Dienstag, 29. September 2015

201 Der Spötter


Unten schreit zornig ein Kind. Ich schaue dem Schatten meiner Finger zu, der dunkel und verwaschen am Papier des Notizbuches „strahlt“ wie eine ausfransende, finstere Aura. Ich drehe die Leselampe her und jetzt benimmt sich mein Fingerschatten ordentlich und scharf konturiert. Das frustrierte Schreien des Kindes sägt in Bewußtsein und Konzentration. Mir fallen vor Passivität immer wieder die Augen zu.

Ein Teil von mir, irgendwo links hinten, lacht mich aus. Pattsituation. Nichts geht mehr. Ich rühre mich nicht, aber ich habe keine Zeit.

Wieder lacht mich der links-hintere Teil aus. Er ist eine Gestalt, die im Dämmer meines Innenraums links hinten steht, halb abgewandt, leicht gekrümmt, das Gesicht wieder ein bißchen hergedreht. Manchmal die linke Hand vorm Mund, wenn sie grinst, aber so, daß die Hand auch als Schallverstärker dienen kann. Genau! Es ist kein wirkliches Lachen zu hören, eher ein kurzes, stoßartiges Kichern, und ein spöttisches Grinsen im Gesicht.

Diese Gestalt ist ein Er; nicht unfreundlich, aber gibt sich sehr überlegen. Obwohl diese Gestalt, wie sie verdreht und verkrümmt dasteht, wirkt, als müsse sie dringend pinkeln. Und hat doch alle Zeit der Welt um mich anzuschauen und zu spötteln.

Still atme ich vor mich hin.










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 28. September 2015

200 Ahnung


Als ich mich im Bett vom Rücken auf die Seite wälze und meinen Oberkörper aufrichte, um die Pölster, die ich mir zum Lesen hinter den Nacken und unter den Rücken gestopft hatte, wieder zur Seite zu legen, weil ich wieder schlafen will, da bemerke ich an meiner Bewegung und an der Mühe, die sie mir bereitet, etwas Altes und Patientenhaftes und erschrecke leicht. Ganz leicht nur. Ein Hauch von „es ist vorbei!“, von „bald werde ich in einem Stadium sein, wo man alle Träume aufgegeben hat und nur noch auf den Tod wartet.“

Geduldig und demütig, oder ungeduldig und verbittert. Ängstlich oder zornig. Friedlich oder aggressiv. Unterwürfig oder rebellisch. Gelähmt oder sich und seine Umgebung mit gespielter Aktivität ablenkend. Mit Seufzern dazwischen, und ängstlich leeren Augen.

Mein Freund, bald ist es vorbei. Du wirst kein Haus gebaut und keinen Baum gepflanzt haben. Auch kein Haus gekauft oder gemietet, kein Stück Grund besessen haben, kein Auto, keinen Führerschein, keinen Beruf. Du wirst nichts erreicht haben. Du wirst nur planlos durch etwas getaumelt sein, das jetzt dein Leben gewesen ist.

Du hattest einen Traum vor Augen, aber schlecht angepeilt und dich dann verirrt. Du hast dich mehrmals von deinem Weg abbringen lassen und verwirren. Du wirst dich an deinen eigenen und an fremden Erinnerungen zu wärmen versuchen, während die kalte Ungeheuerlichkeit und barmherzige Gleichgültigkeit des Todes allmählich immer deutlicher nach dir greift.

Es wird alles ganz gewöhnlich und uninteressant sein, was du fühlst, was du denkst, wie du agierst und reagierst. Du wirst kein Werk vollbracht, nur etwas die Welt angeschaut haben, und das bloß durch Schleier der Verblendung, von denen du wußtest, und die du doch nie beiseite schieben konntest.

Ich werde nur gewußt haben, daß etwas ganz Anderes, ganz Großes im Menschleben möglich ist, aber nie geglaubt haben, daß das auch für mich selber gilt. Nur manchmal, manchmal, da war ich knapp daran.

(Angst ist der Feind, den ich nie besiegt habe.)

Jetzt ist ein sonniger Herbsttag, die Wolken weiß und fest, wie gemalt. Der Himmel blau, aber nicht mehr so tief wie sonst zu dieser Jahreszeit, denn er ist kondensstreifengetrübt. Das Licht ist klar und gelb, und wirkt doch so, als hätte sie dunkle Strahlung als Untergrund. Irreal, ganz irreal, wie im Traum. Die Konturen sind scharf und intensiv, die Farben ebenso. Die Gebäude und Bäume stehen überwirklich da. Ich gehe durch die Stadt und nehme das alles dankbar auf. Ich verspüre dabei ein stilles Glück und einen schüchternen Jubel, weil ich jetzt unbehelligt durch diese schöne Welt gehen darf.

Ich denke an die Schmetterlinge, die im Sommer vom Norden des Kontinents in den Süden fliegen, über die Alpen. Bei ihrem flatterhaften Flug kaum vorstellbar. Nur wenige kommen im Süden an.
Aber es ist keine Schande, nicht über die Alpen gekommen zu sein, nur schade. Schade!










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 26. September 2015

199 „What a wonderfull world!“


Interessant! Da schaue ich aus einem Fenster, aus dem ich schon oft geschaut habe, und sehe ein Haus, das ich noch nie gesehen habe. Ich kann mich nicht erinnern, es je gesehen zu haben. Ich suche irgendwelche Kennzeichen, die auf einen Neubau, oder wenigstens einen Umbau hindeuten. Aber im Gegenteil, nichts deutet darauf hin. Habe ich es immer übersehen? Einfach nie in die Richtung geschaut? Oder vergessen? Dabei bin ich fast wöchentlich hier.


Langsam beginnt die Droge zu wirken. Ich habe schon begonnen, viel zu reden und bin im Redefluß kaum zu bremsen. Das ist immer die Wirkung von Kaffee auf mich. Weil ich mich dauernd ins Gespräch der anderen einmische, komme ich mit dem Schreiben nicht weiter. Abgelenkt und unkonzentriert. Euphorisch auf eigenwillige Art, wie eine aufgeregte Müdigkeit. Ich meine, in der Müdigkeit fokussiert man nicht mehr so gut und die Eindrücke stürzen gleichberechtigt auf einen ein und neutralisieren sich gegenseitig. Das ergibt dann einen anders strukturierten Umraum. Ich rede soviel wie hier in den letzten Monaten nicht mehr.

Zirka eine halbe, dreiviertel Stunde nach der Einnahme fühle ich – wie fast immer – etwas wie ein steckengebliebenes Weinen knapp hinter meinen Augenhöhlen. Dort schwebt es, und es geht ein sehnsüchtiges Ziehen davon aus.


Vorher bin ich eine halbe Stunde in einer U-Bahnstation gesessen und habe gelesen. Endlich ist der heißersehnte neue, fünfte Band von Knausgårds Kampf auf Deutsch erschienen und ich hatte ihn gerade abgeholt. Träumen. Ich habe das Buch zu lesen begonnen und gleich hat sich in mir etwas zurechtgerückt – das ist für mich das Beste, was ich über ein Buch sagen kann. Und ich war glücklich. Auf der ganzen Herfahrt. Ich habe den Weg über die Vorortelinie genommen, meine Lieblingsstrecke hier in Wien. Ich habe vom Fenster des Zuges aus die vielen Gärten angeschaut, die an mir vorübergezogen sind, und interessante Häuser und Bauwerke. Hier hat Wien – zumindest von der S-Bahn aus – etwas Optimistisches.


Jetzt liege ich auf der Couch. Es ist ganz still in unserer Wohnung. Ungewöhnlich ist das für mich am Abend. In der Küche köchelt ein Gemüsetopf vor sich hin, im Rohr trocknet und röstet Buchweizen. Ich habe versprochen, am Sonntag zu kochen und arbeite schon etwas für morgen vor. Ich bin sehr müde und glücklich. Es macht mir nichts aus, wenn ich mein Leben verpfuscht haben sollte. Die Stille jetzt nimmt mir niemand. Alles ist richtig und am richtigen Platz. Ich muß lächeln, auch mein scheiterndes Leben finde ich gelungen. Es geht dem Ende zu. Ich mag ja noch einige Jahre oder gar Jahrzehnte Zeit haben, aber mein Leben geht dem Ende zu. Nein, nein, ich weiß von keiner Krankheit. Einfach nur so. Ich werde älter und alt. Herbst.

Die Sonnenblumen in der Vase auf dem Ofen sind schon etwas welk, aber immer noch schön. Die zwei Bilder an der Wand hinterm schwarzen Ofen, links und rechts vom Ofenrohr, von mir selber gemalt, gefallen mir in ihrer raffinierten Unbeholfenheit. Das schöne, dunkle Blau der kleinen Plastikgießkanne, der Holzschemel, das zusammengestellte, gefaltete Holzgitter, die großen Körbe für das Holz, die alten, lebenserfahrenen Wände, die Holztreppe... Mein Gott! Wie das alles schön ist! Die alte, fleckige, vertrocknete, braune Tür in ihrem schleißig weiß angestrichenen Türrahmen, mit der Kreideschrift C+M+B 2008, der Achter verwischt – so schön! so schön! Die Schatten der Sonnenblumen an der Wand hinterm Ofen – was für ein zartes Gebilde aus dunkleren und transparenteren Schattenblütenblättern!

