Samstag, 28. April 2018

933 Finita la Comedia


Mein Herz klopft. Tränen steigen in die Augen und versiegen wieder. Ich weine nie ordentlich. (Was für eine verklemmte Sprache!) (Der Orden der Weiner; der Weinorden)

Tja, gut. Und jetzt?

Schritte auf der Stiege.

Zähneputzen habe ich vergessen.

Ja, aber was jetzt? Was spürst du in dir?




(3x3 genügt.) Ein tiefer Seufzer entringt sich in bebenden Stößen meiner Brust. (Überflüssiges Pathos. Schreib lieber, was das Beben auslöst.) (Ich weiß es nicht.)

Die Klappe der Durchreiche, durch die man nichts mehr reichen kann, habe ich offen, daher höre ich heute zum üblichen, schon -zigmal beschriebenen Soundtrack noch die Drehungen und das Gurgeln des Geschirrspülers von unten herauf.

Die zwei Visionäre schauen mich an und haben die Augen so weit aufgerissen, daß sie sicherlich viel mehr sehen. Was seht ihr, wenn ihr mich anschaut? Steht der Schatten des Todes schon recht groß hinter mir oder wartet er noch in Normalgröße im Standby-Modus? Welche Farbe hat meine Aura? Leuchtet mein Energiekörper oder ist er stumpf und verschrumpelt? (Was für eine Frage! Eh kloar!) Oder schaut ihr gar nicht her?
Ich würde sagen, daß ihr fröhlich wirkt. Alles nicht so schlimm?

Die Wintersonne strahlt mich vom Photo hoch oben an der gegenüber liegenden Wand an. Endlich kann ich in die Sonne schauen.

Wenn ich länger hinschau, bilden sich an der Unterseite des obersten Regalbrettes kleine gelblich-weiße Nebelschwaden und ein feines Flimmern.


Finita la comedia.








(27./28.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

932 Mit soetwas gewinnt man kein Terrain


Geht es sich aus, daß ich vorm verabredeten Ausflug mit meiner Tochter den Antrag noch bei der Dings abgebe? Zack! Schon hat mich die Angst gepackt. Wobei ich nicht weiß, ob mich die Panik (im umgangssprachlichen Sinn) beim Gedanken überfällt, daß ich zur Behörde hingehe, oder weil ich erwäge, die Abgabe des Antrags eigenmächtig auf den Montag zu verschieben (passiv-autoritärer Charakter).
Leichtes Würgen im Hals, trockener Mund, Übelkeit. Ein Teil von mir beobachtet meine seelischen und körperlichen Reaktionen, nicht ohne Faszination: wie ist so etwas möglich?

Ich entscheide auf verschieben (sonst müßte ich schon unterwegs sein). Schlechtes Gewissen. Ja gibt’s denn das!? Ich entscheide, einen Amtsweg am Montag zu erledigen und fühle mich schuldig! Hei! Wo sind wir denn! Die Nazizeit ist vorbei! (Für die Zukunft lege ich nicht die Hand ins Feuer, bei diesen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen momentan.) Die Fünfzigerjahre sind vorbei. Meine Kindheit ist vorbei.

Mir ekelt. Vor mir selber? Diese Scheißbayern! (Das ist mir jetzt zu kompliziert zu erklären.) (Na gut, ein Stichwort: Döbereiner!) (Ich weiß schon: sinnloser Aggressionsausbruch. Mit soetwas gewinnt man kein Terrain.) (Ja und außerdem zerstören sie immer noch unser slawisches Erbe.)

Neben der Übelkeit steigt Trauer auf und wird immer größer. Mit einem tiefen Seufzer füge ich mich in das … Unvermeidliche?


Ein kleiner Schatten auf der gegenüber liegenden Wand senkt sich nach unten und löst sich dann auf. Ich frage nicht, wer oder was.









(27.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

931 Klack klack klack


Klack, klack, … klack: Teamwork von Wind, Fensterflügel und Rollo. Manchmal fest, manchmal zart.

Pulsierendes Surren in den Ohren (eigentlich empfinde ich es um den Ohren); ich habe meinen Puls gefühlt um zu überprüfen, ob das Pulsieren mit meinem Herzschlag zu tun hat. Nein, eher nicht. Scheinen voneinander unabhängige Rhythmen zu sein. Der Wecker hat auch seinen eigenen Rhythmus. Soviel dazu.

Meine Zimmerwände bekommen etwas steilhangartiges; so, als würde jederzeit der Hang abrutschen können. Ein Rutsch und die Wände sind weg. Momentan ist das keine Angstvorstellung; ich könnte auch im Freien schlafen (bilde ich mir ein), solange ich mein Bett und meine Decke habe (bilde ich mir ein).

Ferne rauscht ein Flugzeug in den unhörbaren Bereich. Ich konzentriere mich und strenge mich an, es noch möglichst lange zu hören.

Irgendwo im Universum hustet jemand verhalten und leise.







