Donnerstag, 31. August 2017

750 Ich habe die ganze Freiheit

Was war das im Traum? Ganz intensiv mußte ich um etwas ringen, aber was? Ich bin noch gezeichnet von diesem Kampf – mein Herz klopft stark und ich bin aufgeregt, zittere noch – kein ungutes Gefühl übrigens – jetzt tät' ich auch gern wissen, was es war.

Sei's drum! Ich bin hier; der vermutlich letzte Sommertag steigt herauf aus dem frühen Morgen und ich will noch einmal schwimmen gehen. Heute habe ich Zeit; ich kann es auch langsam angehen.

Mein Bauch verkrampft sich leicht – die Gründe dafür sehe ich nicht – ich verbleibe jedoch in so einer Art Schwebezustand. Neugier und Vorfreude auf den Tag (heute habe ich frei); ich überlege, was ich alles ins Bad mitnehmen werde.

Mein Mißtrauen meldet sich und warnt mich davor, mich der Vorfreude hinzugeben, indem es mich an meine vielen Enttäuschungen erinnert. Liebes Mißtrauen, ich bin auch neugierig.

Mein Laptop, das so früh aufzudrehen ich mir heute ausnahmsweise erlaubt habe, summt und surrt leise vor sich hin und trägt auch so, noch zusammengeklappt auf dem Schreibtisch, etwas zur Stimmung im Raum bei.

Ich habe die ganze Freiheit. Mir steht die ganze Welt offen. Alles liegt ganz an mir. Die Erhabenheit dieses Momentes beginnt mich zu erfassen und macht mein Herz groß und weit und läßt es erwartungsvoll und stark schlagen. Die Erwartungen beziehen sich nicht einfach darauf, was kommen wird, sondern, daß ich es annehmen werde. Ich werde heute offen in die Welt gehen und bereit. Alles darf passieren. Mein Mißtrauen meldet sich voller Entsetzen und fragt mich, ob ich verrückt bin und ob ich nicht bemerke, in welch ungesunde Euphorie ich abgeglitten bin! Ja, vielleicht, liebes Mißtrauen, vielleicht, aber auch das darf heute passieren und die Folgen daraus auch. Ich lächle mein Mißtrauen, das mir noch zuruft, ich wisse ja nicht, wovon ich rede und daß das die Sorglosigkeit eines Narren sei, vergleichbar mit der kranken Euphorie vor einem Bombenangriff … also trotzdem lächle ich das Mißtrauen verständnisvoll an und denke, ja, ja, das kann schon alles sein, aber ich werde gleich aufstehen und nachschauen, ob ich im Lotto etwas gewonnen habe.

Es darf aber auch passieren, daß ich noch ein wenig liegen bleibe und meine Stimmung genieße.







(31.8.2017)











©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 30. August 2017

749 Eigenartiger Tagesbeginn

Ich kann nicht in mich hineinhorchen, weil ein Kind schreit.
Das Schreien entfernt sich.
Kotzt da jemand? Höre ich Kotzgeräusche? Eigenartiger Tagesbeginn!

Es wird ruhiger und ruhiger. Dann hin und her gehende Schritte. Geflüster. Es wird wieder ruhiger. Ich kann sogar die Flugzeuge hören. Türen werden geöffnet und wieder geschlossen. Früher hätte man Thüren geschrieben. Ich frage mich, ob es dieses th nur im Anlaut gegeben hat. Thor, Thür, Thron. Thrümmer kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Auch keine Thasche.  Vermutlich nur vor langem Vokal. Ich werde das nachschauen. Heutzutage mit dem Internet kein Problem. Jetzt kommt mir vor, als würde das t von Tür wirklich anders klingen beziehungsweise sich beim Sprechen anders anfühlen als das t von Tasche Vielleicht sind es wirklich zwei verschiedene Buchstaben, wie τ und θ. Oder ט und ת.

Wo bleibt das Hineinhorchen? Die Tür ins andere Zimmer ist wieder zu und es wird ruhig.
Nicht ganz.
Jetzt doch.
Ich ziehe die Luft tief in die Lunge und atme aus, daß es wie ein Stoßseufzer klingt. Jetzt frage ich mich, ob schon das Einatmen einen Seufzer charakterisiert oder erst das Ausatmen? Was sagt ihr? (Antworten bitte an die unten angeführte E-mail-Adresse.)

Könnte es sein, daß ich mich mit Belanglosigkeiten abgebe und nicht zum Kern vordringe? Oder bin ich gerade dabei, etwas Wichtiges zu entdecken, etwas, das die Menschheit weiterbringt? Man kann nie wissen!

Mindestens mein fünfter Seufzer seit dem Aufwachen.