Der Blick durch die offene Tür in den dunklen Raum dahinter.

Alle Geräusche, die es bis zu mir schaffen, haben etwas Singendes. Das passt gut zum Singen in meinen Ohren.

Und die schräg abfallenden Schatten der Treppenstaffeln – welch ein kraftvolles und sensibles Muster, duchbrochen von zwei querlaufenden, ganz schmalen Lichtstreifen; keine Ahnung, woher die kommen.

Und das freihängende Kabel einer Lampe wirft zwei Schatten, einer dunkler, einer etwas heller, die drei bilden die drei Kurven eines unbekannten Diagramms. Erst jetzt bemerke ich – ein dritter Schatten versteckt sich direkt an der Unterseite des Kabels und klammert sich da an. Was für eine interessante Welt!

Ich atme tief ein und lang und erleichtert aus.

Das Rot des Staubsaugers, der hinter einem weißen Kasten hervorschaut, und die roten Ringe, die vom Türrahmen herunterhängen.

Eine violette Handtasche mit Glitzer.

Pölster.

Das Schnurren der Katze.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

198 Der verborgene Palast


Wenn ich einmal reich bin – das „Haus am Land“ habe ich schon einigermaßen beschrieben, jetzt beschreibe ich meine Stadtwohnung – wenn ich reich bin. Sehr, sehr reich. Meine Idee: ein versteckter Palast! Zum Beispiel hier, wo wir jetzt wohnen. Wir nehmen in diesem Haus noch ein, zwei Wohnungen dazu. Und richten alle fein her. Schlicht, streng, fast spartanisch. Das Nicht-Strenge soll erst aus dem Wohnen und Leben heraus entstehen. Dann nehmen wir noch ein paar Wohnungen im Nachbarhaus dazu. Ich weiß, daß es da enorme Schwierigkeiten mit den städtischen Behörden geben wird, wenn wir die alle, über die Häusergrenzen hinweg, zusammenlegen wollen. Aber wir sind reich, sehr reich, geduldig und haben gute Rechtsanwälte. Und dann im Nachbarhaus auf der anderen Seite auch ein paar Wohnungen; immer so, daß sich die Wohnungen zusammenlegen lassen. Das geht die Stockwerke rauf und runter und durch die Häuser hindurch ins nächste Haus. Nie aber nehmen wir ein ganzes Haus. Toll wäre es, wenn die zusammengelegten Wohnungen einen ganzen Häuserblock umkreisen. Das wären dann sehr viele Räume, sehr viele Eingänge, und ein verborgener Palast. Ober, unter, neben uns wohnen andere Leute, aber quer durch zieht sich der versteckte Palast. Von außen sieht man dem Häuserblock nicht an, daß sich in ihm ein Palast befindet, und innen eigentlich auch nicht. Erst wenn man den verborgenen Palast betritt und durchwandert, bemerkt man ihn.

Ach, wie toll! Einmal aus dem Fenster schauen und einmal aus dem. Einmal vom dritten Stock rausschauen und einmal vom ersten. Einmal hofseitig und einmal straßenseitig. Und vier verschiedene Straßen! Möglicherweise gibt es zwei Höfe!

Und gut eingerichtet. Wieder ein großes Atelier und eine Schreibstube mit schönem Ausblick und geräumig genug zum Hin- und Hergehen, wenn ich mich beim Schreiben (oder Denken) in Aufregung hineingesteigert habe. Mit Schreibtisch und Stehpulten, wo die verschiedenen Arbeiten aufgeschlagen bereit liegen. Detto im Atelier verschiedene Arbeitstische. Und Bibliothek. Musiksalon mit guter Anlage. Viele Gäste-, Ruhe-, Turn- und Übungszimmer, Schlafzimmer, eine Hauskapelle, Badezimmer mit Mosaiken der Firma Hans Pfefferle. Genau! Und in der Hauskapelle auch Mosaike, nach meinen Entwürfen.

Hoffentlich komme ich vor lauter Herumwandern im Palast noch zum Schreiben, oder wenigstens Lesen! Viele Lesesessel und Couchen in verschieden gestimmten Räumen.
Ja, Küche, Eßzimmer, Wohnzimmer, Salons für gesellige Runden und kleine kulturelle Veranstaltungen. Wenn es mir zu viel wird kann ich mich zurückziehen und verstecken. Flucht durch die Zimmerfluchten. Oder bei der einen Wohnungstüre raus und an einer anderen Adresse heimlich wieder rein, in einen geheimen Bereich, meine ganz persönliche Klausur.

Ja, und dann, und dann, dann... helle Räume und Räume mit dezent gedämpftem Licht, schönen Vorhängen. Holzböden, Teppiche, schlichtes, praktisches, aber edles Mobiliar.

Das mit dem Personal muß ich mir noch gut überlegen. Mein Gott! Es ist schon viel zu überlegen, planen und zu entscheiden! X-verschiedene Gas-, Elektro-, Heizungs- und sonstige Systeme. Wenn der Rauchfangkehrer kommt! Verschiedene Rauchfangkehrer zu verschiedenen Zeiten, da verschiedene Häuser! Oder die Überprüfung der Gasthermen! Jede Woche mindestens zwei Termine für irgendetwas! Dunstabzüge reinigen! Das Personal! Die Arbeiten planen, aufteilen, überwachen, überprüfen! Ich werde nicht mehr zum Schreiben kommen! Um das Haus am Land muß ich mich auch noch kümmern!

Wer stellt das Personal ein? Ich? Menschenscheu wie ich bin? Und Befehle geben oder Anordnungen erteilen ist mir absolut unangenehm! Ich werde vor Verlegenheit stottern und rot werden! Nein, das Ganze wächst mir über den Kopf!

Aber wenn ich, so wie jetzt, nicht schlafen kann, dann im Palast herumwandern, sogar im Kreis. Einmal da im Osten einen Blick aus dem Fenster, einmal dort im Westen. Das Fenster aufmachen, das Fenster zumachen. Mich da hinsetzen oder im blauen Salon. Dem Regen zuhören, so wie jetzt, oder laut Musik hören, oder doch... einschlafen.

In Ruhe frühstücken, baden (als wäre ich in der Früh nicht extrem wasserscheu.) und.....

Und die Post! Die Post! Wie machen wir das mit den zwanzig verschiedenen Briefkästen? Zumindest ein paar verschiedene Adressen hätten schon Sinn – eine als Schriftsteller, eine als Maler (es gäbe ja wieder ein Atelier!), eine für die Familie oder mehrere für die einzelnen Familienmitglieder, eine ganz persönlich, eine für die Steuer....

Wäre eine kleine Werkstatt nicht auch nicht schlecht? Paßt besser zum Haus am Land. Aber eine kleine...

Und das Abschließen sämtlicher Wohnungseingangstüren! Müßte einen eigenen Schließer einstellen.

Himmel! Wird das alles kompliziert!












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 25. September 2015

197 Der Schattensucher


Am Licht, das durch den Spalt eindringt, den das Rollo freigibt, merke ich, daß es draußen schon hell ist. Ich registriere es nur am Rande, beinahe unaufmerksam. Ich bin von Dämmerung umhüllt. An der Zimmerdecke bildet sich ein dunkler Fleck, der sich dreidimensional herunterstreckt bis auf die halbe Raumhöhe. Ich liege im Bett und genieße die Stille und das wohlige Körpergefühl. Ich mag diesen Zustand nicht auflösen. Ich lasse meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Jetzt piepst plötzlich das Handy, das ich am Abend vergessen hatte abzudrehen. Ich werde die Botschaft gleich lesen.

Ich setze mich auf. Ich versuche, mein Gleichgewicht zu fühlen und zu prüfen. Unentschlossen verharre ich sozusagen im Spalt zwischen den Welten. Nicht im echten, wo man nichts wahrnimmt, nur im übertragenen Sinn. Im Spalt zwischen Traum und Alltagswelt, zwischen Schlafen und Wachen. Das Schreiben, das mich einerseits in die Wachheit zieht, hält mich andererseits im Bett fest. Ich lese und schreibe nämlich sehr gerne im Bett, mit einer warmen Decke zugedeckt.

Mein Gott! Wie ist es hier und jetzt schön! Ich betrachte die Schatten der Bücher- und CD-Stapel an den Wänden und die meiner Hände im Notizbuch. Dann schaue ich auch alle anderen Schatten an. Ich bin ein Schattensucher. Es gibt viele Schattenschätze hier. Solche mit scharfer Kontur und solche mit verschwommener. Klare und deutliche und solche, die sich fast versteckt halten in Spalten oder schmalen Zwischenräumen. Manche scheinen gerade angefangen zu haben, unter irgendetwas hervorzuquellen; sie wölben ihr Ding schon auf.
Manche lauern scharf im Hintergrund, andere stehen sozusagen frei an der Wand. Fast frei. Die Verbindung zum Ding ist ja nie abgerissen – soweit ich es sehen kann. Wo ist eigentlich der „Schatten meiner selbst“?

Ganz leicht glitzert der Vulkanstein; sein Schatten lugt hinter ihm hervor. Der Schatten der Fiuggi-Flasche leuchtet ziemlich grün. Ist das überhaupt noch ein Schatten?
Der Schatten eines Stuhlbeins läuft exakt in der Mitte eines Tischfußes.

