Montag, 29. März 2021

2178 Mir träumte

 

Mir träumte, ich wäre Gitarrist und Sänger einer klassen Band. Ach! Wie toll! Wie stolz und glücklich ich war! Zwar kommt es in solchen Träumen dann fast nie zu den Auftritten, weil schon bei den Vorbereitungen irgendetwas schief läuft – hier bei diesem Auftritt in einem kleinen Gasthaus am Land hat sich abgezeichnet, dass wir einer Phalanx aggressiver, feindseliger, betrunkener Dorfburschen gegenüberstehen – aber das Gefühl, bei einer solch coolen Band mitzuspielen, sogar in wichtiger Funktion als Leadsänger und Leadgitarrist: so toll! so beglückend! Schon vorm Auftritt. Ich war wer!

In manchen Träumen vom TopPopRockMusiker spiele ich zwar toll, aber ich weiß dann langsam gar nicht, was ich da spiele – ich meine, ich höre mich nicht, weiß nicht, ob ich überhaupt Töne produziere, und wenn vielleicht doch, dann weiß ich nicht wie; ich bin unsicher, ob ich überhaupt spielen und singen kann. Bin ich es? Bin ich überflüssig? Und dass ich in so einem Traum bis zum Singen komme, ist meiner momentanen Erinnerung nach nie oder nur ganz selten vorgekommen. Kurz gesagt: meine schönen, herrlichen Erwartungen erfüllen sich nie. Immer kommt etwas dazwischen, wir und ich dürfen unsere Kunst und unser Können nie entfalten.

 

(29.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2177 Ins Leere

 

Mit klopfendem Herzen hocke ich im Bett. Mein Geist greift ins Leere. Im Vorzimmer habe ich das Fenster zum Lichtschacht geöffnet; frischere Luft strömt nur langsam herein.

 

(29.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2176 In Halbsätzen

 

Mit klopfendem Herzen liege ich im Bett. Mein Geist ist wirr, unkonzentriert, aber friedlich. Mein innerer Dialog läuft in Halbsätzen und Fragmenten.

 

(28./29.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 26. März 2021

2175 Wieder Albertina

 

Vor einem meiner Lieblingsbilder, dem „blauen Zimmer“ von Ed. Vuillard. Dann muß ich mich setzen und gehe zur nächstgelegenen Bank im Nachbarraum und blicke aus der Ferne hin. Die graue Tür erscheint mir heute beinah als ein bewußtes Wesen. Die möglicherweise undinenhafte Frau auf dem Bild ist es gar nicht so sehr, die als solche meine Aufmerksamkeit auf sich zieht und mich jedes Mal anlockt (da gefällt mir beim „Rückenakt unter Bäumen“ von H. Manguin daneben der prächtige Weiberarsch der da im Garten liegenden Frau viel mehr, wobei sich der Garten schon in Farbflecken auflöst), sondern die Malerei. Die Malerei ist es, die Farben, der Pinselauftrag, die Strichführung, die Bildaufteilung, der Raum und die eingehüllte Frauengestalt.

Marianne von Werefkin, ihre zwei Bilder könnte ich lange anschauen, und mich in sie hineinfallen lassen, in den nächtlichen Winterwald, starr gefroren, nur ein Tier - ein einsamer Wolf? - schleicht scheu durch die eisige Stille und wirft einen wunderbaren Schatten, der aus der Nähe betrachtet zeigt, dass er lebt. Oder in das Bild mit der nächtlichen Bar - Asyl für die einsamen Männer, die im Sturm – herbstlich vermutlich – der sich über die Hütte wölbt, alle ihre Köpfe einziehen – und mich vom Licht, das von innen durch die Fenster nach draußen fällt, verführen und verwirren lassen. Alles andere in diesem Raum lasse ich links und rechts liegen.

Munchs Winterlandschaft – wohl die Jahreszeit um meinen Geburtstag herum – so schätze ich – Ende Februar, der Winter schwächelt schon, aber der Frühling ist noch weit. Es könnte einem übel werden so im jahreszeitlichen Niemandsland (es heißt nur noch Winter). Es ist feucht und kalt, unangenehm, die körperlichen und seelischen Ressourcen sind schon fast aufgebraucht, die neuen kommen noch nicht. Krankheit und Erschöpfungszeit.

Meine zwei Lieblingsbilder sind verrückt. Ganz nach rechts. Dresden hängt überhaupt ganz in der rechten Ecke und London links daneben. Die Bank steht nun weit links davon. Gut, jetzt habe ich einen anderen Kokoschka direkt vor mir und zwei Böckls links, einer neu, ein lieber Akt. London schwebt für mich immer noch in den Himmel und in Dresden steht immer noch „die Elbe so still und die Stadt fließt so träge vorbei“ (Wolf Biermann). Vernet-les-Bains, der Blick in einen massiven Garten, nur in der Ferne wird alles etwas leichter.

Jetzt raste ich wieder vor meinem Spiegelbild neben dem depperten Kardinal, der wiederum völlig unverdient von so schönen Klees und Kandinskys begleitet wird. Mein Bauch wölbt sich vor (drei auswölbende Frauen gehen durch diesen schmalen Gang an mir vorbei und ich senke meinen Blick mit Verzögerung). Also ich bin ganz schön fett! Aber ich will mir jetzt die kleinen schlanken Klees anschauen. Weil gerade ein russisches (oder russländisches) Paar die Klees betrachtet, starre ich halt auf meine monströse Wampe gegenüber im Spiegel, die mir immer unangenehmer wird. Jetzt sind die Klees zugänglich: ich finde den Klee oft richtig lustig; vielleicht jedoch neige ich dazu, alles in meine humoristische Resignation oder in meinen resignativen Pseudohumor zu ziehn, unberechtigt.

Oh! Meine zwei Marie-Louise-von-Motesiczkys! Der „Kröpfelweg“ und „der Arbeiter“. (Da lasse ich sogar die Thönys links liegen.) Auch die gehören zu meinen Ikonen. Transportieren echte Transzendenz! Freilich clandestin, verborgen und ohne Geschrei und Propaganda. Und was in den Ikonen erstarrtes Gold ist, ist hier lebendiges Weiß.

Übrigens: es sind sehr wenige Besucher Innen in der Albertina; sehr erholsam!

Vorm Chagall ertönt ein leises Summen wie von einem fernen, monotonen Ohm-Chor. Die Kuh liegt auf der blauen Wiese und ich weide meine Augen in diesem unglaublichen Blau. Alle anderen Bilder lasse ich unbeachtet. Ich habe schon einen Hang zum Monotheismus; zumindest aber für jeden Raum hier einen eigenen, und zumindest zeitweise.

Beim Picasso wird das Summen viel lauter, darum setze ich mich hin. Aber die Picassos sagen mir gar nichts mehr. Das wundert mich: in meinem Pariser Exil bin ich mindestens zweimal die Woche andächtig und ergriffen in seine Villa im Stadtteil Marais gepilgert.

Kein Sitzen mehr vor den tollen Giacomettis. Kurz bleibe ich stehen, aber mein Kreuz will nicht mehr mitmachen.

(26.3.2021)

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2174 Abbitte

 

Ich habe mich immer über die Tiroler & Co mit ihrem in der Coronakrise gesundheitsgefährdendem Schi- und Tourismusverhalten aufgeregt, aber heute bin ich zu Fuß durch die Wiener Innenstadt gegangen und dort sind ebenfalls Massen unterwegs. Zwar auch viele Touristen (wo wohnen die, wenn alles Hotels geschlossen sind?), aber wohl auch viele Einheimische und Umländler. Ich leiste hiemit als Ostler mit westlichem Migrationshintergrund Abbitte bei den restlichen Westlern.

Warum aber bin ich unterwegs? Ich war auf dem Weg zur Albertina, bevor sie wieder zusperrt. Ist das überlebensnotwendig? Für mich schon. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, das NICHT vom Tisch der Reichen fällt, aber von der Jause der Tageskinder heruntergeschnitten wird, sondern auch von Kunst.

 

(26.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2173 Auch bei abgedrehtem Ton

 

Ich lasse den Vormittag herein. Und eigentlich bin ich ausgeschlafen. Aber was könnte ich tun? Zimmer, Wohnung putzen? Nein, dazu ist es zu still. Lesen? Nein, dazu sind meine Augen zu müde und erschöpft. Internet? Nein! Detto! Und zuviel Lärm und Unruhe in der Stille. Auch bei abgedrehtem Ton.

 

(26.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2172 Meine Augen wollen weinen

 

Meine Augen wollen zu weinen beginnen und ich spüre die Trauer – aber ich habe keine Ahnung worüber, wovon ausgelöst, was gemeint ist. Ich spüre zuerst körperlich in den Augen das Heulbedürfnis, dann erst spüre ich es in der Seele, als Folge der körperlichen Reaktion. Und wie ein separates Geschehen. Als würde die Trauer einfach von den Augen ausgehen oder von ihnen herbeigewunken werden. Die Augen trauern, der Gesamtmensch weiß nicht, worum es geht.

Ums Gesicht herum spielen sich auch ein paar eigenartige sensorische Geschehnisse ab. Den Gesicht (!) wird ein wenig schwindlig; Wellenbewegungen um den Kopf herum, akustisch-optische Verzerrungsschübe, links von mir in den Augenwinkeln glaube ich eine dunkle, menschenähnliche Gestalt zu sehen; wenn ich direkt hinschaue, ist niemand da. Nicht ungewöhnlich – aber die anscheinende optische Täuschung funktioniert noch, obwohl ich sie durchschaut habe.

Schlafen?

 

(25./26.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2171 Meine Augen brennen

 

Meine Augen brennen. Ihre Muskeln arbeiten mit Verzögerung und Tränen steigen auf. Das löst einen kleinen, veritablen Schrecken aus und ich bin irritiert. Die Augen!

Zuckungen umkreisen mich im Abstand von zirka zwei Dezimeter. Ich spüre das Gewicht der Lesebrille ungewöhnlich stark. Meine Gedanken schweifen weit ab. Ich verliere mich. Meine Augen brennen.

 

(25.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 24. März 2021

2170 Höchste Zeit

 

Rausgeworfen aus dem wirren Schlaf, hin und her gebeutelt, herzklopfend, Angst und Übelkeit, Albtraumtrümmer und Panikknoten im Bauch, hingeschleudert an den unsicheren Strand der Realität – als Kind mußte und konnte ich manchmal von einem Traum in einen anderen aufwachen. Als Kind war ich in Träumen oft luzid, ich wußte, dass ich in einem Traum bin. Aber ausschließlich in Albträumen. Meine Aufwachtechnik war, die Augen fest zu schließen und wieder aufzureißen und oft erwachte ich so im Bett, aber nicht immer: manchmal erwachte ich in einem anderen Traum. Zuerst merkte ich es nicht, glaubte mich in der Realität aufgewacht und sicher, aber dann schlich sich der Horror wieder heran und ich konnte nicht mehr bewußt aus dem Traum heraus. Und in einigen Träumen konnte ich als Kind mit meinem Blick so Dämonengesichter, wie man sie als Dekorreliefs auf Häusern aus dem 19.Jahrhundert findet - genauso industriell und starr – an die Hauswände klatschen. Meine Fähigkeit war mir durchaus etwas unheimlich.

Hinter der am Bücherregal verknoteten Schnur, mit der ich die alte, nicht mehr benutzte Jalousie oben halte, in diesem toten Winkel beginnt sich ein Gesicht zusammenzubrauen. Ich ahne es schon. Gleich daneben steht ein leeres Glas, das in zwei Lichtpunkten – jetzt kommt ein dritter, schwacher dazu und verschwindet wieder – das Licht der Leselampe zurückwirft und dabei wie eine alte Signallampe wirkt, mit der geheime Botschaften über meinen Kopf hinweg in den geheimnisvollen Background gesendet werden. Mein Zimmer pulsiert leicht und ändert Form und Inhalt (und Struktur) wie Gestalten in einem Lachkabinett. Unsichtbare Wellen laufen sichtbar durch mein Gesichtsfeld und lösen in unmittelbarer Nähe zu meinem Schädel (3 bis 5 Zentimeter) ein Jucken aus, das sich dann allmählich auch auf meiner Kopfhaut materialisiert – sozusagen.

Ich entdecke im Bücherregal noch eine zweite, halbreale „Signallampe“ - eigentlich nur ein schwebender Blechdeckel wie ihn etwa Gurkengläser haben, über den drei Signallichtpunkten.

Dieser Ausschlag auf meiner linken Hand scheint gewachsen zu sein und die Altersflecken scheinen sich vermehrt zu haben (wie machen die das?). An der rechten Hand haben sich die Altersflecken entlang des blauen Bandes einer Ader niedergelassen, wie archaische Siedler entlang eines Flusses.

Ich bin verschwitzt und dreckig. Höchste Zeit für ein Bad.

 

(24.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2169 Lebensfilm

 

