Donnerstag, 28. Februar 2019

1269 Ach! oder Wow!


Die dünnbeinigen, schlankhälsigen, festärschigen Pferdchen am Mosaik drüben an der Hauswand wirken verlogen a la Fünfzigerjahre, genauso wie ihre dünnen, schmalhüftigen Reiter und die wespentailligen, abschiedswinkenden Mädchen. Ein vergleichsweise schon etwas realistischerer Fiakerkutscher – obwohl auch er zu dünn ist, so schaut er wenigsten einigermaßen grantig drein. Das Wild ganz oben im Bild gefällt mir.

Jetzt kommt wieder ein Fremdheitsgefühl, wie ich so dasitze und aus dem Fenster schaue: könnte ich nicht irgendwo in der Leere sein, oder in einem Traum, oder am Grunde von Was-weiß-ich-was?
Eine jethrotullige Querflöte zieht meine Aufmerksamkeit auf sich (diese halbwitzigen, von mir leichtsinnig und schwermütig zusammengebastelten Adjektive werden auch schon fad!).

Mein Blick verliert sich in Farbe und Struktur des blauen Überzugstoffes der Sessellehne vor mir an der anderen Seite des kleinen Tischchens. Ich starre hin und – ach! (oder Wow!) - das Ding wird zum Gegenüber! Kann mein Blick Wesen erschaffen? Oder bin ich Zauberer und kann „sehen“ und den Dingen die Konventionsdecke abziehen? Welche Entdeckung!
Nun, liebe blaue Sessellehne, was kannst, willst und darfst du mir sagen? Deine Präsenz ist ziemlich intensiv! Ich denke schon, daß du mit mir sprechen kannst. Sicher, die Frage ist, ob ich dich hören kann! Oder gegebenenfalls lesen (mene tekel …).

Jetzt weiß ich, was du zu mir sagst: „Gehe hin zur Arbeiterkammer und lasse überprüfen, ob die Gebietskrankenkassenabrechnug hinsichtlich deiner Rückzahlung stimmt!“ Okay! Das werde ich tun. Danke! Also das ist von oben genehmigt?
Ich gehe nicht davon aus, daß ihr mich da noch weiter ins Schlamassel reitet (!).

Ein Abbild einer Krähe fliegt schnell quer durch mehrere Fenster der gegenüber liegenden (!) Hauswand. Ich hab es im Fensterglas gesehen.










(28.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1268 Inschallah!


Ich habe mich den Ärzten ausgeliefert und jetzt geht’s rund! Ich renne nur mehr herum. Fast sehne ich mich nach meinen krankenkassenlosen Untergrundzeiten – aber da war ich ohne Familie und nur für mich verantwortlich und hatte mir zum Beispiel nach einem postzeckenbissigen Hochfieberanfall gedacht: entweder ist nix, oder ich bekomme Gehirnhautentzündung, mit bleibenden Schäden oder ich sterbe – Inschallah! (hätte ich damals sprachlich anders ausgedrückt) – was anderes wäre ist mir auch gar nicht übrig geblieben. Ein Leben in Gottes Hand – sozusagen. Aber die Folgen haben nur mich betroffen.

Am Schwersten ist für mich jetzt, mir selber dabei zuzuschauen, wie ich mich den Ärzten und dem System unterwerfe, ohne Kraft, nötigenfalls entgegenzuhalten; ich weiß auch nicht mehr, was ich wovon und den verschiedenen medizinischen Maßnahmen halten soll. Es ist alles so unwürdig und ich selber habe mich aufgegeben – oder was ich dafür gehalten habe.

Jetzt wird es rundum eng. Mein Lohn dieses Monat war nicht wie erwartet zirka 750 Euro, sondern 200 weniger. Für die Rückzahlung des von der Wiener Gebietskrankenkasse (angeblich) zu viel ausgezahlten Krankengeldes mußte ich auch ein Drittel meines für mein Gebiß zurückgelegtes Sparguthaben plündern. Ratenzahlung hat auch keinen Sinn, denn wenn ich in Pension bin, wird das  ungefähr 366 ausmachen. Es wird nicht mehr mehr, nur mehr weniger.

Ich möchte hier meiner lieben Frau (ihren Namen möchte ich in der Schublade trotzdem nicht nennen) aufrichtig und gewissermaßen offiziell und öffentlich „danke!“ sagen, für die Geduld und Gelassenheit mit mir, der ich in Zukunft – so wie es ausschaut – dir auf deiner Tasche liegen werde.

Mein Ego hält das schwer aus. Was bleibt von mir über? Nichts! Gar nichts!

Loslassen. Ich muß alles loslassen.

Wer es nicht versteht, warum ich das alles herschreibe und veröffentliche: irgendwo will ich erzählen, wie es mir geht – in aller Peinlichkeit – ich will nicht untergehen und nie gesagt haben, was mit, bei und in mir los ist. Wenn ich es schon nicht schaffe, laut schreiend durch die Straßen zu rennen – wie es eigentlich angemessen wäre.










(28.2.2019)












©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1267 Nicht, daß ich wüßte


Herzklopfen. Eine gewisse Aufregung. Jetzt? Nach dem Aufwachen? Erwarte ich etwas? Nicht, daß ich wüßte.
Ich glaube, im Surren eine mitlaufende Melodie zu hören.
Ich mag es wirklich, wenn die Katze da bei mir liegt und sich streicheln läßt. Die Wärme ihres kleinen Körpers, ihr Fell.

„Brandstättenveranstaltung“ ist mir eingefallen, nachdem ich kurz vorher im Kurzfilm mich noch ins Priesterseminar eintreten gesehen habe.

Bildungslücke und Paß?

Die schwere linke Hand rutscht mir vom Notizbuch.

Jetzt bin ich in einer Werbeeinschaltung und sitze dafür am Dach.

Ich wache aus einer kurzen Ohnmacht auf (träume ich) und war da ein Unfall?

Die Frau mit Kopftuch lächelt.

Mein Kinn zittert.

Das Leben rund um die Schafe wird mir vom Universum durch einen rhythmischen Klescher unten im Lichtschacht bestätigt.

Der tibetische Mönch ist nur als Ästhet da.

Aus meinem Notizbuch wurde ein Stapel bräunlich-gelben Papiers in Plakatgröße.

Von Plastik und Plastikgröße war auch die Rede.

Ich soll nicht zu Boden schauen um zu vermeiden, in meinen Schatten zu starren, wird mir mitgeteilt.








(28.2.2019)










©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 27. Februar 2019

1266 Die Voyeursattitude


Schauder über den Rücken. Schauder! Schauder! Der Fächer plustert sich über dem Spiegel auf. Schwarze Ziegelmauer. Musik, wo ich den Text verstehe, mag ich selten. Fremdsein ist mir lieber (ich möchte nicht wissen, was die Leute denken – lieber nicht). Die Zuckerdose träumt vor sich hin. (Hat sie süße oder bittere Träume? Oder salzige?) Die weiße „Nebelwand“ im Hof (die Mauer im Hof ist so weiß, daß ich sie einmal für Nebel gehalten habe). Unruhige Menschen sind unruhig. Ich nicht. Ich bin ruhig. Ganz ruhig. In der Voyeursattitude.

Trauer. Eine verständliche Trauer kommt auf. Verständlich, weil der Voyeur – egal ob harmlos oder nicht – dem Leben nur zuschaut.
Jetzt fällt mir ein, vorhin, beim Hergehen, in der engen Gasse, habe ich meinen Schatten gehen sehen. Da hat mich auch die große Trauer eingeholt, weil ich da friedlich in der sonnigen Herrlichkeit gehe, für nichts und wieder nichts.

Eine kleine Fliege erfreut sich – hoffe ich – am Milchschaum meines Cappuccinos.
Eine große, schlanke, entschlossene Dame in gelb. Wozu entschlossen, das weiß ich nicht.

Ich lege meinen Kopf elegisch an die Wand, obwohl ich lieber den Kopf depressiv auf meine Brust gesenkt halte – ganz kommt das Kinn nicht zur Brust, aber zum Schreiben im Notizbuch auf meinen linken, über den rechten geschlagenen Oberschenkel reicht die Neigung des Kopfes. Ein Blick zu den Zeit-schriften und -ungen … nein, ich mag nicht lesen.

Eine Existenzberechtigung inklusive deren Sicherung bis zum Lebensende wäre nicht schlecht! Auch wenn ich das Leben als bloßer Zuschauer desselben beenden muß. Zwei Kaffeehausbesuche pro Tag und meiner Frau nicht auf der Tasche liegen. Ach ja! Therapie! Einzeltherapie! Wie konnte ich das vergessen!









(27.2.2019)











 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


1265 Fronleichnamsprozessionsdekoration


Der Traum wirkt nach und dominiert meine Stimmung. Ich weiß nicht mehr, was los war, aber jedenfalls war es intensiv. Nur das Bild vom Haus am Wiesenhang ist geblieben, und daß die Leute jung waren und das Ganze in Deutschland spielt. Auch eine Totgeburt? Meine Rolle darin ist mindestens so unklar wie meine hier in dieser Welt. Ich denke an die aufgetauchte Erinnerung von Carlos an sein Kindermädchen und weiß nicht warum. Ach ja! Über den Gedanken, welche tiefen Erinnerungen in meinem Unbewußten verborgen sind. Admont und so. Beim Schreiben fallen mir dauernd die Augen zu (muß ein fader Text sein!).