Irgendetwas wirft aber auch einen schwachen Lichtfleck an Wand und Zimmerdecke und erzeugt eine hellere Form unbekannter geometrischer Provenienz.












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 23. September 2015

196 In der Früh


Allmählich habe ich mich aus dem letzten Traum herausgeschält in die stille Dämmerung hinein. In der schwimme und schwebe ich, wie ein träger Fisch in trübem Wasser. Ich betrachte das langsam und fast schwerelos um mich herum herabsinkende oder wieder aufsteigende Treibgut aus Traumresten, Bildermüll, Gedankensplittern, ohne konsequente Schlüsse zu ziehen oder sonst zu einem stichhaltigen Ergebnis zu kommen. In dieser Welt der weichen Konturen und abgebremsten Bewegungen ist das nicht möglich. Und auch nicht nötig.

Hmm hmm hmm hmmm hmm hmm hmm hmmm hmm hmm hmm hmmm hmmmmm – das Stück „Aquarium“ aus dem „Carneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns fällt mir dazu ein (Link: https://www.youtube.com/watch?v=5LOFhsksAYw 7:51-9:57). Ich werde es mir anhören, wenn ich aufgestanden sein werde. Also doch ein konkreter Entschluß!

Und die Frage: bin ich im offenen Meer oder in einem Aquarium mit diesem Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit? Wer hat das Aquarium gebaut und betreibt und kontrolliert es? Wem bin ich ausgeliefert? Und wenn es eine technische Panne gibt oder der Zoo in Konkurs geht? Oder Krieg oder ein Reaktorunfall die Betreiber flüchten läßt?
Dann schaut es nicht gut aus.

Langsam läßt die Dämmerung im Zimmer nach, trotz heruntergelassener Jalousie wird es allmählich heller.

Soll ich hinuntergehen? Einen schönen Tag wünschen? Oder ist das für niemanden ein Segen? Störe ich mehr?












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 22. September 2015

195 Plötzlicher Einbruch


Wolken machen den Himmel teilweise weiß, teilweise milchig blau. Der vordere Essigbaum schaut direkt zum Fenster herein, der Weidenbaum links hinterm Nachbarhaus lugt schräg über das Dach her. Sie bewegen sich leicht, als würden sie miteinander reden. Was sehen sie?
Eine Katze am Fenster. Sie springt gleich hinunter und kommt zu mir her.
Verschiedene Pflanzen in Blumentöpfen am Fensterbrett, darunter ein „Lebensbaum“, der schon ganz gelb wird. (Wir nennen ihn Lebensbaum, vermutlich ist das nicht sein richtiger Name, aber er treibt jedes Frühjahr aus und geht dann im Herbst ein und verdorrt, um dann im Frühjahr wieder auszutreiben.)

Als die Katze auf die Rücklehne der Couch springt, auf der ich sitze, werden die Bäume ganz aufgeregt und schütteln ihre Zweige. Vermutlich haben sie erwartet, daß die Katze mir die Glatze abschleckt, wie sie es oft macht, und wollten sich darüber amüsieren. Aber die Katze scheint das durchschaut zu haben und ist wieder hinuntergesprungen und hat sich im Wäschekorb versteckt, wo sie die Bäume nicht sehen können.
Da die Bäume nicht herumgehen können, haben sie eine besondere Fähigkeit entwickelt, sich an den Kleinigkeiten zu erfreuen, die sich um sie herum abspielen. (Denke ich mir zumindest.)

Jetzt beobachten sie mich wieder ganz ruhig. Dann führen die zwei wieder ihren Bewegungsdialog. Der Essigbaum scheint mir etwas erzählen zu wollen, aber was?

Die Schatten haben sich inzwischen verändert. Da das Sonnenlicht leicht trüb ist, sind es auch die Schatten.

Was sehen die Bäume jetzt, wenn sie hereinschauen? In diesem Fenster immer noch mich auf der Couch an der Rückwand sitzen. Schreibend. Nicht ganz glücklich, weil ich meinem Tagesplan hinterher bin; es geht sich nicht mehr alles aus, was ich mir für heute vorgenommen habe. Die Bäume schütteln ihre Häupter: „Nein, das macht nichts! Schau uns an!“

Ich schaue sie an. Auch sie wissen, daß sie bald ihre Blätter verlieren werden und wiegen sich dennoch sanft im Wind. Und genießen es.

Die Essigbäume, die hinter dem ersten stehen, fast zur Gänze verdeckt, wollen mir unbedingt etwas zurufen, denn sie wedeln ganz aufgeregt mit den Zweigen und winken mir durch die Lücke in der Krone des ersten zu.

Aber was? Trau nicht dem Frieden? Absterben ist nicht lustig? Von andern verdeckt werden auch nicht? Ich weiß es nicht!


Jetzt weiß ich es! Ich habe im Hof das Geräusch von Motoren gehört und bin zum Fenster gegangen um hinunterzuschauen. Arbeiter sind gekommen und haben angefangen, die Büsche mit Heckenschneidern zurückzustutzen.
Der plötzliche und völlig unerwartete Einbruch der Brutalität.
Ich gehe nochmals ans Fenster. Die Arbeiter haben keine Leitern dabei. Anscheinend werden die Bäume noch geschont. Es trifft nur die niederen Büsche und Pflanzen.

Die Bäume verharren in gequälter Stille, bis sie es nicht mehr aushalten und unruhig zittern.
Jetzt sind die Schatten scharf geworden und der Himmel blau.
Jetzt sehe ich es an den Blättern – der Essigbaum ist müde geworden.
Und immer wieder das Aufheulen der Motoren. Als wären sie es, die den Schmerz erleiden. Mit einem sogenannten Rasentrimmer – was für ein häßliches Wort! - haben die Arbeiter noch die Pflanzen in den Beeten gestutzt, dann sind sie mit ihrer Arbeit fertig und wieder weg. Das ist jetzt schnell gegangen.

Nun ist es still. Aber diese Stille gellt immer noch laut und schrill.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 21. September 2015

194 Haus am Land


Ich liege mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Was sehe ich vor meinem inneren Auge?

Einen alten Bauernhof auf einer Anhöhe. Auf zwei seiner Seiten wächst ein stiller Wald. Im Norden bis einigermaßen nahe an des Haus heran. Dieser Wald zieht sich weiter einen sanften Berg ansteigend nach Norden hin. Im Westen hält der Wald Abstand und läßt noch dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude, einem Obstgarten und einer Wiese Platz. Nach Süden hin ist der Blick offen, denn es senkt sich ein schöner Abhang hinunter in das Tal, das sich selber wiederum nach Süden verbreitert und eine in der Ferne glitzernde Ebene ahnen läßt. Diese südliche Wiese vorm Haus ist nur mit wenigen Büschen und kleinen Bäumen und Baumgruppen besetzt, weiter unten sieht man auch Felder; ein schmales, langgezogenes Maisfeld ist mir aufgefallen. So kann der Blick ungehindert bis in die ferne Ebene schweifen. Dicht beim westlich des Wohnhauses gelegenen Stallgebäude, auf seiner Südseite, ein voll entfalteter Holunder, im Hof zwischen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude eine große herrliche Linde. Im Nordwesten – vom Wohnhaus aus gesehen – im respektvollem Abstand – eine kleine Gruppe weißer Birken. Hier rückt der nördliche Wald weiter den Hang hinauf und gibt so eine Wiesenfläche frei, in Form einer Bucht. Im Osten wächst, blüht und gedeiht ein Garten, zum Teil mit einem schlichten Holzzaun geschützt. Der Ausblick nach Osten geht hinter dem Garten auf eine sanfte Hügellandschaft, mit einzelnen Bäumen und Baumgruppen bestanden, auch kleine Wäldchen, ansonsten Wiesen und Felder. Auch hier im Osten geht eine Leite in den Graben hinab, der den nächsten Hügel vom Anwesen trennt. Die Hügel im Osten sind alle niedriger als die Anhöhe, auf der der ehemalige Bauernhof steht.

Das Wohnhaus, das von außen ziemlich traditionell wirkt, ist im Inneren sanft modernisiert. Fußbodenheizung und schlichte, moderne, schöne Kachelöfen der Werkstatt Jürgen Rajh. Die Küche hat kleine, niedere Fenster nach Norden und Osten, man schaut zum Garten und zum sanften Hang zum Wald hinauf. Hier fühlt man wirklich das Haus in die Landschaft hineingebettet. Die Wiese scheint fast bis zum niederen Fensterbrett zu reichen. Die Küche beherbergt einen natürlich funktionstüchtigen Herd mit Backrohr und Wasserkessel. In der Nordwestecke an den Wänden Bänke und ein schlichter, strenger, aber massiver Holztisch und Sesseln.

Das zweistöckige Wohnhaus ist groß und geräumig und hat im oberen Geschoß Schlafkammern, eine einfach und praktisch eingerichtete Schreibstube mit großem Schreibtisch und Stehpult, Fenster nach Süden und Osten.
Unten ein Wohn- und Musikzimmer – die frühere große Stube. Die Einrichtung ist nicht rustikal, obwohl viel einheimisches Holz verwendet wird für Möbel, Bänke und Holzvertäfelungen. Die Holzverarbeitung ist von schlichter, strenger Schönheit und schnörkellos. Die Wände müssen ihr Alter nicht verstecken und sind weiß gestrichen.

Betritt man das Haus, befindet man sich in einem geräumigen Vorraum, mit einfachen Bänken zum Hinsetzten beim Schuhe Aus- und Anziehen und vielen vielen Haken an der Wand mit aller möglichen Kleidung für Garten, Arbeit, Regen und „normal“.

Das ehemalige Stall- und Wirtschaftsgebäude ist zu einem Riesenatelier ausgebaut, mit Badestube und einen Übungsraum, zum Beispiel für Tensegrity, Yoga oder Fitnesstraining. Ob der Übungsraum im Unter- oder im Obergeschoß ist, weiß ich noch nicht. Jedenfalls gibt es auch hier Gästezimmer und unter dem Dach einen Trockenraum für Kräuter.

Es gibt noch ein altes, kleines freistehendes Wasch- und Badehäuschen mit Brunnen, das möglicherweise zu einer Sauna umgebaut werden könnte.

Es gäbe noch einiges zu diesem Anwesen zu sagen, aber jetzt bin ich schon etwas müde geworden. Der Garten ist zum Beispiel nicht geometrisch angelegt, sondern in Pflanzengemeinschaften. Das Gras ist nur ums Haus herum kurz gemäht (mit der Sense? Wir werden sehen!), sonst dürfen tausend Blumen blühen. Beim Garten, nicht weit vom Weg, der östlich am Haus vorbeiführt, plätschert ein Brunnen in einen schlichten, strengen, nicht rustikal aufgemotzten Holztrog.

In der östlichen Senke zum nächsten Hügel hin fließt auch ein kleines Bächlein, von Weiden und anderem Gebüsch gesäumt.

Mehr weiß ich noch nicht. Wie gesagt, ich bin müde geworden. Alle Ecken und Winkel im Haus und außen rundherum sind noch nicht fertig. Wo genau steht das alte Badehäuschen? Meine Konzentration reicht nicht mehr aus und das Bild beginnt zu verschwimmen und grau zu werden.


Dann öffne ich die Augen und blicke, am Boden liegend, auf den weißen Vorhang hinter mir, dessen Weiß mit magischer Intensität leuchtet. Oben, wo der Vorhang in der Schiene hängt, dringt in den kleinen, ovalen, gewellten Öffnungen zwischen Vorhangsaum und Schiene ein unglaubliches, noch stärkeres weißes Licht hervor und erzeugt Flecken von jenseitig leuchtendem Weiß.

Ich liebe diesen Vorhang, der fast bis zum Boden reicht. So einen muß es im Haus oben auch geben; irgendwo braucht es eine große Glastür zum Garten. Oder lieber doch nicht? Vielleicht im Atelier. Dessen große Glasfenster sind übrigens entweder durch Holzleisten geteilt oder durch Ziegel, und zwar echt unterteilt, nicht bloß zum Schein.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 18. September 2015

193 Im Zustand einer unreinen Versunkenheit


Ich liege in der Haltung für Innere Stille am Rücken. Es ist wirklich ganz still hier in der Wohnung. Ich versinke in einen Zustand, von dem ich nicht recht weiß, wie ich ihn nennen soll. Innere Stille ist es noch nicht, denn es kreisen in mir noch Gedanken herum. Schlaf oder Traum ist es auch nicht, denn irgendwie bin ich noch wach. Wenn sich auch schon eine angenehme Schwere und eine milde Starre auf meinen Körper gelegt haben. Die Grenzen und Konturen meiner Körperwahrnehmung haben sich schon verschoben. Denn obwohl ich am Rücken liege, die Arme seitlich, nehme ich mich als schräg wo angelehnt, mit verschränkten Armen daliegend, wahr. Mehr so hingelümmelt als richtig liegend.

Dann wird diese Selbstwahrnehmung wieder unspezifischer und – wie kann ich das sagen? - „allgemeiner“; ich liege irgendwie so da, ohne deutliche Konturen.

Ein herzlicher und freudiger Ausruf der Begrüßung unten, im unteren Stockwerk der Wohnung, reißt mich aus diesem Zustand heraus und läßt einen schockartigen Schauder, ein flinkes, flirrendes Kribbeln über meine Gestalt laufen, diesmal wieder über meinen vertrauten Körper mit Kopf, Rumpf, Armen und Beinen. Der leichte Schock hat mich in meine irdische Gestalt zurückgescheucht. Als deutlicher Nachklang klingt es noch in meinen Ohren wie verrückt; wie verrückt gewordene Telegraphendrähte im Frost, wie das vielstimmige Surren einer Trafostation. Ich bin in dieses Surren regelrecht eingehüllt, aber ansonsten wieder aus Fleisch und Blut.

Ich schreibe alles auf. Dann lege ich mein Schreibzeug weg, drehe das Licht ab und versuche wieder in diesen Zustand der Versunkenheit hinabzugleiten. Ich beginne mein Manöver von Neuem. Zunächst will es nicht gelingen. Es ist wieder ganz still. Aber das dreifache Schneuzen in einer Nachbarwohnung und das Anspringen einer Klimaanlage oder eines Dunstabzuges draußen im Lichtschacht lösen bei mir einen Hustenreiz aus. Erst huste ich, dann warte ich wieder geduldig.

Allmählich, ohne daß ich es recht merke, schwebe ich doch hinab in die Versunkenheit. Eine unreine Versunkenheit zwar, denn wieder triften Gedankensplitter und Bildfetzen durch mein Bewußtsein.

Plötzlich geschieht in Wahrnehmung und Bewußtseinszustand ein richtiger Ruck und ich bin unten. Dieser deutliche Ruck war mit dem Eindruck verbunden, von unten angesaugt worden zu sein. Irgendetwas hat sich eindeutig verschoben - ich weiß, es ist der Montagepunkt – und mein Bewußtsein hat sich schlagartig ausgedehnt.

Aber dieser Ruck nach unten hat eine innere, keineswegs dramatische, sondern eine – sozusagen – rein „physische“ Erschütterung ausgelöst, die mich und mein Bewußtsein sofort wieder hochschießen hat lassen, so, daß ich in meinem normalen Bewußtseinszustand aufgetaucht bin.

Gut, denke ich mir, dann schreiben wir halt alles auf.


Irgendein Lichtreflex, den ich nicht zu seinem Ursprung zurückverfolgen kann, erzeugt an der Jalousie des gegenüber, über den Lichtschacht hinweg gelegenen Küchenfensters einer Nachbarwohnung einen blauen Fleck. Einen Fleck in einem Blau von solch überirdischer Intensität und Schönheit, daß mir beinah der Atem wegbleibt.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 16. September 2015

192 Der dünne Firnis


„Wenn ich das in die Diskussion einbringe, ziehe ich immer den Kürzeren“, sagt mir eine Stimme am Ohr. Was, das weiß ich nicht mehr.


Eine junge Krähe sitzt in der Windstille oben am Rauchfang und putzt ihr Gefieder. Möglicherweise hat sie mich gesehen, denn sie agiert vorsichtiger, wirft immer wieder Blicke in meine Richtung und bewegt sich langsam, gleichsam noch spielerisch, aus meinem Gesichtsfeld. Nur ihren Kopf sehe ich manchmal noch hinter ihrer Deckung auftauchen.

Die Nachbilder meiner Blicke scheinen dunkle und helle Rechtecke voller Bedeutung in mein Notizbuch zu brennen, bevor sich diese dann doch auflösen.
Die Krähe ist verschwunden, nichts bewegt sich mehr. Nur die fahrenden Autos hinter mir, hinterm anderen Zimmer draußen auf der Straße, und der kleine Springbrunnen im Hof erzeugen rein akustische Bewegungen. Jetzt erbarmt sich ein leichter Windhauch und streicht zwei Sekunden lang durch die Blätter der Bäume im Hof.

Die Kinder sind angekommen und reden und singen und rufen.

Die weltliche Sonne teilt den Hof in einen hellen und einen dunklen Teil. Divide et impera.
 
Wie ein gedankenverlorener Katzenfreund seine Katze, so streichelt ein scheinanwesender Wind seine Bäume von Zeit zu Zeit. Nur manchmal wendet er sich voll den Bäumen zu und ist ganz bei der Sache. Dann verliert er sich wieder in der Ferne, im Narrenkastl oder wo auch immer.

Die wie ein junges Gebirgsbächlein dahinspringenden und dahinfließenden Stimmen und Geräusche von unten stehen in fröhlicher Spannung zu Ruhe und Stille hier oben bei mir. Das regelmäßig geordnete Plätschern des Springbrunnens im Hof unterstützt sie dabei.

Ich habe ein Gefühl, als würde der Durchbruch unmittelbar bevorstehen; gleich passiert es. Gleich wird sich mir die Welt in ihrem wirklichen Wesen offenbaren. Gleich werde ich alles ohne Worte verstehen. Nur noch eine dünne Membran trennt mich von dieser Erfahrung Erkenntnis Wahrnehmung. Ich werde wissen, weil ich gesehen haben werde. Eine ruhige Aufgeregtheit – wenn es so etwas gibt – erfaßt mich, nimmt sich regelrecht meiner an.
Mein ungläubiger, spöttischer Intellekt rümpft im Hintergrund seine Nase und deutet im Abwenden an, daß das nur überdrehtes Getue ist. Dabei weiß er schon, daß es solche Erfahrungen gibt, aber er traut sie mir niemals zu. Du nicht!, sagt er.

