Mittwoch, 24. Dezember 2008

35 Weihnachten

Weihnachten ist ein religiöses Fest, an dem - wie an jedem religiösen Fest - gefeiert wird dass und dargestellt wird wie Himmel und Erde sich berühren, dass und wie das Unendliche im Endlichen Gestalt nimmt und lebendig wird.
Die Schwierigkeit des aufgeklärten Alltagsmenschen mit diesem Fest besteht darin, dass er einerseits eine Ahnung in den tiefen Schichten seiner Seele hat, dass diese Berührung möglich ist und tatsächlich dem Menschen zugänglich, dass aber andererseits sein Alltagsbewusstsein von der Möglichkeit dieser Berührung nichts wissen will. So muss er den religiösen Charakter dieses Festes forciert verleugnen – wenn mit „religiös“ das Bewusstsein von der Rückbindung an den Ursprung des Seins gemeint ist.
Für diese Verleugnung hat er mehrere Möglichkeiten.
Er kann das Fest bis zur Unerträglichkeit infantilisieren und verkitschen. Zwar ist es wahr, dass Kinder und ihr Bewusstsein dem Ursprünglichen in der Regel näher sind als Erwachsene – bei Castaneda heißt es, Kinder werden als reines Nagual geboren und erst im Lauf von Jahren ins Tonal sozialisiert – aber diese Kindhaftigkeit hat absolut nichts mit dem ganzen infantilen Dreck zu tun, der dem echten Kindlichen feindselig ist.
Er kann es aufgeklärt - intellektuell angehen. Er beginnt z.B. beim Thema Weihnachtswünsche und endet bei Freuds Triebtheorie – so heute in Ö1 (fairerweise muss ich dazusagen, dass ich an dieser Stelle das Radio abgedreht habe; also hat es möglicherweise nicht bei Freud geendet); ich habe schon geschrieben ("Kirchenvater Sigmund Freud" Nr.9), dass Freuds Analysen nur die Schichten des Unbewussten erreichen, die nahe am Alltagsbewusstsein sind – von den tieferen Schichten aber hat Freud keine Ahnung. Es sind diese tieferen Schichten gemeint, die von der wirklichen Verbindung zum Himmel – oder wie man es nennen will – wissen.
Es gibt dann auch noch pseudoreligiöse Verleugnungsformen, wo der Inhalt verloren zu gehen droht, aber das ist jetzt nicht mein Thema.
Ich wollte die subtile Bekämpfung des Weihnachtsfestes andeutungsweise aufzeigen, wo man sich zwar an das Fest und seine Themen (meistens seine Nebenthemen) dranhängt, aber mehr oder weniger subtil sein „Drehmoment“, seinen „Spin“ umdreht.
Es gibt natürlich auch die offene, direkte Bekämpfung des Weihnachtsfestes und die fängt möglicherweise schon bei den Punschständen an.
Es gäbe noch vieles zu sagen, aber diese Andeutungen müssen heute genügen.

© Peter Rumpf 2008 peter_rumpf_at@yahoo.de