(26./27.4.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

930 Soundcheck


Was mache ich hier an diesem Sommertag im Frühling? Ja, das Grün ist so hell und frisch und sonnengelb leuchtend, die Vögel singen. Der Wind ist warm und nicht unangenehm, wenn er auch rhythmisch manchmal etwas ungeschickt daherkommt. Der Donauarm ist reich an Wasser. Aber was mache ich hier unter den vielen Leuten? Viele Junge, die flanieren oder halb entkleidet in der Wiese liegen und sich sonnen. Vor mir stehen zwei hohe, tote Bäume, von Spechten angepeckt. Die lebenden wiegen sich oder ihre Äste und Zweige im Wind. Das Lokal am anderen Ufer schickt seinen Soundcheck herüber. Die Wiese hinter mir ist gemäht und duftet so gut nach gemähter Wiese. Trotzdem: was mache ich hier?

Ich habe mich gezwungen hinauszugehen, nachdem ich tagelang die Wohnung nicht verlassen hatte; höchsten ein paar Schritte zum Einkauf.

Das Wasser fließt so schnell vorbei. Ich glaube es stimmt: Sprache und Denken brauchen geschlossene Räume. Der Verkehrslärm ist viel zu nahe; wäre er weit genug entfernt, könnte ich ihn als Waldesrauschen durchgehen lassen.

Das trübe Wasser fließt wirklich schnell. Gottseidank sitze ich einige Meter weit weg, so bleibt sein Sog schwach.

Ja, ja, es ist schön. Die Wolken im Südosten bilden prächtige, herrliche, üppige Haufen, eine Fülle von kleinen und großen Wölbungen aus Dunst. Auch die Radfahrer schießen irgendwie fanatisch vorbei. Ein Nachmittag, ein Sommernachmittag im Frühling, er erreicht mich nicht; mir ist jetzt schon fad.

Die Wolken wölben sich immer mehr übereinander; anscheinend schiebt sie der Wind aus Nordwest zusammen.

Ja, ja, es ist so schön, aber ich kann damit heute nichts anfangen. Ich sitze nur aus Pflichtbewußtsein hier (Stubenhockerei verboten!)

Was mach' ich in diesem gleißenden Licht? Ich schaue herum für nichts und wieder nichts. Der Fluß wirkt in seinem Bett fremd. Ist es gar nicht der Donauarm? Hat er sein Bett an einen Bettgeher vermietet? Oh! Jetzt ist er flacher als vorhin; vorhin hat seine Oberfläche so gewölbt gewirkt, als wäre ihm das Bett zu klein.

Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.

Vor den Menschen schaue ich zu Boden. Höchstens ein paar verstohlene Blicke kann ich riskieren.

Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.


Ein großes Boot kommt jetzt flußaufwärts. Das hat eine ganz andere Stimmung mitgebracht.







(25.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 25. April 2018

929 Mein Notizbuch ein Meret-Oppenheim-Objekt


Ich wache auf und die Angst hockt schon da. Dabei gibt es heute nichts, wovor ich mich fürchten müßte: keine Arbeit, keine Amtswege, keine Arztbesuche.

„Liebe Angst, komm! Setz' dich zu mir. Erzähle, rede, machen wir es uns gemütlich. Wie geht es dir?“
Nichts. Ein leichtes Würgen im Hals.

(Ich sehe, ich habe vergessen, mein Radio wieder an den Stromkreis anzustecken.) (Die Katze schnurrt und will gestreichelt werden und überläßt mir dafür nicht wenige ihrer Haare aus ihrem Fell. Mein Notizbuch ein Meret-Oppenheim-Objekt.)

„Also, Angst, was ist mit dir?“
„…“
„Habe ich mich hinweggeblödelt?“

Nein, sie ist noch da, wenn auch kleiner. Geredet hat sie nicht. Jedoch frißt sie noch in meinem Gedärm herum.

Ich versuch nocheinmal, mich auf meine Angst zu konzentrieren, sie zu spüren, sie zu begreifen und ihre Botschaft zu verstehen.

Sie entzieht sich. Sie ist da, aber von Angesicht zu Angesicht scheu wie ein ängstliches Reh. Sie schaut mich nur an, aber verweigert jedes Wort. Dafür schleicht jetzt die Übelkeit heran.

Kann es sein, daß nichts im Zentrum der Angst steht? Oder das Nichts? Oder der blanke Nihilismus?
Nichts hat dich gezeugt? Das Nichts hat dich gezeugt? Nihilismus hat dich gezeugt?
Nichts hat dich ins Leben geworfen? Das Nichts hat dich ins Leben geworfen? Der Nihilismus hat dich ins Leben geworfen?
Wie klingt das? Selbst wenn man das Pathos abzieht noch einigermaßen verkrampft.


