921 Im Park
Die Linden und die Roßkastanien treiben – die meisten –
schon ihre Blätter in diesen sonnigen Tag aus. Die Wiesen hier im Park sind
grün und locker belegt und besessen von kleinen, bunten Menschengruppen. Der
Wind kommt aus Südost bis Südsüdost und bläst stoßweise heftig. Körniger Staub
legt sich auf das Papier meiner aufgeschlagenen Notizbuchseite – vielleicht aus
der Sahara – während mir der Wind ständig umblättern will (ich schaue nach
Nordosten).
Ein gelber Hubschrauber fliegt mit seinem saugenden Dröhnen
rechts oben vorbei, während sich eine Frau ihren Schal um den Hals legt und
nach links abgeht. Spaziergänger, Walker, Jogger, Radfahrer,
Kinderwagenschieber, Kinder auf allen möglichen Gefährten und Kinder, die
fröhlich (soweit ich sehe) herumlaufen. Fußball wird auch gespielt.
Ein Akkordeonspieler hundert Meter links (Akkordeonmusik –
das ist bei mir immer an der Kippe. Fast immer nervt sie mich und ist mir
unangenehm, nur ganz selten gefällt sie mir. Das hängt nicht von der
Virtuosität ab – eher im Gegenteil – sondern was und wie – ob der Spieler
aufgedreht und hysterisch oder bescheiden und schlicht – spielt. Der dort nervt
mich. Ich werde mir einen anderen Platz suchen.)
Ein orange blinkendes Auto schleicht sich heran – von der
BäderMA wie ich feststelle.
Ich habe mir eine andere Bank gesucht, hier höre ich den
Akkordeonspieler nicht mehr. Aber als ich an ihm vorbeigegangen bin, hat er
sofort – als würde er es wissen - Que sera gespielt, da bin ich schwach
geworden.
Jetzt sitze ich hinter einer Hecke, aber weil sie gerade erst
auszutreiben beginnt, sehe ich durch sie durch auf den stark frequentierten
Weg. Es ist eine Stelle im Park, wo ich noch nie gesessen bin und gleich wirkt
alles fremd. Dieses Fremdheitsgefühl hier an dieser ruhigen Stelle ist nicht
unangenehm; ich könnte irgendwo sein, irgendwo auf dieser Welt oder in einem
Traum und alles ist möglich. Der Wind könnte ganz woanders herkommen, aus
anderen Dimensionen und weht außerirdische Luft herbei. Nichts bindet mich und
alles kann passieren. Zusammengeklappte Erinnerungen tauchen auf, jedoch
entfalten sie sich nicht, sodaß ich nicht weiß, woran sie mich erinnern
(Versailles? Auf diesem Weg da in der Nähe vom Trianon? Nun, da hatte ich auch
solche Dejavues.)
Ein paar kleine Wolken ziehen ziemlich flott dahin. Alles
ist möglich, aber ich will nichts. Ein Nachmittag, die Sonne schon tiefer, die
Schatten schon lang, irgendwo in irgendeiner Welt.
(13.4.2018)
©Peter Alois Rumpf April
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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