Aber ich fühle alles, was mich umgibt, die Bilder der sinnlichen Wahrnehmung vor allem, etwas schwächer auch die anbrandenden Geräusche, von einer dichten Unmittelbarkeit unterlegt. Berstend voll mit etwas Unaussprechlichem, das von unten, oder vom Innersten der Welt an die Oberfläche der Bilder und Geräusche herandrängt. Gleich ist der dünne Firnis des Vertrauten weggeschmolzen und das Wunder des Seins liegt offen vor mir.

Doch dann nimmt der Druck des Unmittelbaren wieder ab, sinkt ab wie der Grundwasserspiegel bei Trockenheit und die Bilder werden wieder so, wie ich sie kenne. Und dennoch, der Wind erscheint mir immer noch mehr als das Spiel komplexer Luftbewegungen, nur bin ich wieder weit davon entfernt, das Wunder dahinter zu erfahren.

Erst jetzt bemerke ich, daß meine Ohren ganz wild singen, summen und surren. Wie nach dem Besuch eines überlauten Popkonzerts.
Ich bin sehr ruhig, wie die Windstille draußen. Ich schaue auf die Schatten der Rauchfänge und Entlüftungsrohre. Zuerst, dann schaue ich auf die Schatten, die unter den Dachziegeln hervorquellen, und auf die, die in den Kronen der Bäume hängen.












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 15. September 2015

191 Mein Casinobesuch


Es war in der Zeit meiner größten Armut, ich hatte nicht genug Geld, mir im Winter das Einheizen regelmäßig leisten zu können. Ich war etwas über Vierzig und dabei, mein abgebrochenes Theologiestudium fertig zu bringen, mit unsäglichen inneren Kämpfen, ob ich dahin gehöre oder nicht. Nebenbei jobbte ich als Taglöhner, ohne Kranken- und Sozialversicherung, geschweige denn Pensionsversicherung. Manchmal half mir auch jemand.

Da bildete ich mir ein, ich muß einmal in ein Casino gehen. (Das hatte auch mit dem Astrologen Döbereiner zu tun.) Diese allmählich fix gewordene Idee hatte mit zwei Gedanken zu tun. Erstens, daß man ein Casino kennen gelernt haben muß, wenn man etwas vom Leben verstehen will. Vor allem ein so lebensfremder Mensch wie ich.
Zweitens, daß ich es auch auf diesem Weg versuchen muß, aus meiner schwierigen Lage herauszukommen. Ja, daß ich regelrecht verpflichtet bin, alles, also auch das Casino, auszuprobieren. Vor allem so ein lebensuntüchtiger Mensch wie ich.

Ich lebte damals in einer ganz kleinen, ebenerdigen Wohnung, deren einfach auf die Erde verlegter Holzboden sich straßenseitig schon zu einem erdartigen Gebrösel verwandelt hatte. Ich habe dann eine Spannplatte darüber genagelt; das war's dann.
Die Toilette befand sich am Gang; Bad oder Dusche gab es nicht, auch das Wasser war am Gang, und einen Abfluß für das Wasser gab es in der Wohnung auch nicht. Ich mußte das Wasser in einem Krug hereintragen und das Abwasser in Kübeln in den Hof bringen und dort in den Kanal schütten. Das hat mir übrigens durchaus gefallen; das hatte schon „etwas“!
Die Stromleitungen waren so schwach, daß ich weder Kühlschrank, noch Kochplatte, noch Bügeleisen anstecken konnte, ohne einen Kurzschluß auszulösen. Gekocht habe ich auf einem primitiven Campingkocher mit Gaskartusche; meine Kleidung war „konsequent“ ungebügelt; zum Wäschewaschen mußte ich die Wäsche in einer Reisetasche eine halbe Stunde zu Fuß durch die Gegend schleppen, um zum nächsten Automatenwaschsalon zu kommen, indem sich oft eine Gruppe Junkies aufhielt.

Entsprechend gekleidet bin ich herumgelaufen. Sicher, ein lebenstüchtiger, gut in dieser Welt verankerter Mensch hätte das auch unter diesen Bedingungen viel besser hinbekommen, aber ich war in unglaublichen Windmühlenkämpfen verstrickt, achtzig Prozent meiner wachen Zeit war ich mit der Frage beschäftigt, ob und wenn ja, wie ich zur Kirche passe. Dies deshalb, weil ich das Ergebnis der Beratung beim Astrologen Döbereiner so aufgefaßt hatte, daß ich als Ausgetretener zur Kirche zurückfinden und als Theologe arbeiten muß. Das war in meinem Leben der härteste, langwierigste Kampf um geistige Klarheit und hat Jahre, wenn nicht Jahrzehnte meiner Lebenszeit gekostet und mindestens geschätzte achtzig Prozent meiner Lebenenergie damals.

In dieser Situation bildete ich mir also ein, nicht so arrogant und überheblich sein zu dürfen, es nicht auch über das Casino zu versuchen, meine Lage zu verbessern, weil mir ja auch nicht zusteht, diese Szene zu verurteilen. Ist das verständlich? Ich fühlte mich verpflichtet, alles zu probieren.

Nicht daß ich wirklich geglaubt habe, daß das klappen wird, wiewohl sich, je mehr ich entschlossen war, dies zu machen, desto stärker im Hintergrund eine irreale, atemberaubende Hoffnung aufbaute, ob nicht doch ein Wunder geschehen könnte. Mein Gott! Wenn dies möglich wäre....!
Jedenfalls: probieren muß ich es.

In ein Casino zu gehen, das war für mich eine große Herausforderung, denn mit dieser Szene hatte ich absolut nichts zu tun. Ich kann mir wenig für mich mehr Verunsicherndes vorstellen, als in diese Welt von Geld und Glücksspiel einzutreten. (Höchstens in ein Puff zu gehen wäre eine größere Herausforderung.) Ich laufe ja nicht mit dem Gefühl herum, ein souveräner und freier Bürger und gesellschaftlich selbstverständlicher und mehr oder weniger relevanter Mitspieler zu sein, sondern als einer, den die Götter aus irgendeiner Unachtsamkeit übersehen haben, rechtzeitig auszusortieren, wehrlos gegen jeden Übergriff. Dem also gar nichts zusteht, schon gar nicht Geld und respektables Auftreten.

Aber ich wollte – wie schon gesagt – diese Herausforderung unbedingt annehmen und kratze mein letztes Geld zusammen, ziehe mein bestes Gewand an – ich weiß nicht mehr, war das ein abgetragener Anzug oder ein abgewetztes Sakko – und, weil ich von einer Krawattenpflicht gehört hatte, stecke ich mir eine vernudelte Krawatte ein. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht den Mut, mir diese verdammte Krawatte gleich umzubinden. So breche ich vom fünfzehnten Wiener Gemeindebezirk in den ersten auf. Aufgeregt, voller Angst, unsicher, aber in gewisser Weise auch tapfer (gegen das eigene Empfinden).

Vorm Casino wacht ein Türsteher. Ich war ja nicht in der Lage, so zu tun als ob, darum sagte ich ihm gleich, mit naiver, fast schon rührender Unbeholfenheit und kindlicher Ehrlichkeit, ganz direkt, daß ich zum erstenmal in ein Casino gehe, mich in dieser Welt nicht auskenne und fragte dann, ob ich in dieser Kleidung ins Casino hinein darf. Und tatsächlich meinte er „ja“, wenn ich noch eine Krawatte umbinde. Ich ging drei Schritte zur Seite, zog die zerknitterte Krawatte aus der rechten Sakkotasche und band sie mir um. Dann stellte ich mich wieder vor ihn hin und fragte, ob es jetzt geht, ihm dabei genügend Zeit lassend, mich ausreichend prüfend in Augenschein nehmen zu können. Er sagte aber gleich „ja“ und ließ mich passieren.

Um das unzweifelhaft klarzustellen, in dieser kabaretthaften Szene war meinerseits überhaupt nichts Provozierendes, Spöttelndes, Verarschendes, nein, ich war wirklich so. Das bin ich. So bin ich wirklich.

Also ging ich hinein, zitternd vor Angst, und wieder fragte ich brav, wie das hier geht. Ob und was ich mir für ein Getränk geleistet habe, weiß ich nicht mehr. Nur, daß ich, als ich es endlich wagte, an einen der Roulettische zu treten, den Croupier mit meinen Fragen, wie das gehe, nervte, nicht ohne gleich wieder von vornherein „demütig“ bekannt zu haben, zum erstenmal in einem Casino zu sein. (mitten unter den umstehenden Pokerfaces, als wäre das nicht offensichtlich!)
Ich glaube, meine Jetons reichten aus, um drei, viermal zu setzten - sollen es fünf, sechsmal gewesen sein - dann hatte ich alles verspielt. Ich war regelrecht erleichtert! Versuch gescheitert, das kann ich endlich abhaken. Es war zu erwarten, aber ich habe es probiert.

