1266 Die Voyeursattitude
Schauder über den Rücken. Schauder! Schauder! Der Fächer
plustert sich über dem Spiegel auf. Schwarze Ziegelmauer. Musik, wo ich den
Text verstehe, mag ich selten. Fremdsein ist mir lieber (ich möchte nicht
wissen, was die Leute denken – lieber nicht). Die Zuckerdose träumt vor sich
hin. (Hat sie süße oder bittere Träume? Oder salzige?) Die weiße „Nebelwand“ im
Hof (die Mauer im Hof ist so weiß, daß ich sie einmal für Nebel gehalten habe).
Unruhige Menschen sind unruhig. Ich nicht. Ich bin ruhig. Ganz ruhig. In der
Voyeursattitude.
Trauer. Eine verständliche Trauer kommt auf. Verständlich,
weil der Voyeur – egal ob harmlos oder nicht – dem Leben nur zuschaut.
Jetzt fällt mir ein, vorhin, beim Hergehen, in der engen
Gasse, habe ich meinen Schatten gehen sehen. Da hat mich auch die große Trauer
eingeholt, weil ich da friedlich in der sonnigen Herrlichkeit gehe, für nichts
und wieder nichts.
Eine kleine Fliege erfreut sich – hoffe ich – am Milchschaum
meines Cappuccinos.
Eine große, schlanke, entschlossene Dame in gelb. Wozu
entschlossen, das weiß ich nicht.
Ich lege meinen Kopf elegisch an die Wand, obwohl ich lieber
den Kopf depressiv auf meine Brust gesenkt halte – ganz kommt das Kinn nicht
zur Brust, aber zum Schreiben im Notizbuch auf meinen linken, über den rechten
geschlagenen Oberschenkel reicht die Neigung des Kopfes. Ein Blick zu den
Zeit-schriften und -ungen … nein, ich mag nicht lesen.
Eine Existenzberechtigung inklusive deren Sicherung bis zum
Lebensende wäre nicht schlecht! Auch wenn ich das Leben als bloßer Zuschauer
desselben beenden muß. Zwei Kaffeehausbesuche pro Tag und meiner Frau nicht auf
der Tasche liegen. Ach ja! Therapie! Einzeltherapie! Wie konnte ich das
vergessen!
(27.2.2019)
©Peter Alois Rumpf Februar 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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