Mittwoch, 25. November 2009

46 Danke, daß du mir geholfen hast

Bei einem mir gut bekannten Paar habe ich Folgendes mitbekommen: der Mann macht irgendeine Arbeit im Haushalt – war es Kücheputzen oder Geschirrabwaschen – und die Frau sagt zu ihm: „Danke, daß du mir geholfen hast.“ Er aber reagiert eher verärgert, und wie er mir mitteilt, weiß er selber nicht so recht, warum. Nach längerem Überlegen und „Nachfühlen“ wird ihm klar, er empfindet seine Arbeit nicht als solche, sondern nur in Bezug zu seiner Ehefrau bewertet. Wenn das stimmt, hätte er nicht ganz unrecht, denn eine notwendige Arbeit zu erledigen ist primär ein Wert in sich, und erst sekundär – in diesem Fall – auf seine Frau bezogen. Indem sie seine Arbeit für sich beansprucht, droht die Arbeit unfrei zu werden. Gleichzeitig dokumentiert die Frau damit auch ihren Machtanspruch auf diesen Tätigkeitsbereich – die Küche ist mein Reich! Und der Mann, der das Geschirr abwäscht, befindet sich im Machtbereich seiner Frau. Er ist nicht mehr auf gleicher Augenhöhe. Nachdem das Ganze dann kein gemeinsamer, partnerschaftlicher Bereich ist, kann es auch keine von beiden ausgehandelte und für beide - auch für die Frau - geltenden Spielregeln und Ordnungen geben, sondern sie kann - ohne sich mit ihm abzusprechen – alles jederzeit nach ausschließlich ihrem Gutdünken ummodeln. Man kann sich natürlich viele Varianten vorstellen, wie Arbeitsbereiche und Arbeiten aufgeteilt werden können, ob alle Bereiche partnerschaftlich bearbeitet werden oder die Bereiche zur jeweiligen Machtübernahme aufgeteilt werden – Küche dein Reich, Werkstatt mein Reich – und der eine darf das Reich des anderen gar nicht oder nur unter Aufsicht oder nur als Fronarbeiter oder auch als Gast betreten etc. Was aber eine gerechte Aufteilung ist, ist eine knifflige Frage. Und in unserem konkreten Fall ist auch noch zu fragen, ob es unserem Freund nicht meistens doch recht ist, daß seine Frau die Küche als ihren Bereich beansprucht und er sich nicht zuständig fühlen muß. Wie auch immer! Unser Freund könnte es auch ganz anders angehen, indem er sich von den ganzen sozialen Bewertungen unabhängig macht. Indem er seine Arbeit, was immer sie auch sei, wenn er sie angenommen hat, gut macht; egal, ob sie anerkannt wird oder nicht, ob sie wahrgenommen, beachtet, gelobt, getadelt - was auch immer – wird oder nicht. Diese Freiheit kann man sich immer nehmen. Nur müßte man dann über sich ein wenig hinauswachsen und seine Arbeit „vor dem Geist“ tun, also so, als würde einem nur „der Geist“ zusehen, oder angesichts des „Abstrakten“ oder wie man das auch nennen will, das heißt so, als diene man einem abstrakten Prinzip, unabhängig von Gewinn und Verlust, Beachtung oder Nichtachtung und Ähnlichem. Und das fällt unserem Ego sehr schwer. Der „Ertrag“ und die Freude aus solch einem lauteren Dienst ist dann von nichts und niemanden zerstörbar.

©Peter Rumpf, November 2009 peter_rumpf_at@yahoo.de

Mittwoch, 11. November 2009

45 Mein liebstes Lied

Mein liebstes Lied ist schon seit ein paar Monaten "Schlafe wohl, du Weidenbaum" von Günther Kretzschmar (1929-1986), Arrangement für Symphonieorchester: Christiane Fischer. Ich schreibe den Text, der auf ein schwedisches Volkslied zurückgehen soll, her, zitiert nach dem Programmheft für "Festliches Singen 2009", Die Jahreszeiten für Kinder, Wien 2009:


"Schlafe wohl, du Weidenbaum, denn der Winter dauert.
Auf dem Feld am Waldessaum steht der Frost und lauert.

Frühling ist noch weit, so weit, und das Land ist tief verschneit.
Schlaf im Flockenkleide, Weide müde Weide.


Sonne scheint schon mild und still auf die weißen Räume.
Bald schon blüht, was blühen will, Blumen, Büsch' und Bäume.

Frag' die Sonn', die freundlich lacht, wann sie dich wohl grünen macht
in dem Festtagskleide, Weide kleine Weide."




peter_rumpf_at@yahoo.de