Dienstag, 23. Februar 2021

2151 Zur Raison gebracht

 

Nun sitz ich an einer Ecke des aufgeklärten kaiserlich gewidmeten Lustgartens und schau auf die Kultmassen an Sonnenanbetern, als mir eine Volksschullehrerin von hinten hysterisch-aggressiv ins Ohr schreit. Bloßer Kollateralschaden, denn angezielt und angeschrien hat sie die braven Kinder, die sich sehr kooperativ durch den Au-Garten treiben lassen. Tut in den Ohren trotzdem weh.

Links von mir übervirtuosisiert ein Balkanakkordeonist und verdirbt mir die Freude am Balkanblues. Vermutlich glaubt er, die depperten Mitteleuropäer wollen das so. Oder seine Kunst ist selbst schon verdorben.

Karawanen, jauchzende Kinder, rufende und telefonierenden Pseudo- und Erwachsene. Der Saharastaub bricht das Licht auf ein silbriges Glitzern herab. (My Way! Das geht! Da passt seine Spielweise so halbwegs.) Ein hellgrüner Pullover eilt leichtfüßig und aufrecht vorbei. Französisch höre ich von zwei Kopftuchfrauen. Ein Mann breitet kurz und knapp über seiner Körpermitte seine Hände verhalten aus. Ein anderer trägt seine in den Hosentaschen bei sich.

Ich muß mein rechtes Auge zusammenzwicken. Ich bin nicht der einzige Glatzkopf hier. (Jetzt spielt er deutsche Schalger – fast unerträgliche Kost trotz Sonnenscheinmilde – aber er ziert sie gut aus und balkanisieret sie sanft.)

Oh, jetzt kommt Elias vorbei und verweilt eine Weile bei mir, bevor er dann doch zu quengeln beginnt und in seinem Wagen weiter zieht respektive gezogen wird.

Aber so ist es: zuerst denke ich: ein schöner, warmer, sonniger Tag – nichts wie raus! Seit meinem Psychozusammenbruch vor 3 Jahren schon deutlich eingebremst – aber dennoch: nichts wie raus in die Sonne! Und dann bin ich draußen im Grünen und mir wird fad. Ich will zurück in meine Kemenate an mein Laptop. Aber ich zwinge mich aus Vernunft in der Sonne zu bleiben. So bringe ich mich zur Raison.

 

(23.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2150 Tatü Tata

 

Saharastaub heißt es. Und der macht die europäische Erde fruchtbarer. Dieser infantilpathetischen Sätze stehen nur da, damit einmal etwas dasteht. Denn steht etwas da, ist etwas da, dann geht es  weiter. Das ist der Sinn der Übung. Ansonsten: die Kinder rufen und kreischen beim Spielen. Die Sonne scheint wieder. Ein Ausflug wäre angebracht. In den Augarten zu gehen wäre – vermute ich – sinnlos: eine Bank in, einen Platz an der Sonne wird nicht mehr zu finden sein (Ist das Pessimismus oder Realismus? Wo bleibt mein Wunderglaube?). Im Moment kämpfe ich mich noch aus einem unguten Traum mit islamistischen und faschistischen Terroristen heraus. Meine Körpermitte zittert und vibriert noch (ich kenn mich aus: das sind die Folgen der Begegnung mit Energien der anorganischen Wesen). Wasser. Ich werde Wasser trinken. Das könnte die Verstörung hinwegspülen. Übrigens macht mir die Situation mit dem Traum nichts aus. Ich mache nur das Notwendige und Hilfreiche. Meine dunkelblaue Unterhose und darauf mein hellblaues T-Shirt liegen wie schlecht platzierte Dekoration oder Devotionalien auf dem Kleiderberg am Kleidersessel. Es ist 12:06 p.m.

Diese alte Ausstellungseinladungskarte, die ich dort ins Bücherregal gelehnt habe, muß sich im Laufe der Jahre verändert haben. Ich verdächtige sie der Lebendigkeit. Unten spielen und rufen die Tagis tatü tata tatü tata tatü tata.

