinsame Einkäufe, wobei das dann meistens Einkäufe der verschiedenen Geschwindigkeiten werden. Damit es kein Mißverständnis gibt: ich kann auch ganz allein einkaufen und oft denke ich an das, was die anderen gerne vergessen. Das ist mir wichtig festzuhalten: ich bin kein Haushaltsdodel!

Hilfsbereitschaft und Kooperation aus Einfallslosigkeit. Gut, morgen bin ich wieder beim Psychiater. Anmelden für die Traumatherapie nicht vergessen!

Das Licht der Nachmittagssonne, wenn es seine Sonnenflecken auf Wände und Böden wirft, kann mich ganz tief berühren und eingefrorenen Schmerz und Trauer auslösen. Mir fällt dazu immer die gleiche Szene aus meiner Kindheit ein: Jahreszeit exakt wie jetzt, kurz vor Schulbeginn (Steiermark!). Die Ferien sind vorbei, ich sitze auf riesigen, am Rande unserer Siedlung gestapelte Betonröhren, keine anderen Kinder da, ich starre auf die Sonnenflecken auf dem Beton und dann rundherum, um zu sehen, wo es noch solche Lichtflecken gibt. Es ist noch schön und warm, die Ferien haben meine Hoffnungen (a la Colawerbung) nicht erfüllt, ich habe Angst vor der Schule, ich fühle mich sehr einsam, im Stich gelassen, hilflos und ganz allein auf der Welt. In diese Trauer, diesen Schmerz, die ich intensiv erlebe, mischt sich auch etwas Neues: zuerst seufze ich und dann bin ich irgendwie bereit, das anzunehmen. Ich lasse meine Ferienhoffnungen für dieses Jahr fahren und baue mir ein bißchen Neugier fürs neue Schuljahr auf, gewürzt mit ein klein wenig Hoffnung, daß ja vielleicht, vielleicht! auch in der Schule etwas Schönes passieren kann. Ich weiß nicht, ob das akzeptieren war oder unterwerfen.

Bonjour, Mademoiselle de Wesp'! Hungrig? Dustig? Neugierig? Schon wieder weg? Au revoir! Ah! Da sind Sie ja … zur Tür hinaus. Au revoir! Zisch und weg!
Doch nicht! Sie kommen wieder auf Besuch. Oder sind Sie die Zwillingsschwester? Und wieder zur Tür hinaus!

Ich jetzt auch: einkaufen gehen, die Beste Aller Ehefrauen hat angerufen: sie ist bereit.

Music is my aeroplaine (RHCP)










(5.9.2018)














©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1089 Ja Himbeeren


Ja Himbeeren! (Ich verrate nicht alles! Dann verfremde ich es so, daß niemand draufkommt. Naja, so schwer wäre es gar nicht draufzukommen.) (Mein Gott! Ich tu so, als hätte ich eine große Leserschaft, die schon sehnsüchtig auf den nächsten Text wartet, diesen mit Begeisterung liest, danach darüber nachdenkt und nichts Besseres zu tun hat, als solche versteckten Anspielungen zu finden und zu entschlüsseln. Dabei kann ich froh sein, wenn angezeigt wird, daß zwei Leute den Text angeklickt haben. So mancher Text bleibt bei null. Aber ich werde mir schon noch meine Leserschaft herbeischreiben!) (So! Jetzt ist es höchste Zeit, wieder zum Haupttext zurückzukehren.)

Ich kehre zum Haupttext zurück, aber da steht nicht mehr als: Jo (!) Himbeeren. Was soll ich damit anfangen. Nein danke? Oder ja bitte?
Da geht auch nichts weiter.








(4.9.2018)











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1088 Zisch und weg


Zisch und weg. Alles ist möglich: Himmelfahrt oder Höllenfahrt, mit oder ohne Rückkehr, mit oder ohne Zurücklassung eines Körpers respektive Leichnams. Alles ist möglich.