Jetzt nahm ich mir noch die Zeit, in den Räumen herumzuschlendern und den Spielern zuzuschauen. Erinnern kann ich mich an eine Chinesin in Jeans, die sagenhafte Summen setzte, und an ein Paar, das leichenblaß Richtung Ausgang wankte, mühsam bemüht, die letzte Fassung zu bewahren; er sagt dann zu ihr. „macht's was?“ und sie murmelt irgendetwas Unverständliches.
Fast pflichtbewußt schaue ich mich noch eine zeitlang um, bis ich mir dann endlich erlaube, den unangenehmen Ort zu verlassen.

Erleichtert in der frischen Luft draußen durchatmend mache ich mich auf den Weg in meine Einsiedelei. Ein Casino habe ich nie mehr betreten.







©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 14. September 2015

190 Die halbe Zwiebel


Das sulfidhaltige ätherische Öl der halbierten Zwiebel dominiert Zimmer und Geruchssinn. Es wird meine Erkältung sehr erfolgreich heilen. Es ist drei Uhr morgens und ich bin gerade aufgewacht. Ich liege noch wach im Bett, aber meine Wahrnehmung beginnt sich schon wieder zu wellen; immer wieder fallen mir die Augen zu. Krankenzimmeratmosphäre. Mein Schreib- und Reaktionsvermögen ist stumpf. Meinen Hörsinn dominiert das Summen der Ohren. Gerade jetzt drückt ein Windstoß gegen das Fenster.
Einzelne Traumelemente schieben sich zwischen meine Wahrnehmungen und Gedankenbilder.
„Was ich Sie bitte ist nur, daß Sie mir erlauben, Angst zu haben.“, höre ich eine Stimme sagen. Beinahe sehe ich sie auch.
Ich kauere da wie eine schiefe Existenz aus einer anderen Welt, wie ein Vertriebener, der sich irgendwo ausruht, erschöpft, resigniert, nur so halbwegs sicher - genau weiß er es nicht. Dabei liege ich normal im Bett am Rücken.

Ein Hustenanfall stößt mich in diese Welt zurück, obwohl sich am Rand meines Notizbuches schon wieder etwas bewegt.
Die Augen fallen mir zu.
Der Wind hat schon längst aufgehört.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

189 Mitternachtsglitzern


Plötzlich sehne ich mich nach Glitzern. Es ist Mitternacht. Ich schaue umher. Der Vulkanstein vom Vesuv glitzert nur ganz wenig, so wenig wie der Sternenhimmel draußen, der von einer dünnen Wolkenschicht getrübt ist. Der Buchrücken daneben glitzert mehr, weil das Buch in einer Hülle aus durchsichtigem Plastik steckt. Die leere Mineralwasserflasche aus Fiuggi glitzert auch leicht. Unten an ihrem Fuß. Es gibt mehrere Buchrücken und Gläser, die glitzern, stelle ich fest. In den Gläsern hebe ich Pflanzensamen auf, für meine „Blumenwiese“ am Fenster. Die Lautsprecherboxen glitzern an ein paar Stellen; auch im CD-Stapel glitzert es. Das Weihrauchfäßchen glitzert. Und die Deckenlampe mit ihrer Glühbirne, momentan ohne Strom. Die Kupferrohre der Heizung an ihren Biegungen und die Folie, in der meine Dienstpläne stecken. Die Hülle eines Papiertaschentücherpackerls, in dem jedoch keine Papiertaschentücher sind, sondern kleine Geschenke, Botschaften, Glückwünsche meiner Kinder. Die Plastikhülle mit den Briefkuverts glitzert auch.
Eine kleine Dose, von der ich nicht mehr weiß, was sie enthält, vermutlich eine Creme. Auch die Goldschrift auf dem Rücken der gesammelten Werke von Stefan Zweig glitzert, so kann man „Zweig“ gut lesen.
Ein Fuß des Sessels, auf den ich meine Tageskleidung ablege, glitzert auch noch leicht an einer Stelle.

„Das ist eigentlich alles.“ (Zitat Daniil Charms)












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 12. September 2015

188 Job-Elegie


„Ich bin am Sprung!“
„Ich koche gerade!“
„Ich hab Besuch!“
„Keine Zeit!“
„Koa Zeit nit!“
„Ich esse gerade!“
„Ich bin am Sprung!“
"Ich gebe am Telefon keine Auskunft."
„Ich bin nur Gast!“
„Kein Interesse!“
„Keine Zeit!“
„Ich habe Besuch!“
"Keine Umfragen!"
„Ich bin am Sprung!“

Meine Ohren schmerzen von den viel zu lauten Klingeltönen, aber wenn ich noch leiser stelle, höre ich nicht, wenn jemand abhebt. Die Ohren summen und surren wie wild.

„Ich bin am Sprung!“
„Ich bin am Sprung!“
„Keine Zeit!“
„Laß mich in Ruhe, du Gauner!“
„Kein Interesse!“
"Ich mache bei Umfragen nicht mit!"
„Ich esse gerade!“
„Nicht bei mir!“
„Ich bin am Sprung!“
„Ich habe Besuch!“
"Keine Auskunft am Telefon!"
„Kein Interesse!“
„Im Stress!“

Meine Augen sind glasig, mein Blick wie fiebrig; die Nachbilder lösen ganze Kurzfilme von explodierenden, oder fliegenden, oder zusammenstürzenden Strukturen aus.

„Ich bin am Sprung!“
„Ich bin schon so alt!“
„Ich habe Besuch!“
"Keine Umfragen!"
"Nein!"
„Nicht mit mir!“
„Ah! Du Verbrecher!“
„Ich bin am Sprung!“

Hals, Nase, Ohren, Kiefer, Brust schmerzen, ich bin erkältet und oder überanstrengt vom Reden.

„Nein!“
„Keine Zeit!“
„Ich bin am Sprung!“
„Ich habe Besuch!“
„Bin gerade am Weggehen!“
„Bin im Auto!“
„Ich bin zu alt!“
„Was willst du? Befragen willst du mich, du Warmer? Weißt, was du kannst? Du kannst mir einen blasen!“
„Ich bin am Sprung!“

Im Pausenraum leuchtet vor meinem unkonzentrierten Blick über den Stühlen eine hellgrüne Masse auf. Meine Nase rinnt. Immer wieder huste ich.

„Ich bin am Sprung!“
„Ich esse gerade!“
„Ich bin zu alt!“
„Kein Interesse!“
„Keine Zeit!“
„Wir haben Besuch!“
"Keine Umfragen!"

Auf der Toilette steigt über dem bodenständigen Türspalt, der vom Licht draußen erhellt wird, eine moussierende Dunkelheit auf, fast schwarz, wie ein schnell steigendes Hochwasser aus Finsternis. Mehrmals steigt sie auf und verschwindet wieder. Habe ich Fieber? Ich befühle meine Stirn. Nein, ich glaub nicht.

„Ich bin am Sprung!“
„Wir essen gerade!“
„Keine Zeit!“
„Ich bin am Sprung!“
„Kein Interesse!“
„Ich bin am Sprung!“
"Keine Auskunft am Telefon!"
„Um die Zeit!“
„Ich bin am Sprung!“

Die Ohren schmerzen, der Hals, das Kiefer, die Brust; die Nase rinnt und brennt schon. Hustenanfälle.

„Ich bin am Sprung!“
„Ich bin am Sprung!“
„Ich bin am Sprung!“











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 11. September 2015

187 Nacht IV


Im Dunkel meines Zimmers sehe ich, hier herinnen leuchten noch Sterne. Beim Einschlafen aufgeschreckt, liege ich jetzt wach. Schlaflos. Ich kann nichts Neues herschreiben, nur Summen, Surren, Ticken – wie schon so oft.

Im Licht der Leselampe blicke ich umher und suche Worte und Bilder. Doch nichts kommt. Nichts bietet sich an. Ich huste, während draußen vorm Fenster die Klimaanlage des Nachbarn anspringt. Ein Brennen in Hals und Brust, ein dumpfer Schmerz im linken Ohr, ein unangenehmes Kitzeln in der Nase, in Kiefer und Wangenknochen ein substanzraubendes Ziehen, als würde Knochenmaterial abgesaugt werden. Ein heißes Gefühl im Kopf ohne Fieber. Müde bin ich. Ohne Ruhe. Ich werde es mit einem autogenen Trick versuchen.

Hinter der Jalousie fängt ein weißes Flimmern an und ein schmutzig-dunkles Vibrieren des Schattens. Eine Art imaginärer Leuchtkäfer ist krabbelnd über meine linke Hand geflogen, kurz aufgeglüht wie eine Sternschnuppe und dann weg.
Ich schaue herum, aber sehe nichts, nichts spricht mich an, nichts redet mit mir.

Ein schöner, blauer Knäuel auf einem braunen Laubblatt hängt an der Wand. Ich verliere den Faden.

Eine imaginäre, dunkle Katze huscht lautlos über den Boden; wenn ich hinschaue, ist sie nicht da. Die Wahrnehmung spielt mir jetzt Streiche. Aber wahrscheinlich sind das die kleinen Offenbarungen, die mir zeigen, daß der Mensch viel mehr wahrnehmen kann. Vor Müdigkeit fallen mir die Augen zu.










