171 Good Vibrations
Ruhig, ohne Bewegung, liege ich auf dem
Rücken. Allmählich verläßt mein Bewußtsein meinen Kopf und dehnt
sich über den ganzen Körper aus. Und erfaßt meine Aura, wenn man
das so nennen will. Eine unsichtbare Wolke aus einer Art leichten
Dunkelheit legt sich auf mich und stabilisiert meinen Zustand. Ich
habe die Augen geschlossen, sehe aber was. Was, das ist schwer zu
beschreiben. Es könnte auch sein, daß ich es spüre. Ob sehen oder
spüren – jedenfalls mit dem ganzen Körper, der sich in einem
kugelförmigen Energiefeld befindet. Auch dieses Feld selber und über
dieses Feld spüre ich.
Jetzt reißen mich lautes Telefonieren
und hektisches Füßegetrampel heraus; Ärger kommt und will sich auf
mich legen – so wie vorhin die angenehme Dunkelheitswolke – aber
ich lasse ihn durch mich hindurchgleiten und biete ihm nichts zum
Anhalten. Oder kaum etwas. Wobei der Ärger von Außen zu kommen
schien.
Wieder dehnt sich mein soeben
zurückgescheuchtes Bewußtsein aus. Wieder kommt so eine leichte
Wolke von Dunkelheit, diesmal stärker, und stabilisiert meine
Balance. Die Dunkelheitswolke ist nicht wirklich dunkel oder finster;
sie läßt nur die Farben der Umgebung, wie ich sie durch meine
geschlossenen Augen sehe, etwas dünkler erscheinen. So sehe und spüre
ich sie kommen und nehme sie wahr.
Ich genieße den schwebenden Zustand.
Schon fange ich an, die mich umgebenden Bilder bewußt zu verändern
und ganz angenehme Szenen zu erzeugen. Ein wohliger Schauer erfaßt
mich und geht durch mich durch. Und noch einer, bei Bildern, die ich
jetzt nicht beschreiben will. Die aber noch instabil bleiben und sich
bald wieder verflüchtigen. Überhaupt spüre ich die Welt draußen –
von Innen aus gesehen hinter meinen geschlossenen Augen – als
leichte, farbige Wellen, die sich auf mich zu bewegen. Und mein Körper, oder
was das jetzt ist, reagiert mit ebenso leichten Vibrationen, wenn die
Welle ihn erreicht.
Das laute Weinen eines Kindes unten
stößt mich wieder aus diesem „seligen“ Zustand. Das war noch
nicht die höchste Stufe der „Seligkeit“, sondern erst ein
unbeholfener Anfang. Da wäre noch mehr drinnen gewesen. Aber ich
bleibe ruhig und bewege mich nicht. Ein neuer Ärger versucht an mir
zu scharren und zu kratzen, ich laß ihn das tun, aber mich nicht auf
ihn ein.
Mein Bewußtsein ist wieder „oben“,
sozusagen im Kopf, aber ich fühle und spüre um mich noch immer ein
Flirren und Vibrieren. Wieder versuche ich in den tieferen Zustand zu
versinken, aber jetzt geht es nicht mehr. Mein Bewußtsein gleitet
nicht mehr nach unten.
Hunger und der Wunsch nach einem
Frühstück melden sich an, und die ersten Gedanken auf das
vorgenommene Tageswerk. Ich akzeptiere das, bleibe aber noch ein
bißchen in dieser angenehmen Schwebe. Dann lege ich meinen magischen
Briefbeschwerer weg, den ich auf meine Nabelgegend gelegt hatte, und
recke und strecke mich genüßlich und wälze mich einmal kurz grunzend im Bett.
Damit habe ich den Bann der Bewegungslosigkeit aufgehoben und greife
zu Notizbuch, Stift und Brille, um alles aufzuschreiben.
Wie nach einem Traum ist es nicht
leicht, mich an alles genau und in richtiger Reihenfolge zu erinnern,
aber ich mache diese Arbeit gern.
Es ist ein guter Start in den Tag.
©Peter
Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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