Mittwoch, 27. Februar 2019

1266 Die Voyeursattitude


Schauder über den Rücken. Schauder! Schauder! Der Fächer plustert sich über dem Spiegel auf. Schwarze Ziegelmauer. Musik, wo ich den Text verstehe, mag ich selten. Fremdsein ist mir lieber (ich möchte nicht wissen, was die Leute denken – lieber nicht). Die Zuckerdose träumt vor sich hin. (Hat sie süße oder bittere Träume? Oder salzige?) Die weiße „Nebelwand“ im Hof (die Mauer im Hof ist so weiß, daß ich sie einmal für Nebel gehalten habe). Unruhige Menschen sind unruhig. Ich nicht. Ich bin ruhig. Ganz ruhig. In der Voyeursattitude.

Trauer. Eine verständliche Trauer kommt auf. Verständlich, weil der Voyeur – egal ob harmlos oder nicht – dem Leben nur zuschaut.
Jetzt fällt mir ein, vorhin, beim Hergehen, in der engen Gasse, habe ich meinen Schatten gehen sehen. Da hat mich auch die große Trauer eingeholt, weil ich da friedlich in der sonnigen Herrlichkeit gehe, für nichts und wieder nichts.

Eine kleine Fliege erfreut sich – hoffe ich – am Milchschaum meines Cappuccinos.
Eine große, schlanke, entschlossene Dame in gelb. Wozu entschlossen, das weiß ich nicht.

Ich lege meinen Kopf elegisch an die Wand, obwohl ich lieber den Kopf depressiv auf meine Brust gesenkt halte – ganz kommt das Kinn nicht zur Brust, aber zum Schreiben im Notizbuch auf meinen linken, über den rechten geschlagenen Oberschenkel reicht die Neigung des Kopfes. Ein Blick zu den Zeit-schriften und -ungen … nein, ich mag nicht lesen.

Eine Existenzberechtigung inklusive deren Sicherung bis zum Lebensende wäre nicht schlecht! Auch wenn ich das Leben als bloßer Zuschauer desselben beenden muß. Zwei Kaffeehausbesuche pro Tag und meiner Frau nicht auf der Tasche liegen. Ach ja! Therapie! Einzeltherapie! Wie konnte ich das vergessen!









(27.2.2019)











 ©Peter Alois Rumpf  Februar 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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