(30.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 28. August 2017

748 Und plötzlich die Angst

Und plötzlich die Angst. Wie aus dem Nichts aufgetaucht. Ich liege da, wache allmählich auf, alles scheint friedlich, und von einer Sekunde auf die andere, wie ein Schlag in die Magengrube: die Angst. Sofort frißt sie sich fest und breitet sich über den ganzen Körper, über die ganze Seele aus. Bewegungsloses Zittern. Die Geräusche des beginnenden Tages beruhigen mich nur oberflächlich ein wenig. Nein, nein, im Inneren hockt die Panik. Ich bin hier in der Welt fremd, ganz fremd, von kalten Mächten hier abgeworfen, hereingeschleudert - ich weiß nicht, was mit mir geschieht - und im Stich gelassen, ohne vom Auftrag zu wissen, ohne vorbereitet, ohne über die Welt  hier aufgeklärt worden zu sein. So kommt es mir vor.

Horche ich weiter in mich hinein, kommt mir der Gedanke, daß es vielleicht anders ist. Jetzt scheint es so, als hätte ich vor langer Zeit etwas verloren, ein Bruch ist passiert, mein Halt war mir entglitten, in diesem Moment hatte das noch keine konkreten Auswirkungen, aber bald, bald würden sich die Folgen zeigen.

Vor meinen Augen tauchen Notizen auf, aus der Zeit, als ich die Welt noch erforschen wollte; ich ahne, daß ich damals Wichtiges entdeckt hatte, aber bevor ich es lesen kann, lösen sich die Blätter wieder auf.

Ich konzentriere mich wieder auf die Panik, um zu fühlen, was sie denn sei, um ganz in sie hineinzugehen und sie von innen aufzulösen, wenn es geht. Jetzt entschwindet sie mir; dabei weiß ich genau, daß sie noch im Innersten sitzt.

Wieder habe ich plötzlich irgendwelche Zettel in der Hand. Wohin soll ich sie geben? Ich finde die Lade nicht.







(28.8.2017)












©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 24. August 2017

747 Es hört nicht auf

Wieder im Haus am Fluß. Obwohl ich jetzt keinen Fluß sehe. Ich glaube, das Meer ist nicht weit weg. Diesmal geht es darum, das Zimmer zu kaufen. Wo sind wir? In Italien? Andy Chicken ist der Vorbesitzer. Wir reden mit ihm. Er erklärt uns, wie hier alles läuft. Habe ich mir das jetzt gemerkt? Das Zimmer hat – ich glaube es ist die Südseite – mehrere große Fenster. Moderne Architektur. Damit meine ich immer die aus den Fünfzigerjahren. Oder noch früher. Schöner, heller Raum. Ateliercharakter. Ein Ort, wo man gern arbeitet. Es stehen und liegen auch einige Basteleien vom Chicken herum. Die Aussicht nach – nehmen wir es also an - Süden ist herrlich. Nicht idyllisch, aber herrlich. Auch sie ist tätigkeitsanregend. Bäume, ein Schuppen gleich da vorne, Wiesen, Nebengebäude, dahinter weitere Häuser und Gärten. Eine unspektakuläre, aber unbelastete, anregende Landschaft. Ja, das kaufen wir. Oder wird es doch nur vermietet? Hm! Ist das eher Spanien?

Ach ja! Das Nebengebäude gehört auch dazu. Ach so, das ist das Hauptgebäude. Wir schauen es uns an. Ein großes Haus mit viel Platz. Hier wohnt die Familie Michael Haas. Also eindeutig Spanien. Dieses Ensemble liegt in einer spanischen Stadt und hat trotzdem ländlichen Charakter. Wie ein alter Bauernhof, aber in moderner Architektur. Damit meine ich immer die aus den Fünfzigerjahren, wenn nicht Zwanzigerjahren. Wir sind vom Zimmer vielleicht zehn Meter über einen Hof, eine Wiese hierher gegangen.

Drinnen im Gebäude ist es dunkel. Nur im riesigen Bad ist Licht an. Da sind sie ja! Ja, es ist alles geklärt; es passt alles. Es gehört schon euch. Im Badezimmer steht viel Zeug herum; ich meine Fläschchen, Tuben, Schächtelchen, Döschen … Schaffe sie es, noch alles wegzuräumen? Ziehen sie überhaupt aus? Wir können hier schon wohnen, oder wie? Oder haben wir es nur so gekauft, ohne Wohnrecht? Ist es überhaupt gekauft? Oder nur gemietet? Von welchem Typen redet ihr? Der Besitzer, oder was? Was redet ihr da! Der ist ein wenig schwierig? Ressentiments  gegen Ausländer? Ist das jetzt der Besitzer oder ein Nachbar? Wir haben das doch gekauft! Ich kann mich nicht erinnern, was Andy Chicken gesagt hat; da war ja auch irgendwas komisch. Ein bißchen mulmig ist mir jetzt schon, in dieser fremden, spanischen Stadt. Kann ich Spanisch? Ich weiß es nicht. Werde ich die Mentalität verstehen? Die Botschaften zwischen den Zeilen? Werde ich mich zurechtfinden. Ich weiß doch nichts vom spanischen Recht!