Dreieinhalb Stunden später. Ich liege immer noch im Bett und bin meiner Angst auf der Spur, auch wenn ich die Fährte nicht finde. Was mir auffällt: ich liege am Rücken mit überschlagenen Füßen (wie Jesus am Kreuz), die Arme habe ich jedoch angezogen und auf meiner Brust - die Hände überkreuzt - abgelegt. So liege ich da, rühre mich nicht, falle von Zeit zu Zeit in Traum und Schlaf, erwache wieder so halb, höre die Tageskinder zurückkommen und dann wie sie spielen, rufen, reden und schreien...     Die Angst wird größer, die Angst wird kleiner …

Vielleicht redet meine Angst nicht, weil sie noch ein kleines Baby ist, lange bevor es sprechen lernen wird.








(25.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

928 Die Gewichte der Welt


Mitternacht ist längst vorbei. (Sommerzeit! Halten sich die Geister an die Sommerzeit? Oder starten sie erst in fünfzehn Minuten mit ihrer Geisterstunde?) Jetzt ist es noch ruhig. Meine übliche Stille mit Surren und Weckerticken. Und das Kratzen des Kugelschreibers auf dem Papier. Die tieferen Atemzüge hört man auch. Die Schatten an den Fingern der linken Hand sind ein Zentimeter länger als die Finger selbst. Meine rechte Hand trägt keinen Schatten; zumindest sehe ich keinen. Hat sie ihren Schatten an den Teufel verkauft? Meine Rechte eine Peter-Schlemihl-Hand?

Elegisch rauscht im Lichtschacht eine Klospülung. Ich gähne zwanghaft mit weit aufgerissenem Maul, daß es mich ein wenig reckt. Das ist jetzt immer so. Das steht auf der Liste der Nebenwirkungen.

Heute habe ich das Haus gar nicht verlassen. Auch das kommt jetzt öfters vor. Ich habe einfach keine Lust hinauszugehen; da mag die Sonne noch so scheinen. Ich sitze und liege in meinem Zimmer. Fad wird mir nicht. Es kommt mir als die mir entsprechende Lebensweise vor. Meine mir entsprechende Lebensweise ist nämlich kontemplativ. Ich glaube jedoch nicht, daß ich im Unsichtbaren die Gewichte der Welt in die richtige, die gute Richtung verschoben habe.








(24./25.4.2018)












©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 24. April 2018

927 Meine unbedeckten, freiliegenden Unterarme


Dieser kleine, dürre Gnom dort am Bücherregal hockt ganz schief an der Kante des Regalbretts und hält sich an der Jalousieschnur fest, als würde er gleich von Bett hüpfen um zu schaukeln.

Im Liegen noch vorhin ein verbotener Traum. Um ihn zu analysieren und aufzulösen habe ich mich im Bett aufgesetzt, aber der Traum ist liegen geblieben und mir nicht mehr zugänglich. Dafür hat sich dieser starre, dürre Gnom an meiner Aufmerksamkeit festgesetzt (er schaukelt nicht).

Tief im Untergrund gehen Wellen der Angst, aber nur leichte Ausläufer reichen bis zu mir herauf.

Der Wind hat die ganze Frühe mit dem Fensterflügel geklackert, in einem Rhythmus, der nicht vorhersehbar war. Jetzt, bei hochgezogenem Rouleau, konnte sich der Fensterflügel ganz öffnen und der Wind bläst seine frische Luft bis zu mir her.

Ich kreise in einem seichten Strudel aus Müdigkeit und Unkonzentriertheit und die Augen wollen mir wieder zufallen.

Diese Ausläufer des Sturmtiefs streicheln aufmunternd meine freiliegenden Unterarme und die freiwillig schreibenden Hand und die andere, notizbuchhaltende und meinen armen Kopf. (Na was! So arm ist der auch wieder nicht!) Ich habe es nicht eilig mit dem Aufstehen und seufze deswegen erleichtert ganz tief.

Ich stehe lang nicht auf und allmählich werde ich hungrig. Die Tablette habe ich schon genommen, ausnahmsweise auf nüchternen Magen. Schaut aus, als vertrage ich das. Die Übelkeit ist schwach und nicht stärker als sonst.

Schon sehe ich einen Sonnenflecken an der Hauswand des Lichtschachts – das heißt, es muß gegen Mittag gehen – der Wind hat nachgelassen und heult nur mehr von Zeit zu Zeit ein wenig.

Tränen steigen auf, ich weiß nicht wozu. Aber ich vertraue darauf: mein Körper, meine Seele, sie werden schon wissen, was sie tun. Ich halte mich damit nicht auf – es ist wirklich Zeit für das Frühstück. Die Geborgenheit zu verlassen fällt mir dennoch schwer.







(24.04.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 20. April 2018

926 Die Lebenskräfte kehren zurück. Oder: über Kapperl


Die Lebenskräfte kehren zurück. Vom Sonnenschein angestachelt (optimistische Grundfärbung) habe ich es gewagt, zwei Taschenbücher zu kaufen – obwohl mein Konto schon äußerst angestrengt ist – einen Kaffee im Kaffeehaus zu trinken – obwohl: siehe oben und ich so heftig auf diese Droge reagiere. (Mich hebt's jedesmal fast aus – aber die Untersuchung nach besten Wissen und Gewissen des Internisten hat ergeben: mein Herz sollte gesund sein.)