Ich versuche im Geist meine heutigen Termine zu ordnen, aber es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren und mich zwischen Traum und Wirklichkeit zurechtzufinden.
Ich mache mir Gedanken über das Verwenden junger Birken für die Fronleichnamsprozessionsdekoration und was der Peter Rosegger darüber schreibt.
Der Katze kraule ich den Bauch und einschlafen darf ich nicht mehr.
Ich verhandle mit mir um ein Verschieben der Aufstehzeit, denn ich bin noch so müde.
Die Katze legt sich aufs Notizbuch und verhindert das Weiterschreiben.

Die Farbe des Kugelschreibers paßt exakt zur Farbe des Landschaftsdrucks auf meiner Bettdecke.

Das Fußballspiel scheint verloren zu gehen.










(27.2.2019)














 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


1264 Outside


Die erste Nacht, wo ich versuche, mit dem Gebiß outside zu schlafen. Zur Erholung des Zahnfleisches und um nicht zu vergessen, daß ich ein alter Mann bin. Denn ich denke und empfinde mich jünger, als ich bin. Möglicherweise ein Anzeichen zurückgebliebener psychischer Entwicklung. Und Unreife.

Andererseits will ich mir nichts mehr sch... pfeifen (ein Entschluß, der von vornherein zum Scheitern verurteilt ist).

Morgen wartet ein sinnloses Erstgespräch für eine Therapie, weil ich mir die Therapie nicht leisten werde können. (Das wußte ich beim Terminvereinbaren noch nicht).

Ich darf dieses Untergangsspiel nicht weiterspielen. Ich muß einen Ausweg finden. Ich muß!











(26./27.2.2019)












 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


Dienstag, 26. Februar 2019

1263 Sanfte Stops und Gos


Aus einem döbranitischen Traum erwacht bin ich etwas irritiert, aber in guter Stimmung (doiiii, doiiii, doiiiiiiiii). Es atmet mich tief durch. Ich höre die Lüftungklimaanlage aus dem Lichtschacht, mein Surren und den stehengebliebenen Wecker. Ich überprüfe dieses Ticken nochmals, ob es nicht doch von meiner Armbanduhr kommt. Ich lege die Armbanduhr unter die Bettdecke und höre das Ticken weiter. Ich halte den stehengebliebenen Wecker ans Ohr – tatsächlich! Es ist der seit Monaten stehengebliebene Wecker, der tickt! Des Rätsels Lösung. Während dieser Erkenntnis kippt mein Surren in ein hohes, lautes Sausen.

Fast bin ich enttäuscht über diese Entdeckung. Ein kleines, unwichtiges, nutzloses Wunder wäre mir lieber gewesen oder auch bloß eine schlichte Gehörshalluzination. Alles, was die Realität auflöst, scheint mir willkommen.
Das Läuten des Festnetztelefons holt mich wieder heraus. Bin ich froh, daß ich zurzeit nicht als Telefonierer arbeiten muß!
Die Katze kommt und ich streichle sie mit meiner linken Hand, so kann ich mit der rechten schreiben. Nur daß ich jetzt den Faden verloren habe und mir nichts mehr einfällt.

Ich spüre Energiewellen an meinem Körper entlang laufen und ein Energiekonglomerat vor und auf meinem Gesicht. Tiefes Durchatmen. Allmählich löst sich mein Tagesbewußtsein auf. Ich spüre einen Atemzug lang das starke Energiefeld der Katze an und auf meiner Hand.

Die Augen sind schon längst zugefallen.

Verschiedene Episoden aus meinen jungen Jahren tauchen auf, die meisten einigermaßen peinlich: wie weltfremd ich doch war!

Als ich das Duloxetin aus dem Küchenregal nehme, fällt mir irgendeine Flasche runter. Ich fange sie geschickt auf … und halte das Notizbuch in der Hand.

Auf dem riesigen Bildschirm schräg vor mir im anderen Raum spielt sich eine KZ-Szene ab. Ich glaube, nach Osten zu schauen, blicke aber nach Nordwesten und der Bildschirm ist verschwunden.

Ich nehme das Besteck aus dem Kastl und will es in die Lade geben.

Und sehe die leuchtende   ?     vor mir, die ohne dieses Licht ganz anders wirkt.

Nino 2100 verspricht mir etwas? Ich vermute eine Bekannte dahinter.

Im Lokal, wo ich sitze, spielen Kinder mit einer Kiste Lego, die aber bei uns im Wohnzimmer steht.

Sanfte Stops und Gos.









(26.2.2019)













 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 25. Februar 2019

1262 Thingsliberation


Ungefähr 1979/80 hatte ich eine alternative Zeitschrift namens „Humus“ gelesen. Ich interessierte mich damals vornehmlich für „abseitige“ Publikationen; je schräger, desto besser. Da paßte diese grün-alternative Zeitschrift im „Neon“-Design. Dort habe ich das erste Mal von „illegalem Gemüse“ gehört und von den Plänen der Konzerne, Pflanzen patentieren zu lassen. „Die spinnen“, dachte ich, „die übertreiben mit ihrem Antikapitalismus. Das kann es doch nicht geben!“

Außerdem gab es in dieser (vielleicht auch in einer anderen, ähnlichen Zeitschrift – lang, lang ist's her!) einen Artikel „Things-Liberation“. Frauen, Kinder, Völker, Tiere hatten wir schon, aber noch nichts über die Befreiung der Dinge. Meine Reaktion: „Jetzt spinnen sie endgültig!“ Aber ich war neugierig. Und der Autor (ich glaube, es war ein Mann) argumentierte nicht ungeschickt: was machst du, wenn dein Radio oder sonst ein Gerät nicht geht? Du klopfst drauf, wie bei einem Esel oder Pferd. Sinngemäß: also glaubst du unbewußt, sozusagen aus dem Hintergrund heraus, daß das Ding ein Wesen, eine Seele hat, irgendwie „lebt“ und auf dein appellatives Klopfen reagiert.
Das hat mir als Liebhaber des Absurden gefallen! (Wenn man mit der Welt nicht zurechtkommt, ist es psychisch leichter, sie für absurd zu halten – das nur nebenbei zu meiner pseudoexistentialistischen Absurditätsanbetung.) Alles andere im Artikel habe ich schon vergessen.

Nebenbei auch: Bei der Industrialisierung der Sowjetunion unter Stalin wurden viele Angehörige der vielen nomadischen Völker in dem riesigen Reich aus Tundra und Taiga als Arbeiter in Fabriken gesteckt und – auf die Modernität überhaupt nicht vorbereitet – schlugen viele mit Stöcken auf die Maschinen, wenn sie nicht funktionierten, wie sie es mit ihren Herden gewohnt waren umzugehen, und wurden dann wegen Sabotage erschossen.

Zurück zur Things-Liberation

Jetzt muß ich weit ausholen: wenn ich in meinem Zimmer zu Bett gehe, kommt meistens unsere Katze zu mir. Sie will kuscheln, gestreichelt werden, schnurren, bei mir liegen. Und dann wieder am Morgen, oft recht früh; wie oben, plus tatzeln; sie will mich aufwecken und wenn ich nicht weitertue unter sanftem Einsatz von Krallen. Sie muß mich aber schon sehr, sehr sekkiert haben, daß ich sie aus dem Bett werfe!

Manchmal schlafe ich jedoch auch unten, bei meiner Frau, im Ehebett, das bei unseren Kindern einmal „Papabett“ geheißen hat, weil ich damals noch kein eigenes Zimmer hatte und meine Frau, deren Namen ich hier nie nennen will, in unruhigen Nächten der noch kleinen Kinder sich öfters zu ihnen gelegt hatte.
Liege ich unten, kommt die Katze auch. Sie agiert vorsichtiger, dennoch habe ich ein wenig den Verdacht, daß sie ihren Platz an meiner Seite nicht aufgeben will. Aber meine Frau, resolut wie sie ist, schmeißt sie aus dem Bett wenn sie lästig ist, so schnell kann die Katze gar nicht schauen. Das Ganze hat natürlich einigermaßen heitere und absurde Züge, aber vor kurzem habe ich nachdenken müssen, warum ich selber immer so zurückhaltend und wenig resolut bin, und mit dem Tier (und und und …) - Mitgefühl? Mitleid? - soviel Mitleid habe.

Da ist mir dann eingefallen – und damit komme ich wieder zur Thingsliberation, daß ich mich vor einigen Tagen dabei ertappt habe …

Also das ist so: wir beherbergen in unserem Geschirregal eine Serie von kleinen Plastiktellern in verschiedenen Farben: rot, blau, grün, gelb, orange. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund bevorzuge ich  - ansonsten nicht unbedingt ein Freund von Plastik - diese Teller als mein Frühstücksgeschirr. Aber ich mag nicht alle Farben gleich. Die blauen, roten und gelben Teller mag ich, die grünen und „orangenen“ nicht. Ich meine: es gibt kein Blau, das ich nicht mag (ästhetisch, nicht politisch!), rot ist auch relativ offen, gelb ist heikel, aber die gelben Plastikteller haben ein schönes, strahlendes Gelb. Grün gibt es auch viele, die ich mag, aber nicht alle; und gegen ein leuchtendes Orange hätte ich auch nichts einzuwenden, aber dieses Grün und dieses Orange mag ich nicht. Also verwende ich diese Teller nicht.