Ich habe ein solches Brennen in der Brust! Regelrecht schmerzhaft! Es hört nicht auf!







(24.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 23. August 2017

746 Die Sturmnacht

(Šilo) Gestern hat mich ein Mann angesprochen; er wollte wissen, wieviel es kostet, diesen Wohnwagen zu mieten. Er, seine Familie und seine Gruppe waren in Zelten da und nach der Sturmnacht wohl zermürbt. Ich vermute das, weil ich eine solche Sturmnacht hier schon einmal  im Zelt erlebt habe.
Ich war – wie immer, wenn mich jemand anspricht – sehr mißtrauisch und unsicher – strukturell eigentlich richtiger umgekehrt: zuerst unsicher, dann mißtrauisch. Sofort war ich angespannt, alarmiert, aber höflich, freundlich, fast devot. Obwohl er aus einer Gruppe von Cafésitzern und Biertrinkern war, die man schon vormittags ständig nebenan im Café sitzen und trinken sieht, und vor denen ich mich fürchte (nicht fürchtete, denn ich fürchte mich immer noch) – wo ich mir aber im Moment nicht sicher war, ob ich mich nicht irre und den armen Mann verwechsle – jedenfalls hatte er etwas an sich, was ich auch als einen Anflug von Unsicherheit, ja Devotsein deutete. Das nahm sich sofort für ihn ein, sodaß ich sofort meine Schutzschilder senkte und mich öffnete; zu sehr, wie ich nachher dachte, als mich meine Frau darauf aufmerksam machte, daß er doch aus der Gruppe von Trinkern sei und es besser wäre, nicht zu engen Kontakt zuzulassen.
Es gab hier mindestens zwei solcher Männergruppen, die schon am Vormittag nebenan im Freiluftcafé tranken; bei einer Gruppe hatte ich den Verdacht, daß es Neonazis waren (oder zumindest einer von ihnen), von ihrer Kleidung, ihrem Auftreten, Frisuren, Tätowierungen her.
Aber ich verwechsle die Gruppen immer, denn ich schaue nie genau hin, weil ich keinen Augenkontakt herstellen möchte. Ich hatte Angst vor denen, wie ich als Kind vor den älteren Kindern und Jugendlichen Angst hatte, die mich als ihr Opfer behandelten. Stelle ich Augenkontakt her, sehen sie es und ich bin wieder in der Opferrolle. Darum konnte ich mir die wenigsten Gesichter merken.

Das Gespräch mit dem Mann verlief freundlich, höflich und nett – für sich genommen war daran nichts falsch. Aber trotzdem lief bei mir ständig Mißtrauen und Angst mit – das tut es immer in vergleichbaren Situationen. Eine Stimme in mir versuchte vergeblich,  mich vorm Überlaufen mit fliegenden Fahnen zu warnen, will sagen, mich daran zu hindern, mit diesem Mann zu vertraut zu werden, bloß weil er möglicherweise genauso schüchtern ist wie ich. Am Ende des Gesprächs war ich jedoch glücklich, ihm mit meinen Auskünften ein wenig geholfen und ihn mit meinen Schilderungen einer solchen Sturmnacht hier, vor Jahren, wo ich die ganze Nacht gestanden bin und das Zelt gehalten habe, damit es der Sturm nicht davonbläst, ein wenig erheitert zu haben. Das Lachen darüber hat Vertrautheit und Verbindung hergestellt – immer mit der warnenden Stimme in mir als parallelen Begleiter.

Nachher ist wieder die Panik ausgebrochen, die Angst, daß die von dieser Partie uns jetzt zu nahe treten, den Kontakt verstärken wollen und bei uns herumhängen oder uns/mich in ihre Gruppe ziehen wollen, verstärkt durch die Bedenken und Kommentare meiner Frau, die ihren ersten Mann an solche Trinkerrunden verloren hatte. Das war also ihr Film. Meiner ist das Ausgeliefertsein meiner Kindheit, ausgeliefert einer Gruppe von einigen cirka fünf, sechs Jahre älteren Kindern, im Lauf der Zeit dann Jugendlichen, die mit mir machen konnten, was sie wollten.

Anzumerken ist noch, daß mich diese ständig mitlaufende Angst daran hindert, die Menschen wirklich wahrzunehmen und mir ihre Gesichter zu merken, was wiederum Unsicherheit und Angst erhöht, weil ich so keinen rechten Eindruck vom Gegenüber bekomme.

Am nächsten Tag habe ich den Mann zunächst gar nicht mehr erkannt – in meiner Erinnerung trug er lange Haare, zu einem Roßschwanz gebunden, während er in Wirklichkeit kurze Haare hatte. Nicht geschoren wie bei einigen der als Neonazi verdächtigten Gruppe, zu der er, wie ich jetzt erleichtert feststellte, sicher nicht gehörte.

