Donnerstag, 31. Dezember 2020

2107 Tee- und Konsonantencluster

 

Letztens war auf der Facebookseite des sehr geschätzten Schriftstellers Peter Hodina von „Konsonantencluster“ die Schreibe. Was glaubt ihr, liebe Leserinnen und Leser, klingt lautlich und literarisch besser: „Rumpf! Schrumpf Zumpf!“ oder „Rumpferl schrumpft sein Zumpferl“? Hm?

Na egal. Meine Angelegenheiten gehen mehr in die andere Richtung, nachdem meine Frau nach unserem letzten ehelich Werck (so heißt das in alten Kräuterbüchern) lachen mußte und mir auf Nachfrage meinerseits ihrerseits gestanden hat, dass ihr ein Satz aus einer Kabarettsendung, die wir gemeinsam angeschaut hatten, eingefallen ist: „Was machen wir mit den restlichen vierzig Minuten?“ Und dann ist ihr noch der Vitasek als Bankdirektor Pucher eingefallen. Der Vitasek! Da krieg ich schon so einen Hals! Mein Eheweib liegt neben mir in meinem Arm und denkt an den Vitasek! Das ist mir noch nie passiert, dass ich in so einer Situation an den Vitasek gedacht habe!

Ich arbeite ja viel mit Tees: Herz- Magen- Leber- Nieren- Lungen- Prostatatees trinke ich abwechselnd. Sollte ich mich nach einem forcierteren Zumpfltee umschauen?

Für jetzt habe ich mir gemischt: Wilder Lattich (vergleichbar mit Opium – Kult des Gottes Min vor 4500 vor), Marihuanilla (u.a. gegen Potenzprobleme), Yorimbe (starkes Aphrodisiakum; in Europa schon lange in sexualmagischen Zirkel verwendet) Lotu Kola (erhöht …; China) und eine winzige Prise Calea („Blatt Gottes“ nennen ihn die Chontalindianer in Oaxaca; extrem bitter!).

 

(31.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2106 Gestrichen

 

Aus dem Alkoven heraus starre ich auf die leere Wohnzimmerwand. Müde im Ratlos Energielos Antriebslos senkt sich sinkt rutscht gleitet mein Blick herunter und will sich nicht auskennen. Er bekommt p Plötzlich bekommt er neuen Schwung neue Kraft und friert die ganze Szene vor Augen ein. Aber d Dünnes Sonnenlicht jedoch taucht auf und löst die Starre. Ich komme mir wie in einem frei

Und wieder starrt mein Blick und versulzt die Leere. Bevor sie dann noch auskristallisiert spüre ich mein Gehirn in seinem Enver-Hoxha-Bunker schwimmen.

 

(31.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2105 Intensitätsschübe

 

Meine Ohrengeräusche zeigen mir an, dass ich wieder halb aus dieser Welt gerutscht bin und ich kenn mich ja wirklich nicht aus. Erinnerungstrümmer tauchen verschwommen auf, aus mir? von wo anders? Ich weiß es nicht. Alle sind sie mir fremd und nur ein wenig mit Ahnungen versehen. In meinem Ohrenbetäubungsstrom treten so Intensitätsschübe auf; hören sich an wie so Wischer, Frequenz und Tonhöhenwechsel. Meistens zwei Mal hintereinander, manchmal bis zu vier. Überhaupt moduliert die Surrerei ziemlich stark.

Ich rieche Zigarettenrauch, aber hier raucht niemand. Dafür verbinden sich die Bücher im Regal zu einer Art Schrift, am ehesten Notenschrift, aber lesen uns singen kann ich sie nicht.

 

 

(28.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 26. Dezember 2020

2104 Freischwebende Anmerkung

 

Der zersetzende Geruch von heißen Fruchtsäften.