Erstaunlich, wie viel Licht dieser relativ unbedeutenden Lichtquelle Nachttischlampe zurückgeworfen wird und in meinen Augen glänzt. Das Surren in meinen Ohren verstummt in einer kurzen Generalpause, macht einen Ruck, den ich bis hinter und in meinem Nacken spüre, und setzt dann ich einer leicht verschobenen Tonhöhe fort. Ich hocke nicht ganz bequem in meinem Bett; es ist mir nicht gelungen, die Pölster in meinem Rücken optimal anzuordnen, und alles nachjustieren hilft nichts. So wie in meinem Leben: tausende und abertausende Male hatte ich angesetzt, mich und mein Leben wirklich, grundlegend und nachhaltig zu verändern und in Ordnung zu bringen: sei es, dass ich täglich zur Heiligen Messe gegangen bin, sei es, dass ich ab nun meinen Tod links hinter mir zu spüren versuchte, oder mir bewußt eine aufrechte, stolze Haltung anzugewöhnen, oder mir in jedem möglichen Augenblick einen wichtigen, wegweisenden Satz immer wieder vorzusagen, oder zwei- bis dreimal die Woche in ein Fitnesscenter zu gehen, oder mir das luzide Träumen anzutrainieren, oder die Rekapitulation meines Lebens durchzuführen, oder was auch immer – nach einer gewissen Zeit – auch bei anhebendem Erfolg – vergaß ich es einfach wieder. So bin ich der gleiche geblieben und müde geworden. Unfertig, aber überlebenserschöpft. Ich mache mir keine Vorwürfe; ich weiß auch nicht, wie ich es hätte anders machen können. Ich hoffe nur, dass ich im Sterben meinen ganzen Lebensfilm mit der ganzen Vorgeschichte und allem Pi-Pa-Po sehen und verstehen kann. Ich hoffe, dass mir die Zeit bleibt. Ja, ich wünsche mir dieses nicht-richtende Gericht, dieses nicht-urteilende Urteil.

 

(23./24.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

Dienstag, 23. März 2021

2168 Ich werde bleiben und lesen

 

Mein Zimmer wirkt wie eine angehaltene Daseinswelle, erstarrt durch meinen Blick, der so unmittelbar nach dem Aufwachen aus den Traumwelten noch diese Macht hat. 12:29.

Die Tagis bereiten sich schon auf ihr Mittagsschlafen vor. Soll ich mich zum Frühstück beeilen, um noch die kreischende Kaffeemaschine anwerfen zu können, oder bleibe ich im Bett bis die Kinder wieder aufgewacht sind? Ich bleibe. Es sind dies in ihrem Übergang die schönsten Momente: die Stille und Ruhe hier heroben; die volle, frische Lebendigkeit unten, die zu mir herauf klingt und jubelt.

Ich werde bleiben und lesen.

 

(23.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 22. März 2021

2167 Alles ist wieder gut

 

Allmählich schäle ich mich heraus. Dabei war ich schon auf und habe ein paar Handgriffe wie Katzenfüttern ausgeführt – wie in Trance. Mit dem tiefen Seufzer rinnt wieder etwas von mir ab. Es ist nicht bloß die Verschlafenheit, es ist auch Beklommenheit beigemischt.

Hinuntergedrückte Hilferufe schaben an meinem Gekröse. Die Angst, die ich nicht herauflasse, würgt mich von innen bis zum Hals herauf. Ein stilles Zittern versammelt sich zuerst im Nacken und am Kinn und strahlt dann überall hin aus. Meine Aufmerksamkeit hat etwas anderes zu tun und verliert das Zittern aus dem Fokus. Zurückgekehrt findet sie einen leichten Nachklang in der Bauchgegend. Oder Solarplex und so. Ich will aufs Leben zugreifen, aber wie geht das? Die falsche Frage. Übelkeit strahlt aus der Körpermitte herauf. Bereitet sich eine Panikattacke vor? Erst jetzt bemerke ich das ständige monotone innere Sirenengeheul. Das verlorene Zittern sitzt mir jetzt wieder als unwillkürliches Kopfwackeln im Nacken.

Ich döse wieder ein. Streife an Albträume. Schlafe wieder. Als ich erwache ist alles wieder gut. Alles ist gut. Ich stehe auf.

 

(22.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2166 Das Bild ist so schön!

 

6 Uhr. „Das Bild ist so schön! So schön!“ Ich weiß. Ich habe es vor meinem inneren Auge. Aber es existiert nicht mehr. Ich habe es zerschnitten und weggeworfen. In existentieller Panik. Meine Bilder, die da an der Wand hängen, protestieren, indem sie sich von mir nicht anschauen lassen, sondern verschwimmen. Und mir tut es so weh!

Warum heute, nach knapp dreißig Jahren? - weiß ich nicht. Ich spüre die Atemzüge der Katze unter meiner Hand, die auf ihrem weichen, warmen Rücken liegt. Ach, du kleines Leben! Ich sage dir, meines ist auch nicht größer. Genauso eingesperrt und ausgeliefert. Schlaf will mich übermannen. Schlaf übermannt mich.

 

(22.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 21. März 2021

2165 Die Figürchen

 

Mittagsstille, von dumpfem Abrisslärm aus dem Nachbarhof zerfranst, gelöchert und zerschabt. Sonnenlicht taucht aus dem Dunst auf und vergeht sich gleich wieder auf seiner raschen Wanderung durchs Universum. Meine Augen irren noch etwas verschlafen in meinem Zimmer umher und die einlangenden Bilder verlieren sich auf ihrem Weg und bleiben farbige Flächen und ein Gewirr aus Konturen. Oder umgekehrt: die Bilder verlieren sich nicht – sie werden nicht fertig.