(3.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 2. September 2018

1087 Alles ist möglich


Abgehoben mit dem Kopf; es spielt sich da etwas eigenes ab. Mit dem übrigen Körper sitze ich bequem. Kein unangenehmer Zustand. Von Zeit zu Zeit befällt mich ein schwindelloses Schwindelgefühl, mit Schauder über den Rücken, als würden mich unsichtbare Wesen an meiner außenseitigen Oberfläche „unspürbar“ massieren. Der Schauder setzt fast immer zuerst am Scheitel an und läuft ein wenig schwächer werdend nach unten, nur die Wirbelsäule entlang zuckt es noch so richtig durch, wie ein Blitz und läuft als sich überall auf der Hautoberfläche bis zu den Fußsohlen verteilendes Vibrieren aus.

Meine Blicke werden dann befremdlicher; sie erfahren eine ganz leichte Wahrnehmungsverschiebung, die die vertraute Wirklichkeit des Wohnzimmers etwas fremder, traumartiger erscheinen läßt.

Ich liebe diese Zustände und das Gefühl dabei, ich könnte bald richtig abheben und – zisch! - weg. Alles ist möglich.









(2.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1086 Ich kann das nicht mehr hören


Schwere, traurige Seele. Kein Wunder. Wirklich kein Wunder. Mit welch havariertem Seelengefährt ich durch die Zeit schlingere.
Nie erreiche ich meine Ziele („Nie“ überprüfen!) Fast nie.
Immer Enttäuschung („Immer“ überprüfen!). Oft.
Ja, ja – ich weiß schon: Ent-Täuschung! Trotzdem: ich kann das nicht mehr hören.







(1.9.2018)












©Peter Alois Rumpf    August 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1085 Aber trotzdem!


Gewitter gegen fünf Uhr früh. Die Katze hat mich rechtzeitig dazu aufgeweckt. Herbstbeginn-Preparacion. Der Sommer war sehr groß – wie gesagt, bei mir reicht es nicht für Poesie.

Leicht verwirrt schaue ich mich im verschwommenen Zimmer um, während der Regen plätschert und dieser Donner da schon ohne sommerlichen Drive lustlos und ein wenig schwächlich grollt.

Jetzt habe ich den Donnar beleidigt und er legt gleich ordentlich zu! Ach, diese grollenden patriarchalischen, ewig eifersüchtigen und schnell beleidigten humorlosen Machogötter! Immer müssen sie drohen und poltern und einschüchtern. Könnt ihr nicht nach Marshall Rosenberg gewaltfrei kommunizieren? Ich weiß, das ist nicht leicht, vor allem am Anfang. Ich schaffe es ja auch nicht. Aber trotzdem!









(1.9.2018)












©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1084 Ach!


Ach!









(31.8./1.9.2018)









©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1083 Anderes Thema


Kleiner Perspektivenwechsel: einen Tisch links von meinem angewöhnten Stammplatz. Oh! Die ersten drei Schluck vom Cappuccino: welch ein Genuß! Koffeinabhängigkeit: ich umarme dich!

Fünf Minuten brauche ich schon, um mich an den anderen Sitzplatz zu gewöhnen. Gibt es auch eine Standort-Sitzplatz-Sucht? Mhm. Revierverhalten (hier in der Espressobar besonders absurd). Einem Wanderer sollte das nicht so viel ausmachen. Oder erst recht?

Anderes Thema. Nein, doch nicht: mein Fluchtweg zur Tür ist jetzt um zwei Meter länger. „Paim“ heißt „Flüchtling“ - kurdisch (habe nachgefragt).

„Sei du Espressobar mein freundlich Asyl“ (Fürn Gesang reichts bei mir schriftstellerisch nicht).

Anderes Thema.









(31.8.2018)












 ©Peter Alois Rumpf    August 2018     peteraloisrumpf@gmail.com