184 David Alaba
„Zuerst der Lux, und dann ist David
Alaba dran!“
Mehr ist vom Traum im Aufwachen nicht
übrig geblieben und ob die beiden bei etwas Gutem oder Schlechtem
drangekommen sind, weiß ich nicht mehr. Vielleicht geht es auch nur
um eine Warteschlange oder sonst eine Reihenfolge, wie beim Aufrufen
beim Arzt.
Mir kommt seit Längerem der Verdacht,
daß ich in meinen Träumen immer wieder die selben Orte aufsuche.
Zum Beispiel das „Haus am Fluß“. Das ist in einen Abhang
hineingebaut, sodaß man in jedem der drei Stockwerke das Haus
betreten kann. Unten gibt es noch einen Raum im Souterrain, in dem
ich oder wir meistens wohnen, von dem kommt man über ein paar Stufen
ins Freie, gleich zu dem mit Weiden und anderen Bäumen und Gebüsch
bestandenen Flußufer. Von diesem Haus habe ich unzählige Male
geträumt und manchmal mögen Kleinigkeiten etwas anders sein, aber
es ist trotzdem immer eindeutig das selbe Haus.
Früher hatte ich auch oft von einer
kleinen Stadt hoch im schwedischen Norden geträumt, wo wir unseren
Urlaub verbrachten, und wo wir dann wieder hinunter in den Süden
wollten, mit Zug und Schiff, und irgendwas war dann immer
kompliziert; es gab immer Probleme mit der Rückreise. Aber der Ort
selber, sein Hinterland, seine Straßen, der Bahnhof, der Hafen, die
waren in jedem Traum nahezu ident.
Vor Jahren war oft ganz in der Nähe
des Nordpols, mit Erfrierungsgefahr.
Und noch früher träumte ich
regelmäßig, und zwar sehr, sehr oft, von einer ganz bestimmten
Stelle auf einer Straße irgendwo im damaligen Jugoslawien. Ich war
in diesen Träumen immer auf dem Weg in den Süden, per Autostopp,
und bin immer genau an dieser Stelle hängen geblieben. Ich kann sie
heute noch beschreiben: es war auf einer Landstraße, von der
Vegetation her eher noch im Norden Jugoslawiens, die Straße machte
eine Kurve nach rechts, an ihrer linken Seite eine Reihe von Bäumen
und Sträuchern auf einem etwa ein, eineinhalb Meter hohen, mit Gras
bewachsenen Rain. Rechts stehen auch Bäume und Büsche, aber mehr
vereinzelt, sodaß man auf eine Wiese oder ein abgeerntetes Feld
blicken konnte und auf eine flache, leicht abfallende Landschaft, die
wieder von Baumreihen durchzogen war. Keine Siedlungen oder Häuser
waren zu sehen. Und genau da bin ich nie weitergekommen. Es war wie
verhext. Ich wollte weiter in den Süden, aber es ging nicht.
Und seit Jahrzehnten regelmäßig:
meine verstreuten, ebenerdigen, teilweise vergessenen Wohnungen.
Meistens habe ich sie komplett vergessen, komme zufällig in die Nähe
und dann ahne ich, daß ich da irgendwo eine Wohnung habe. Oder ich
weiß von einer, aber finde sie nicht. Manchmal beginnt der Traum
auch gleich in so einer Wohnung und ich wundere mich, daß ich sie
vergessen hatte. Ein paar dieser Wohnungen schauen in den Träumen
immer nahezu gleich aus und sind mit ähnlichen „Problemen“
belastet: gehört die Wohnung noch mir? Warum habe ich sie vergessen
und mich so lange nicht um sie gekümmert? Wie bringe ich sie wieder
auf Vordermann? Passt der Schlüssel noch oder habe ich ihn
verloren? Gehört sie schon den Nachbarn? Oder haben sie sich die
Wohnung schon längst unter den Nagel gerissen? Oder Teile davon?
Oder benutzen sie sie heimlich? Zwei solche Ateliers gibt es in
meinen Träumen auch – immer ist noch irgendwer fremder herinnen,
oder ich finde das Atelier nicht, oder ich finde zwar das Haus, aber
den Zugang zum Atelier nicht, oder ich bin mir nicht sicher, ob ich
es wirklich noch habe.
Mit Personen ist es im Traum ähnlich.
Ich suche oft dieselben Personen, manchmal treffe ich sie, manchmal
nicht: Deren Wohnungen, wenn ich sie aufsuche, sind jedesmal sehr
ähnlich, oder besser gesagt: sie haben eine gleichbleibende, stabile
Charakteristik, auch wenn diese in den verschiedenen Träumen etwas
andere Ausformungen haben kann. Zum Beispiel immer im Dachgeschoß,
ähnliches Mobiliar et cetera.
Es wirkt auf mich fast so, als würden
irgendwo diese Orte tatsächlich existieren. Und wenn ich gerade von
so einem Ort geträumt habe, dann fallen mir wieder viele der Träume
von diesem Ort ein, die ich schon hatte, mit allen Stimmungen und
Gefühlen, die ich dabei empfunden habe. Diese Gefühle können sehr
stark sein.
Vor mir ist so eine Art Armaturenbrett,
das seitlich und vor allem oben einen Wulst hat, wie ein kleines
Vordach. Was und wo sich das befindet, ist unklar. Ein bißchen
schaut es wie die Armaturen in einem Auto aus, aber das Bild
verdunkelt sich an den Rändern und so kann ich das Ganze nicht
überblicken.
Eine weibliche Stimme sagt mir, ich
solle mich an diesem Wulst nicht anhalten. Mir war gar nicht bewußt,
daß ich mich daran anhalte, aber jetzt schaut es tatsächlich so
aus, als hielte ich mich da an.
Dann wird es wieder ganz dunkel.
Plötzlich wird es wieder ganz hell.
Ich bin im Freien und ein schlanker, drahtiger, aggressiver Mann
taucht im selben Moment wie aus dem Nichts auf. Licht an und – zack
– da steht er neben mir und packt mich und sagt, in
anschuldigendem, strengen Tonfall: „Du hast sicher Zeugs dabei!“
Es ist wie verhaftet werden. Ich weiß,
daß ich in den vielen Jackentaschen alles mögliche herumtrage, und
auch die Hose, die mehr als nur die drei, vier obligatorschen Taschen
hat, ist vollgestopft. Ich sage zu dem Mann, der mich mit beiden
Armen festhält: „Bist du ein Kontrolleur? Ein Polizist? Oder von
der Kripo? Ich möchte deinen Ausweis sehen!“ Er macht keine
Anstalten dazu, mir den zu zeigen und ich sage: „Wenn du mir nichts heimlich in eine
Tasche gesteckt hast, dann habe ich nichts Illegales bei mir!“ Ich
weiß das ganz genau und habe ein reines Gewissen, weiß aber, daß
er bei mir unbedingt etwas finden will und traue ihm auch zu, daß er
mir etwas zugesteckt hat, um es nachher bei mir zu finden um mich
anklagen zu können. Der Typ ist wirklich sehr aggressiv, aber ich
bleibe gelassen. Denn ich weiß, ich bin unschuldig!
Auch wenn ich unter falschem, durch Betrug konstruierten Verdacht
angeklagt werde.
©Peter
Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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