Übrigens: mir gefällt es sehr, wenn jemand zur Selbstironie fähig ist: „großer Almdudler“ (A.P. im Kommentar zu M.A.) Bei mir ist „grünes Bett“ herausgekommen; jetzt käme „gelber Rucksack“ heraus, obwohl er blau ist. Tja! Die Welt ist voller Geheimnisse!

Eine Frau in kurzem roten Kleid – wenn wir schon bei den Farben sind – bewegt und strahlt sich durch den Sonnenschein. (Gelb, obwohl das Licht eher weiß ist.)

„Jugend am Werk“ fährt vorbei, „Alter am Werk“ sitzt (und schaut und schreibt und liest und lacht in sich hinein).

„I herz Vienna“: rosa.
„host an tschick?“ orange (richtiger: weiß auf orange auf silber).
Fleischfarbene Beine auf der Stiege zur Wissenschaft.
Zwei grünlich-graue Hosen (die korrekte Farbbezeichnung ist mir unbekannt).
Rotes Kapperl, milchschokoladenes Kapperl, gelbes Kapperl, buntes rosa-weiß-grünes Kinderkapperl. Schwarz-blaues Kapperl.
(Jemand kratzt sich am Knie.)
Hell-beiges Kapperl (hat – glaube ich – nichts mit Hölle zu tun), noch ein hellbeiges Kapperl (weiblich), violett-blaues Kapperl (wieder männlich).
(Ein kleiner Käfer stellt sich gerade auf meinem Notizbuchblatt tot – jetzt krabbelt er wieder.)
Rotes Kapperl (Bub; mit weißer, schwarz gerandeter Schrift).
(Ein junger Mann beißt in Liebesabsicht – so schaut es aus – seiner Gefährtin in den Oberarm, ganz nahe bei der Achsel.)
Weißes Kapperl (weiblich), Mann mit Hut (Stroh), braun-weißlich gesprengeltes Schieberkapperl.

Ja, ich mache mich auf den Heimweg.






(20.4.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

925 Es geht


Gleich nach dem Aufwachen hat sich die Angst in meine Leibesmitte verkrallt. Jetzt, ein paar Stunden später, hat sie sich wieder auf den normalen Pegelstand abgesenkt. Dafür schleicht nun die Übelkeit herum und pirscht sich immer näher heran. Als würde in meinem Inneren irgendetwas hin und her pendeln. Aber es geht noch. Es geht.







(20.4.2018)








©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

924 Für heute ist es genug


Für heute ist es genug. Ausgelaugt von vielen energieabsaugenden und sekkanten Amtswegen und Amtserledigungen möchte ich mich dennoch nicht dem Gefühl der Erschöpfung hingeben. Müde: ja. Zermürbt: nein. Ehrlicher: noch nicht ganz.







(19./20.4.2018)








©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

923 Meine Abenteuer sind im Kopf


Vor mir ein 19.Jahrhundert-“Tempel“ (mein Gott! Jetzt fängt mir fast schon die Architektur aus diesem Jahrhundert mit ihren aufgepickten, industriellen Ornamentelementen an zu gefallen!) hinter mir der Bärlauch. Die Vögel singen munter drauflos (ich weiß, so unbedarft und unschuldig ist das nicht) und keine internen Sirenen in meinen Ohren. Das unbegreiflich frische, helle, zarte Grün des sonnigen Frühlingstages – Frühling! Frühling ist es just jetzt! Bis zum heutigen Tag habe ich es   selten beachtet – ist immer wieder ein Wunder.

Der Bärlauch hinter mir trägt seine Blütenknospen, einzelne sind der Masse voraus und blühen schon zaghaft. Kindergeschrei kommt über die Leiten herüber und von unten, vom Talgrund. Ich atme auf. Ein Vogel pfeift ganz nah, als würde er mit etwas zurufen – es muß ja nichts mysteriöses sein, es könnte ja auch heißen: „geh weg! Du sitzt mir zu nahe am Futter!“
Eine Biene saust im Zickzackkurs vorbei, ein Mann im Tempelchen schneuzt sich laut und deutlich. Eine Nebelkrähe kommt angehüpft und nähert sich dem Futterplatz. Eine Meise versucht es auch und flüchtet wieder. Ein Specht ruft, klopft jedoch nicht. Ein Kuckuck (Sonne-Uranus) wäre nicht schlecht, mein Geld(Sonne-Uranus)börsel hätt' ich dabei. Noch zu früh im Jahr.

Ich werde jetzt aus der Natur (naja) in das Tempelchen schreiten, denn nun ist es menschenleer.