Letztens aber habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich beim Zubereiten des Frühstücks bei den grünen und orangen Tellern entschuldige, daß ich sie beziehungsweise ihre Farben nicht mag. Ich habe tatsächlich zu ihnen geredet! Sie haben mir leid getan, wie sie so unbeachtet unten im Tellerstapel (wir stapeln Porzellan- und Plastikteller getrennt!) vernachlässigt werden und ihre Fähigkeiten, ihr Potential nicht einbringen und entfalten können.

Da sieht man wieder: Mitleid kommt vom Selbstmitleid: man sieht sich – in diesem Fall – im vernachlässigten und ungeliebten Teller! Im Gegensatz zum Mitgefühl, wo man das Gegenüber nicht mit sich verwechselt und es es sein läßt.

Tja, ich habe also wirklich mit den armen Tellern geredet. Oder kann man das Mitleid auch so sehen: ich halte es nicht aus, das ein Wesen oder Ding so behandelt wird, wie man selbst behandelt wurde? (oder glaubt, behandelt worden zu sein?) Thingsliberation wäre dann vielleicht, den Teller Teller sein zu lassen und nicht mit meinen Projektionen aufzuladen.

Könnte das nicht noch andere Dimensionen haben? Erfindergeist, Arbeit, Gestaltungswille, Energie steckt in jedem Ding. Und wenn man weiter geht: das Ausgangsmaterial wurde auf jeden Fall der Mutter Erde entnommen, steckt von ihr auch etwas in dem Ding? Ich meine: Gefühle, Intention etc.? Denn die Erde ist ja ein Lebewesen mit Bewußtsein, Wahrnehmung, Gefühlen und so.
Und die Kraftobjekte der sogenannten „Naturvölker“? Hat das nicht auch etwas für sich?
Und wenn ich an „meine“ Seher denke, die sagen, daß die Dinge unserer Wahrnehmung fast nur mehr aus unserer Beschreibung bestehen und lediglich aus ein paar Promille von dem Ding da draußen? Dann wäre „Thingsliberation“ wahrnehmen, wie die Dinge wirklich sind, ohne Beschreibung; also: „Sehen“! Hm?








(25.2.2019)









 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1261 Tour d'Horizont


Mein morgendlicher Tour d'Horizont macht mich fest und traurig. Fest, weil es mir gelungen ist, meine Stellung in der Welt geistig etwas bestimmter zu gestalten – ich bin gebildet und habe vieles durchschaut – traurig über den Zustand der Menschenwelt (bis in meine Nähe) in ihrer Verfallenheit in Blindheit. Ich habe einen hellen Moment und bin traurig, weil ich von diesem Licht nichts weitergeben kann. (Diese Trauer hat nichts mit Verzweiflung zu tun.)

Ich habe gerade  - ins bildhafte Träumen abgeglitten - ein wenig mein Licht gesehen, aber die Erkenntnis daraus auf dem Weg zurück zum Notizbuch verloren. Ja, ich gleite wieder in den Schlaf und genieße es ohne Stress und ohne Schuldgefühle.

Eine Tür schlägt zu und reißt mich hoch, aber bald werde ich wieder in einen Traum sinken. Meine rechte Hand liegt auf dem warmen Bauch der Katze. Ich drehe das Licht ab und lasse die bergende Dunkelheit zu.

Oh, die Katze ist unbemerkt verschwunden, aber verzaubert habe ich sie nicht (und die ersten zwei Wörter dieses Satzes habe ich mit ausgeklickter Kugelschreibermine geschrieben).


(Nachtrag am Nachmittag gegen Abend zu: jetzt kann ich mich nicht mehr so sehen wie da oben. Ich glaube jetzt mehr an meine Blindheit. Meine Bildung ist bestenfalls durchschnittlich. Dennoch sage ich auch jetzt, daß die Aussage des bajuwarischen Affenarsches, daß ich ungebildet sei, falsch ist.)









(25.2.2019)










 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1260 Kein Stein


Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, keine Zelle bei der anderen.
Gerade als auch mein Bewußtsein zerfallen will, läutet das Festnetztelephon und reißt mich zurück. Wie ich abhebe, meldet sich niemand. Ich gehe ins Bett zurück.

(22.2.2019)



Heute Morgen war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Und jetzt nach Mitternacht ist mir zum Weinen. Einfach zum Heulen.

(24./25.2.2019)









 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 21. Februar 2019

1259 Trip


So, jetzt reicht's! Jetzt will die PVA wieder irgendeinen Nachweis von mir. Dabei war ich vorgestern dort, da hat mir niemand etwas gesagt. Ich wandere nur mehr zu und zwischen WGKK und PVA hin und her. Das ist alles Frozzelei! Schluß jetzt.

(20./21.2.2019)




Ein ordentlicher Panikpunch am Morgen, den ich jedoch nach ein paar Minuten einigermaßen auflösen kann. Meine finanzielle Situation macht mir große Angst. Wie soll ich 1067 € zurückzahlen? Ich kenne mich in diesem ganzen Wirrwarr an Vorschriften, Regeln, Gesetzen nicht aus. Ich habe mich darauf verlassen, daß die schon wissen, was sie tun.
Ich bin heillos überfordert, auch damit, mir professionelle Hilfe zu holen.

Alle von der Krankenkasse bezahlten Therapieplätze sind besetzt. Ich wette, daß da einige drauf sitzen, die sich leicht eine Therapie aus eigener Tasche leisten könnten.

Ich schweife vom Schreiben und Nachdenken ab und tagträume in die falsche Richtung. Das stimmt aber: ich habe keine Idee, wie es weitergehen kann.


Nachmittag. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen: die WGKK will 1.067 € zurück, weil ich sie zu Unrecht bezogen haben soll. Die PVA will eine Gehaltsbestätigung.
Zum ersten: wenn ich jetzt normal bezahlt werde, müßten Ende des Monats gut 700 € auf mein Konto kommen. Wenn ich mein Guthaben zusammenkratze, könnte es sich ausgehen. Weiterleben wäre dann nur mehr möglich, wenn ich meiner Frau auf der Tasche liege. Aber auch sie muß knapp kalkulieren; die Miete frißt die Hälfte ihres Einkommens.
Die 400 € auf meinem Sparbuch sind für meine Zahnprothese reserviert und werden dafür vermutlich gar nicht mehr reichen.
Wann ich in Pension gehen kann, weiß ich nicht, beim letzten Termin vorgestern wurde mir gesagt, mein Stichtag ist erster März, bis dorthin gibt es keine Auskunft. Es gibt Anzeichen (zumindest kommt mir es so vor), daß das Datum nicht durchgeht. Meine Pension wäre ca. 366 €. Trotzdem werde ich nicht mehr in den alten Beruf zurückkehren, ich riskiere keinen Zusammenbruch meiner Psyche mehr. Ich werde versuchen, alle sozialen Vergünstigungen zu bekommen, die es gibt. Wenn ich gratis in irgendwelche Museen kann, werde ich dort zu schreiben versuchen. Ich werde meinen Beitrag zur Pflege des Elterngrabes einstellen und wohl auch – so sehr mich das schmerzt – meine milden und fragwürdigen Gaben für BettlerInnen (fragwürdig, weil möglicherweise und nicht unwahrscheinlich ein Versuch, ein bißchen  (scheinbare) Überlegenheit herzustellen?). (Die an die Aktion Leben habe ich schon eingestellt.)

Was mir aber am meisten Sorgen macht: ich werde mir keine Therapie bezahlen können; die Krankenkassenplätze sind alle vergeben. Ohne Therapie sehe ich mich nicht in der Lage, das alles zu schaffen.

Soweit mein Versuch, die Gedanken zu ordnen.

Meine Gefühle hat die Existenzangst gefressen. Eine verdächtige Gleichgültigkeit herrscht vor, vielleicht kann ich aber bloß die Realität nicht zur Kenntnis nehmen und verharre in Illusionen und falschen Hoffnungen. Vielleicht kommt der harte Aufschlag erst und noch spiele ich mich herum. Ich sitze ja im Cafe und bestelle noch einen Cappucchino. Ich denke, das ist jetzt infantiler Trotz gemischt mit Nicht-nein-sagen-können, weil ich ja gefragt wurde, ob ich noch etwas wünsche. Ich würde mich zu Tode genieren, bei einem Glas Wasser noch stundenlang hocken zu bleiben. Genauso wie ich gestern bei der Selbstachtsamkeitsmeditation den Beitrag von 27 € ohne zu Mucken gezahlt habe, obwohl es einen Sozialtarif geben soll.

Ich fürchte den Aufprall.

Ich blicke aus dem Fenster auf die fade fünfzigerjahre Fassade; daß sie fad ist, ist mir recht (ich bin ja selber ein fader Zipf). Weder neunzehntesjahrhundert Dekordreck noch postmodern aufgeblasenen Schmarrn will ich jetzt ertragen. (Also: die Wut wäre schon da, ich kann sie nur nicht zu einer sinnvollen Aggression für den Lebenskampf umformen. Ich bekomme sie auch nicht ungeordnet und sinnlos wirklich nach außen. Ich kann sie nur gegen mich selber richten oder mich tot stellen.)