 

(23.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2149 Innerer Hohlraum

 

Ein ans Bücherregal gepinntes Photo – schon gekrümmt vom langen herumhängen -  glitzert und wirft ein wenig vom Licht der Leselampe neben mir zu mir zurück. Es ist das leuchtende Zentrum dort an der Wand.

Die vielen Krimis des Tages versickern schon aus Bewußtsein und Erinnerung und meine Sehnsucht nach Träumen breitet sich in meinem inneren Hohlraum aus.

Es ist 4:02 a.m.

 

(22./23.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 17. Februar 2021

2148 Die REM-Phase

 

Vom unteren Stockwerk kommt Gesang über Sonne, Mond und Sterne. Ich hänge noch zitternd und zagend in einem REM-Traum. Große REM-Ausstellung. Meine Arbeiten drohen unterzugehen, wenn nicht überhaupt zu verschwinden. Ich habe es nicht mehr geschafft, mich rechtzeitig zur Vernissage umzuziehen und deshalb bin ich im Pyjama dort. Ich vertraue aber auf die künstlerische Freiheit und Ausrede, und auf Matjaž Gruden, dass er meine Bilder verkauft. Wo sind die eigentlich? Und wo die Musikkonserven, die ich für die Vernissage vorbereitet habe? Alles geschieht und entscheidet sich ohne mich und ich weiß von nichts.

Ich liege ja mitten in der riesigen Ausstellungshalle auf einer Bodenmatratze im Bett. Burgi gibt mir eine Einladung zur Vernissage zur Kenntnisnahme und Begutachtung ohne Folgen, weil es für Einwände zu spät wäre. Typisch REM: ein kleines, eigenwillig geformtes Stück mit unseren Bildern und dem Einladungstext bedrucktes Papier, das beim Auseinanderfalten immer größer und größer und bunter und bunter wird – kurz sehe ich auch ein Stück meiner Malerei – und dabei gigantisch groß und glatt (ohne Faltfalze) und absurder geformt.

Was wird Tino sagen? Hannes ist total beschäftigt. Ein wenig mach ich mir schon Sorgen wegen meiner Pyjamahose, die ich ohne Unterhose zu tragen pflege von wegen Freiheit im Freihängen für meinen Dings. Aber was, wenn …? Das wäre schwer zu verbergen! Ach wurscht! Künstlerische Freiheit!

Den anderen Ausstellungsraum haben sie besonders toll gestaltet: ein zehn Meter – mindestens! - langes Bett (vielleicht gibt's eine kleine Orgie!) dazu tolle bunte Arbeiten an Wänden und Boden, Absperrungen aus Kunstwerken und künstlerische Publikumsleitsysteme. Wo war ich bei den Vorbereitungen? Ich glaube, ich war gerade erst von einer Reise mit Familie angekommen und habe mich nach meiner Ankunft gleich auf die Matratze in der großen Halle zum Schlafen gelegt. Und seit einer halben Stunde etwa schaue ich mich um. Aber wo ist Matjaž Gruden? Mein slowenischer Förderer, der meine Bilder verkaufen soll?

Die Kinder unten diskutieren ihre Spiele und verteilen ihre Rollen – dann geht es los!

Ich selbst, ich warte noch im Bett auf bessere Zeiten; will heißen: auf einen guten Grund, warum ich aufstehen sollte. Ahja! Heute ist dort unten auch Supervision Da - Da werde ich besser noch nicht hinunter zum Frühstück gehen, so verschlafen und derangiert wie ich bin.

Mein Gott! Göttin! Oder wer! Oder was! Auch immer! - Ich habe es so schön hier!

 

(17.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2147 Hochgradig nervös

 

4:44 a.m. Ich bin hochgradig nervös, weil es schon so spät ist und ich noch immer nicht schlafen gegangen bin. Dabei habe ich morgen (heute) nichts vor. Zwar schiebe ich schon über eine Woche notwendige Einkäufe vor mich her, weil ich mich nicht und nicht überreden kann, die Wohnung zu verlassen, aber letztlich ist es egal. Esse ich halt kein Joghurt und verwende keine Bitterkräuter und Spezialkräutertees. Was wollte ich noch? Das habe ich vergessen.

