Freitag, 4. September 2015

182 Botschaften


Soeben bin ich aus dem Traum hochgeschossen. Meine Ohren surren und singen wie die Telegraphenleitungen meiner Kindheit im Winter bei starkem Frost. Bin ich im Innern erfroren? Die graue Landschaft meiner Kindheit im hart gefrorenen Schnee.

Der Schatten der schlichten Lampe, die kein Licht spendet. Mein Bauch gibt einen kurzen, heulenden Laut von sich wie ein hungriger, einsamer Wolf. Unten wird irgendetwas zurechtgerückt oder eine Tür zugeschlagen.

Die Erzählungen des Todestrotzers bringen mir Erleichterung und führen mich wieder ins Gleichgewicht. Und sie rufen in mir eine lautere Sehnsucht hervor. Ich schaue auf das schöne, kindliche Bild des leeren Grabes mit der fröhlichen Engelsgestalt. „Haleluja!“ steht auf dem bunten, berührenden Bild.

Die Ohren surren und singen weiterhin. Dieses surrende Singen lockt in eine andere Welt, wie die Sirenen des Altertums. Einmal werde ich mitgehen. Ich fürchte mich nicht. Wie lange wird diese Verwegenheit anhalten?

Wegen meiner Lesebrille sehe ich mein Zimmer verschwommen. Ich suche den glitzernden Vulkanstein vom Vesuv. Er glitzert nicht. Dunkel liegt er in seiner bizarren, spitzen und scharfen Gestalt oben auf dem Regal.

Die unsichtbaren Telegraphendrähte surren und singen noch immer. Welche Botschaften senden sie meinen Ohren? Ich spüre, daß diese wichtig sind, aber erkenne sie nicht. Ich werde die Flasche aus Fiuggi hereinholen, vielleicht enthält auch sie eine wichtige Nachricht.

Ein Mann in schwarzem Anzug taucht plötzlich vor mir auf und will mit mir einen Vertrag abschließen, aber sogleich löst er sich wieder auf.

Dann erscheint dicht vor mir das Gesicht eines jungen Mädchens, sie will mir ganz schnell etwas mitteilen, und beginnt den Satz viel zu schnell; aber gleich verwandelt sich ihr Gesicht und wird ganz fremd; der Satz bricht ab; ich habe nichts verstanden. Eine starre Maske bleibt zurück; das Lebendige hinter dem Gesicht wird von einer starken, anonymen Macht weggezogen; abgezogen, wenn man so will, um an einem anderen Ort zu erscheinen. Jetzt ist auch die Maske verschwunden.

Alles viel zu schnell für meine langsame, unbeholfene Wahrnehmung und meinen leicht zu verwirrenden Geist, ich habe nichts von der Botschaft verstanden.











©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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