Mittwoch, 11. April 2018

918 Kein Platz für meine Trauer?


Nach dem Aufwachen liege ich ein paar Sekunden friedlich, dann fällt mir ein, was ich heute zu erledigen mir vorgenommen habe und die Angst packt mich bis zur Übelkeit. Dabei wird das – ich schätze – eine Arbeit von zwanzig Minuten sein. Mein System ist wirklich am Ende. Ich will mich meiner Angst kampflos stellen – bekämpfen will ich sie nicht, nur standhalten. Aber ein Radio aus dem Lichtschacht nervt und stört mich dabei.

Ich versuche trotzdem mich darauf zu konzentrieren, was in meinem Inneren vorgeht.

Der Angstknoten sitzt im Bauch, aber manchmal melden sich auch andere Körperstellen, zum Beispiel mein drittes Auge, indem es dort wurlt.

Die Füße habe ich in die Matratze gepresst – darauf liegt jetzt meine Aufmerksamkeit: ich habe Boden unter den Füßen, wenn auch einen weichen, aber es gibt Gottseidank Gegendruck, ich schwebe nicht im leeren Raum.

Meine Aushilfstherapeutin, die Katze, liegt neben mir und maunzt, daß ich sie streicheln solle – vermutlich denkt sie, daß mir ein wenig Körperkontakt und Energieentladung gut täte. (Oder glaubt's ihr, sie zieht mir meine letzte Kraft ab?)

Die Angst hat sich schon einigermaßen aufgelöst; ich brauch' aber nur an meinen Vorsatz denken, heute endlich – seit Wochen schiebe ich das hinaus - die paar Formulare auszufüllen, und schon peitscht die Angst wieder hoch bis zum (leichten) Würgen im Hals. (Mein Gott! So lebe ich schon mein ganzes Leben!)

Ein paar tiefe, unwillkürliche Atemzüge lindern die Angst und lassen mich meine Trauer spüren. Die Trauer ist jetzt stärker als die Angst.
Ich denke an die Formulare und schon ist es umgekehrt. Kein Platz für meine Trauer?






(11.4.2018)













©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite