Mittwoch, 24. April 2024

3640 Amos Oz

 



10:04 a.m. Als ich, nachdem ich nach dem Aufwachen lange Zeit mit geschlossenen Augen im Bett hockend verweilt bin und versucht habe, nichts zu denken, die Augen aufschlage, erscheint mir alles im kleinen Zimmer von besonderer Intensität zu sein; jeder einzelne Gegenstand, jedes Ding ist in Farbe und Kontur verstärkt, wie auf manchen Gemälden, was in einem Kontrast zur Verschwommenheit meines verschlafenen Geistes steht. Darum kann er sich nicht entscheiden, ob ich aufstehen und frühstücken, oder aufstehen und Tensegrity üben, oder lieber im Bett bleiben und lesen will. Diese Unentschlossenheit bewirkt freilich, dass ich im Bett bleibe, gähne, den Träumen nachhänge, den Kopf am Polster im Nacken hin und her drehe, mich am juckenden Mittelfinger der rechten Hand kratze, der beim Schreiben den Pilotstift aufliegen hat, und auch ein wenig die vielen Bilder in meinem Zimmer anschaue, wobei ich in der Ecke mit Munchs nackter Geliebten, dem verwortakelten und eingeschrumpften Auferstandenen, und der geisterhaften Liturgieszene hängen bleibe (die letzten beiden sind Photokopien alter Bilder von mir, die auch nur schlampig gemalte und in Trance hingeworfene Kopien irgendwelcher Klassiker sind. Zumindest das eine. Aber nicht ohne!).

Unten ist das Tageskindergeschehen im Moment recht heftig mit Geschrei und Heulen in vollem Gange; und außerdem sind Praktikantinnen in Ausbildung da, was meine Lust, aufzustehen und mein Zimmer zu verlassen, deutlich schwächt. Ich bleibe im Bett und lese (Amos Oz; Eine Geschichte von Liebe und Finsternis).




(24.4.2024)




©Peter Alois Rumpf April 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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