162 Srijeda (29.7.)
Verschlafene Müdigkeit, erst recht um
Fünfzehnuhrzehn, Sommerzeit, trotz Kaffee.
Am Abend fällt mein Blick in das vom
Wind gewellte blaue Meer. Tiefblau, die Wellen fast schwarz; in der
Nähe unseres Ufers ein gelblich-grünlicher Stich im wunderschönen
Blau, blau, blau. Küste, Felsen, Wälder, Wolken, Himmel und das
Menschenzeugs verblaßen vor diesem tiefen, starken Blau. Heute hat
das Meer die stärkste Intensität von allem, mehr Dichte und Fülle
und Kraft als selbst das große, feste Land, das allmählich in
weißlichen Schleiern verdunstet.
Die vom Wind aufgepeitschten, gejagten,
angetriebenen und angetauchten Wellen lecken an den Uferfelsen mit
ihren salzigen Wasserzungen und lösen von unten das Festland auf.
Ich stehe im Uferwind, der mich kühlt, die Sonne im Rücken (auf
Orion); ich spüre den stetigen Wind in Ohren und Kiefer. Schon wird
mir kalt, nur die tiefe Sonne wärmt noch meinen Rücken, oder meinen
Orion. Halb acht ist es, mitteleuropäische Sommerzeit, die Sonne am
Untergehen.
Immer, wenn ich aus dem Wohnwagen
trete, wird in Cafe nebenan die Musik eingeschaltet, immer derselbe
Hit zu meinem Auftritt. Den Text verstehe ich wie immer nicht, nur
die Frage, ob jemand „good enough“ ist. Ja, gute Frage: bin ich
für den Auftritt gut genug?
Jetzt sitze ich wieder mit der
wärmenden Sonne im Rücken am Ufer, dem Ostwind vom Meer ausgesetzt,
die Brandung ist laut, angenehm laut, übertönt das Surren in meinen
Ohren. Ein touristischer Fischer steht lässig am Ufer und wirft
seine Angel aus. Es klingt so, als würde sich das Meer aufregen. Die
Sonne bescheint alles vor mir mit ihrem Abendlicht, ein friedliches
Licht macht alles gelblich, nur das Meer in seiner beweglichen
Kompaktheit bleibt blau. Der Mond ist mir gegenüber aufgegangen, ich
begrüße den fast vollen Erdgefährten. Oder Gefährtin, die
hochschwangere Mondin; ich weiß nicht, ob Ebbe oder Flut ist.
Eine Möve fischt etwas in elegantem
Flug aus dem Wasser, zwei andere folgen ihr gleich; die stehen fast
in der Luft, wenn sie wollen.
©Peter
Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite