Montag, 21. September 2015

194 Haus am Land


Ich liege mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Was sehe ich vor meinem inneren Auge?

Einen alten Bauernhof auf einer Anhöhe. Auf zwei seiner Seiten wächst ein stiller Wald. Im Norden bis einigermaßen nahe an des Haus heran. Dieser Wald zieht sich weiter einen sanften Berg ansteigend nach Norden hin. Im Westen hält der Wald Abstand und läßt noch dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude, einem Obstgarten und einer Wiese Platz. Nach Süden hin ist der Blick offen, denn es senkt sich ein schöner Abhang hinunter in das Tal, das sich selber wiederum nach Süden verbreitert und eine in der Ferne glitzernde Ebene ahnen läßt. Diese südliche Wiese vorm Haus ist nur mit wenigen Büschen und kleinen Bäumen und Baumgruppen besetzt, weiter unten sieht man auch Felder; ein schmales, langgezogenes Maisfeld ist mir aufgefallen. So kann der Blick ungehindert bis in die ferne Ebene schweifen. Dicht beim westlich des Wohnhauses gelegenen Stallgebäude, auf seiner Südseite, ein voll entfalteter Holunder, im Hof zwischen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude eine große herrliche Linde. Im Nordwesten – vom Wohnhaus aus gesehen – im respektvollem Abstand – eine kleine Gruppe weißer Birken. Hier rückt der nördliche Wald weiter den Hang hinauf und gibt so eine Wiesenfläche frei, in Form einer Bucht. Im Osten wächst, blüht und gedeiht ein Garten, zum Teil mit einem schlichten Holzzaun geschützt. Der Ausblick nach Osten geht hinter dem Garten auf eine sanfte Hügellandschaft, mit einzelnen Bäumen und Baumgruppen bestanden, auch kleine Wäldchen, ansonsten Wiesen und Felder. Auch hier im Osten geht eine Leite in den Graben hinab, der den nächsten Hügel vom Anwesen trennt. Die Hügel im Osten sind alle niedriger als die Anhöhe, auf der der ehemalige Bauernhof steht.

Das Wohnhaus, das von außen ziemlich traditionell wirkt, ist im Inneren sanft modernisiert. Fußbodenheizung und schlichte, moderne, schöne Kachelöfen der Werkstatt Jürgen Rajh. Die Küche hat kleine, niedere Fenster nach Norden und Osten, man schaut zum Garten und zum sanften Hang zum Wald hinauf. Hier fühlt man wirklich das Haus in die Landschaft hineingebettet. Die Wiese scheint fast bis zum niederen Fensterbrett zu reichen. Die Küche beherbergt einen natürlich funktionstüchtigen Herd mit Backrohr und Wasserkessel. In der Nordwestecke an den Wänden Bänke und ein schlichter, strenger, aber massiver Holztisch und Sesseln.

Das zweistöckige Wohnhaus ist groß und geräumig und hat im oberen Geschoß Schlafkammern, eine einfach und praktisch eingerichtete Schreibstube mit großem Schreibtisch und Stehpult, Fenster nach Süden und Osten.
Unten ein Wohn- und Musikzimmer – die frühere große Stube. Die Einrichtung ist nicht rustikal, obwohl viel einheimisches Holz verwendet wird für Möbel, Bänke und Holzvertäfelungen. Die Holzverarbeitung ist von schlichter, strenger Schönheit und schnörkellos. Die Wände müssen ihr Alter nicht verstecken und sind weiß gestrichen.

Betritt man das Haus, befindet man sich in einem geräumigen Vorraum, mit einfachen Bänken zum Hinsetzten beim Schuhe Aus- und Anziehen und vielen vielen Haken an der Wand mit aller möglichen Kleidung für Garten, Arbeit, Regen und „normal“.

Das ehemalige Stall- und Wirtschaftsgebäude ist zu einem Riesenatelier ausgebaut, mit Badestube und einen Übungsraum, zum Beispiel für Tensegrity, Yoga oder Fitnesstraining. Ob der Übungsraum im Unter- oder im Obergeschoß ist, weiß ich noch nicht. Jedenfalls gibt es auch hier Gästezimmer und unter dem Dach einen Trockenraum für Kräuter.

Es gibt noch ein altes, kleines freistehendes Wasch- und Badehäuschen mit Brunnen, das möglicherweise zu einer Sauna umgebaut werden könnte.

Es gäbe noch einiges zu diesem Anwesen zu sagen, aber jetzt bin ich schon etwas müde geworden. Der Garten ist zum Beispiel nicht geometrisch angelegt, sondern in Pflanzengemeinschaften. Das Gras ist nur ums Haus herum kurz gemäht (mit der Sense? Wir werden sehen!), sonst dürfen tausend Blumen blühen. Beim Garten, nicht weit vom Weg, der östlich am Haus vorbeiführt, plätschert ein Brunnen in einen schlichten, strengen, nicht rustikal aufgemotzten Holztrog.

In der östlichen Senke zum nächsten Hügel hin fließt auch ein kleines Bächlein, von Weiden und anderem Gebüsch gesäumt.

Mehr weiß ich noch nicht. Wie gesagt, ich bin müde geworden. Alle Ecken und Winkel im Haus und außen rundherum sind noch nicht fertig. Wo genau steht das alte Badehäuschen? Meine Konzentration reicht nicht mehr aus und das Bild beginnt zu verschwimmen und grau zu werden.


Dann öffne ich die Augen und blicke, am Boden liegend, auf den weißen Vorhang hinter mir, dessen Weiß mit magischer Intensität leuchtet. Oben, wo der Vorhang in der Schiene hängt, dringt in den kleinen, ovalen, gewellten Öffnungen zwischen Vorhangsaum und Schiene ein unglaubliches, noch stärkeres weißes Licht hervor und erzeugt Flecken von jenseitig leuchtendem Weiß.

Ich liebe diesen Vorhang, der fast bis zum Boden reicht. So einen muß es im Haus oben auch geben; irgendwo braucht es eine große Glastür zum Garten. Oder lieber doch nicht? Vielleicht im Atelier. Dessen große Glasfenster sind übrigens entweder durch Holzleisten geteilt oder durch Ziegel, und zwar echt unterteilt, nicht bloß zum Schein.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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