Das ist sowieso ein Thema: daß ich Menschen nicht anschauen kann, den Augenkontakt vermeide und sie mir nicht merken kann. Ihre Gesichter nicht, ihre Namen nicht, geschweige denn, daß ich mich an Kleidung und ähnliches erinnern könnte. Das geht leichter, wenn ich bloß von außerhalb, ohne beteiligt oder involviert zu sein, einen Menschen oder eine Szene beobachten kann. Bin ich angesprochen oder involviert – direkt oder indirekt, weil irgendwas in mir Resonanz findet – verliere ich völlig die Fassung. Überhaupt: es fällt mir sehr schwer, Menschen anzusprechen, auch solche, die ich schon länger kenne wie ArbeitskollegInnen. Ich bin immer unsicher, ob ich mir den richtigen Namen gemerkt habe. Und auch wenn ich ihn weiß, kann er mir in einer Ich-Du-Situation völlig entfallen sein.

Es ist schrecklich, das festzustellen, aber die Ich-Du-Situation vermeide ich. Ich neige deswegen auch zur „Amtssprache“. Floskeln, man, neutrale Rede wie „dann wird ausführlich geskypt“ statt „dann werden wir mit dir ausführlich skypen, liebe Tochter, schließlich bist du das erstemal in deinem jungen Leben tausende Kilometer von deinen Eltern und Geschwistern entfernt, für einen längeren Zeitraum und ich freue mich schon, wenn wir dich am Bildschirm sehen und hören können, was du uns zu erzählen hast.“ (Obwohl: „was du uns zu erzählen hast“ geht auch schon wieder Richtung unpersönliche Sprache; es hätte genügt „was du uns erzählst“. Schließlich gibt es niemanden und nichts, was sie zwingen oder sie auffordern oder ihr vorschreiben kann, etwas zu erzählen. Das kommt doch ganz aus ihr heraus.)

Ja, ich habe kein rechtes Ich, deshalb vertrage ich kein Du. Ich habe einem Du nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Ich meine nicht in Abwehr – obwohl das gegebenenfalls auch stimmt, siehe oben – sondern als Gegenüber, als das Du für das andere Ich.

(Das habe ich bei der Lektüre von „Kämpfen“ von Karl Ove Knausgård geschrieben, der in diesem autobiographischen Roman einen Essay über Hitlers „Mein Kampf“ eingefügt hat, in dem er zeigt, das es in diesem furchtbaren Buch kein Du gibt.)

Meine Sturmnacht im Zelt verlief übrigens so:

Schon seit Jahren fahren wir im Urlaub an diesen Campingplatz und mieten uns dort einen Wohnwagen. Jedes Jahr gab es einen Sturm, aber wenn der auch noch so am alten, ausrangierten Wohnwagen rüttelte und bei entsprechender Windrichtung der Gewitterregen durch die Ritzen der schon etwas undichten Fenster tropfte, allzu viel hat er nie angerichtet.

Aber einmal, da hat es mit der Reservierung nicht geklappt. Wir meinten, der Wohnwagen wäre reserviert, aber – aus welchen Gründen auch immer – dem war nicht so. Als wir es merkten, waren schon alle Wohnwagen vergeben. Was tun?
Unsere Kinder hatten mit anderen Kindern vereinbart und es auch durchgesetzt, daß diesmal beide Familien auf diesem Campingplatz gemeinsam Urlaub machen und die andere Familie hatte ein Apartment gemietet, das auch zu diesem Camp gehörte. Ich hatte da ein wenig Bedenken, denn diese Familie bevorzugte ansonsten bessere Destinationen (während wir auf die billigere Möglichkeiten angewiesen waren) – sodaß sie mit diesem Camp möglicherweise nicht zufrieden sein könnten. Aber der gemeinsame Urlaub beider Familien war ausgemacht. Es gab noch Zeltplätze.
Zelteln wollte ich allerdings nicht. Ich hatte schon seit Jahren mit Kreuzschmerzen zu kämpfen und fürchtete mich vor den möglichen schmerzhaften Folgen des Am-Boden-Liegens für mein Kreuz. Frau und Kinder wollten aber unbedingt fahren, ich jedoch verweigerte mich. Zunächst.
Bei einem Telephonat mit meiner Schwester erzählte ich ihr, daß ich diesmal nicht mit in den Urlaub fahre. Sie sagte mit darauf auf den Kopf zu, daß ich meine Familie nicht so im Stich lassen könne und das einfach nicht machen könne. Ich war mir ganz sicher, daß ich da nicht mitfahren muß, denn meine Gesundheit ist doch auch ein Wert, nicht nur die Einhaltung der Vereinbarung mit der anderen Familie. Aber ich ließ mich verunsichern und gab schließlich nach. Um es gleich vorwegzunehmen: das Leben im Zelt war gegen meine Befürchtungen für mein Kreuz kein Problem, die Isoliermatte, auf der ich schlief, war sehr gut und ich hatte nicht mehr Kreuzschmerzen als sonst auch.