Es gibt keinen Grund nervös zu sein und mich schlecht zu fühlen. Aber ich bin es und fühle mich. Als hätte ich etwas Verbotenes getan. Was ist das Verbotene? Die ganze Nacht aufbleiben? Den Tag zu verweigern? Nicht in die Welt hinaus zu wollen? Krimis schauen? Die Facebookexzesse? Angst haben? Das Andere suchen?

 

(16./17.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 16. Februar 2021

2146 Abrieseln

 

Womitkannichbeginnen? Im Sommer wäre es jetzt schon hell. Ich lasse den Tag von mir abrieseln. Es ist schön hier. Ich fühle mich gut. Vom Lüften vorhin ist mir ein wenig kalt. Ich bin in Frieden mit der Welt und mit mir. Inmitten lächelnder Müdigkeit. Aber Lichtabdrehen will ich nicht. Ich bin doch ein Genießer. Ich lege das Schreibzeug weg.

 

(15./16.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

2145 Bettflucht

 

Bei mir heißt senile Bettflucht nicht, dass ich aus dem Bett, sondern ins Bett flüchte. Darum ist sie vielleicht infantil. Nachdem die Handwerker flott, präzise und ohne viel Aufhebens den Gaszähler ausgetauscht hatten und ich darnach verschiedene Einkäufe und Schreibarbeiten erledigen wollte, bin ich doch alles auf Morgen verschiebend ins warme Bett zurückgekehrt. Gut, ich war bis drei Uhr in der Früh auf und jetzt ist es irgendwas nach neun, und ich bin schon länger wach. Aber: „Ausruhen kannst im Grab!“ heißt es. Ich mach es umgekehrt: ich ruhe mich jetzt aus und werde dann im Tod herumgeistern. Um alles zu erledigen, was unerledigt geblieben ist.

 

(15.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2144 Potjemkinsches Zimmer

 

Die Stille nach den Krimis und meiner politischen Interneterregung. Eine Stille, die laut ist und eine Leere, die vollgestopft ist. Der Übergang fällt schwer.

Das Innere fühlt sich schal und fad an. Wie mit Wesensblindheit beschlagen schaue ich mich im Zimmer um.

Das Alles ist nur eine Kulisse, ein Potjemkinsches Zimmer. Dahinter lauert nicht das reine Nichts, sondern nichts Gscheites. Eine Einöde. Eine Seelensteppe. Herzensindustriefriedhof. Ein aufgelassenes und preisgegebenes Stadtrandgebiet. Rostendes Zeug. Zermürbtes Plastik. Ausgebleichte, blöd und völlig unpassend grinsende Werbeflächen. Überwuchertes Gestell in unholden Feldern. Schillernde Öllacken. Durchwachsener Asphalt. Zerbröselnder Beton. Aber die zerstörte und gebrochene Scheinperfektion will sich unbedingt halten. Es wird noch lange dauern bis das verschwunden ist. Glasscherben gestrandeter und zurückgetriebender Flaschenpost.

Langsam komme ich in schönere Zonen.

 

(14./15.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2143 Akustisch wegtauchen

 

„Come on! Come on, Baby!“ So redet man nicht mit sich selbst. Zutreffen tät es. Ich habe mich ins Bett unter die Decke zurückgezogen. Under the bridge könnte ich mir nicht leisten, wenn es 150.-€ Strafe kostet (Salzburg). Gut, Salzburg ist teuer! Ach! Es war ja gar keine Brücke, sondern ein Bogen beim Dom. Wer hängt dort dauernd herum? Der von Nazareth? Hmmm!

Zurück in meine geheizte Zelle. Unten gibt es einen Online-Workshop. Ich nehme meine akustische Präsenz zurück; nur das Kratzen des Piloten auf Papier. Mein Innenreich.