 

 

 

(24.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 23. Dezember 2020

2103 Was?

 

„Ich liege so gerne neben dir“ sagte er zu seiner Frau und dann durchzog ihn ein ferner, schwacher Schmerz. „Potz Blitz!“ dachte er, „was sind das für eigenartige Gedanken!?“

Der Satturn, der Urahnus, der Juckpater und der Nepptun schauten in die Runde und er legte gleich sein Schreibzeug weg.

Er notierte nur noch, dass ihm die Bücherwand, die er anstarrte, näher rückte.

 

(23.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2102 Tageslicht

 

Es ist das Tageslicht, das an den Rändern des Rollos hereindrängt. Und das Klopfen der Regentropfen an den Fensterscheiben. Von unten steigt das fröhliche Singen und Spielen der Tageskinder herauf, in mir unerwartete Erinnerungsfetzen.

Ich schüttle fast unmerklich den Kopf; als Antwort worauf weiß ich gar nicht.

Ganz am Rande meines Gesichtsfeldes fliegt ein Insekt, vielleicht ein magischer Nachtfalter, denn ich glaube nicht, dass in meinem Zimmer Falter leben.

Die Augen fallen mir zu und ich will weiterschlafen.

 

 

(22.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2101 Plötzlich

 

Plötzlich bricht ein irrationaler Optimismus über mich herein, nachdem ich die letzten zwei Schluck Kaffee getrunken habe. Das Licht im Zimmer ändert sich, wird heller, mein Herz wird leichter, meine Seele dreht sich von der Düsternis weg und macht sich keine Sorgen mehr. Das Surren klingt verheißungsvoll und die Lichtreflexionen an Buchrücken, Fotos, Glas, Plastik und Metallteilen nehmen zu.

Ich aber werde einfach weiterlesen.

 

 

(21./22.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2100 Kommt etwas?

 

Kommt etwas? Oder nichts? Während unten im Radio schon die flotte Fröhlichkeit angesagt wird, bin ich hier um mindestens vier Stunden hinten nach. Das Klaviergeklimper vermischt sich mit meinem schrillen Ohrensurren. Jetzt kommt noch das schlampige Schnurren der Katze hinzu. Meine Suche nach brauchbaren Sätzen verliert sich schon wieder im unkontrollierten Gedankenkarussel, wie es sich vorm Wiedereinschlafen gehört. Ich halte mich geduldig und gerade noch wach. Mein Bewußtsein taumelt sich irgendeine Wand entlang. Schon erinnere ich mich an Szenen, die es nie gegeben hat, und eine tolle Frauenstimme flüstert mir Unverständliches zu.

 

 

(21.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

Donnerstag, 17. Dezember 2020

2099 Beinahe

 

Ist sie nicht schön, diese Welt!?! In der Nacht grau, am Tag heller. Der Bildschirm dort am Schreibtisch leuchtet aufgeschlagen und einsam; das Licht im Zimmer beinah vergeblich, beinah ist die Dunkelheit meiner Seele stärker. Verschmutztes, dunkles Gelb. Das Surren hüllt mich beinahe tröstlich ein, obwohl eine Große Gleichgültigkeit von ihm ausgeht. Ein beinah unauffindbarer Schmerz verändert das Gesicht der kleinen Skulptur dort am Bücherregal. Der Uhustick dort steht schief wie der Turm von Pisa, nur in die andere Richtung.

 

 

(16./17.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2098 Tagsüber will ich schlafen

 

Schlafen kann ich nicht. Das ist immer so, wenn ich am nächsten Tag Termine habe und erst recht, wenn ich deswegen früh aufstehen muß. Ich ertrage die Welt und ihre Anforderungen nicht mehr. Ich lüfte nochmals mein Zimmer, wie ich es schon vorm Hinlegen getan habe. Mein Bett kracht schon vor Kälte. Ich wundere mich – wie immer – über die Stille hier mitten in der Stadt. Ich freue mich darüber. Eine solche Stille wird es am Land kaum noch geben. Die Einsiedler und Wüstenmönche leben in Mitteleuropa getarnt in der Stadt. Am Land haben sie keine Chance mehr. Und wer die Stille sucht, muß in der Nacht wach sein. Blöd, dass ich die Welt so schlecht aushalte und mich ein blöder Arzttermin so nervös macht (es ist weniger Angst als Widerwille, mich diesen medizinischen Scheißritualen und ekelhaften Getue auszuliefern). Und tagsüber will ich schlafen.