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 10. September 2015

186 Trauer


Meine alte, wohlvertraute, durchanalysierte, überständige, lebenslängliche, gehegte und verhätschelte, angewachsene und... geliebte Trauer umspielt mich, wie der Wind draußen vorm Fenster den Weiden- und die Essigbäume. Die Rauchfänge stehen sprachlos und starr und leuchtend in Sonne und Schatten („sprachlos und...“, ich weiß!), dahinter das milchige Blau des späten Himmels. Die roten Ziegel der Dächer mustern die Mitte des Bildausschnitts. Nur der Wind und die Äste und Blätter der Bäume beleben die Szene. Hinten links prangen rote Blüten an einem Fenster. („Seht wie die Wunden prangen....“, aus einem wunderschönen Osterlied.) Dieses lebensstarke, verheißungsvolle, dichte und intensive Rot ruft eine unbändige Sehnsucht hervor, nach einem Leben, wo alles ganz anders ist, hier und dort. „Es wäre möglich!“ spürt mein zaghaftes Herz, „Es wäre möglich!“ denkt mein müde gewordener Geist. Doch ich stehe, sitze am Rand und schaue zu. Dem Windspiel in den Bäumen, dem Blau beim Sich-Ausdehnen, den Dächern bei ihrer starren Performance, dem Licht, den Schatten...

Und immer wieder dem Wind, dem Himmelsboten.

Ich selber habe mich zurückgezogen, ganz an die Rückwand, wo mein Platz ist, mit dem Rücken zur Wand. Ich sitze bequem und angespannt, aber das Rot leuchtet da drüben. Jetzt schleicht verstohlen eine Wolke am Rand des blauen Himmels dahin, in Deckung hinter den Rauchfängen, sie kündigt irgendetwas an.

Der Wind liebkost die Blätter, sanft, und manchmal erregt. Dann hält er wieder still. Und greift sie von Neuem an.












©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 8. September 2015

185 Dünne Haut


Meine Sirenen singen. Sie erinnern mich an den letzten Traum, an meine Reisen in andere Welten.

Meinem Herzen fällt gerade das Loslassen schwer. Etwas, was mir jahrelang wichtig war, muß ich jetzt ziehen lassen. Aber nichts Schlimmes, nur ein bißchen Wehmut.

Das Singen der Sirenen wird ganz intensiv. Es nimmt sechzig Prozent meines Hörraumes ein. In den anderen vierzig Prozent tickt ein Wecker, rauscht die Klospülung, wird unten herumgeräumt – die üblichen Morgengeräusche.

Jetzt stehen sie fifty-fifty. Die normale Welt hat zugelegt, das Surren ein wenig abgenommen. Ich warte auf das freie Badezimmer. Ich will mir vorm Hinausgehen die Traumreste abwaschen, die an mir hängen wie die Hautfetzen bei einer Häutung. Ich liebe den Zustand in der Schwebe, aber ich fühle mich verpflichtet, mich gefaßter der Welt zu stellen, und fürchte, sonst noch verwirrter herumzurennen, als ich es ohnehin schon tue.

Vielleicht ist das Badezimmer schon frei, doch ich will noch nicht raus, obwohl ich bald eine Verabredung habe. Es geht sich schon noch aus, das aufzuschreiben.
Ich stocke. Eigenartige Sachen fallen mir ein; ein Zeitungsartikel, den ich vor fünfzig Jahren gelesen habe, ein Satz daraus wörtlich. In meinem Inneren ist er wörtlich, aussprechen und aufschreiben kann ich ihn nicht. Ich sinke wieder in die neuerlich sechzig Prozent Surren. Aber jetzt muß ich raus.

Ich habe die Traumflecken abgeduscht, aber stark für die Welt fühl' ich mich nicht. Ah! Plötzlich leuchtet an der Hauswand gegenüber, im Lichtschacht, ein Sonnenfleck auf! Ein freundliches Zeichen. Das Universum spricht mit mir. Danke! Das morgendliche, diesseitige Leuchten wird stärker, strahlt noch mehr.
Ja, gut, jetzt bin ich bereit.

Ich gehe zum Atelierfenster und ziehe den Vorhang auf; ich sehe, der Himmel ist klar und blau.


Manchmal ist meine Haut sehr dünn. Ein Schiff, das am Donaukanal vorbeifährt, bringt mich beinah zum Weinen.
Diese ruhige Bewegung, nicht zu schnell, aber trotzdem kommt man fort, jedoch so, daß die Seele noch mit kann.
Ich weiß, das Schiff kann sinken, seine Gefährdetheit kommt mir echt vor, ganz realistisch, nichts ist daran falsch.
Dieses schlichte Schiff umgibt eine Aura von Aufbruch und Optimismus, auch wenn ich weiß, es fährt bloß im Kreis. (Aber das müßte es nicht.)

Dennoch, das weiße Schiff läßt auch in mir eine Welle von Aufbruchshoffnung und Aufatmen aufsteigen – zuerst, im ersten Moment, dann kommt gleich Trauer und Schmerz hinterher, weil ich selber am Ufer stehe und nicht mitkomme. Aber ich gönne den Reisenden neidlos die Fahrt.

(Keine Sorge, es war nicht das Hundertwasserschiff, da würde mir eher das Kotzen kommen!)
(Obwohl klar ist: wenn ich aggressiv und verachtend werde, dann ist mir die dünne Haut zu dünn und ich glaube, abwehren zu müssen.)







©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com


Montag, 7. September 2015

184 David Alaba


„Zuerst der Lux, und dann ist David Alaba dran!“
Mehr ist vom Traum im Aufwachen nicht übrig geblieben und ob die beiden bei etwas Gutem oder Schlechtem drangekommen sind, weiß ich nicht mehr. Vielleicht geht es auch nur um eine Warteschlange oder sonst eine Reihenfolge, wie beim Aufrufen beim Arzt.

Mir kommt seit Längerem der Verdacht, daß ich in meinen Träumen immer wieder die selben Orte aufsuche. Zum Beispiel das „Haus am Fluß“. Das ist in einen Abhang hineingebaut, sodaß man in jedem der drei Stockwerke das Haus betreten kann. Unten gibt es noch einen Raum im Souterrain, in dem ich oder wir meistens wohnen, von dem kommt man über ein paar Stufen ins Freie, gleich zu dem mit Weiden und anderen Bäumen und Gebüsch bestandenen Flußufer. Von diesem Haus habe ich unzählige Male geträumt und manchmal mögen Kleinigkeiten etwas anders sein, aber es ist trotzdem immer eindeutig das selbe Haus.

Früher hatte ich auch oft von einer kleinen Stadt hoch im schwedischen Norden geträumt, wo wir unseren Urlaub verbrachten, und wo wir dann wieder hinunter in den Süden wollten, mit Zug und Schiff, und irgendwas war dann immer kompliziert; es gab immer Probleme mit der Rückreise. Aber der Ort selber, sein Hinterland, seine Straßen, der Bahnhof, der Hafen, die waren in jedem Traum nahezu ident.
Vor Jahren war oft ganz in der Nähe des Nordpols, mit Erfrierungsgefahr.

Und noch früher träumte ich regelmäßig, und zwar sehr, sehr oft, von einer ganz bestimmten Stelle auf einer Straße irgendwo im damaligen Jugoslawien. Ich war in diesen Träumen immer auf dem Weg in den Süden, per Autostopp, und bin immer genau an dieser Stelle hängen geblieben. Ich kann sie heute noch beschreiben: es war auf einer Landstraße, von der Vegetation her eher noch im Norden Jugoslawiens, die Straße machte eine Kurve nach rechts, an ihrer linken Seite eine Reihe von Bäumen und Sträuchern auf einem etwa ein, eineinhalb Meter hohen, mit Gras bewachsenen Rain. Rechts stehen auch Bäume und Büsche, aber mehr vereinzelt, sodaß man auf eine Wiese oder ein abgeerntetes Feld blicken konnte und auf eine flache, leicht abfallende Landschaft, die wieder von Baumreihen durchzogen war. Keine Siedlungen oder Häuser waren zu sehen. Und genau da bin ich nie weitergekommen. Es war wie verhext. Ich wollte weiter in den Süden, aber es ging nicht.

Und seit Jahrzehnten regelmäßig: meine verstreuten, ebenerdigen, teilweise vergessenen Wohnungen. Meistens habe ich sie komplett vergessen, komme zufällig in die Nähe und dann ahne ich, daß ich da irgendwo eine Wohnung habe. Oder ich weiß von einer, aber finde sie nicht. Manchmal beginnt der Traum auch gleich in so einer Wohnung und ich wundere mich, daß ich sie vergessen hatte. Ein paar dieser Wohnungen schauen in den Träumen immer nahezu gleich aus und sind mit ähnlichen „Problemen“ belastet: gehört die Wohnung noch mir? Warum habe ich sie vergessen und mich so lange nicht um sie gekümmert? Wie bringe ich sie wieder auf Vordermann? Passt der Schlüssel noch oder habe ich ihn verloren? Gehört sie schon den Nachbarn? Oder haben sie sich die Wohnung schon längst unter den Nagel gerissen? Oder Teile davon? Oder benutzen sie sie heimlich? Zwei solche Ateliers gibt es in meinen Träumen auch – immer ist noch irgendwer fremder herinnen, oder ich finde das Atelier nicht, oder ich finde zwar das Haus, aber den Zugang zum Atelier nicht, oder ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich noch habe.