Hier ist es kühler und ich schaue in den Wald hinauf (schätze, ich schaue ungefähr nach Süden). Links durchs Fenster sehe ich einen Steiniglu. Ein Entenpaar läuft vorbei: sie voran, er hinterdrein. Ach ja, unten gibt es einen Teich. Er paßt auf, während sie frißt. An den Innenwänden des „Tempelchen“ sind viele Herzen gezeichnet, Namen, Telefonnummern und verschiedene Botschaften geschrieben

(Eine schöne Glocke schlägt zur halben Stunde)

geschrieben: „Scheiß auf ...“ ich kann's nicht entziffern; „und das ist cool“ unter irgendwas mit „schwul“; „mehr Marx“ und Hammer und Sichel und „Smoke Weed every Day“ (deutsche Großschreibung) und bei einer Telefonnummer: „Die Nummer ist nur für süsse Jungs“.

Ich glaube, ich gehe wieder raus; schließlich bin ich nicht süß und schon recht alt.

Ein Eichkatzerl noch im Winterpelz saust den Baum hinauf. Die Enten haben sich im Bärlauch versteckt, nur er hebt manchmal seinen Kopf über die Blätter und schaut aufmerksam herum. Die Feuerwanzen ziehen sich schon aneinandergehängt über den Boden; auf dem asphaltierten Weg (das verlassen der Wege ist verboten) gibt es viele zertretende und zerquetschte. Ce la vie! (!) (nochmals zur Bekräftigung: (!))

Die schöne Glocke schlägt dreiviertel. Nun, es ist keine Kunst auszurechnen, daß mir in fünfzehn Minuten die (volle) Stunde schlägt.

Da schau her! Schon wieder kommt der Wind von rechts und will mir umblättern, obwohl die Seite noch nicht vollgeschrieben ist. Vielleicht gefällt ihm nicht, was ich schreibe (zu fad! Zu wenig Drive!) oder er will mir helfen und ist dabei übereifrig. Mein Blick geht jetzt auf die Waldhügel und Weinberge am Horizont hinter dem gegenüberliegenden Hang. Dann zurück auf den Boden und die tanzenden Schatten.

Der Wind, immer erstaunlich, wie der angekräuselt kommt; zuerst bewegt er ein paar Zweige, dann die Grashalme, dann ist er da und will mir die Seite umblättern. Dann zieht er sich zurück und schaukelt am Hang unten die jungen Bäume. Dann fängt er das Spiel wieder von einer anderen Stelle aus an.

Ich geh jetzt wieder weiter.

Ich sitze nun im Tal herunten und schaue die sonnige Leiten hinauf zum Wald, an dessen Rand ich vorhin gesessen bin. Vage Erinnerungen an die intensive Frühlingsfreude der Kindheit. (Nur nicht nachweinen!)

Ich nehme das Grün noch einmal mit Absicht auf und gehe dann. Für heute ist es genug.








(18.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 18. April 2018

922 Der Autobus ist davongefahren


Angst! Angst! Angst! Daß mir die Alltagswelt nicht gelingt. Daß mir der Autobus davonfährt (1964)*. Und so weiter. Die rasende Angst erlaubt mir nicht ordentlich zu denken und alles aufzuschreiben. Ich bin noch immer das im Stich gelassene Kind. Ich habe nicht viel dazugelernt. Der Erwachsene kennt sich immer noch nicht aus.

Der Angstanfall läßt etwas nach. Jetzt kann mir einfallen, daß ich gelernt habe, daß tiefes Atmen hilft.

Oh, ich komme mit der Welt immer noch nicht zurecht. Alles andere ist mühsam und energieaufwendig aufrecht zu halten versuchte, aber brüchige Fassade.
Jetzt ist sie wieder gebrochen. Atmen hilft und Schreiben hilft.



*) weil ich nach Unterrichtsschluß in der Garderobe alle Vordrängenden vorgelassen habe und deshalb zu langsam war und der Bus ist schon weggefahren und außerhalb der Haltestelle noch einmal für mich Heranlaufenden stehengeblieben, nicht ohne Vorwürfe des Chauffeurs und der Aufforderung, ich solle das nächstemal schneller sein. Aber ich hatte gar nicht getrödelt! Ich konnte mich bloß gegen die Verdränger nicht wehren und mich nicht durchsetzen.








(18.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

921 Im Park


Die Linden und die Roßkastanien treiben – die meisten – schon ihre Blätter in diesen sonnigen Tag aus. Die Wiesen hier im Park sind grün und locker belegt und besessen von kleinen, bunten Menschengruppen. Der Wind kommt aus Südost bis Südsüdost und bläst stoßweise heftig. Körniger Staub legt sich auf das Papier meiner aufgeschlagenen Notizbuchseite – vielleicht aus der Sahara – während mir der Wind ständig umblättern will (ich schaue nach Nordosten).