 

 

(14./15.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2097 Privatkonkurs

 

Wie wär's mit Privatkonkurs? Bestelle noch ein paar Bücher und bezahle nicht. Könnte sie ja wirklich nicht zahlen. Bin schon wieder im Minus. Außerdem bin ich dumm. Ich schaue schon länger eine Serie, die mir mysteriös und absurd, und deshalb interessant vorgekommen ist. Wie eine filmische Variante des absurden Theaters, das ich liebe. Heute jedoch hatte ich meine Frau überredet, mit mir eine Folge zu schauen, und siehe da: nichts ist absurd. Sie hat alles verstanden. Ich nichts. Ich bin wirklich zu dumm für die Welt. Ich brauche gar nicht mehr hinaus gehen. Völlig sinnlos. Ewiger Lockdown.

 

 

(14./15.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2096 Jaaaa!

 

Jaaaa! Meine Bilder arbeiten wieder! Sogar im Bild taucht das Leuchten auf, wie fast immer an den Konturen. Hier jetzt an den Konturen der Tiroler Berge. Eigentlich nur in diesem Bild der Rettenschösser Landschaft. Ja! Allmählich greift das Leuchten und Moussieren auch auf das Hafenbild über.

Es ist Mittag und ich habe mich wieder ins Bett gelegt. Nach einem wundervollen Morgen im Legospiel (Achtung! Insiderschmäh!).

Geh bitte!

 

(13.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 9. Dezember 2020

2095 Diese Abendzeremonie

 

Diese Abendzeremonie, die ich spöttisch mein Abendgebet nenne, wiewohl es nur wenig mit einem Gebet zu tun hat, wo ich mir doch bloß in völlig übermüdeten Zustand – ein unerklärliche Scheu hindert mich daran, mich schon früher bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit hinzulegen – ein paar Tatsachen bewußt zu machen und mit einer Prise Dankbarkeit zu versehen versuche, diese Abendzeremonie hat doch etwas Lächerliches: wie ich da ohne Polster am Rücken liege, meinen meistens mindestens leicht schmerzenden Rücken gestreckt und angestrengt meine schon zu Formeln verfestigten Sätze zu denken mich bemühe, manchmal konzentriert, oft zerstreut, manchmal leise vor mich hin murmelnd, nur sehr vage in Richtung dessen gedacht und gesprochen, was ich für das Zentrum und den Schwerpunkt des Universums halte; im Bewußtsein, dass da niemand sitzt, der zuhört. Doch, zwei Bitten habe ich eingebaut, meine Töchter betreffend, noch absurder, als diese Veranstaltung sowieso schon ist. Wahrscheinlich glaube ich immer noch, dass bei meinem Tod jemand auftaucht, mit dem ich plaudern und verhandeln kann. Oder den oder die ich um den Finger wickeln kann. Dabei müßte ich es besser wissen: ich war ja schon dort

 

(8./9.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2094 Ich sollte mich um mein Herz kümmern

 

Zwölf Uhr Mittag. Medium Cöli. Ich sollte mich um mein Herz kümmern. Den Höhepunkt habe ich schon längst überschritten. Schliefe ich jetzt wieder ein, schliefe ich endlich einmal bei sinkender Sonne, welcher Schlaf – so wird gesagt – besonders gesund sei. Aber wie gesagt: meinen Höhepunkt habe ich längst überschritten, wie nieder er auch gewesen sein mag. Ich sollte mich um mein Herz kümmern.

