Sonntag, 16. August 2015

162 Srijeda (29.7.)


Verschlafene Müdigkeit, erst recht um Fünfzehnuhrzehn, Sommerzeit, trotz Kaffee.

Am Abend fällt mein Blick in das vom Wind gewellte blaue Meer. Tiefblau, die Wellen fast schwarz; in der Nähe unseres Ufers ein gelblich-grünlicher Stich im wunderschönen Blau, blau, blau. Küste, Felsen, Wälder, Wolken, Himmel und das Menschenzeugs verblaßen vor diesem tiefen, starken Blau. Heute hat das Meer die stärkste Intensität von allem, mehr Dichte und Fülle und Kraft als selbst das große, feste Land, das allmählich in weißlichen Schleiern verdunstet.

Die vom Wind aufgepeitschten, gejagten, angetriebenen und angetauchten Wellen lecken an den Uferfelsen mit ihren salzigen Wasserzungen und lösen von unten das Festland auf. Ich stehe im Uferwind, der mich kühlt, die Sonne im Rücken (auf Orion); ich spüre den stetigen Wind in Ohren und Kiefer. Schon wird mir kalt, nur die tiefe Sonne wärmt noch meinen Rücken, oder meinen Orion. Halb acht ist es, mitteleuropäische Sommerzeit, die Sonne am Untergehen.


Immer, wenn ich aus dem Wohnwagen trete, wird in Cafe nebenan die Musik eingeschaltet, immer derselbe Hit zu meinem Auftritt. Den Text verstehe ich wie immer nicht, nur die Frage, ob jemand „good enough“ ist. Ja, gute Frage: bin ich für den Auftritt gut genug?

Jetzt sitze ich wieder mit der wärmenden Sonne im Rücken am Ufer, dem Ostwind vom Meer ausgesetzt, die Brandung ist laut, angenehm laut, übertönt das Surren in meinen Ohren. Ein touristischer Fischer steht lässig am Ufer und wirft seine Angel aus. Es klingt so, als würde sich das Meer aufregen. Die Sonne bescheint alles vor mir mit ihrem Abendlicht, ein friedliches Licht macht alles gelblich, nur das Meer in seiner beweglichen Kompaktheit bleibt blau. Der Mond ist mir gegenüber aufgegangen, ich begrüße den fast vollen Erdgefährten. Oder Gefährtin, die hochschwangere Mondin; ich weiß nicht, ob Ebbe oder Flut ist.

Eine Möve fischt etwas in elegantem Flug aus dem Wasser, zwei andere folgen ihr gleich; die stehen fast in der Luft, wenn sie wollen.





©Peter Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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