Sonntag, 22. August 2010

62 Omne quod est...

„Omne … quod est, quocumque modo sit, inquantum est ens, bonum est.“
Daß ich mit einem lateinischen Zitat von Thomas von Aquin anfange, ist reine Angeberei – ich kann kaum Latein und die Übersetzung nach Josef Pieper (Thomas von Aquin, Sentenzen über Gott und die Welt, Johannes Verlag; Seiten 60/61) lautet: „Alles, was ist, und sei es auf welche Weise auch immer – sofern es seiend ist, ist es gut.“
Oder:
„Nulla essentia est secundum se mala... Malum … non habet aliquam essentiam.“
„Keine Wesenheit ist in sich böse. Das Böse hat keine Wesenheit.“

„Malitia totaliter in non-esse consistit“
„Das Böse-sein besteht ganz und gar in Nichtsein.“
und:
„Nullum ens dicitur malum, inquantum est ens, sed inquantum caret quodam esse.“
„Kein Wesen wird böse genannt, sofern es seiend ist, sondern sofern es eines Seins verlustig ist.“
(alle Zitat wie oben)

Das heißt, das Böse hat als Böses kein Prinzip, sondern das Böse am Bösen ist das Nicht-sein – das, was fehlt, das, was nicht zur Entfaltung gekommen ist.
Das wird auch der Grund sein, daß man das Böse nur erlösen kann. Bekämpft man es dual, erwischt man immer nur das Sein – während aber das Böse am Bösen das Nicht-Sein ist.
Erlösen heißt: das gefesselte Sein aus seinen Fesseln befreien, sodaß es sich frei entfalten kann.


©Peter Rumpf, August 2010 Šilo, Krk. peter_rumpf_at@yahoo.de