Unverständliches Gerede kommt bis herauf. Verzerrtes Gelächter. Ich versuche vergeblich, jeden Gedanken mindestens dreißig Mal zu kauen. Eine dröhnende, scheibenklirrende Welle geht durchs Haus, von einem Türflügelschlag ausgelöst. „Badeanzug“ habe ich gehört. Meine Frau redet auch sehr laut. Sie schreit regelrecht ins Mikrophon und gackert beim Lachen. So redet mannn nicht über seine Frau!

Ich glaub, wenn ich schlafe, kann ich das besser akustisch wegtauchen.

 

(13.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2142 In meinem Zimmer

 

Das Sonnenlicht erreicht mein Zimmer nicht, aber heller ist es schon. Die Landschaften in meinem Zimmer tun so vor sich hin. Im Moment nichts Auffälliges in meinem Zimmer, das nicht mir gehört. Mit dem Einnicken werden die Verzerrungen kommen. Und die neuen Zusammensetzungen. Los geht’s! Eine kleine Szenerie hat sich schon kurz als Gesicht gezeigt. Die Augen jucken. Der zarte Gesang der Katze lenkt mich ab und wieder her zur … sie verschwimmt bereits wieder und mag nicht benannt werden. Ich schiebe meine rechte Hand unter das weiche Bauchfell und damit sind wir fertig mit der Schreiberei.

 

(12.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 9. Februar 2021

2141 Albertinus Magnus

 

Marianne von Werefkins „Sturmwind“, das Fenster des lichte Cafés verspricht drinnen das Leben in Fülle, während heraußen der Nachtsturm die Bäume beugt und die verhungernde Mondsichel kurz freilegt. Drei Männer gehen – die Hände in den Taschen – auf das Café zu, gleich werde sie eintreten. So ist es mir mit der BlueBox gegangen: der Blick von außen durchs Fenster war voller Verheißungen. Mein innerer Boykottierer hatte allerdings nie geschlafen. Auch die Erde reißt bei ein paar Schrunden auf; es scheint Lava durchzukommen. Beim „Nachtschwärmer“ sind die gefrorene Landschaft, die erstarrten Bäume dennoch lichtverzückt; eingefrorene Wärme und Hitze versprühen sich am Horizont, unterm Mond, denke ich. Das Tier geht ganz vorsichtig, konzentriert und exakt.

Bei manchen Bildern, bei denen ich gern verweilen will (apropos verweilern: schade, dass in den Albertinas nicht mehr Weilers zu sehen sind), gibt es keine Bänke zum Hinsetzen, aber gottseidank bei meinen Kokoschkas, obwohl sie mir die Bank von London weg gezogen haben. Noch bei Dresden und hin zu Boeckls Mädchen direkt von die erklärenden Texte. Na gut. Das himmlische London leuchtet nun in angemessener Entfernung her, das träge an der Elbe vorbeifließende Dresden zugleich kompakter, irdischer; es glaubt noch nicht, dass es dem Erdboden gleich gemacht werden wird. Dunkle Wolken, die sich im Fluß spiegeln, dräuen jedoch schon heran, „was soll aus uns bloß werden, uns droht so große Not, vom Himmel auf die Erden fallen sich die Engel tot“ (Wolf Biermann). Fragt sich, was London schon ahnt. Oder wird es zur rechten Zeit entschweben?

Ich würde mich gerne auf die Bank vor dem depperten Kardinal setzen, ausrasten, schreiben und meinen gewölbten und aufgeblähten Leib ihm und meinem Spiegelbild entgegenhalten, aber zwei tratschende Tirolerinnen halten die Bank besetzt. Macht nix. Dafür schaue ich jetzt sitzend auf den sympathischen „Arbeiter“ und den nachmittagsmagischen „Kröpfelsteig“ der Marie-Louise von Motesiczky, Bilder, die ich schon lange liebe. Überhaupt: ich merke richtig, wie meine Seele hier in der Albertina nach den langen Lockdowns wieder aufblüht und aufatmet. Ein wenig lasse ich mich auch von den Köpfen Jawlenskys anleuchten, zum ersten Mal.