Das Zelt, das meine Frau, die begnadete Networkerin, von jemand Bekanntem ausgeborgt hatte, hatte die andere Familie in ihrem Auto mitgenommen, denn da wir kein Auto haben, sind wir – wie immer – mit Rucksäcken und Taschen bepackt mit dem Zug nach Rijeka und von dort – ich weiß nicht mehr, ob wir traditionellerweise mit Bus und Taxiboot, oder doch schon mit dem Taxi auf die Insel gefahren sind. Jedenfalls wurde es schon dunkel, als wir ankamen. Wir suchten noch den Zeltplatz aus, was ebenfalls Zeit beanspruchte. Als wir das Zelt aufstellten, war es schon finster. Wir hatten das Aufstellen zu Hause geübt und soweit bekamen wir das auch ganz gut hin. Ich war erleichtert, denn wir sind keine Camper und ich bin in solchen Dingen komplett unerfahren.

Alles verlief normal, das Kreuz machte nicht mehr Probleme als sonst, wir lebten in dem Zelt, die Kinder freuten sich, mit ihren Cousins und Cousinen zusammen zu sein und alles schien okay.

Doch dann kam der Sturm. Es begann an einem Abend. Später in der Nacht drohte der Sturm das Zelt umzulegen. Andere, mit dem Camping erfahrenere und den örtlichen Gegebenheiten besser vertraute Camper hatten vorgesorgt: sie hatten, als der Wind stärker wurde, breite Gurten über ihre Zelte gespannt und – was mir erst jetzt auffiel – sie verwendeten nicht diese normalen, mickrigen Heringe zum Befestigen der Zeltschnüre, sondern längere und stärkere, wenn sie nicht überhaupt Hunderternägel benutzt hatten, für die manche mit Bohrmaschinen die Löcher in den harten, steinigen Boden gebohrt hatten. (Die Bodenbeschaffenheit war nämlich so: entweder bekam man den Hering nicht recht in den Boden, weil der so hart war, oder, wenn man ihn endlich reingeschlagen hatte, zerbröselte das steinige Loch sehr leicht, sodaß an dieser Stelle kein Hering mehr hielt.) Dort, wo der Sturm trotz aller Sicherheitsmaßnahmen die Zelte wegzublasen drohte, legten sie die Leute zusammen und setzten sich ins Auto. Dieser Fluchtweg stand uns nicht offen.

Unsere jüngste Tochter hatte sich schon bevor von einem Sturm die Rede war, mit ihrer Cousine verabredet, diese Nacht bei ihnen im Apartment zu schlafen – ein Hoch auf einen gesunden Instinkt! - unsere ältere Tochter schlief tief und fest und bekam vom Sturm nichts mit, während ich verzweifelt versuchte zu verhindern, daß der Sturm das Zelt wegreißt. Ich schleppte Steine heran, um die Heringe, beziehungsweise die Zeltschnüre zu beschweren – der Sturm zog diese auf den Schnüren liegenden Steinhaufen mir nichts dir nichts einen halben Meter weiter, riß trotz aller Verstärkungen einige Heringe heraus, zerriß Schnüre, das Zelt wurde immer schiefer und war schon am Einstürzen, es goß in Strömen, ich stand draußen und versuchte, das Zelt einfach festzuhalten, und, wenn die Böen etwas nachließen, noch mehr Steine anzuschleppen und die herausgerissenen Heringe wieder einzuschlagen. Andere Camper halfen mir dabei. Die durchhängenden Zeltplanen sammelten das Wasser an und wurden undicht und es begann ins Zelt zu tropfen, gottseidank zunächst nur ins Vorzelt; ich räumte die dort abgestellten Gepäckstücke ins Innenzelt, damit unser Gewand nicht naß wird und ging wieder nach draußen in den Gewitterregen, um wieder herausgerissene Heringe einzuschlagen zu versuchen, die zerlegten Steinhaufen wieder auf die Heringe und Zeltschnüre zu schlichten und jetzt auch auf die Zeltplanen, wo sie am Boden auflagen, damit der Sturm das Zelt nicht davonbläst. Oder ich stand einfach da und hielt das Zelt fest.

