Mittwoch, 18. April 2018

921 Im Park


Die Linden und die Roßkastanien treiben – die meisten – schon ihre Blätter in diesen sonnigen Tag aus. Die Wiesen hier im Park sind grün und locker belegt und besessen von kleinen, bunten Menschengruppen. Der Wind kommt aus Südost bis Südsüdost und bläst stoßweise heftig. Körniger Staub legt sich auf das Papier meiner aufgeschlagenen Notizbuchseite – vielleicht aus der Sahara – während mir der Wind ständig umblättern will (ich schaue nach Nordosten).

Ein gelber Hubschrauber fliegt mit seinem saugenden Dröhnen rechts oben vorbei, während sich eine Frau ihren Schal um den Hals legt und nach links abgeht. Spaziergänger, Walker, Jogger, Radfahrer, Kinderwagenschieber, Kinder auf allen möglichen Gefährten und Kinder, die fröhlich (soweit ich sehe) herumlaufen. Fußball wird auch gespielt.

Ein Akkordeonspieler hundert Meter links (Akkordeonmusik – das ist bei mir immer an der Kippe. Fast immer nervt sie mich und ist mir unangenehm, nur ganz selten gefällt sie mir. Das hängt nicht von der Virtuosität ab – eher im Gegenteil – sondern was und wie – ob der Spieler aufgedreht und hysterisch oder bescheiden und schlicht – spielt. Der dort nervt mich. Ich werde mir einen anderen Platz suchen.)

Ein orange blinkendes Auto schleicht sich heran – von der BäderMA wie ich feststelle.


Ich habe mir eine andere Bank gesucht, hier höre ich den Akkordeonspieler nicht mehr. Aber als ich an ihm vorbeigegangen bin, hat er sofort – als würde er es wissen - Que sera gespielt, da bin ich schwach geworden.

Jetzt sitze ich hinter einer Hecke, aber weil sie gerade erst auszutreiben beginnt, sehe ich durch sie durch auf den stark frequentierten Weg. Es ist eine Stelle im Park, wo ich noch nie gesessen bin und gleich wirkt alles fremd. Dieses Fremdheitsgefühl hier an dieser ruhigen Stelle ist nicht unangenehm; ich könnte irgendwo sein, irgendwo auf dieser Welt oder in einem Traum und alles ist möglich. Der Wind könnte ganz woanders herkommen, aus anderen Dimensionen und weht außerirdische Luft herbei. Nichts bindet mich und alles kann passieren. Zusammengeklappte Erinnerungen tauchen auf, jedoch entfalten sie sich nicht, sodaß ich nicht weiß, woran sie mich erinnern (Versailles? Auf diesem Weg da in der Nähe vom Trianon? Nun, da hatte ich auch solche Dejavues.)

Ein paar kleine Wolken ziehen ziemlich flott dahin. Alles ist möglich, aber ich will nichts. Ein Nachmittag, die Sonne schon tiefer, die Schatten schon lang, irgendwo in irgendeiner Welt.






(13.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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