Nun raste ich doch noch vor dem capellarrischen Kardinal, betrachte nicht ihn, sondern mein Spiegelbild, das Resümee ist so lala. Ein bißchen fett um die Körpermitte (im Gegensatz zum spindeldürren Kardinal), die Beine überschlagen (im Gegensatz zum Kardinal, der diszipliniert steht, allerdings zieht er etwas angestrengt und verkrampft seinen Umhang, Mantel (ich kann das Ding nicht als was für ein liturgisches Gewand identifizieren – da beiß ich mir bloß die Zähne aus!) in der Mitte ergreifend etwas hoch, vorne, sodaß seine Untergewand – Albe, glaube ich – sichtbar wird. Ach, der Mantel wird ein Pluviale sein! Klar, hinten hat er so ein schildförmiges Stoffstück mit Quasteln. Ich wäre eher ein pyknischer Papst, ein katzenköpfiger.

Chagalls Papierdrachen gefällt mir nicht nur wegen des wunderschönen Blaus und die genial dazugesetzten anderen Farben, sondern weil das Bild so lustig ist. Auch einer meiner Albertinahits.

Ich staune immer noch, wie wenig mir die Picassos sagen – den ich doch vor Jahren so verehrt habe – davor sitze ich nämlich, weil die Bank bei den Giacomettis weg ist. Die Giacomettis, die mich wieder faszinieren: seine vier dürren Frauen auf Sockel, die nicht müde werden, so tolle Schatten an die Wand zu werfen, dann Anette, und die wunderschöne Landschaft von 1952. Die gehen mir sehr nahe.

 

(9.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2140 Schichtbetrieb

 

Schlafen im Schichtbetrieb. Dazwischen wird mir geträumt, dass ich zum Papst gewählt wurde, jedoch Schwierigkeiten mit der Kleidung hatte. Alle haben schon auf die Verkündung des neuen Papstes gewartet, nur ich habe immer noch herumgenesselt und immer hat irgendwo schmutziges, zerschlissenes Zeugs herausgeschaut. Ich weiß nicht, wie das ausgegangen ist, weil dann schon die nächste Schlafschicht begonnen hat.

Nun starre ich ins Bücherregallabyrinth ohne etwas als wahrzunehmen. Die Zeit geht unauffällig weiter – keine Tiks und Tricks – während ich die Sekunden aufs seidige Fell der Katze verstreiche. Soll ich wegen meiner Tagespläne Stress machen, oder lieber weitergenießengenesen? Ich hole innerlich aus zu einem Manöver, das geschickt und schlau alles drei möglich macht: Genießen, Genesen, Albertina.

 

(9.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2139 Fader Zipf

 

Vom Achten auf Neunten. Ich will jetzt einfach etwas schreiben! In letzter Zeit fehlt es mir an Inspiration. Ich werde einen Text erzwingen! Ich bin schon wütend auf mich und Tirol. Ich werde nicht nachgeben, bis ein Text dasteht. Freilich fehlen mir Impulse, ich schaue mich nur mehr in meinem Zimmer um. Aber das darf keine Ausrede sein. Ich erlaube es mir nicht zu kneifen. Ein kleines Textlein! Es muß ja kein Meisterwerk sein, bloß dass es nicht abreißt, zur Seelenrettung. Ich halte den Kopf ganz schief. Ich bilde mir ein, dass mein inneres Surren darauf mit dem Dopplereffekt vulgo Änderung der Tonhöhe reagiert. Meine Augen weiden sich an Päävis Bü (Einzelstück aus Holz). Vielleicht sollte ich nach Finnland auswandern. Und dann dem Alkohol verfallen. Macht interessanter. Schluß mit fader Zipf.

 

(8./9.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 8. Februar 2021

2138 Manchmal

 

 

Manchmal kommt mein ausgelagertes Leben zwischen Schlaf und Aufwachen als Albtraum zurück, oder als kleiner Schrecken und Herzklopfen.