Und meine liebe Frau? Die lag im Zelt und las einen Roman. Meine verzweifelten Aufrufe, doch herauszukommen und mir zu helfen ignorierte sie zunächst, denn sie wollte jetzt lesen. Als sie dann endlich herauskam, trug sie ein paar Steine her – die meisten hatten schon ich und die Nachbarn herbeigeschleppt – genaugenommen gab es in der ganzen Umgebung keine größeren Steine mehr, denn wir waren nicht die einzigen, die ihre Zelte zusätzlich beschweren mußten. Also „fand“ sie keine Arbeit mehr und legte sich wieder ins windgepeitschte Zelt zu ihrem Roman (Betonung auf a).
Ich ging herum, schlichtete die immer wieder umgestürzten Steinhaufen neu, wenn die Böen orkanartig waren, hielt ich einfach das Zelt fest, versuchte, noch irgendeine Stelle im steinigen Boden zu finden, wo ich die Heringe zum fünfundzwanzigstenmal einschlagen konnte, verzurrte ein paar Zeltschnüre an einem alten, hinigen Hydranten und wieder das Ganze von vorne und so weiter und so fort.

Das ging stundenlang. An schlafen war nicht zu denken. Erst gegen Morgen ließ der Sturm nach, da kroch ich auch ins schief und schlapp herumstehende Zelt, der Wind schlug die gelockerten Zeltplanen herum, und ich versuchte, irgendwie zu schlafen. Die ältere Tochter schlief die ganze Zeit über tief und fest – ein Hoch auf einen gesunden Schlaf! - auch meine Frau schlief und ich selber döste bei der Morgendämmerung ein wenig ein.

[Halt! Stop! Hier reklamiert meine Frau eine Szene, eine Variation herein, an die ich mich nicht erinnern kann: Ich wäre des Morgens erschöpft ins Zelt gekrochen gekommen um zu schlafen, wäre aber bei jedem Windstoß wieder aufgesprungen, um draußen nach dem Rechten zu sehen, oder auch nur jedesmal hochgeschreckt. Die Orkanphase des Sturms war vorbei, aber man kann ja nie wissen … Schließlich hätte sie mir, gegen meinen Protest – aber für einen nachhaltigeren und handfesteren Protest wäre ich aus Erschöpfung schon zu schwach gewesen (diese Ausrede ist jetzt meine Formulierung) – also sie hätte liebevoll den Schlafsack der bei ihrer Cousine nächtigenden Tochter liebevoll auf meinen Kopf gelegt, damit ich den Sturm nicht mehr hörte. Und da sei ich dann doch tief und fest eingeschlafen. Sagt sie. Ich kann mich daran nicht erinnern; aber wird schon stimmen! Man versucht ja, der Wahrheit und der Wirklichkeit gerecht zu werden. („Ironie ist ein Idealismus, der sich nicht traut“ Romano Guardini) 25.8.2017]

Völlig unausgeschlafen erwachte ich bald wieder und versuchte jetzt bei Tageslicht, das eine oder andere zu reparieren, die Zeltschnüre wieder fester anzuspannen, jedoch mit minimalem Erfolg. Aber der Sturm war vorüber, es blies nur mehr ein leichter Wind. Meine Frau begann das Frühstück vorzubereiten, wir saßen im Chaos an Boden, „Katastrophentouristen“  kamen herbei und bestaunten unser windschiefes Zelt, manche schüttelten die Köpfe und murmelten etwas in ihren Sprachen, was ich gottseidank nicht verstand – ich weiß nicht, ob darüber, wie der Sturm gewütet hat, oder über meine Unfähigkeit, die Situation camperisch ordentlich zu managen – so etwas bleibt immer am Mann hängen.

Später dann haben andere Camper angefangen, mich zu belehren – abgesehen davon, daß das nicht meine Art ist, konnte ich schwer sagen, sie sollen sich zum Teufel scheren, weil sie mir in der Nacht  beim Steineschleppen und Zeltsichern geholfen hatten.

Ja, so saß ich da: übermüdet, erschöpft, fertig, beschämt, weil ich als nicht richtiger Camper es gewagt hatte, mitten unter den Profis ein Zelt aufzustellen, weil ich mich also mitten unter den Campingspezialisten als Campingtrottel herausgestellt hatte, wütend auch auf meine Frau, aber zu gedemütigt und erschöpft, um ihr wirklich lautstark meine Meinung zu sagen – während sie ausgeschlafen, fröhlich und vergnügt – ganz erfüllt von ihrem Roman (Betonung a) (wenn ich nur wüßte, was das für ein Roman war!) [Ich habe nachgefragt: angeblich ein Krimi von Tana French. 25.8.- das Frühstück mitten im Chaos auf dem filigranen Campingkocher bereitete, lächelnd und voll in ihrem Element.








(8./21./22./23.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

745 Ist es nicht absurd, was ich da mache?

Ich versuche meine Schreibbalance zu finden – dieses fragile Gleichgewicht aus Ruhe, Entspannung, Konzentration und Sich-Gehenlassen, aus Herumschauen und Nach-Innen-Horchen, aus Abwarten und Sich-Voran-Tasten.
Außen herum paßt es: die ganze Wohnung ist ruhig und still. Innen paßt es nicht: ich bin aufgeregt, mein Herz klopft heftig, fast ist mir übel, aber ganz, ganz innen drinnen. Als wäre es eine Anmaßung, eine krasse Tabuverletzung, es nochmals mit dem Schreiben zu versuchen. Die dabei wieder ganz zart aufkeimende Hoffnung treibt mir beinah die Tränen in die Augen. Aber ist es nicht absurd, was ich da mache? Oder noch schlimmer: in meinem Alter nicht mehr angebracht und lächerlich. Schlecht. Mickrig.