Aber jetzt ist alles schon fester, nur die Figürchen auf dem Bücherregal treiben auf ihren physikalischen Wellen noch ein wenig hin und her.

 

(19.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2164 Durchgemacht

 

Es ist 5:40 und ich gehe schlafen. Mein auf dem Kleidersessel abgelegtes Gewand berührt schon von unten das Brett meines Hausaltares, weil ich unter der alltäglichen Kleidung wochen- und monatelang gebrauchte Pullover, Joggingkleidung etcetera zwar in Bereitschaft halte, aber nicht benutze und nicht wegräume.

Ich höre, dass die Heizung angesprungen ist am Knistern und Knacksen in den Heizkörpern. Ich bin saumüde und aufgekratzt, wie es üblich ist, wenn ich die Nacht durchgemacht habe. Mit einer Krimiserie und mir schwirrt jetzt der Kopf.

Ich werde mich nun niedersinken lassen und das Licht abdrehen.

 

(18./19.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2163 Monströs

 

Preßlufthämmer zerbrechen die Morgenstille. Dennoch bleibt etwas Ruhiges in meinem Zimmer schweben. Zumindest die ersten und die zweiten und die dritten Minuten der Attacke. Aber die hört nicht auf. Ich höre die Betonbrocken in die eiserne Mulde kleschen. Immer stärker frißt sich der Lärm in meine Aufmerksamkeit und absorbiert mein Bewußtsein. Ich will dieses Scheppern und das Stakkato des automatisierten Gehämmers mit meinen Sinnen und meiner Aufmerksamkeit untersuchen und in die Zwischenräume zwischen den Tönen lauschen, aber das will nicht so recht gelingen: die Geräusche sind mir zu primitiv, zu eindeutig, zu gewalttätig. In den Pausen sind es die nervösen, hektischen, panikartigen Umdrehungen der leerlaufenden Motoren: Monströs ist dieser Lärm. Monströs. Ohne Maß.

 

(17./21.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 16. März 2021

2162 Aufgebrezelt

 

Ich sitze kurz bei den Lemden-Mosaiken und Kacheln vorm Luftballonherz. Es ist noch da und hat inzwischen auch Freunde oben hängen. Einen Wallfahrtsort daraus zu machen ist mir nicht gelungen.

Nun, jetzt sitze ich vorm Mumok und warte auf Frau Stadtpark. Ein wenig habe ich mich aufgebrezelt, was bei mir immer einen Touch ins Billige, Schäbige hat, bei gleichzeitig arrogantem Getue. Ich programmiere mich auf gleichgültig und unverwundbar. Nervöses Hintergrundrauschen. Ich will ja nichts. Gar nichts. Nachdem ich übers Notizbuch gebeugt bin, schaue ich nicht allzu viel herum und kann mir einreden, dass ich nicht warte. Am liebsten wäre mir doch, versetzt zu werden. Das ergäbe einen Text und keine Wellen.

Ich lasse meinen Blick über die bemalten Bodenplatten wandern; die junge Frau, die sich in gebührendem Abstand auch auf die lange Bank gesetzt hat, ignoriere ich.

Jetzt setzt kalter Wind ein und wenn ich zu lange sitze, wird mir kalt werden. Ich bin ja wie üblich zu früh. Vereinzelte Miniregentröpfchen zerrinnen drei Textstellen. Vier. Eine Frau gibt schiffflaggenähnliche Zeichen einer aus der Ferne herankommenden Freundin. Kunst zieht an. Viele Leute. Fast nur Frauen. Sie brauchen Kunst besonders. Ich werde auf mein Handy schauen, wie spät es ist und meine rinnende Nase schneuzen. Jetzt erst schlägt die verabredete Stunde und es beginnt zu regnen.

Ich stehe auf und gehe ein bißchen herum, betrachte drei nackte, zerreißende Bäume. Der Regen hat wieder aufgehört, der Wind macht weiter. Das Laub, das sich in einer Mauernische verfangen hat, raschelt im Kreis. Meine Albertinatasche, die mir meine liebe Frau gemacht und geschenkt hat, rutscht mir ständig von der Schulter. In meinen Fingern wird mir kalt. Ein Hund besucht still und unauffällig meine Füße. Graue, graue Wolken ziehen von West nach Ost.

Ich bin jetzt schon eifersüchtig, weil nun auch einige Männer ins Mumok gehen: die Kunst und alle kunstverliebten Frauen gehören mir!