 

(7.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2093 Der Kaffee schmeckt mir nicht mehr

 

Der Kaffee schmeckt mir nicht mehr. Und obwohl ich sie ausgeschaltet habe, blinkt die Kaffeemaschine weiter in mein Bewußtsein rot und fordert mich auf, sie zu reinigen. Aber ich will nicht.

Ich sitze und warte auf eine Lieferung. Ich hätte schöne Zeit für die Reinigungsprozedur, aber ich will nicht. Das wöchentliche Lieblingskreuzworträtsel in Spectrum ist gelöst, so lümmle ich da und schau in die Luft. Der Geschirrspüler erzeugt eine beruhigend monotone Minimalmusic und ich gleite fast ins Träumen und falle zwischen die Töne, die mich zu umhüllen beginnen.

Die Lichtreflexionen auf den vielen Gläsern, den Metalldosen in der Küche hier erzeugen einen verlockenden, suggestiven Glanz. Selbst meine drüben auf der Arbeitsplatte abgelegte Arbeitsbrille hält einen Bügel in die Luft, als hätte ich sie bei irgendeiner Tätigkeit, die ich nicht mitbekommen soll, ertappt. Und stellt sich jetzt unbeweglich wie ein toter Gegenstand.

Die Geschirrspülermusik ist in ihren kreisenden Phasen wirklich betörend und zieht mein Hören in ihren Sog.

Durch den Nachrichtenpipser meines Handys aus der Hörversunkenheit aufgescheucht verliert sich jetzt mein Blick in der Schönheit eines leeren, schlichten, sauberen Joghurtglases, das vor mir auf dem Küchentisch steht. Die Nachricht lautet: die Lieferung kommt gleich. Nervös und aufgeregt gerate ich ob der angekündigten Begegnung in Stress und Überforderung. Aber dass ich es hinbekomme, bezweifle ich nicht. Ich bin sehr diszipliniert. Ich ertrage es jedoch fast nicht, wenn ich Dienste anderer Menschen beanspruche, dabei habe gar nicht ich die Lieferung bestellt, aber ich fühle mich schuldig. Ich hasse es, mit Ankündigungen aufgejagt zu werden und dann kommt der Lieferant nicht. Ich sitz eh schon die ganze Zeit da und warte; mehr kann ich sowieso nicht tun. Und ich hasse es, Aufträge zu übernehmen, die ich nie getätigt hätte. Nie würde ich von jemandem verlangen, mir den Einkauf zuzustellen.

Und wenn ich warte, warte ich lieber auf Godot, egal ob Gott tot ist oder nicht.

Intermezzo in der Minimalmusic: Wasser und Heizung rauschen.

Noch immer keine Lieferung.

 

(5.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 3. Dezember 2020

2092 Hat er nicht

 

7:17 a.m. Ich ziehe das Rouleau rauf um zu sehen, ob der Schnee draußen auch mein Licht hier, das beim Fenster hereinkommt, verändert hat.

Nein, hat er nicht. Der graue Lichtschacht ist zu stark. Das Licht ist nicht strahlender, nicht heller. Oder meine Augen sind nicht mehr kindlich genug.

 

(3.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2091 Ante Meridiem

 

3:03. Schneeluft. Die Katze drückt die angelehnte Zimmertüre auf und schleicht herein.

3:10. Außer dem Gestank vom Katzenkisterl im Vorzimmer hat sich nichts geändert.

3:14. Mein Surren in den Ohren mein allerkonstantestes Abendphänomen.

3:17. Es beginnt schon der Magen zu knurren. Noch einige Zeit bis zum Frühstück (heute/gestern nach 14 Uhr).

3:20. Der Gedanke plötzlich, dass der Lockdown nur für mich gemacht wird. Die Pandemie von den Göttern nur für mich inszeniert: damit ich schöne Ruhe habe und mit meiner Pension auskomme und schreiben muß. Und nicht der einzige bin, der zu Hause herumsitzt.