Wahrscheinlich will ich mich mit dem Schreiben am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen. Sozial und psychisch.







(22.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

744 Kugerlwegräumen

Jetzt ist es mit dem Schreiben genauso wie mit allem anderen auch: ich schiebe es hinaus. So wie das Üben zum Beispiel.

Ich sitze hauptsächlich am Computer, oft spiele ich stundenlang Bubble Game 2, oder Mahjong, oder Solitär. „Kugerlwegräumen“, wie das meine Frau spöttisch nennt. Ja, hier schaffe ich es, Ordnung zu machen, in meinem Zimmer und meinem Leben nicht. Davon bleibt ein übler Nachgeschmack, vorallem in der Nacht, wenn ich zu Bett gehe und den Tag abschließe; aber das spielt keine Rolle mehr, denn den üblen Nachgeschmack bereitet mir auch das Resumee meines Lebens.

Lesen geht noch am besten, aber auch das schiebe ich manchmal hinaus. Dabei lese ich gerne. Wie ich eigentlich auch gerne übe und eigentlich auch gerne schreibe.

Beim Schreiben ist irgendwie der Faden abgerissen. Wahrscheinlich hat sich hinter dem Schreiben immer noch eine Hoffnung versteckt, daß daraus etwas wird, auch in der Außenwelt. Diese Hoffnung habe ich nicht mehr wirklich. Jetzt schaut das Ganze wie einer meiner unzähligen gescheiterten Versuche aus. Genauso und nicht anders.






(16.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

743 Eine Klage, als Selbstbezichtigung getarnt

Ich bin ein Konglomerat zusammengeschusterter Versatzstücke, in Verlogenheit gezeugt, ohne inneren Kern, aus luftleeren Ideen zusammengewürfelt, ohne energetische Substanz, hohl, leer, aber vollgeräumt mit irgendwelchen hinigen Trümmern gescheiterter und kranker Lebensträume. Ein Abstellager der Generationen vor mir; nichts steht, nichts hält, nichts ist brauchbar; ein Sumpf an bösen und gescheiterten Vorstellungen, ein Giftmüllager voller Giftmüll aus der Nazizeit, unsanierbar, ansteckend, hinunterziehend.







(11.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 22. August 2017

742 Jetzt herrscht Sturm

(Šilo) Jetzt herrscht Sturm. Ein Fallwind aus dem Norden jagt vom Festland her über das Meer auf die Insel zu und reißt alles mit, was nicht festgezurrt ist. Er hat das Sonnensegel schon zerrissen und treibt hohe Wellen gegen die Uferfelsen. Meine kleine Heldentat: ich bin mit dem Sitzschwimmreifen ins tosende Meer gegangen – natürlich nur an einer flachen, nicht an einer felsigen Stelle – und habe mich von Wind und Wellen schaukeln lassen. Das ist so toll! Und anstrengend, weil ich ständig mit den Armen kraftvoll paddeln mußte, um überhaupt gegen die Wellen hinaus ins tiefere Wasser zu kommen. Jedes Jahr mache ich das. So herrlich, sich dieser Kraft auszusetzen und in ihr und mit ihr geschickt zu manövrieren!







(7.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

741 Der Mond ist aufgegangen

(Šilo) Der Mond ist aufgegangen. Es prangen keine Sterne, denn erstens ist es noch zu hell und zweitens ist der Himmel einigermaßen bewölkt. Der Wind bläst vom Nordwesten her auf das Meer zu, die Wellen gehen hoch. Wir haben vorm Wohnwagen schon alles windgesichert. Die Windböen spielen auf meiner nackten Haut. Wind und Meer rauschen. Die laute Musik vom Café ist nun aus. Jetzt pfeift der Wind auch noch. Das Sonnendach hält dem Wind noch stand. Die leergeräumten Wäscheleinen schnalzen hin und her. Den Möwen kann der Wind nichts anhaben; wenn sie wollen, stehen sie ruhig in der Luft. Jetzt ist auch der volle Mond hinter den Wolken verschwunden; nur mehr ein winziges Dreieck leuchtet hervor. Das Pfeifen wird intensiver. Alles, was flattern kann, flattert. Alles was leicht und nicht niet- und nagelfest ist, fliegt davon.