Mein Wunsch von vorhin ist in Erfüllung gegangen. Ich wurde versetzt und befinde mich nun in der Albertina Modern. Ich wandere herum und finde kaum Bilder oder Objekte zum Verweilen.

Jetzt geht’s! Bei den Scheibls und vor den sechs Männern von Stephan Balkenhol setze ich mich nieder, mit Blick in den nächsten Raum mit dem Auf- und Abgeblasenem von Annette Massager. So richtig komme ich nicht in Schwung.

 

(16.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2161 Die Gasableserin

 

Ich habe viel zu wenig geschlafen und der Grant quillt mir aus allen Poren. Ich bin um dreiviertel acht aufgestanden, weil der Gasableser kommt. Unten in der Küche habe ich kein Wort rausgebracht. Nachdem meine Frau die Wohnung verlassen hat, habe ich begonnen, alles für mein Frühstück herzurichten: Obst, Gemüse, Vogerl- und Rucolasalat gewaschen. Die abgetrennten Brotrindenstücke der Tageskinderjause, die ich gewöhnlich zum Frühstück verzehre, hergerichtet, den wildgemischten Kräutertee aufgegossen. Aber alles, was ich hinlege, liegt falsch; die Dinge stören einander, das Käsebehältnis überdeckt die Birnenspalte und so weiter. Ich konnte mich jedoch nicht dazu entschließen, mit dem Frühstück zu beginnen. Stattdessen starte ich an der Kaffeemaschine das Entkalkungsprogramm. Das dauert zirka zwanzig Minuten. Nachdem mir heute die Reinigungshandgriffe schlecht von der Hand gehen, vielleicht dreißig Minuten. Weil ich so ungeschickt bin, mußte ich das Abtropffach fünf, sechs Mal reinigen, bis es kaffeepulverfrei und sauber war. Mein Kreuz schmerzt heute wieder besonders heftig. Zwischen den Signalen zum Ausleeren des Gefäßes für das Abwasser habe ich gelesen. Mir verschwimmen die Buchstaben. Mir ist so elend, mein Magen revoltiert, kommt aber zu keinem Ergebnis. Immer noch zögere ich das Frühstücken hinaus. Wahrscheinlich würde mich der erste Bissen beruhigen. Ich starre in die Leere und höre der Gastherme beim Aufheizen zu. Warten auf den Gasableser. Warten – die Generalsünde meines Lebens.

Dann esse ich endlich. Als meine Frau zurückkommt, übernimmt sie und ich gehe nach oben und lege mich wieder hin. Ich höre, es war eine Gasableserin.

 

(16.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2160 Ausflug

 

Früher, als ich allein lebte, bin ich ständig wie ein Irrer durch die Gegend gerannt. Hat mich etwas irritiert: nichts wie los! Mußte ich etwas verarbeiten oder nachfühlen oder überdenken: ich geh lieber! So habe ich zwei-, dreimal die Woche die Lobau durchquert oder bin ganz tief hinein, oder durch den Lainzertiergarten, oder außen an der Mauer des Lainzer Tiergartens entlang bis Mauer und zur Wotrubakirche oder weiter nach Niederösterreich, oder durch den Wienerwald bis nach Heiligenkreuz, oder über Dehnepark und Steinhofgründe rauf zur Jägerwiese und runter bis Klosterneuburg, oder zumindest in der Innenstadt oder in den Außenbezirken herumgelaufen. Seit meinem Zusammenbruch vor drei Jahren ist damit Schluß und ich kann mich kaum dazu bringen, mein Zimmer und die Wohnung zu verlassen.

Meine Frau liebt es jedoch, mit mir Ausflüge zu machen. Und ich, ich finde es auch nicht so schlecht. Vorher denke ich mir oft: muß das sein? Aber nachher stelle ich fest: es war erfrischend, anregend und beziehungsfördernd.

Letztens sind wie am Fuße des Bisamberges Richtung Norden gewandert. Auf meinen Vorschlag hin. Bei einem meiner seltenen Soloausflüge hatte ich die falsche Abzweigung genommen und bin auf einen mir unbekannten Weg gestoßen, der mir vielversprechend vorgekommen ist. Zu Recht. Man kommt zu wunderschönen Ausblicken in die Ebene nord-östlich von Wien, wo man bis zu den Kleinen Karpaten sieht. Und diese Wanderung hatte ich letztens erfolgreich meinem Weibe gezeigt.