3:25. Ich bin putzmunter.

3:26. „Rehlein, der Scheuheit wegen“ sage ich zu ihr und lache (bloß ein imaginierter Dialog).

3:30. In der linken Hand Handy und Kugelschreiber, mit der rechten kraule ich den Bauch der Katze.

3:33. Alles ist so klar im Zimmer.

3:43. Ich hocke immer noch im Bett und schaue mein Zimmer an.

3:44. Mein erstes Gähnen. Jetzt wird es ernst mit dem Niederlegen.

 

 

(2./3.12.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 2. Dezember 2020

2090 Kleiner Beitrag zur eventuellen Rettung der Erbsündenlehre

Wir gehen auf Mariae Empfängnis zu und ich amüsiere mich immer über das anscheinend noch weit verbreitete Mißverständnis, die Katholiken feiern – wenn sie überhaupt noch feiern und nicht shoppen gehen -  an diesem Tag, dass Maria den Jesus empfangen hat, während jedoch gefeiert wird, dass Joachim und Anna gevögelt und dabei die Maria gezeugt haben. Das Besondere daran laut katholischer Lehre: sie haben sie – im Gegensatz zur gesamten Menschheit seit der Vertreibung aus dem Paradies - ohne Erbsünde gezeugt. Dass das ein Fest ist, das an einen „gelungenen“ Geschlechtsverkehr erinnern soll, geht dem katholisch-moralischen, dem puritanisch-panischen und dem neoliberalen-kapitalistischen Geist – der die gebrochene Sexualität zur Kompensation in den Konsum braucht - gegen den Strich, deshalb müssen es die einen liturgisch und dogmenproduktiv etc überhöhen, die anderen abschaffen.

Aber was hat es mit der Erbsündenlehre auf sich? Eine katholische Rettung dieser moralisch entarteten Lehre möchte ich nicht und würde mir auch nicht gelingen (außerdem bin ich viel zu faul und resignationsversunken, unbezahlt jetzt alle Dokumente dazu durchzuarbeiten), aber ich möchte ein paar Gedanken aufführen, welche Erkenntnisse über die menschliche Konstitution dahinter stehen könnten, die es möglicherweise wert sind, betrachtet zu werden.

Zum Beispiel die Tatsache, dass ein jedes Kind mit der Belastung auf die Welt kommt, unter patriarchalischen und nicht freien Bedingungen gezeugt worden zu sein, was wohl Auswirkungen auf Quantität und Qualität seiner von den Eltern weitergegebenen Lebensenergie hat. Es gehören alle Tatsachen der partiarchalischen Geschlechterverhältnisse – Vergewaltigungen, Zwangsehen, männliche Dominanz und das damit den Frauen verweigerte Selbstbestimmungsrecht auch in der Partnerwahl etc über das Erbe der Vorfahren zur energetischen und genetischen Ausstattung des Kindes. Die gesamte Vorfahrengeschichte gehört zu den Bedingungen der Existenz aller Nachkommen. Unter anderen Bedingungen würden wir Heutigen gar nicht leben. Aber das ist nicht der Kern der katholischen Erbsündenlehre.