Aber heute bleibe ich da sitzen und sitze einfach. Ich sitze nur da. Ich versuche, einen Blick vom mit dünnen weißen Wolken überzogenen blauen Himmel zu erhaschen. Ja, wenn ich den Blick ganz hoch hebe, sehe ich drei Quadratdezimeter. Nur tut mir von der gestrigen Meditation der Nacken weh, wenn ich mein Gesicht zum Himmel richte. So bleibe ich bei den Spiegelungen in den Fenstern.

Ausweg weiß ich keinen. Sehe ich keinen.

Im Moment fühle ich mich total in der Fremde. Dieses Gefühl jedoch beginnt mir zu gefallen. Ich bin allein auf der Welt, also ist alles egal: ob ich elegant oder kleinlaut und jammernd untergehe, ob heroisch oder winselnd. Wen kümmert's?

Ich darf nicht vergessen: ich habe mir versprochen, bevor ich unten aufpralle, einen ordentlichen Trip zum Beispiel a la LSD zu nehmen, damit ich vorm Tod einen Blick hinter die Kulissen getan habe. Diesen Heilungsversuch bin ich mir schuldig! Auch wenn ich nicht weiß, wie man zu soetwas kommt.

Ich sitze da und der ruhige Jazz lullt mich ein. Aber jetzt gehe ich nach Hause, die Wäsche waschen, für meine Familie. Ich kann sie nicht total im Stich lassen.






(21.2.2019)






 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1258 Das Ticken


Ich höre mein altbekanntes Surren in den Ohren, die Katze schnurren und den Wecker ticken, was mich wundert, denn der Wecker steht schon seit Monaten.
Ich halte ihn an mein Ohr: er tickt nicht.
Ich stelle ihn hin: ich höre ein Ticken.
Ist das schon bei mir mittels Loopstation einprogrammiert?
Jetzt ist es weg. Das Ticken ist verschwunden. Verdammt! Hat wirklich mein Gehirn aus Gewohnheit das Ticken produziert?
Die Armbanduhr? Die tickt ganz leise und in einem ganz anderen Tonfall, wenn ich sie ans Ohr halte. Lege ich sie weg, höre ich sie nicht.
Jetzt höre ich den Wecker wieder. Ich nehme die Armbanduhr und lege sie unter die Decke. Das Ticken ist noch da.

Ist es meine innere Uhr, die da abläuft?








(19./20.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1257 Ein wenig zusammengedrückt


Ein wenig zusammengedrückt hocke ich da, betrachte nach vielen Wochen wieder meine Bilder an der Wand. Erinnere mich und sehe doch alles etwas anders. Ein Stilleben, in dem sich links zwei Bilder innerlich bewegen und die anderen zwei rechts in sich ruhen.








(18.2.2019)









©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1256 Meine Spezialität


Im Hinterzimmer. Die weibliche Klotür geht ständig auf und zu und bei jeder Bewegung dort schaue ich unwillkürlich hin. Ich werde es mir abtrainieren, denn der Übertritt vom Klo in die offene Wirklichkeit ist für alle – Männer wie Frauen – nicht leicht. Oder? Dann vielleicht nur für die Hochsensiblen und Traumatisierten.

Eine Kerze im Riesenglas leuchtet und flackert freundlich. (Gelungen! Nicht hingeschaut!)
Die einen reden, die anderen schreiben am Laptop. Der Spiegel zeigt nur die Scheitel der Vorbeigehenden, zu tiefer gehenden Spiegelungen hat er keinen Auftrag.
Diese Fünfzigerjahreästhetik hat schon was; nur die bunten Kugeln zum Schutz der vom Kopf abgenommenen und dann aufgehängten Hüte am Kleiderständer wirken aufgesetzt. (Gelungen! Nicht hingeschaut!)
Jetzt ist doch das Gesicht der Chefin im Spiegel aufgetaucht. Schnell habe ich weggeblickt, damit sie mich nicht ertappt.
Die großen runden Löcher in den Holzlehnen der Sessel: rührend. Aufstellung: 343. Die Fußballsaison startet auch bald wieder.
Mein letztens bewunderter Laptopschreiber hat möglicherweise Kreuzschmerzen.
Einer mit vorgeschobener Habsburglippe starrt ins Smartphon.
Ich schaue herum.
Das Hinterfenster zeigt Parkplatz und Mauer, die unten grau und oben weiß ist, welches letztere ich zunächst für Nebel gehalten habe.
Diese fünfzigerjahre „Gold“knopfnägel an der gepolsterten weiblichen Tür! (Die männliche ums Eck ist unge- nein! ebenfalls gepolstert! Ist mir noch nie aufgefallen.)
„Hallo! Ach!“ tönt es herüber, aber nicht zu mir.
Die weibliche Dreifaltigkeit bricht auf.
Hinter mir übrigens das Bild einer nackten Dame, die ich nicht im Spiegel sehe.

Lassen wir es und lesen wir den Falter.
„Ich war überrascht!“ - habe ich hergeschrieben, weil ich es aufgeschnappt habe.
Ich warte auf den nachmittags Zahnarzttermin, bis er ins Dort und Jetzt kommt. Zu früh zum Hingehen, zu spät noch etwas anderes anzufangen.

Warten ist meine Spezialität. Wenn in fünf Stunden ein Termin auf mich zukommt, kann ich nichts anderes mehr machen, als darauf warten. Zur Zeit auch nur einen Termin pro Tag.
Meinen heutigen, mir selbst gesetzten Vormittagstermin auf der PVA habe ich embyoverkrümmt vor Angst im Bett verstreichen lassen und auf morgen verschoben, dann zwischen ekelhaften Schuldgefühlen und erleichtert erlaubtem Genuß hin und her pendelnd.

Es ist noch viel Zeit, aber ich werde aufbrechen.









(18.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1255 Der Geruch von Katzenscheiße


Irgendetwas ist über meinen Schreibtisch dort drüben gelaufen, als ich nicht hingeschaut habe; die Bewegung habe ich nur aus den Augenwinkel heraus bemerkt.
Freilich war da nichts. Ich weiß ja, was es in Wirklichkeit war. Ich stelle mich nicht blöder, als ich bin.

Das Blau der Kugelschreibertinte kommt mir gewöhnlich und ganz speziell vor; ich kann meine Wahrnehmung und Interpretation so oder so einstellen.

Gerade als ich mich diesem Zwischenreich hingeben wollte, schon Richtung Schlaf, hat mich der Geruch von Katzenscheiße wieder hervorgeholt. So bin ich wieder aufgestanden, habe das Kisterl gemacht, bin mir die Hände waschen gegangen und bin wieder zu Bett. Damit lasse ich es gut sein.









(17.2.2019)









©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 15. Februar 2019

1254 Hans-Peter im Glück!


Ich bin wirklich ein Hans-Peter im Glück! Ich fahre zur Wiener Gebietskrankenkasse um eine Psychiaterrechnung abzugeben, schon etwas spät, komme hin, drücke eine Wartenummer herunter, mache meinen Rucksack auf, hole die Rechnung und den von meiner lieben Psychiaterin bereitgestellten, recte bereitgedruckten und ausgefüllten Antrag auf (teilweisen) Kostenersatz vor und schon bin ich dran! Whow! Die junge Dame hinter dem Schalter ist freundlich und lächelt (vielleicht auch, weil ich mitleidserheischend ein bißchen den überforderten Trottel spiele)(schließlich will ich ja nicht in aller Öffentlichkeit behaupten, daß ich das bin!). Und diesmal wurde mein Kostenersatzantragsformular nicht – wie beim letzten Mal – beanstandet als ein nicht hauseigenes Formular und ich mußte diesmal nicht wie beim letztenmal das Ganze auf ein anderes Formular mit exakt denselben Angaben ausfüllen! Das ging einfach so durch! Und das nach einem wunderbaren Frühstück im Paim. Das habe ich mir gegönnt, weil ich vorher einen Arzttermin zur Blutabnahme hatte, obwohl mir erst vor einem Monat in Rust ebenfalls Blut für den gleichen Test abgenommen wurde (Vampire?), und wo man nüchtern erscheinen muß (jetzt bin ich schon Euphorie-trunken). Und das alles, nachdem ich mit den Red Hot Chili Peppers auf angemessener Lautstärke unterwegs war und die ganze Zeit einem Popstartagtraum (Sänger und Gitarre) frönte nach dem Grundsatz: es ist nie zu spät für eine glückliche Jugend!

Der Luxus des Frühstückens ergibt sich auch aus seinem (des Luxus) nahen Ende (was soll's!), dann wird Schmalshans zwar nicht Küchenmeister - meine liebe Frau kocht exzellent – (für Blitzkneisser in Psychologie: vergleiche die Hans-im-Glück Geschichte) – aber Café- und Cappuccinomeister sein.

Ach, geht es mir gut! Ach, bin ich glücklich! Ach ist mir das alles scheißegal! („Be pousitive! Be pousitive!“ M.Thatcher) Ich könnte hüpfen vor Freude! Und als ich auf eine der U-Bahnen gewartet habe, habe ich ein wenig zu tanzen begonnen (RHCP!). Ich finde, Tanzen ist die richtige Technik, der Mutter Erde zu danken, auf ihr herumtanzen oder gegebenenfalls herumkrabbeln zu dürfen. (Und Tagträumen die richtige, um mein gescheitertes Leben genießen zu können.)

Ich atme aus und komme allmählich ein wenig herunter. Ein Schauder, der zum ersten Mal von einer „Explosion“ vorne an der Brust ausgeht, rauf und über den Kopf läuft und dann hinten den Rücken runter. (Heinrich! Bricht der Wagen? Oder das Band um meinem Herzen?)







(15.2.2019)







©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 14. Februar 2019

1253 Kleiner Essay über die Serviette


In irgendeiner mönchischen Benimmregel aus alten Zeiten – ich weiß nicht, aus welchem Jahrhundert – meine zugegeben nicht sehr eifrige Internetrecherche hat nichts ergeben – heißt es, die Brüder mögen sich beim Essen nicht in die Ärmel ihrer Kutten schneuzen und darin auch nicht ihren Mund abwischen, dafür sei ja das Tischtuch da.
Damals offensichtlich eine neue Errungenschaft.

Man wird nicht leugnen können, daß sich die Regeln seitdem weiter entwickelt haben, und nicht nur in Klöstern, sondern auch in bürgerlichen Haushalten und der Gastronomie. Sicher, es gibt auch heute noch nicht so sehr territoriale, sondern eher kategoriale Reservate archaiischerer Umgangsformen. So kann man zum Beispiel bei Fußballspielen auch im Fernsehen manchmal noch das „steirische Schneuzen“ bewundern; das heißt: ein Nasenloch zuhalten und den Rotz durchs andere, offene auf den Rasen blasen; dann ein Seitenwechsel. Ganz große Rasenkünstler benutzen beide Löcher gleichzeitig.

Ich würd' ja gern wissen, auf welchem Weg sich das „steirisch Schneuzen“ so in der ganzen Welt verbreiten konnte und ob die Anwender noch wissen, woher diese Technik kommt! (Wenn es in seriösen Texten erlaubt wäre, würde ich jetzt ein zwinkerndes Smiley an diese Stelle setzen, aber leider! Das ließe kein Lektor durchgehen.)

Aber zurück zu den Tischsitten. Offensichtlich gibt es die Tendenz in der Kulturentwicklung, Schneuzen und Mundabwischen zu trennen. Ganz sind wir mit der Trennung von Nase und Mund noch nicht durch, aber der Trend ist deutlich. Denn zumindest bei Tisch wischt man sich den Mund mit der Serviette ab, während man sich ins Taschentuch schneuzt. Das Tischtuch, geschweige denn die Ärmel, sind definitiv draußen und würden – vielleicht außer in Notsituationen – bei ihrer Verwendung Empörung auslösen. Freilich wird dadurch alles komplizierter, manierierter und feiner. (vgl. dazu den im vorigen Jahrhundert noch verbreiteten Spruch: „Der Bauer ist keck, der schmeißt des Rotz weg! Der Städter ist fein, der steckt des Rotz ein.“)

Auch heute befinden wir uns – was die Serviettenbenützung betrifft – in einer kulturellen Umbruchsphase. Zumindest bei festlichen Anlässen wird die Serviettenfaltung und -gestaltung ästhetisch und optisch so aufgewertet, aufwändig und wichtig, daß Leute wie ich sich die Serviette gar nicht mehr zum Mundabwichen benützen trauen; so in dem Sinn: „Was!? In so ein Kunstwerk soll ich meine Goschen abwischen? Das geht nicht! Das wäre ja schade, das Kunstwerk zu zerlegen!“ (Und die Hochsensiblen spüren das als erste!)

Das ist die einzige eindeutige Prognose, die ich aufzustellen wage: es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis auch die Serviette fürs Mundabwischen tabu ist, genau so wie es das Tischtuch geworden ist und vorher der Ärmel.

Aber wie wird die Entwicklung weitergehen? Welche Gestalt und Form wird sich ergeben? Wieder zurück zum Tischtuch halte ich für ausgeschlossen. Ja, die zukünftige kulturelle Gestalt und Form des Rituals des Mundabwischens bei feierlichen Anlässen ist – zumindest für mich – nicht absehbar.

Zwar habe ich mich selber schon dabei ertappt, wie ich vor lauter Scheu, das Serviettenkunstwerk zu zerlegen, zwar unsicher und verschämt, aber doch heimlich mein Taschentuch unauffällig herausgezogen und darin meinen Mund abgewischt habe.
In diesem Rückschritt ins Zusammenfallen von Mund- und Nasenhygiene – so bin ich überzeugt – nimmt die Kultur lediglich Anlauf, um die große Kraft und den benötigten Schwung mitzunehmen, die neue kulturelle Gestalt zu gebären. Die Kultur regrediert, weil sie nicht weiß, wie es weitergehen kann. Soetwas passiert kurz vor dem Durchbruch. Jeder, jede kennt das: man/frau weiß nicht weiter, tritt dann einen Schritt zurück und dann geht’s.

Ich bin sehr gespannt, wie nach diesem gewaltigen Anlauf die Lösung der Mundhygiene bei festlichen Ritualen ausschauen wird. Wird zwischen Dekorationsserviette und Abwischserviette unterschieden werden?


Und weil ich vorhin das steirische Schneuzen erwähnt habe, noch ein Spruch zum Themenkreis „steirisch“:

„a jeds g'waund, wos a steira trog(t), is a steirag'waund!“ (Man verzeihe bitte die schlechte Transskription.)


Aber Danke für Ihre Aufmerksamkeit!










(14.2.2019)












©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


1252 Meine Schublade wirkt!


Es kommt öfters vor, daß mir vorkommt, daß meine Schublade heimlich viel mehr gelesen und befolgt wird, als ich es wahrnehme. Ja, befolgt!

Als Beispiel: vor einiger, aber nicht allzu langer Zeit habe ich hier in der Schublade geschrieben, wie sehr mir Wartezimmer in Arztordinationen mit ihren Gesundheits- und vor allem Seniorengesundsheitswerbungen auf die Nerven gehen. Und siehe da! Nach einem guten halben Jahr komme ich wieder zu meinem Hausärztekollektiv in die Ordination und was sehe ich? Keine Werbung! Nur Diplome und Zertifikate und Kunst im Wartezimmer!

Gut, den „Fernseher“ habe ich nicht weggebracht, aber immerhin kann ich mich so setzen, daß ich ihn im Rücken habe. Immerhin! Auf jeden Fall ein toller Erfolg meiner Schreiberei!

(Es geht nichts über einen ordentlichen Größenwahn; vor allem, wenn man zur Depression neigt, die ja darin besteht, zu glauben, nichts bewirken und können zu können.)










(14.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 13. Februar 2019

1251 Entlassungsbericht


Das lieben die Ärzte: eine Sprache verwenden, die eindrucksvoll ausschaut (ausschauen soll) und fast niemand versteht. Gut, heute gibt es ja Internet.

Aber es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man den Entlassungsbericht (Uii! Da ist man sprachlich schon sehr nahe der Behördenbürokratie und dem Aus-dem-Gefängnis-entlassen) vom REHA-Aufenthalt in der Hand hält und liest (gut, daß man den in die Hand bekommt!). Nicht, daß da etwas Gravierendes falsch wäre oder gar unfreundlich, nein! Aber es ist so etwas wie ein Urteil.

Bin ich froh, daß es bei meinem Tod einen anderen „Gerichtshof“ geben wird! Etwas anderes als ein Ärztekomitee, oder ein Femegericht durch einen Stuhlherren (Petri Stuhlfeier), oder die Verurteilung durch den Clan, weder Inquisition noch Lynchjustiz.

Damit kein Mißverständnis aufkommt: der Entlassungsbericht ist korrekt und für mich hilfreich, auch den „Behörden“ und Institutionen gegenüber. Letztlich jedoch möchte ich sub specie aeternitatis beurteilt werden; das zählt für mich wirklich. (Schade, daß der Döbereiner so ein Arschloch war, ihm habe ich das zugetraut! - aber das war vermutlich einer der schwersten Fehler meines Lebens.)

Was mein „letztes Gericht“ betrifft: da habe ich größtes Vertrauen, daß es angemessen, mitleidslos, aber mitfühlend, gerecht und wahrhaftig sein wird, egal, ob mich im Sterben meine abgetriebenen Kinder oder Jesus Christus abholen werden. Schwierigkeiten befürchte ich, wenn mich Vorfahren abholen: ob sie wirklich schon entsprechend geläutert sind? Und mir nicht bloß ihren Mist aufladen und mich beschimpfen wollen? Ob einer von denen zu mir „danke!“ sagen würde, weil ich seinen Dreck aufräumen mußte (hätte müssen)? Ich wüßte nicht, wer von den Vorfahren, von denen ich weiß, ein freundliches Wort für mich haben sollte. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

So absurd es klingt, aber wer immer mich abholen kommt, wenn es kein Arschloch ist, werden wir beim Betrachten meines ablaufenden Lebensfilms sehr viel zu lachen haben. Und weinen. Einige Stellen werden auch schrecklich und schmerzhaft sein, vor allem wo es um die Folgen meiner Handlungen gehen wird. Genauso wie es angemessen ist wird es sein. Alles da, was zu einem guten Film gehört. Ob es ein Happy End geben wird, wird sich weisen. Beziehungsweise hoffe ich, bis zum Bereich, wo es kein gut und böse mehr gibt, mithalten zu können („Jenseits der Idee von gut und böse liegt eine Wirklichkeit, dort werden wir uns treffen.“ Dschalal ad-Din Muhammad ar-Rumi) und daß ich weder weglaufe, noch vorher einschlafe, noch daß es mich vorm Ende des Film im Schock zerreißt.