Ein gelber Hubschrauber fliegt mit seinem saugenden Dröhnen rechts oben vorbei, während sich eine Frau ihren Schal um den Hals legt und nach links abgeht. Spaziergänger, Walker, Jogger, Radfahrer, Kinderwagenschieber, Kinder auf allen möglichen Gefährten und Kinder, die fröhlich (soweit ich sehe) herumlaufen. Fußball wird auch gespielt.

Ein Akkordeonspieler hundert Meter links (Akkordeonmusik – das ist bei mir immer an der Kippe. Fast immer nervt sie mich und ist mir unangenehm, nur ganz selten gefällt sie mir. Das hängt nicht von der Virtuosität ab – eher im Gegenteil – sondern was und wie – ob der Spieler aufgedreht und hysterisch oder bescheiden und schlicht – spielt. Der dort nervt mich. Ich werde mir einen anderen Platz suchen.)

Ein orange blinkendes Auto schleicht sich heran – von der BäderMA wie ich feststelle.


Ich habe mir eine andere Bank gesucht, hier höre ich den Akkordeonspieler nicht mehr. Aber als ich an ihm vorbeigegangen bin, hat er sofort – als würde er es wissen - Que sera gespielt, da bin ich schwach geworden.

Jetzt sitze ich hinter einer Hecke, aber weil sie gerade erst auszutreiben beginnt, sehe ich durch sie durch auf den stark frequentierten Weg. Es ist eine Stelle im Park, wo ich noch nie gesessen bin und gleich wirkt alles fremd. Dieses Fremdheitsgefühl hier an dieser ruhigen Stelle ist nicht unangenehm; ich könnte irgendwo sein, irgendwo auf dieser Welt oder in einem Traum und alles ist möglich. Der Wind könnte ganz woanders herkommen, aus anderen Dimensionen und weht außerirdische Luft herbei. Nichts bindet mich und alles kann passieren. Zusammengeklappte Erinnerungen tauchen auf, jedoch entfalten sie sich nicht, sodaß ich nicht weiß, woran sie mich erinnern (Versailles? Auf diesem Weg da in der Nähe vom Trianon? Nun, da hatte ich auch solche Dejavues.)

Ein paar kleine Wolken ziehen ziemlich flott dahin. Alles ist möglich, aber ich will nichts. Ein Nachmittag, die Sonne schon tiefer, die Schatten schon lang, irgendwo in irgendeiner Welt.






(13.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 13. April 2018

920 Die Katze neben mir schnurrt


Ich erwache fröhlich und glücklich. Die morgendliche Übelkeit bleibt schwach und leicht. Ich bin gut ausgeschlafen und freue mich auf den Tag ohne Termine und gröbere Verpflichtungen. Ich spüre im Untergrund schon noch die Angst, aber heute ist sie nicht dominant; ich kann sie gut annehmen.
Ein ganz tiefer Atemzug mit erleichtertem Seufzer. Die Katze neben mir schnurrt und schaut mich erwartungsvoll an. Ich streichle dieses kleine, warme, pelzige Leben.







(13.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

919 Die Kirchenglocken läuten zur Frühmesse


Die Kirchenglocken läuten zur Frühmesse. Wie immer erfaßt mich dann Freude und Wehmut, die nun meine morgendliche Angst überlagern: Freude über die Wandlung (Tonal zu Nagual), Wehmut, denn ich habe dort nichts verloren. Ein unwillkürlicher, tiefer, seufzender Atemzug verschafft meiner Seele ein wenig Raum.
Ich bin nervös, weil ich einen Arzttermin habe. Ich habe Angst vor Ärzten wie vor allen Autoritäten, daß sie mich schlagen, beschimpfen und/oder ich mich gleich unterwerfe. Die Gespenster der Vergangenheit bin ich offensichtlich nicht los.

Handwerker im Lichtschacht lenken mich mit ihrem Reden, Geklopfe und ihren Schleifmaschinen ab. Nur die Angst bleibt unbeeindruckt.

Ich schlage eine neue Seite auf, im Notizbuch, aber im Leben?

Meine Nervosität steigert sich bis zur Übelkeit und überschwemmt mich, daß ich nicht mehr schreiben kann.








(12.4.2018)











©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 11. April 2018

918 Kein Platz für meine Trauer?


Nach dem Aufwachen liege ich ein paar Sekunden friedlich, dann fällt mir ein, was ich heute zu erledigen mir vorgenommen habe und die Angst packt mich bis zur Übelkeit. Dabei wird das – ich schätze – eine Arbeit von zwanzig Minuten sein. Mein System ist wirklich am Ende. Ich will mich meiner Angst kampflos stellen – bekämpfen will ich sie nicht, nur standhalten. Aber ein Radio aus dem Lichtschacht nervt und stört mich dabei.

Ich versuche trotzdem mich darauf zu konzentrieren, was in meinem Inneren vorgeht.

Der Angstknoten sitzt im Bauch, aber manchmal melden sich auch andere Körperstellen, zum Beispiel mein drittes Auge, indem es dort wurlt.