(6.8.2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

740 Denken geht nicht

(Šilo) Immer, wenn ich zum Beispiel Stufen hinuntersteige und dabei meine Arme seitwärts abwinkelnd anhebe, ist es ein Zeichen von Schmerz. Nur damit das klar ist.
Wenn ich beim Zähneputzen aufrecht stehe, patze ich mich ständig an; es tropft und rinnt aus meinem Mund und ich habe es noch nie geschafft, das zu verhindern (Plagiat! Plagiat! Sehr versteckt zwar, aber ein Plagiat. Wer die Quelle erkennt, bekommt einen Preis.) Deshalb habe ich mir angewöhnt, mit vorgebeugtem Oberkörper, das Gesicht über dem Waschbecken, meine Zähne zu putzen. Und das geht aufs Kreuz! Ich bewundere Leute, die aufrecht zähneputzen, dabei entspannt und locker herumgehen und niemals kleckern.

Die Hitze ist extrem, aber gemildert durch eine Brise vom Meer her. Denken geht nicht. Lesen zeitweise. Am Besten ist es für mich, im Meer zu schnorcheln. Es geht dabei darum, sich kaum zu bewegen und die relative Kühle des Wassers aufzunehmen. Da ich durch den Schnorchel atme und das Gesicht zum Meeresgrund richte, den ich beobachte, sind eigentlich keine Bewegungen notwendig. Ich liege im Wasser auf dem Wasser.

Hier heraußen, im kleine „Vorgarten“ des Campingwagens, füttere ich die Spatzen und habe ihnen zwei kleine Vogelbäder aus einem Aschenbecher und einem Getränkekarton gebastelt, die sie aber – soweit ich es mitbekomme – nicht nützen.
Einer der Vögel frißt jetzt in einem Meter Abstand von mir. Spatzen – diese Mischung aus frech und scheu!
Die Leute drüben im Café reden. Gottseidank verstehe ich sie nicht. Das Lachen der Männer erscheint mir manchmal revierergreifend und dumb auftrumpfend, das der Frauen oft unterschwellig geil und offen ordinär.

Jetzt frißt eine kleine Eidechse ein Stück Schnitte (Napolitanke), das am Boden liegt, einen halben Meter von mir entfernt. Dann schnappt sie sich ein größeres Stück und rennt damit blitzschnell ein wenig abseits. In diesem Sicherheitsabstand frißt sie weiter. Ich bin stolz darauf – lächerlicherweise. Und ahnungslos, was ich mit dieser Fütterei möglicherweise anrichte.






(4.8.2017)











©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

739 Gamalö

(Šilo)

Gamalö. Verdammt, was ist „Gamalö“? Der Name ist plötzlich in mir aufgetaucht, wie aus dem Nichts und hat sich kraftvoll und selbstbewußt durchgesetzt und alle anderen Gedanken und Wörter aus meinem Inneren vertrieben, so, daß alles andere nur mehr am Rand meines Bewußtseins wie im Nebel sich aufzulösen beginnt und nur mehr dieses „Gamalö!“ klar und deutlich dasteht, von dem ich keine Ahnung habe, was es ist und ob man es mit zwei oder einem m schreibt.

Jetzt mit Abstand von zwanzig Minuten habe ich eine Vermutung: es könnte sich um einen Stadtteil von Malmö handeln, weil ich gerade einen skandinavischen Roman lese. (Oder um einen Fußballer, denn heute, einen Monat später, höre ich in mir einen Sportkommentator diesen Namen aussprechen)

Als Rätsel hat mir das Ganze besser gefallen. Das Geheimnisvolle und Unerklärliche und plötzliche Auftauchen hatte einen winzigen Schock ausgelöst, meine Seele innehalten lassen und mein Denken in Bewegung gebracht.





(1.8. und 22.8. 2017)










©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

738 Unerreichbar

Wenn ich die richtigen Bücher lese, werde ich fröhlich, auch wenn sie von Dingen berichten, die für mich unerreichbar sind. Ich freue mich mit denen, die sie erreicht haben. Mein Geist jubelt über die, die den „Salto ins Unvorstellbare“ (Carlos Castaneda) gemacht haben. Diese Dinge sind ursprünglich für mich genauso erreichbar wie für alle anderen auch; nur habe ich sie nicht erreicht, deshalb sind sie inzwischen unerreichbar geworden. Die Dinge, von denen ich rede, gehören nicht dieser Welt an, obwohl sie in dieser Welt geschehen. Kryptisch? Ja sehr! Aber nur deswegen, weil ich um den heißen Brei herumschleiche und nicht mit der Sprache herausrücke; aus meinem Mund würde alles unglaubwürdig klingen, weil ich nicht aus eigener Erfahrung redete, sondern aus zweiter Hand. Da kommt dann ein wenig die Trauer herein, aber nicht so viel, daß sie die Fröhlichkeit auslöscht; im Gegenteil, sie gibt ihr erst Tiefe.





(25./26.7.2017)









©Peter Alois Rumpf    Juli 2017     peteraloisrumpf@gmail.com