Trotzdem gilt: auf diesen Kinobesuch freue ich mich jetzt schon und ich werde garantiert nicht im falschen Film sitzen.



(13.2.2019)





©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 12. Februar 2019

1250 Plauderei über Angst und Karmatechnik


Hallo, du meine große Angst, du kommst mich wieder fast jeden Morgen besuchen. Ich weiß nicht recht, wie ich es sagen kann, aber du hast sicher einen guten Grund zu kommen, irgendeine Botschaft. Ein düdelndes Handy unten in der Küche läßt eine kleine Schockwelle über meine Körperoberfläche laufen. Die Angst – das sehe ich jetzt vor meinem inneren Auge – sitzt wie eingemauert fest; dicke Quadersteine lassen ihr keinen Bewegungsspielraum. Mein erster etwas tieferer Seufzer seit dem Aufwachen. Nun ein richtig tiefer Atemzug. Leises Zittern in meinem Körper; ich spüre es am deutlichsten im Brustbereich. Ein leichtes, jedoch deutliches Ziehen im linken Arm bis zum Herzen.

Warum denke ich nun an meines Vaters voreheliche Frauengeschichten, von denen ich kaum etwas weiß? Ahja! Das war die Assoziationskette: Ziehen bis zum Herzen - „Schach dem Herztod!“ - Dr. Kurt Jeschko – einarmig – angeblich beim Sex mit zwei Frauen an einem Herzinfarkt gestorben – Kommentar meines einarmigen Vaters damals (ungefähr): „ah, schau! Der hatte als Einarmiger doch noch viele Chancen bei Frauen!“ (be positive!) - mein Gedanke kommt dazwischen: hat er seine Frau = meine zukünftige Mutter nur geheiratet, weil er sich als Einarmiger keine bessere, bodenständigere zugetraut hat? Schließlich paßte sie nicht zu ihm. Also beiderseitiges resignatives Heiraten? - somit bin ich bei der Kellnerin, die ihm (meinem Vater) gefallen hatte und auch freundlich zu ihm getan hat, aber hinter seinem Rücken gesagt haben soll: „was soll ich mit einem Krüppel!“ - und somit bei Vaters vorehelichen, anscheinend nicht so einfachen Frauengeschichten, wo ich nicht weiß, wie weit was gegangen ist.
Und die Dings aus dem Familienclan L? Was war da? Irgendwas war. Ob vor oder nach seiner Kriegsversehrung: keine Ahnung. Mit deren Tochter ich in meinen jungen Jahren ohne von Vaters Wasweißich mit der Mutter gewußt zu haben bei meiner ersten und einzigen Begegnung mit ihr als Gast auf einem Fest im Hause im Vollrausch doch recht intensiv geschmust habe. Ich war so rauschig, daß ich am nächsten Morgen nicht mehr wußte, mit welcher der Schwestern ich am Abend vorher zu Gange war und daß ich die Namen noch wußte, glaube ich auch nicht. Oh wie peinlich! Ich hätte natürlich den Bruder fragen können, der mich ja zu seinem Fest hier bei seiner Familie eingeladen hatte (übrigens: gespielt hat die Nette Sac Red Rocer – Band), aber das habe ich mich nicht getraut. Mein Zusammentreffen mit dieser jungen Frau war karmatechnisch schon recht aufwendig, kommt mir vor – so denk ich halt als Sterblicher.

Die Kette zum Bruder zu rekonstruieren ist mir jetzt zu mühsam. Nur soviel: es steht da eine von uns beiden verehrte junge Dame am Beginn (ich glaub, er war erfolgreicher), wo er bei einem meiner wenigen Treffen mit ihr eingeladenerweise (von ihr) erschienen ist und mir vorgestellt wurde (der Theweleit würde seine Freude haben!) und: die Mutter eines meiner Quäler meiner Kindheit war ebenfalls eine Schwester aus dem L-Clan (in der Elterngeneration) und auch sein Vater (also deren Ehemann) hat mir als Kind absichtlich einen Schaas ins Gesicht geblasen und dann ausgelacht, weswegen sie mit ihm geschimpft hat, aber nur, weil sie befürchtete, ich „erzähle es unten“, gemeint waren meine Eltern. Aber ich habe solle Sachen nie meinen Eltern erzählt.










(11.2.2019)










©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


Montag, 11. Februar 2019

1249 Ja, so war es


Die Katze läßt mich nicht schreiben. Ständig fordert sie mich auf, sie zu streicheln. Schnurrt mich an, drückt sich an mich, dreht ein paar Kreise, wechselt ihren Sitzplatz, legt sich hin, legt sich auf meine Hand, steht wieder auf, wendet sich noch einmal herum.

Aber jetzt liegt sie ruhig und schnurrt nur noch. Setzt sich doch wieder, fordert mich mit einem eindringlichem Blick und Anstupsen mit ihrem Kopf auf, diesen zu streicheln.

Ja, so war es, wie ich heute Nacht schreiben wollte.










(10.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1248 Der versprochene Katzentext


Aufgewachsen bin ich ohne Haustiere und ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß ich jemals einen Wunsch nach einem Haustier geäußert oder auch nur gehabt hätte. Dafür hatte ich schon zu sehr Mutters „da machen wir kein so ein Gschisti-Gschasti!“ internalisiert und Angst vor allem Lebendigen. Vor Hunden zum Beispiel fürchtete ich mich überhaupt sehr und als mir einmal ein Schäferhund, der unsere BUWOG-Siedlung (damit ihr seht, ich weiche auch keinen Skandalen aus) - keine Ahnung von wo – besucht („heimgesucht“ wäre ein schöneres, aber mißverständliches Wort) und mich aus der ganzen Kindergruppe ausgewählt hat, mir das Gesicht abzulecken, habe ich es in meiner großen Angst nicht als Ausdruck von Mitgefühl und Zuneigung, auch nicht als Versuch, mir zu zeigen, daß ich keine Angst haben brauche und er mir wohlgesonnen ist, verstehen können, sondern ich bin erstarrt dagesessen, habe es nicht gewagt, mich zu rühren, noch dazu, wo mir die anderen Buben eingeredet haben, daß er zubeißen würde, wenn ich mich bewegte und es überhaupt ganz furchtbar wird, wenn er meine Angst riecht. Ihr Lachen habe ich auch nicht durchschaut in meiner Angst.

Eine Katze war auch nie ein Thema (erst wie ich nach Graz übersiedelt bin, bekam mein „kleiner“ Bruder, der größer ist als ich, einen Kater, der Peter genannt wurde). Hasen, Hamster & Co kamen sowieso nicht in Frage. Und auch für mich galt, daß ich sehr tierskeptisch war: wer weiß, was so einem Tier einfällt.

Die Katzenwende kam dann so: Ich lebte schon in „meiner“ Grazer WG und Ali wollte unbedingt eine Katze und hat sich deswegen einen jungen Kater zugelegt, den er Shir Khan nannte und zu einem ordentlichen Kämpfer trainieren wollte (hier würde ich, wenn es in seriösen Texten erlaubt wäre, ein zwinkerndes und damit relativierendes Smiley einsetzen, um auszudrücken, daß das mit dem „Trainieren“ nicht so ernst zu nehmen ist). Natürlich war auch ich schnell hingerissen von dem Katzenkind, aber in mein Zimmer ließ ich ihn nicht; noch dazu, wo es wegen falscher Katzenkistlbefüllung gewisse Probleme gab.

Bei einem Besuch in einer Frankfurter WG vorher hatte ich nämlich die Freuden einer katzenverpissten und verschissenen Wohnung kennen gelernt. Nebenbei gesagt: auch die Geschirrabwasch- , sorry!, die Geschirrspülregelung war dort eher defensiv; das hieß: alles Geschirr ist dreckig, und wer was braucht, muß sich eben das Benötigte abwaschen, äh!, abspülen. Ja, wir taten uns nach der Abschüttelung der alten, elterlichen Ordnung schwer, sinnvolle neue Wege zu finden. Bei uns in unserer Grazer WG haben zumindest der Ali und der Rudi dafür gesorgt, daß wir wenigstens einmal im Jahr den einer „natürlichen“ und ansonsten durch keine künstlichen Eingriffe behinderten Weiterentwicklung des Küchenbodens durch Abschaben mit einer Spachtel dann doch einer radikalen Reinigung unterzogen haben. Aber jetzt geht es vor allem um meine Katzenskepsis.

Wie schon gesagt, freilich war es süß, wenn dieser kleine Kater herumgeturnt, - gehüpft, -geklettert ist, miaut hat, Kontakt zu uns gesucht hat, beim Streicheln geschnurrt hat oder so lieb wo geschlafen hat – Ali hat dann immer gesagt, er verstehe schon, daß der Prophet einen Ärmel seines Kleides hat abschneiden lassen, weil eine Katze darauf eingeschlafen ist und er sie beim Weggehen nicht aufwecken wollte – aber in mein Zimmer? Njet!!! (Ich weiß, drei Rufzeichen sind auch nicht ganz seriös!)

