Sonntag, 30. August 2015

173 Was ich in letzter Zeit nicht geschrieben habe


Daß ich beim Luftballonherz war und feststellen mußte, daß das noch kein Wallfahrtsort ist. Zwar stand ich längere Zeit dort und starrt zum Herz hinauf, sodaß der eine oder andere Passant auch hinaufschaute, aber immer nur kurz; ihre Blicke sind nicht hängen geblieben; sie haben es gar nicht gesehen, kommt mir vor.
Die rote Farbe ist schon etwas abgeblättert, wohl von der Reibung, wenn es vom Wind herumgedreht und hin und her gestoßen wird, und dabei die Mauer streift.

Daß ich in einem Wohnzimmer gesessen bin, nicht in unserem, nach dem Mittagessen, und ich beinahe augenblicklich in Schlaf und Traum gekippt bin, die Stimmen der Menschen rundherum als Hintergrundsrauschen hörend, ohne darauf zu achten, was sie sagen. Kurz war ich komplett weg, bis mich irgendetwas wieder zurückgerissen hat, begleitet von einem leichten Schock. Mein Bewußtsein wie ein Jojo.

Daß ich zwei Karten für den Knausgårdabend im Rabenhoftheater gekauft und vor kurzem abgeholt habe. Wie leicht das Theater zu finden war. Wie ich konfus und freundlich mit der Dame am Kartenschalter geredet habe, mich entschuldigend, mein „Da steht nichts drauf!“-T-Shirt tragend, auf das ich so stolz bin, und am Ende lachen wir beide, ob über dasselbe, weiß ich nicht.

Daß ich den Amy-Winehouse-Film gesehen habe, und sehr berührt war; und seitdem mit dem Verdacht herumlaufe, daß ich als Vater (und Ehemann) genauso ein Arsch bin, der seine Kinder (und seine Ehefrau) in ihren je eigenen Wesen nicht wahrnehmen kann. (Vergleiche dazu das Märchen vom Rumpelstilzchen, wo der Müller angibt, daß seine Tochter Stroh in Gold verwandeln kann und ihr Rumpelstilzchen Hilfe anbietet, als sie es nicht schafft, und als Lohn Leben verlangt). Der Blick in den eigenen Abgrund war unangenehm und unheimlich, und da ich den Blick abwehrend und von der Ferne getan habe, fast nur unterschwellig bestürzend. Ich suche alle Gegengewichte gegen diese Erkenntnis zusammen.

Daß ich vor Monaten meinen ersten luziden Traum seit meiner Kindheit hatte und ich, als mir bewußt wurde, daß ich in einem Traum bin, den vorbeigehenden Leuten fröhlich die Nase verdreht habe – es kann mir ja nichts passieren, denn es ist ja nur ein Traum. Dann kam ich auf die glorreiche Idee, den Frauen auf den Hintern zu grapschen, aber bevor es soweit kam hat irgendein gnädiger Traumlenker eingegriffen und plötzlich, von einem Moment auf den anderen, gab es keine Frauen mehr im Traum. Ertappt, verlegen und mit leicht schlechtem Gewissen, aber dankbar für das Ausgebremstwerden habe ich mich erinnert, daß ich ja etwas Ernsthaftes vor hatte für den Fall eines luziden Traumes. Ich habe sehr angestrengt und gegen großen Widerstand versucht, herauszufinden, was das war und es ist mir gedämmert, daß ich meine Hände anschauen wollte, eine der Techniken zur Stabilisierung solcher Träume. Ich habe meine Hände zwar angeschaut, aber nur kurz und dann den Faden verloren, ich wußte nicht, wie es weitergeht. Dann ist eine vage Erinnerung aufgetaucht, daß es eine Technik gibt, herauszufinden, ob man sich in einer phantasmagorischen Welt befindet, wie sie ein gewöhnlicher Traum darstellt, oder in einer echten. Ich wußte noch, daß man den kleinen Finger hinhalten muß und/ oder ruft „ich will Energie sehen!“. Denn echte Welten bestehen aus Energie. (Es gibt deren mehrere.) Ich habe es zwar ausgeführt, aber unsicher und konfus und bin dabei ein bißchen ratlos aufgewacht.
Das ist mir jetzt wieder eingefallen, weil ich erneut das luzide Träumen zu erreichen versuche; bisher vergeblich.

Daß mir eingefallen ist, daß ich der „Meister der irreführenden Überschriften“ bin.





©Peter Alois Rumpf,  August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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