Auch „meine“ Schamanen erzählen, dass die Menschheit lange Zeit („Adam“ ist der Gattungsbegriff „Mensch“ und kein Name) - wie sie es nennen – am „Platz des Stillen Wissen“ gelebt hat, wo ihr alles gelungen ist, weil sie direkt – ohne Vermittlung über Theorien, Rituale etc – wie sie es sagen: mit dem Stillen Wissen, dem „Abstrakten“ verbunden waren. In der Bibel: die Menschen konnten mit Gott sprechen. Die biblischen Geschichten könnten doch Erinnerungen der Menschheit an diese Phase zu artikulieren versuchen, wenn auch durch den Verlust dieses Wissens und Überarbeitungen der Texte im Sinne religiöser Theorien und Institutionen verdorben. Dann habe sich die Menschheit – so erzählen „meine“ Schamanen – sich entschieden, den „Platz des Interesses“ aufzusuchen (wobei diese „Plätze“ eigentlich Positionen des Montagepunktes, an dem die Wahrnehmung der Welt montiert wird, sind. Aber das näher zu erklären führt mir hier zu weit). Dieser Platz der Interesses ist nicht mehr gekennzeichnet durch die Verbundenheit mit Allem im Universum, sondern von Dualität: ich – du, angenehm – unangenehm, Freund – Feind etc (biblisch: gut – böse; der Baum, von dem Adam und Eva gegessen haben, war nicht einfach der Baum der Erkenntnis, sondern der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse! Vorher gabs keine Dualität.) Und seitdem – könnte man jetzt sagen – gehört es zur Bedingung der Existenz der Menschheit und jedes einzelnen Menschenwesen, das auf die Welt kommt, dass die Vorfahren den Platz des Stillen Wissens verlassen und sich für die Welt der Dualität entschieden haben.

„Meine“ Schamanen erzählen, dass jeder Mensch diesen Verlust des Stillen Wissens spürt und unbewußt ahnt, dass in ihm noch unglaubliche Möglichkeiten angelegt sind, er aber den Zugang dazu nicht findet. Sie sagen auch, dass alle destruktiven Handlungen auf die Wut über diesen Verlust und das Scheitern der Wiederanknüpfung zurückgehen, was immer als vordergründige und offizielle Gründe behauptet wird. Und sie erzählen auch, dass Sexualität unter diesen Bedingungen besonders gerne als Kompensation für den Verlust (biblisch: des Paradieses) herhalten muß.

Und? Könnten ein Mann und eine Frau individuell die Verbindung zum Stillen Wissen wieder hergestellt haben und im Stillen Wissen ein Kind zeugen, dem sie dann nicht den Verlust des Stillen Wissens als Erbe weitergegeben?

Man kann ja sagen, dass alle ernsthaften schamanischen Bemühungen dazu dienen, die Verbindung zum Stillen Wissen, die auch jetzt und heute nie zur Gänze abgerissen ist, wieder funktionstüchtig zu machen und ins Leben zu integrieren (biblisch: zum Paradies zurückzufinden; oder: zu Gott; wobei ich anmerken will, dass „meine“ Schamanen die Gottesvorstellung(en) für sehr destruktiv halten – wenn ich sie richtig verstanden habe). Nachdem ich nur ein Theoretiker und Grübler und Sinnierer, aber kein schamanischer Praktiker bin, also kein Seher, kann ich das nicht wissen und beurteilen. Ich kann bloß bekennen, dass ich es für möglich halte.

 

 

(2.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2089 Sonst nichts

Fällt mir zum Tagesresumee etwas ein? Oder eine Geschichte aus meinem Leben, sei sie lustig oder traurig? Oder etwas hier und jetzt? Sehe ich etwas? Spüre ich etwas? Höre ich etwas? Denke ich etwas? Rieche ich etwas?

Ein ganz oben am Bücherregal quer gelegtes Buch schien schief zu liegen und abzurutschen zu drohen. Aber es war nur sein Buchdeckel von einem danebenliegenden Büchlein hochgehoben, wie ich feststellen konnte. Sonst nichts.

 

(31.11./1.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   November/Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

2088 Mit leeren Händen


„Bin ich schon der nächste Abschreiber?“, frug ich damals. Oh, was für eine Trauer! Was für ein Seelenschmerz überkommt mich! Immer wenn ich das Laptop abgedreht, den CD-Player ausgeschaltet, das Buch weggelegt habe.

Ich hocke da im Universum mit leeren Händen. Ich habe nichts, das ich in die Waagschale werfen kann. Okay! Dann nichts! Irgendwie werde ich es ertragen.

 

 

(29./30.11.2020)

©Peter Alois Rumpf   November 2020   peteraloisrumpf@gmail.com