Die Füße habe ich in die Matratze gepresst – darauf liegt jetzt meine Aufmerksamkeit: ich habe Boden unter den Füßen, wenn auch einen weichen, aber es gibt Gottseidank Gegendruck, ich schwebe nicht im leeren Raum.

Meine Aushilfstherapeutin, die Katze, liegt neben mir und maunzt, daß ich sie streicheln solle – vermutlich denkt sie, daß mir ein wenig Körperkontakt und Energieentladung gut täte. (Oder glaubt's ihr, sie zieht mir meine letzte Kraft ab?)

Die Angst hat sich schon einigermaßen aufgelöst; ich brauch' aber nur an meinen Vorsatz denken, heute endlich – seit Wochen schiebe ich das hinaus - die paar Formulare auszufüllen, und schon peitscht die Angst wieder hoch bis zum (leichten) Würgen im Hals. (Mein Gott! So lebe ich schon mein ganzes Leben!)

Ein paar tiefe, unwillkürliche Atemzüge lindern die Angst und lassen mich meine Trauer spüren. Die Trauer ist jetzt stärker als die Angst.
Ich denke an die Formulare und schon ist es umgekehrt. Kein Platz für meine Trauer?






(11.4.2018)













©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

917 Ich werde das Fenster wieder schließen


Die kalte Luft wälzt sich aus der Morgendämmerung und nimmt gleich mit meiner nervösen Haut Kontakt auf. Haut an Haut sozusagen.
Heute ist der Verkehrslärm deutlich und dröhnt sanft von weitem her. Allmählich höre ich das Vogelgezwitscher heraus und ferne Flugzeuge.
Wellen von etwas auflösendem laufen über meine Oberflächen, während sich im Inneren Bilder und Szenen kurz zu verfestigen scheinen.
Eine entfernte Krähe erzählt mir von der Weite meiner Umgebung, um mich herum sei schon Unendlichkeit.
Ein Windstoß versucht die offene Zimmertür zuzuschlagen, ob zur Bestätigung oder als Warnung ist mir nicht klar.

Ich werde das Fenster wieder schließen.







(10.4.2018)












©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

916 Mein Zimmer hat sich gestreckt


Mein Zimmer ist heute Nacht breiter. Es hat sich gestreckt. Oder ist meine Wahrnehmung flacher? Oder meine Brille verschmiert, so daß sie die Konturen verwischt und alles einebnet?

Wenn ich auf die Bücher schaue – und das ergibt sich ganz von selbst, weil die große Bücherwand mir gegenüber ist – wenn ich also auf die Bücher schaue, beginnen diese langsam abzusinken und bleiben trotzdem auf der Stelle.

Ich spüre in meinem Untergrund etwas Bedrohliches, etwas, daß nicht heraufkommen darf. Mehr kann ich dazu nicht sagen. (Fragt sich nur: bedrohlich für wen oder was?)






(9.10.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 9. April 2018

915 Ich muß mich noch einmal hinlegen


Mir ist schlecht. Richtig schlecht. Und im Sitzen bin ich nocheinmal eingeschlafen. Ich glaubte, ich hatte schon alles erledigt, aber als ich die Augen aufmache, habe ich nur diesen ersten Satz geschrieben.

Ich muß mich noch einmal hinlegen.







(9.4.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

914 Mir fallen die Augen zu


Wieder einmal tragen die Bücher im Regal schwach leuchtende, weiße Lichthauben.
Schon vorbei. Nur eine kurze Erscheinung.
Da ist sie wieder!
Und vorbei.
Ich spiele mich damit herum.

Jetzt höre ich auf die Sirenengesänge. Die Sirenen surren voller Intensität.
Draußen heult der Wind auf.

Mir fallen die Augen zu.
Ein letzter Blick auf die Bücher. Das Leuchten ist weg.








(8.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

913 Ich wechsle den Standort


Meine Kaffeehaustexte funktionieren nicht mehr so recht. Jetzt sitze ich irgendwo in den Bahnhofshallen. Meine Bestellung war ein wengerl daneben; aber das bin ich gewohnt.
Die Leute: auf den Rolltreppen stehen sie, in den Gängen gehen sie, am Bildschirm laufen und hüpfen sie. „Unser Land braucht Menschen, die an sich glauben“, sagt die Werbung. Ja, ja. Natürlich. Nicht nur unser Land. Man fühlt sich dabei jedoch fast gezwungen zu scheitern. Meine Siege sollen keiner Bank gehören. Jetzt laufen und hüpfen die in der Werbung in den Himmel hinauf! Wahnsinn! Sozusagen ein Himmelslauf. Die werben mit der Himmelfahrt!

