Donnerstag, 27. August 2015

171 Good Vibrations


Ruhig, ohne Bewegung, liege ich auf dem Rücken. Allmählich verläßt mein Bewußtsein meinen Kopf und dehnt sich über den ganzen Körper aus. Und erfaßt meine Aura, wenn man das so nennen will. Eine unsichtbare Wolke aus einer Art leichten Dunkelheit legt sich auf mich und stabilisiert meinen Zustand. Ich habe die Augen geschlossen, sehe aber was. Was, das ist schwer zu beschreiben. Es könnte auch sein, daß ich es spüre. Ob sehen oder spüren – jedenfalls mit dem ganzen Körper, der sich in einem kugelförmigen Energiefeld befindet. Auch dieses Feld selber und über dieses Feld spüre ich.

Jetzt reißen mich lautes Telefonieren und hektisches Füßegetrampel heraus; Ärger kommt und will sich auf mich legen – so wie vorhin die angenehme Dunkelheitswolke – aber ich lasse ihn durch mich hindurchgleiten und biete ihm nichts zum Anhalten. Oder kaum etwas. Wobei der Ärger von Außen zu kommen schien.

Wieder dehnt sich mein soeben zurückgescheuchtes Bewußtsein aus. Wieder kommt so eine leichte Wolke von Dunkelheit, diesmal stärker, und stabilisiert meine Balance. Die Dunkelheitswolke ist nicht wirklich dunkel oder finster; sie läßt nur die Farben der Umgebung, wie ich sie durch meine geschlossenen Augen sehe, etwas dünkler erscheinen. So sehe und spüre ich sie kommen und nehme sie wahr.

Ich genieße den schwebenden Zustand. Schon fange ich an, die mich umgebenden Bilder bewußt zu verändern und ganz angenehme Szenen zu erzeugen. Ein wohliger Schauer erfaßt mich und geht durch mich durch. Und noch einer, bei Bildern, die ich jetzt nicht beschreiben will. Die aber noch instabil bleiben und sich bald wieder verflüchtigen. Überhaupt spüre ich die Welt draußen – von Innen aus gesehen hinter meinen geschlossenen Augen – als leichte, farbige Wellen, die sich auf mich zu bewegen. Und mein Körper, oder was das jetzt ist, reagiert mit ebenso leichten Vibrationen, wenn die Welle ihn erreicht.

Das laute Weinen eines Kindes unten stößt mich wieder aus diesem „seligen“ Zustand. Das war noch nicht die höchste Stufe der „Seligkeit“, sondern erst ein unbeholfener Anfang. Da wäre noch mehr drinnen gewesen. Aber ich bleibe ruhig und bewege mich nicht. Ein neuer Ärger versucht an mir zu scharren und zu kratzen, ich laß ihn das tun, aber mich nicht auf ihn ein.
Mein Bewußtsein ist wieder „oben“, sozusagen im Kopf, aber ich fühle und spüre um mich noch immer ein Flirren und Vibrieren. Wieder versuche ich in den tieferen Zustand zu versinken, aber jetzt geht es nicht mehr. Mein Bewußtsein gleitet nicht mehr nach unten.

Hunger und der Wunsch nach einem Frühstück melden sich an, und die ersten Gedanken auf das vorgenommene Tageswerk. Ich akzeptiere das, bleibe aber noch ein bißchen in dieser angenehmen Schwebe. Dann lege ich meinen magischen Briefbeschwerer weg, den ich auf meine Nabelgegend gelegt hatte, und recke und strecke mich genüßlich und wälze mich einmal kurz grunzend im Bett. Damit habe ich den Bann der Bewegungslosigkeit aufgehoben und greife zu Notizbuch, Stift und Brille, um alles aufzuschreiben.

Wie nach einem Traum ist es nicht leicht, mich an alles genau und in richtiger Reihenfolge zu erinnern, aber ich mache diese Arbeit gern.
Es ist ein guter Start in den Tag.



©Peter Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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