 

(8.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2137 Verstörte Logik

 

Ich hab mein Leben jetzt in Krimis ausgelagert. Meine Seele wird das verstören. Wurscht! Meine Seele ist schon immer verstört! Minus mal Minus gibt plus.

 

(6.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2136 Angebrochener Abend

 

2:35 a.m.  Was fange ich an mit dem angebrochenem Abend? Was kann ich erwarten? Surren in den Ohren. Katze. Wenn's hoch kommt einen gewissen Frieden vorm Einschlafen.

 

(4./5.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 2. Februar 2021

2135 Oh!

 

Oh! Ein optimistischer Morgen (12:17)! Ich bin neugierig und fühle: ein kindliches „Was-wird-der-Tag-bringen?“ Warm zugedeckt im Bett schnaufe ich tief durch. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich in meiner „Tiroler Landschaft bei Kufstein“ ein gut getarntes Auto. Und auf dem Photo meiner Tochter „Schipiste durch den Wald auf der Riesneralm“ durchbricht die Sonne den Winternebel so intensiv, als käme sie durch die Wand hinter dem Photo. Im kleinen Lošinj-Bild schmilzt die reine Universumsenergie die vordergründige darüber geworfene Realitätsskizze gleich auf und erlöst die Welt, und im großen Lošinj-Bild entdecke ich zum ersten Mal ein Himmelswolkenschwein und gespenstige Entitäten knapp über dem Meerwasser schwebend. Mein Bücherregal präsentiert sich als bunte, sensible Felsenwand und schwere Herausforderung für potentielle Kletterer.

Mein kleiner, seitlicher Hochaltar (der „richtige“ ist das Bücherregal) bekommt einiges Licht vom Fenster daneben; die Lichtstrahlen müssen sich aus Ehrfurcht umbiegen. Der CD-Player ist tatsächlich an der richtigen Kanzelstelle, an der linken Seite, um das Herz schön zu erreichen. Es gibt sogar einen Weichbrunn bei der Eingangstür, aber leer, weil ich zu faul, nachlässig und gleichgültig bin, ihn mit Weihwasser aufzufüllen und das Weihwasser in der Nachfüllflasche beherbergt schon asylberechtigte Algen.

Nachdem ich meines Zimmers Schönheit angemessen gewürdigt habe, bekomme ich Hunger nach meinem Frühstück: Brotrandstückerl mit Butter und Knoblauch, Gemüse, Obst, Nüsse; Niermy-Tee (Nierentee plus). Kaffee erst, wenn der Mittagsschlaf der Tagis vorüber ist.

 

(2.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2134 Halt! Stop!

 

Ich gehe durch den Sturm (in Gedanken). Halt! Stop! Heute keine imaginierten Geschichten!

 

(1./2.2.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

2133 Meine Fersen

 

Meine Fersen stemme ich in die Matratze, damit die angezogenen Beine nicht abrutschen. Sonst passiert nicht viel. Die Ohren surren wie immer, wenn ich alles Übertönende abgedreht habe. Meine Seele ist mürbe und lustlos, gleichgültig und grantig. Es fehlt ihr ein Licht am Ende des Tunnels. Ich könnte es auch so sagen: Meinem Seelenesel fehlt die Karotte, die ihm vor die Nase gehalten wird. Oder noch schlimmer: er du durchschaut den Trick, aber braucht dennoch die Illusion der erreichbaren Karotte, wenn er weitertraben soll. So mit sich kann er nichts anfangen. Weiß dann nicht, wohin er gehen soll. Wohin er will, weiß er schon längst nicht mehr.

Halbherzig schaue ich mich im Zimmer um. Mein geliebtes Zimmer kommt mir so deppert vor. Nicht, dass ich etwas ändern will, nein, das wäre auch sinnlos. Gut, jetzt habe ich meine Abenddepression (3:30 a.m.) durch. Damit hausiert und jetzt hake ich sie ab. Gute Nacht, bis zur Morgendepression.

 

(31.1./1.2.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Februar 2021   peteraloisrumpf@gmail.com