Es war dies die Zeit meines täglichen abendlichen „Weggehens“ und mehr oder weniger trunkenen Zurückkommens. Ich hatte dabei eine erstaunliche Disziplin entwickelt: jede Schallplatte kam wieder in ihre Hülle. Den Deckel des Plattenspielers habe ich nie vergessen, wieder draufzugeben (gegen ein mögliches Verstauben). Mein Gewand, meine Schlüssel etc. habe ich immer am dafür vorgesehenen Platz abgelegt. Ich brauchte mir vorm Einschlafen nur vorsagen: „Sieben Uhr aufwachen!“ (was aber eher selten vorkam), aber dann war ich um sieben Uhr wach. Ohne Wecker. Und: ich habe nie vergessen, meine Zimmertür zu schließen, weder beim Weggehen, noch beim Nachhausekommen.

Einmal war ich jedoch so besoffen, daß ich es gerade irgendwie nach Hause geschafft habe, schwer torkelnd, mühsam die Stiegen hinauf, mit dem Ziel, nur mehr ins Bett zu kommen. Als ich dann am nächsten Tag aufgewacht bin, hatte ich einen ordentlichen Kater und mir war furchtbar schlecht. Allmählich merkte ich, daß da nicht nur inwendig ein Kater war, sondern auch außen auf Schultern und Hals. Und der schnurrt. Da war es um mich geschehen und der Katzenbann gebrochen. Ab jetzt durfte er immer zu mir kommen und hat oft bei mir geschlafen. Das ging so weit, daß der Kater – weil ich gerade angefangen hatte, mich zu zwingen am Rücken zu schlafen – er es auch versuchte. Ich wachte am Morgen auf und mein neuer Freund lag neben mir an mich geschmiegt, ebenfalls am Rücken und seine vier Pfoten in die Luft gestreckt.

Später dann in Wien wurde ich zum „Papa“ des Katzenmädchens Roxy („Ersatz“ für ein „zurückgeschicktes“ Kind) und natürlich hat sie mich jederzeit um den Finger gewickelt. Meine damalige Gefährtin und vor allem ich haben um diesem Katzenkind großes Aufhebens gemacht, besorgten Eltern nicht unähnlich.
Da es dort einen ungesicherten Dachgarten gab, haben wir die Katze an den freien Himmel und an die Leine gewöhnt. Trotzdem war sie eine echte Wohnungskatze, denn einen Garten, wo sie frei herumlaufen hätte können, gab es nicht.
Wenn ich unser Herumtun mit dieser Katze wie ein Unbeteiligter von außen betrachtet hätte, hätte ich sicher gesagt: die spinnen, die zwei! Was die mit der Katze aufführen! Eine Leine! So etwas Blödes! Von innen hatte das aber alles seine Logik und Folgerichtigkeit. Aber den Höhepunkt an Absurditäten (von außen!) erreichte das Ganze bei einem Ausflug ins Waldviertel.

Freunde hatten uns eingeladen, ein paar Tage im nördlichsten Haus Österreichs (dem wirklich nördlichsten!) zu verbringen und uns im Auto hinzufahren. Unsere geliebte Roxy zurückzulassen kam nicht in Frage.. Meine Gefährtin – umsichtig und genial in praktischen Lösungen – bereitete eine kleine Plastikschüssel mit Katzenstreu vor für die Reise und wir stellten das hinten zum Gepäck. Auf der Fahrt war die Katze zuerst bei uns, dann begann sie herumzusteigen und letztlich legte sie sich hinten auf dem Berg von Gepäck. Den Freunden, die uns mitnahmen, kam unser Theater mit der Katze ziemlich deppert vor, überhaupt das Viech mitzunehmen und dann noch mit Leine.

Nach einem guten Stück der Reise bemerkten wir Katzeneltern, daß unser Kind zunehmend unruhig wurde und hinten nervös herumkletterte. Wir beide wußten: sie muß aufs Kisterl, findet sich aber in dieser Situation im fahrenden Auto – von innen verständlich – nicht zurecht.
Wir baten den Fahrer anzuhalten. Der jedoch hielt uns für übergeschnappt und weigerte sich. Erst nach mehrmaligen Bitten und nachdem wir ihn eindringlich darauf aufmerksam gemacht haben, daß die Katze sonst sein Gepäck anbrunzt und anscheißt, blieb er deutlich verärgert am Straßenrand stehen und wir Katzeneltern stiegen aus dem Auto, nahmen Katze mit Leine, Reisekisterl mit Katzenstreu heraus, erklommen den Feldrain, der höher als die Straße lag, und stellten das Kisterl in die Wiese, wir beide links und rechts davon, und unter gutem Zureden unsererseits verrichtete die Katze mit gleichgültiger Miene und wie eine Königin ihr Geschäft in die dafür bereitete Toilette.

Für die anderen – von außen – muß das ein absurder, hirnrissiger und total dekadenter Anblick gewesen sein: Eine Katze scheißt in einer großen Wiese in ein Kisterl, flankiert von ihrem höfischen Personal, das wachend danebensteht und der Katze gut zuredet. (Von innen ist das logisch: sie kannte keine Wiese, war vom Autofahren überfordert, denn das kannte sie auch nicht; nur ihre vertrauten Bezugspersonen konnten ihr Sicherheit und Ruhe geben. Ich finde, das Vertrauen und die Flexibilität von Roxy waren großartig!)

Als wir dann im nördlichsten Haus dort wohnten, bin ich mit Roxy – die übrigens ein ausgesprochen schönes Fellkleid hatte, nämlich bläulich-grau, zart rosa und weiß – an der Leine in den Wald gegangen, weil wir das Risiko, daß sie unangeleint zu unserer Rückfahrt in ein paar Tagen nicht rechtzeitig zurückkommt, nicht eingehen wollten. Auch das muß von außen ganz meschugge ausgesehen haben: da geht ein Idiot mit einer Katze an der Leine durch den Wald (verirrt sich fast auf tschechoslowakisches Gebiet), die Katze klettert begeistert die Bäume hinauf, soweit halt die Leine reicht (und die war lang) und dann muß sie wieder herunter.
Aber ich habe ihr dabei das Scheißen in freier Natur beigebracht: als wir an eine sandige Stelle gekommen sind, habe ich mit dem Finger darin zu kratzen und zu wühlen begonnen, was unsere g'scheite Roxy gleich nachgemacht und dann kapiert hat, daß man so eine Stelle als Klo nutzen kann. Ab da war das Geschäft im Freien kein Problem mehr.

Ein paar Mal bin ich dann in Wien in der Nacht mit Roxy an der Leine in ein Lokal gegangen. Sie hat sich auf die Zeitungsablage – also ungefähr gleiche Höhe – gelegt und wenn ich aufs Klo mußte, habe ich Griff und Rolle der Leine zu ihr gelegt und gesagt: „ich geh jetzt aufs Klo. Bleib da sitzen, ich komme gleich wieder.“ Das hat funktioniert, wie ich überhaupt mit ihr viel geredet habe. Am Rückweg beim Sandhaufen einer Baustelle hat sie routiniert ihr Geschäftchen erledigt.

Nach der Trennung von meiner Freundin ist dann der Kontakt zur Scheidungskatze spärlicher geworden, wenn ich auch noch eine Zeit lang der geborene Katzenhüter war.







(8.2.2019)










©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1247 Der Opa nebenan


Schauder am ganzen Körper, aber der gute. Der erste Schluck vom Kaffee. Der Opa nebenan summt seinem Enkelkind voller Liebe eine Melodie vor und gibt ihm dann ein Flascherl. Ich habe jetzt meine Zeitungen durchgeblättert. Und wieder ein Schauder vom Nacken bis hinunter in die Fersen. Ich habe seit Tagen vor, den „Katzentext“ zu schreiben, aber ich verschiebe es Stunde um Stunde, Tag für Tag, genauso wie meine Pastellkreidezeichnungen, die ich vom Neusiedlersee herüber nach Wien retten wollte.

Ich starre wieder ins Leere und große Trauer steigt in mir auf bis hinter die Augen. Eine Trauer mit freundlichem Lächeln, ich glaube auch zu mir selber. Keine Verzweiflung eben, einfach Trauer.
Ich gehöre nicht zur Jugend hier herinnen, mit ihren Plänen, Projekten, Ideen, ihrem Eifer und ihren Computerkenntnissen, aber auch nicht zur Großelterngeneration hier mit ihrer Situiertheit, ihrer sozialen Absicherung, Pensionen, Berufs-, Lebens- und Reiseerfahrungen. Ich weiß: die ihre Talente begraben haben, werden rausgeschmissen wo Heulen und Zähneknirschen herrscht. Ich heule jedoch nicht und momentan knirsche ich auch nicht mit den Zähnen.

Dafür bewundere ich den Mann, der oft herinnen sitzt und permanent auf seinem Laptop schreibt, ganz für sich, ohne jedes Kommunikationsschmähführen arbeitet er für sich allein, in sich ruhend. So wirkt er: allein, nicht einsam, seinem Werk hingegeben.