Für heute hat meine liebe Frau vorgeschlagen, das Schloß Neugebäude zu besuchen. Vor knapp vierzig Jahren war ich einmal mit meiner damalige Gefährtin dort und ich habe nur dunkle und unscharfe Erinnerungen an das damals völlig versperrte Schloß. Deswegen bin ich neugierig geworden und einverstanden mit diesem Ausflugsziel. Ich hatte gestern Abend versprochen, alles Orientierungsmäßige nachzuschauen, es aber dann in meiner nächtlichen Krimisucht vergessen (im Grunde bin ich ein schlamperter Hund). Wir haben – meine Frau wußte den Weg – doch hingefunden. Ich ahnte nicht, dass im Schloß eine Corona-Teststation eingerichtet ist; meine Frau sagt, sie hätte es mir mitgeteilt. Gut, lassen wir uns testen!

Da meine Frau keinen Ausweis bei sich hatte, konnte nur ich getestet werden. Ich muß innerlich schon lachen: Ausflugsziel: Nasenstochern, geschickt eingefädelt von meiner Frau.

Die Teststation war in einer großen Halle eingerichtet, die ich als ehemalige Pferdeställe vermutet habe: eine lange Halle mit Ziegelgewölbe, wo sich die Aufnahmetische und der Wartebereich und ganz am Ende die eigentlichen Teststationen befanden. Dahinter, hinter einem Tor aus Glasflügeln befand sich die letzte Station, wo man das Testergebnis ausgedruckt bekommt. Ich melde mich an, bekomme den Test, warte auf einen freien Testplatz, lasse dieses Nasenstierlen über mich ergehen und warte dann die fünfzehn Minuten bis der Test sein Ergebnis fertiggebraut hat und ich zur letzten Station im andern Raum weitergehen kann. Doch plötzlich schließt der Türsteher aufgeregt und wichtig die Glastür, schließt energisch den Vorhang als Sichtschutz und läßt niemanden mehr hinein. Wie bei einem pantomimischen Theaterstück wird nichts erklärt, vor allem die Geste der Vorhangzuziehens wirkt sehr dramatisch und hoch spannend. „Ah!“, denke ich, „ein positiver Fall!?“ Zehn Minuten rührt sich nichts. Dann kommt aus dem Raum das dort stationierte Personal im Gänsemarsch heraus, durchschreitet schweigend und betreten den langen Saal in Richtung Eingang. Für bis zehn Minuten rührt sich wieder nichts, die Wartenden zappeln schon ungeduldig hin und her, dann kommt die schweigsame Karawane wieder retour; einige binden sich noch ihre neue Schutzkleidung fest, dann verschwinden sie wieder hinter Vorhang und Tür. Wieder ein paar Minuten warten, dann wird der Vorhang kraftvoll dramatisch geöffnet – was nicht ganz gelingt, weil er sich verhängt – die Glastür wird geöffnet und ich stehe am Ende der Warteschlange zur letzten Station.

Negativ.

 

(13./16.3.2021)


©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 14. März 2021

2159 Kurz Kitzeln

 

Mittag. Inmitten meiner glücklichen Trümmer. Im Bett. Ich habe es nicht eilig. So schön, dass mir die Augen zufallen wollen. Wiewohl gerade erst erwacht. Der Löwe tötet das Zebra. Das Zebra ist nicht weggelaufen. Schlafen Zebras im Stehen? In meinem rechten Ohr juckt es. Dann in meinem linken. Dann wandert das Jucken zu meinem Nacken. Dann auf die linke Schulter. Dort dehnt es sich etwas aus. Jetzt zieht etwas Unsichtbares an meiner Nase. Und nun an den Augenbrauen und wandert über den Schädel zum Hinterkopf, wo es sich in Jucken verwandelt. Kurz kitzeln die Nasenlöcher. Das Jucken am Hinterkopf bleibt. Ich schlucke den Speichel hinunter und diese Muskelbewegung löst innen in meinem Kopf einen Tsunami aus, der meine Sinne benebelt. Jetzt bin ich wieder klar und das Jucken hat sich bis in meine linke Armbeuge herabgelassen, bleibt dabei aber an Hinterkopf und Schädeldecke.

Ein in weiter Ferne aufheulender Motor hinterläßt in meinen Ohren je eine kompakte Luftsäule, die noch je einen Meter horizontal aus den Ohren ragt. Der soeben überfliegende Hubschrauber bearbeitet eher die Schädeldecke. Wieder heult der Motor auf. Da muß irgendwo so ein Idiot und Autorowdy mit einem flotten Angeberschlitten unterwegs sein und der bearbeitet grausam meine Schädeldecke. Meine rechte Augenbraue juckt. Dann massiv der Hinterkopf.

Meine linke Hand befindet sich in unnatürlicher Haltung unter dem Notizbuch. Meine Nasenspitze kitzelt fast unerträglich. Ich wische mit dem rechten Zeigefinger darüber. Ich kratze mich ganz lange und intensiv an meinem Kopf. Ich werde aufstehen und frühstücken, um dem Jucken zu entgehen.

