Montag, 21. November 2011

73 Ich geh' mit meiner Laterne...

Die Zauberer bei Castaneda beschreiben, dass jeder Mensch einen energetischen Zwilling hat, der als ein wesentlicher Teil von ihm zu ihm gehört, der durch die Sozialisation weggedrängt wird. Aber nur wenn Selbst und energetischer Zwilling wieder vereint sind und zusammenwirken, so, dass sich das Selbst ganz dem mit der Unendlichkeit verbundenen energetischen Anteil fügt (also kein Monotheletismus?), erreicht der Mensch den Zustand der „Ganzheit des Selbst“ in welchem sein Leben erst wirklich in Balance ist.
Wie ich schon mehrmals hier geschrieben habe, erinnert mich die in der Theologie oft vorgenommene Unterscheidung zwischen dem "historischen Jesus" und dem dann meist als spätere Interpretation der christlichen Urgemeinden herabgestufte "Christus" an diese Dichotomie. Dabei wäre die Pointe gerade die, dass der „historische Jesus“ nur so wunderbar wirken konnte, weil sein „energetischer Zwilling“ bei ihm war und sein Wirken bestimmte – ungetrennt und unvermischt. Oder anders gesagt, dass seine Kraft gerade in der Tatsache lag, dass es den historischen Jesus nicht ohne den mit der Unendlichkeit verbundenen Christus gab.
Die Zauberer bei Castaneda sagen auch, dass unser stilles Wissen von diesen anthropologischen Tatsachen immer wieder versucht, ins Bewusstsein hochzusteigen und sich in Erzählungen und (dann so genannten) Mythen auszudrücken.
Warum aber auch nicht so:

Ich geh' mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne,
und unten, da leuchten wir.
Mein Licht ist aus,
ich geh' nach Haus,
rabimmel, rabammel, rabum.

Die Laterne als zugegeben dann schon recht schwache Erinnerung an den energetischen Zwilling, der den Kindern aber noch näher ist als den Erwachsenen? Immerhin sagt ja auch bei Castaneda Don Juan Matus, sein Lehrer, zu ihm, dass er nicht beanspruche mehr zu sein als eine Kerze in einer unendlichen, leuchtenden Welt. Der Vergleich der Laterne mit dem energetischen Zwilling doch zu weit hergeholt? Wahrscheinlich, aber wenn das Licht aus ist bleibt einem wirklich nichts anderes über, als nach Hause in die Alltagswelt zu gehen, wo sich der moderne Mensch – wie es auch bei Castaneda heißt – in der Welt der Langeweile und des Funktionalen einzurichten versucht. Ohne das Wunder des Sehens, das zu seinem angestammten Erbe gehört. Rabimmel, rabammel, rabum!

©Peter Rumpf 2011 peter_rumpf_at@yahoo.de