Donnerstag, 11. April 2024

3631 Der linientreue Autobus

 



14:08. Die Sonne scheint ins Café herein und beleuchtet die glatzophilen Hinterköpfe der älteren Männer in den wirklich allerbesten Jahren. Ich hätte zwar auch ein dafür passendes Alter und einen entsprechenden Hinterkopf, aber ich sitze nicht in der Sonne, weder verkehrt, noch seitlich, noch frontal. Die Musik aus den Boxen ist von angenehmer Melancholie mit korrigierender Sprödigkeit im notwendigen Pathos. Ich entdecke auf der anderen Straßenseite einen autoverstellten, aber dennoch Durchblick in einen begrünten Innenhof. Die Leute kennen sich hier. Welche Leitkultur haben sie? Fallen da Bruchstücke hoch oben von der Fassade? Alle schauen hinauf. Ich weiß nichts. Ich muß auch nichts wissen. Jetzt ist mir der ausgedachte, geplante, aber dann entfallene Gag doch wieder eingefallen (wie geht das? Wenn etwas entfällt, fällt es doch nach unten; und wenn etwas einfällt, denkt eines eher, dass es von oben kommt – der innere Kritiker). Die Sonne hat schon drei Viertel der Flächen der sich in ihrer Reichweite befindlichen Tische erobert. Heute ist nämlich wieder ein sonniger Tag und manches Fenster des gegenüberliegenden Hauses ist geöffnet; das fördert ein freundliches Grätzelgefühl (darum können Glasfassaden und zum Beispiel Zugwaggons ohne Fenster, die eines öffnen kann, so abweisend und hermetisch sein (jetzt stellt er ungeprüfte Behauptungen auf und belehrt seine Leserschaft wieder – der innere Spötter). Der linientreue Autobus braust durch die Gasse, die heute lebhafter ist. Elegisch hebt und senkt der Wind das rosarote Stoffsonnendach überm Schanigarten draußen.


(11.4.2024)


©Peter Alois Rumpf April 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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