Mit Personen ist es im Traum ähnlich. Ich suche oft dieselben Personen, manchmal treffe ich sie, manchmal nicht: Deren Wohnungen, wenn ich sie aufsuche, sind jedesmal sehr ähnlich, oder besser gesagt: sie haben eine gleichbleibende, stabile Charakteristik, auch wenn diese in den verschiedenen Träumen etwas andere Ausformungen haben kann. Zum Beispiel immer im Dachgeschoß, ähnliches Mobiliar et cetera.

Es wirkt auf mich fast so, als würden irgendwo diese Orte tatsächlich existieren. Und wenn ich gerade von so einem Ort geträumt habe, dann fallen mir wieder viele der Träume von diesem Ort ein, die ich schon hatte, mit allen Stimmungen und Gefühlen, die ich dabei empfunden habe. Diese Gefühle können sehr stark sein.


Vor mir ist so eine Art Armaturenbrett, das seitlich und vor allem oben einen Wulst hat, wie ein kleines Vordach. Was und wo sich das befindet, ist unklar. Ein bißchen schaut es wie die Armaturen in einem Auto aus, aber das Bild verdunkelt sich an den Rändern und so kann ich das Ganze nicht überblicken.
Eine weibliche Stimme sagt mir, ich solle mich an diesem Wulst nicht anhalten. Mir war gar nicht bewußt, daß ich mich daran anhalte, aber jetzt schaut es tatsächlich so aus, als hielte ich mich da an.
Dann wird es wieder ganz dunkel.

Plötzlich wird es wieder ganz hell. Ich bin im Freien und ein schlanker, drahtiger, aggressiver Mann taucht im selben Moment wie aus dem Nichts auf. Licht an und – zack – da steht er neben mir und packt mich und sagt, in anschuldigendem, strengen Tonfall: „Du hast sicher Zeugs dabei!“
Es ist wie verhaftet werden. Ich weiß, daß ich in den vielen Jackentaschen alles mögliche herumtrage, und auch die Hose, die mehr als nur die drei, vier obligatorschen Taschen hat, ist vollgestopft. Ich sage zu dem Mann, der mich mit beiden Armen festhält: „Bist du ein Kontrolleur? Ein Polizist? Oder von der Kripo? Ich möchte deinen Ausweis sehen!“ Er macht keine Anstalten dazu, mir den zu zeigen und ich sage: „Wenn du mir nichts heimlich in eine Tasche gesteckt hast, dann habe ich nichts Illegales bei mir!“ Ich weiß das ganz genau und habe ein reines Gewissen, weiß aber, daß er bei mir unbedingt etwas finden will und traue ihm auch zu, daß er mir etwas zugesteckt hat, um es nachher bei mir zu finden um mich anklagen zu können. Der Typ ist wirklich sehr aggressiv, aber ich bleibe gelassen. Denn ich weiß, ich bin unschuldig! Auch wenn ich unter falschem, durch Betrug konstruierten Verdacht angeklagt werde.














©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 5. September 2015

183 Samstag


Ich schaue durch die Glastür in den Garten. Eine Libelle fliegt hin und fliegt her und verschwindet dann und kommt wieder. Viele Zweige der Eibe sind an den Spitzen braun, vertrocknet. Es ist windstill. Und doch – manchmal bewegt sich ein Blatt, oder ein Ästchen. Oft rührt sich nur ein einziges Blatt inmitten eines windstillen Strauches..... Dann geht wirklich ein leichter Windhauch durch das sommermüde Blattwerk und späte Geäst, als würde er etwas suchen.

Da fällt es mir schwer, den Wind nicht als eigenes Wesen zu sehen, mit eigenem Willen und eigener Absicht. Intend! Der Common Sense verbietet es, so zu denken. Ich gehorche diesem unsinnigen Sense nicht wirklich, sondern bloß zum Schein und rede nicht darüber.

Eine Teenagerin begleitet den Wind am Klavier, ohne daß sie es weiß, mit einer friedlichen Melodie. Gleich kommt der Wind näher. Aber dann hält er lauschend still. Dazwischen die Geräusche eines kindlichen Computerspiels, Reden und Lachen.

Aber da drüben auf der anderen Seite, da rüttelt der Wind einen großen, ganzen Baum. Türen gehen auf und werden geschlossen. Ein leptosomer Engel hängt manieriert an seinem dünnen, nicht-seidenen Faden, die Hände in einer verdrehten Geste an der Brust. Bei nichts bin ich empfindlicher, als bei der Darstellung der Engel. Die Engel sind starke Wesen und tief. Der Wind gibt mir recht und kommt bis ans Fenster.

Die Frauen reden von schönen, alten Bädern. Der Großvater liest aufmerksam das Werk seiner Tochter. Ein Jüngerer liegt auf der Couch und schläft, eingehüllt in seine irlandfarbene Jacke. Die Kühlung des Computers macht das Hintergrundrauschen.

Da drüben – der Wind jetzt unterm Balkon! Nun geht eine Welle durch die umliegenden Gärten. Ein Vorlauf für das heutige Fußballspiel? Eines der Handys signalisiert eine Nachricht. Meins ist es nicht, das bleibt wochenlang stumm. Nur der Wind meldet sich immer wieder. Aber leise, herinnen hör' ich ihn nicht, kann ihn nur sehen. Er schaut durch die geschlossene Glastür. Und jetzt kommt er wieder zum Fenster. Der Sohn streicht seinem Vater zart übers Gesicht. Das ist sehr schön und berührend zum Anschaun. Jetzt reden die Frauen über das Kochen.

Die Weinblätter vorm Haus sind schon gelb. Das fällt mir erst jetzt auf. Aus diesem Fenster habe ich vorher schon mindestens fünfmal geblickt, nach dem Wind in den Bäumen Ausschau haltend.

Und nochmals umkreist dieser suchende Wind das Haus. Die Teenagerin spielt wieder Klavier und hüllt uns in eine stille Wolke lauter meditativer Musik. Ich weide meine Augen am Grün der Gärten, aber in Ruhe ist fast alles im Alphabereich.










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 4. September 2015

182 Botschaften


Soeben bin ich aus dem Traum hochgeschossen. Meine Ohren surren und singen wie die Telegraphenleitungen meiner Kindheit im Winter bei starkem Frost. Bin ich im Innern erfroren? Die graue Landschaft meiner Kindheit im hart gefrorenen Schnee.

Der Schatten der schlichten Lampe, die kein Licht spendet. Mein Bauch gibt einen kurzen, heulenden Laut von sich wie ein hungriger, einsamer Wolf. Unten wird irgendetwas zurechtgerückt oder eine Tür zugeschlagen.

Die Erzählungen des Todestrotzers bringen mir Erleichterung und führen mich wieder ins Gleichgewicht. Und sie rufen in mir eine lautere Sehnsucht hervor. Ich schaue auf das schöne, kindliche Bild des leeren Grabes mit der fröhlichen Engelsgestalt. „Haleluja!“ steht auf dem bunten, berührenden Bild.

Die Ohren surren und singen weiterhin. Dieses surrende Singen lockt in eine andere Welt, wie die Sirenen des Altertums. Einmal werde ich mitgehen. Ich fürchte mich nicht. Wie lange wird diese Verwegenheit anhalten?

Wegen meiner Lesebrille sehe ich mein Zimmer verschwommen. Ich suche den glitzernden Vulkanstein vom Vesuv. Er glitzert nicht. Dunkel liegt er in seiner bizarren, spitzen und scharfen Gestalt oben auf dem Regal.

Die unsichtbaren Telegraphendrähte surren und singen noch immer. Welche Botschaften senden sie meinen Ohren? Ich spüre, daß diese wichtig sind, aber erkenne sie nicht. Ich werde die Flasche aus Fiuggi hereinholen, vielleicht enthält auch sie eine wichtige Nachricht.

Ein Mann in schwarzem Anzug taucht plötzlich vor mir auf und will mit mir einen Vertrag abschließen, aber sogleich löst er sich wieder auf.

Dann erscheint dicht vor mir das Gesicht eines jungen Mädchens, sie will mir ganz schnell etwas mitteilen, und beginnt den Satz viel zu schnell; aber gleich verwandelt sich ihr Gesicht und wird ganz fremd; der Satz bricht ab; ich habe nichts verstanden. Eine starre Maske bleibt zurück; das Lebendige hinter dem Gesicht wird von einer starken, anonymen Macht weggezogen; abgezogen, wenn man so will, um an einem anderen Ort zu erscheinen. Jetzt ist auch die Maske verschwunden.

Alles viel zu schnell für meine langsame, unbeholfene Wahrnehmung und meinen leicht zu verwirrenden Geist, ich habe nichts von der Botschaft verstanden.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

181 Nacht III

Das schöne, üppige Prasseln des Regens. Dahinter ein starkes Rauschen, als Erinnerung an den Ozean, aus dem der Regen kommt.













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Donnerstag, 3. September 2015

180 Die roten Schuhe


Die roten Schuhe der Dame leuchten mich an. Sie sitzt mir schräg gegenüber, in einigem Abstand. Aber ich schaue weg. Ich versuche, nicht hinzuschauen. Doch das Leuchten der roten Schuhe zieht immer wieder meine Aufmerksamkeit an. Eine Zeit lang. Ich erlaube mir den Blick dorthin nicht. Vergiß es! Dann vergesse ich es.










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com