Ach ja! Meinen 7721sten Bürokratietermin habe ich heute auch schon absolviert. Das Baby mit Mutter und Großeltern vom Nebentisch verläßt das Lokal. Ich wünsche ihnen still, vorallem der Mutter und dem Baby noch Alles Gute hintennach, und schon rieselt mir wieder der Schauder. Hat das Universum meinen Segen zur Kenntnis und angenommen? Sein Placet gegeben?

Mögen auch ich und die mir Anvertrauten ihr Auskommen finden und letztere auch ihre Erfüllung.










(8.2.2019)










©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1246 Starre ratlos ins Leere


Die innere Unruhe treibt mich herum. Gerade setze ich mich hin, um mich zu beruhigen, als das Handy piepst, das ich schon in die Winterjacke gesteckt hatte, weil ich dann schnell zu einem Zahnarzttermin muß. Vorher warte ich noch auf den Schlüsselmann, der jeden Augenblick an der Tür läuten kann. Aber es ist wieder das Handy, das piepst. Ich fühle mich vom ganz normalen Alltag – mir kommt er gar nicht normal vor - heillos überfordert. Was tun? Ich sitze da, das aufgeschlagene Notizbuch auf dem linken Oberschenkel, starre ratlos ins Leere, die rechte Hand hält den Stift in die Luft und weiß nichts zu schreiben.


Wieder starre ich ins Leere und warte auf das bestellte Essen. Luxus am Rande des absehbaren Endes meines Luxus. Solange mir das Essen noch schmeckt, kann nicht alles verloren sein. Schöne Musik. Wirklich schöne Musik, ruhige Gitarren (heute stürze ich nicht hin und frage, wer da spielt). Gleich erholt sich meine arme Seele (ich weiß schon, sich selbst als arm zu bezeichnen … das geht gar nicht! Aber meine Seele ist … man kann mir das ruhig vorwerfen).

Nina Simone singt und klimpert sich durch ihren schwarzen Schmerz.     Ach! Was will ich denn! Was soll's! Ich lasse meine Sorgen sich selbst entsorgen. Wer wird denn bei einer stilleren Komödie schon weinen! Ich lasse es darauf ankommen.

Ich sitze in einer der schönsten Espressobars, werde hier nicht bloß geduldet, sondern richtig gut behandelt und freue mich.









(7.2.2019)









©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1245 Auch jetzt beim Eintippen


Das erste Mal seit zwei Monaten ruhe ich auf meinem Bett in meinem Zimmer und ich spüre ganz deutlich, wie sehr mir dieser Raum mit all seinen Bildern, Gegenständen, Büchern, mit seinem gedämpften Licht, mit „Hausaltar“ und „Ikonostase“, mit all dem rundherum Kraft gibt. Nein, es ist nicht zu viel Kramuri und Klimbim (wie mein innerer Kritiker gern anmerkt), das alles sind Werkzeuge, Schutzschilder und Kraftgegenstände.

Die Bilder zum Beispiel erscheinen mir in einer Intensität, mit einer bildhaften und dramatischen Tiefe, wie ich sie noch nie sehen konnte. Ganz tief und erleichtert atme ich auf. Und noch einmal ganz tief. Und dann noch mehrmals. (Auch jetzt beim Eintippen.)








(6.2.2019)









©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 6. Februar 2019

1244 Eine fremde Frau will 18.013,96 Euro von mir


„Genießen Sie die Sonne!“ sagte die junge Frau hinterm Postschalter, wo ich wichtige Briefe aufgegeben hatte, einen sogar eingeschrieben, um Unheil abzuwenden. Und entgegen meinen Plan bin ich ins Adria Wien auf einen Kaffee gegangen und nun sitze ich im Glashaus im Sonnenlicht (und soll keine Steine werfen). Denn solche überraschenden und ungewöhnlichen Aussagen wie die der Postlerin nehme ich fast schon als Botschaften des Himmels, vor allem an Tagen wie heute.

Das war nämlich so: ich bin jetzt eine Woche von der REHA zurück – von rehabilitiert sein kann noch lange keine Rede sein – und es bestand schon ziemlich große Gefahr, daß meine ganzen Anregungen, Vorhaben, die ich von dort mitgenommen habe, im Alltag zerbröseln: ich stehe wieder später auf, habe mir zwar im ersten Schwung einen Zeichentisch hergerichtet, aber kaum noch gezeichnet, das „Zittern“ habe ich nur ein einziges Mal weitergeführt und vieles mehr.
Heute im Aufwachen denke ich das alles durch und beschließe, wieder mehr auf meine Angelegenheiten zu achten, zu schreiben, zu zeichnen, Tensegrity zu üben, zu „zittern“, zu walken und was sonst noch dazu kommt.

Mitten in den Frühstücksvorbereitungen meiner Frau – ich arbeite gerade an der Archivierung meiner Rust-Texte – läutet es an der Tür und die Briefträgerin bittet meine Frau, hinunterzukommen um einen Rsb-Brief zu übernehmen. (Meines Wissens ist es umgekehrt: die Briefträgerin hätte heraufkommen müssen – ich weine unserem vorigen Briefträger nach!)

Der Rsb ist für mich: eine Frau Sowieso klagt mich an, von ihr Geld ausgeborgt und nicht zurückgezahlt zu haben. Es geht um 18.013,96 Euro. Mich haut es um! Ein Schreiben vom Gericht, richtiger Name, richtige Adresse, nur der Titel ist falsch (Dipl.Ing. passt so gar nicht zu mir! Das möchte ich auch gar nicht sein.) Ja, mich haut es um! Ich kenne die Frau nicht! Mir wird schlecht. Jetzt, in meinem labilen Zustand kann ich so etwas brauchen wie einen Kropf. Ich kann nicht essen. Ich laufe in der Wohnung hin und her. Wie komme ich dazu, beweisen zu müssen, daß ich nicht der Täter bin? Und wie beweist man, daß man etwas nicht getan hat? Ich soll Zeugen angeben! Zeugen für etwas, was ich nicht getan habe? Wie geht das?

Mein Plan, ruhig zu werden und mich wieder auf meine Rehabilitierung – im Sinne der Gesundheit – zu konzentrieren, ist kaputt, weil ich mich jetzt vor Gericht rehabilitieren muß. Verdammte Scheiße! Können die nicht vorher klären, ob ich der Täter bin, bevor sie klagen und mit Exekution drohen? Ist das nicht die Umkehr der Beweislast?

Ich zwinge mich zu essen, weil ich weiß, daß man mit vollem Magen weniger Angst hat, damit ich wenigstens reagieren kann.










(5.2.2019)










©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

1243 Es reckt mich


Am Morgen schlägt die Angst wieder zu wie schon lange nicht, so stark und heftig. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob sie im Körper sitzt oder knapp am Körper – in meiner Panik spüre ich meinen Körper und seine Grenzen nicht mehr genau; weiß nicht, wo was ist. Mir bleibt die Luft weg und es würgt mich im Hals. Ich fühle einen unendlichen Abgrund in mir (oder falle ich schon in den Abgrund?) Es reckt mich. Ich bin wie gelähmt.











(4.2.2019)












©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 3. Februar 2019

1242 Wieder zu Hause


Wieder zu Hause. Das vertraute Geräusch der von mir befüllten und eingeschalteten Waschmaschine. Und wenn ich gut aufpasse, höre ich auch das des Kühlschranks. In der Küche düdelt kurz ein elektronisches Gerät auf. Ich trinke im Wohnzimmer auf der Katzenhaar bespickten Couch kalten Kaffee, der schön macht und meine Samstagsschminke nicht zerrinnen läßt. Auch das hier ist ein Palast, ein kleinerer, auch das hier gehört nicht mir (mein erster Quadrant gehört ja auch dem Himmel). Erstaunlich still ist es hier, mitten in der Stadt. Stiller als am Neusiedlersee.

Und noch etwas: Es geht nicht, sich mittels Blicken ins Leben zurückzuhanteln.

Und: Vor kurzem auf dem Weg von der PVA zur WGKK komme ich überraschend an einer serbisch-orthodoxen Kirche vorbei. Sie scheint mir eine umgebaute Fabrik zu sein mit einem Pantokrator über dem Eingang. Ich schau hin und schon jubelt mein Herz. Mit ist es dabei völlig wurscht – und das zu recht! - was der Klerus hier und bei den anderen Kirchen sagt, tut, aufführt etc.: die entscheidende Botschaft ist: Auferstehung und Himmelfahrt! (Letztere wird in den Kirchen vielleicht nicht an erste Stelle gestellt; für mich ist sie wichtiger als die Auferstehung.) Auferstehung und Himmelfahrt, und ich freue mich von ganzem Herzen, wenn jemandem dieses Meisterstück der menschlichen Existenz, dieser „Salto ins Unvorstellbare“ (C. Castaneda) gelungen ist. Nur das ist die eigentliche Botschaft und über die freue ich mich ohne Neid, auch wenn ich weiß, daß ich diesen Schritt nicht machen werde (und auch nicht glaube, daß wir, weil Jesus von Nazareth dies gelungen ist, deshalb aus dem Schneider sind. Nein). Trotzdem: Deswegen freue ich mich auch über Kirchenglocken – sie erzählen von diesem Salto. Aus!











(2./3.2.2019)











©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com