Ich glaube an die Himmelfahrt, jedoch nicht an meine. An welche dann? An die von Henoch, Elias, Jesus von Nazareth, Maria, vom Ioannes Evangelistus gibt’s auch so eine Erzählung – was weiß ich, was zwischen Himmel und Erde alles möglich ist! Vom Nagual Elias, Julian O., Don Juan Matus und viele, viele andere. In alten Zeiten – die Zeiten, als das wünschen noch geholfen hat (intent!) - sollen ganze Städte in andere Dimensionen verschwunden sein. Freilich, meine Bekenntnisse geben nicht viel her. Bleiben wir lieber in der irrealen Realität:

Die eine Rolltreppe hebt die Leute herauf – zuerst sieht man ihre Köpfe und so weiter – die andere läßt sie nach unten versinken.

Jetzt geht mir die Läufer und Hüpfer am Bildschirm schon gehörig auf die Nerven. Aber nachdem deswegen auch nichts weiter passiert, ist das ziemlich uninteressant.

Ich wechsle den Standort.







(7.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 8. April 2018

912 Es ist klar


Es ist klar, es geht im Wesentlichen darum, den Klienten/Patienten in die Gegenwart zu holen, aber …

… aber nicht gleich jetzt am Morgen. Soeben aufgewacht bin ich noch nicht ganz da. Von traumlosen Träumen umfangen, wankend, noch etwas aufgelöst (was leichte Übelkeit bewirkt).
Irgendetwas baggert durch meinen Geist wie eine Straßenkehrmaschine, langsam und einen gereinigten Streifen hinterlassend, der hier gelb ist. (Ich habe ja gesagt, ich bin noch durcheinander und der Sprache noch nicht wirklich mächtig.) Ich sehe vor lauter Bäume den Wald nicht oder umgekehrt.

Natürlich habe ich meine Hilfsarbeiter, die mir am Weg in den Tag sozusagen zur Hand gehen (siehe die Anmerkung oben in Klammern): die Katze zum Beispiel, die jetzt sofort ihr Futter will. Ihre Arbeit bewirkt mehr als der primitive, innere Flegel und Brüller, der „reiß dich zusammen!“ schreit oder dumm vom „Besiegen des inneren Schweinehundes“ faselt.

So, jetzt habe ich es geschafft. Auch mit Hilfe meiner Schreiberei, weil ich – um Sätze zu formulieren – doch meinen Geist ordnen mußte.








(7.4.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


911 Eine Krähe hält dagegen


Mit Angst und Zittern beginnt mein Tag; eine Krähe hält dagegen.
Polizeisirenen, ein Flugzeug – weit entfernt, fast idyllisch.
Eine zweite Krähe ruft – viel näher.
Und eine dritte – ganz weit, weit entfernt, ich kann ihren Ruf gerade noch heraushören.
Die Katze kratzt an der Tür. Ich lasse sie herein und …



… und gegen Mitternacht. Den Tag dazwischen habe ich hauptsächlich lesend verbracht.
Ein Guter Tag. Ich bin müde und … „glücklich“ kann ich nicht herschreiben. Ich kann's einfach nicht. Es ist ein striktes Tabu. Vermutlich fürchte ich die Strafe der Götter oder etwas ähnliches.

Ich genieße es jetzt mich hingelegt zu haben und noch ein bißchen zu schreiben. Ich freue mich schon aufs Einschlafen und besonders auf die Phase des Übergangs vom Wachsein in den Schlaf.






(6.4.2018)








©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 5. April 2018

910 Nichts steht auf der Wand


Ich schaue auf meine inneren Wände, ob dort irgendetwas geschrieben steht. „Mene mene tekel u-parsin“ zum Beispiel oder „Die Welt wurde nur für dich geschaffen“ oder „Staub bist du und zu Staub kehrst du wieder zurück“ oder „Heute ist ein warmer Frühlingstag – Spaziergang angesagt“ oder „da summa is aus, i muaß obi ins toi“ oder „Der Wundertäter war von hohem Wuchs“ (D. Charms) oder „Die Aktien stehen gut/schlecht“ oder „tuat a jeda wiar a kãn“ oder „Der Blutdruck heute Morgen: 127 70 65“ oder „anieda a noar“ oder …

Ich liege schon eine Stunde bei geöffnetem Fenster wach im Bett und stehe nicht und nicht auf („Aufstehen!!!“ könnte auch auf der Wand stehen – fragt sich nur, wer dann der Schreiber ist).

Es steht aber nichts auf der Wand. Also stehe ich jetzt auf und bereite das Frühstück.








(5.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

909 Balance


Wahrscheinlich sind jetzt die Sterne schön zu sehen. Ich stehe nicht auf, um sie anzuschauen. Es ist kalt und ich habe es im Bett angenehm warm. Von ferne höre ich die ersten Vögel rufen – Amseln, wenn mich nicht alles täuscht. In mir balancieren sich Angst, Übelkeit und innere Distanz aus, aber es geht nicht ohne zusammengebissene Zähne (unbewußter Versuch, mich zusammenzureißen).
Wenn das alles ins Fließen kommt, was wird dann herauskommen?







(4.4.2018)








©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com