 

(12.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2158 Ist

 

Herzbeklopfte Wachheit. Hinter dem mehrstimmigen Surren scheint sich ein Rauschen zu verstecken. Zirka sechs Uhr früh. Die Lichtsäule ist bläulich. Mein physischer Körper ist noch nicht ganz stabil. An der Nasenwurzel ist ein Zentrum, das bis in die Finger ausstrahlt. Zeitlupenjucken läuft Rücken und Nacken rauf und runter. Die Augen entscheiden sich für schlafen statt lesen.

 

(10.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 5. März 2021

2157 Katzenliebe

 

Absolute Mittagsstille jetzt knapp nach eins. Die Lichtsäule neben der Rollo leuchtet fröhlich und weiß. Ich habe mich im Bett aufgesetzt und langsam fließen Träume, Schlaf und die fremden Energien von mir ab. Ein soeben aufgewachter, weltbestaundender Mensch schält sich heraus. Sanfte Neugier – nämlich überhaupt nicht gierig – was der Tag bringen wird (fast wie als Kind). Zunächst bringt er Warten, bis die Tageskinder wieder aufgewacht sind, damit ich für mein Frühstück die laute Kaffeemaschine einschalten kann. Besuch der alten Dame Mietzie. Sie will nur gestreichelt werden. Vielleicht schaffe ich es heute endlich, die letzten fünf, sechs Texte – schon lange vor mich hergeschoben – in den Computer zu tippen und in und auf meine Schublade zu stellen. Aber kein Stress! Nur kein Stress, keine Außenbefehle, die meine Arbeit blockieren. Nur wenn der Impuls aus meinem Innersten kommt! Das ist meine Freiheit im Abseits.

Wegen dem „endlich“, das eindeutig von der fremden Installation mitten in meinem Bewußtsein stammt, krampft es mich schon im Magen zusammen und Angst und Lähmung kommen auf.

Aber ich kann meinen inneren Impuls retten, mein Bild vom beglückenden Schreiben, indem ich die Verurteilungen weg schiebe und mein Bild sich entfalten lasse. Der Krampf im Magen läßt nach und vergeht. Durchatmen. Die Stille, das Licht, die Ruhe und die Katzenliebe genießen.

 

(5.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2156 Durchsage

 

Wo sind meine luziden Visionen? Ich war doch beim Arzt!

Heute ist mir keine Krähe oder sonst ein Krähenvogel aufgefallen. Die Sirenen singen heller. Ende der Durchsage.

 

(4./5.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2155 Chose

 

Ich setze mich auf im Bett und die ganze Chose rinnt an mir ab. Dann beginne ich wieder zu versinken.

 

(4.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2154 Locken

 

Unabsichtlich und weil meine morgendlichen Katzentätigkeiten länger gedauert haben als sonst, bin ich ins Wachere geraten. Dort hocke ich jetzt und weiß nicht ob aufstehen oder schlafen. Die Schreibmelancholie lockt mich zu Zweiterem …

 

(2.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2153 Zucken

 

Ziemliche Müdigkeit. Etwas in mir hebt ab und sammelt sich um meinen Kopf an der Innenseite der meinen Leib großzügig umschließenden Hülle. Wenn ich will nimmt es Fahrt auf. Ein wenig mulmig ist mir schon. Aber ich bleibe im Frieden. An den Rändern meiner Wahrnehmung beginnt es zu zucken.

 

(25./26.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2152 Venussocke

 

Venussocke. Das klingt vielversprechend. Nein, nein, ich habe mich nicht verschrieben: so fängt der Tag heute an, nachdem die Nacht mit einer gefährlichen Tiroler Situation geendet hat.

Das Blau in der Rouleauspalte ist gerade so schön! So beginnen hoffnungsvolle Tage. In den Ohren pfeift und surrt besagte Tiroler Situation und in der Körpermitte flattert sie noch nach. Meine linke Hand klammert sich verkrampft ans Notizbuch. Ich ordne eine Lockerung an und meine Hand gehorcht mir mit Tendenz zum Rückfall.

Wie all die Kabeln von meinem Schreibtisch hängen hat durchaus liebliche Qualitäten. Das Spaltenblau wird heller. Ich drehe das Leselicht ab und das Spaltenblau erstrahlt in magischer Intensität.

Das war der erste Akt. Der zweite lautet: weiterschlafen. Die Venensocken habe ich provisorisch über meine Gebissschachtel und meine Geldbörse gelegt. In der Hoffnung, das Venen der Plural von Venus sein könnte.

 

(24.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com