Mittwoch, 22. Juli 2015

154 Ein neuer Wallfahrtsort


Ich bin als Werbeträger meines eigenen defensiv – eskalierenden Humors unterwegs; auf meinem T-Shirt steht: „Da steht nichts drauf“. In der Hitze laufen meine Brillen innen an von der ausgeschwitzten Feuchtigkeit. Ich sitze wieder einmal unter dem Luftballonherz, das langsam und lautlos schwingt.
Ich werde diesen Platz zu einem Wallfahrtsort machen, für alle festhängenden Herzen, und auch für die, die traurig sind. Wien, U-Bahnstation Volkstheater, bei den Lehmden-Mosaiken, wenn man auf die U3 Richtung Ottakring schaut, links oben. Von links gezählt oberhalb der linken oberen Ecke des zweiten Mosaiks.

Gerade zieht ein kühler Luftzug durch. Schon vorbei. Das Hallen der Schritte, sommerliches Geklapper und Geschlurfe. Leicht pendelt das Herz oben, obwohl jetzt kein Luftzug zu spüren ist.

Mir fallen ein: der Geschenkkarton mit nichts, das Klatschen nur einer Hand im Kontext der Kindererziehung und daß es gscheit ist, Gott eine Chance zu geben.

Nun sitze ich auf dem Dach der Hauptbücherei, für heute werden 37° Celsius angesagt. So ist am 22. 7. 2015  zu Mittag das hier ein ruhiger Ort zum Schreiben.
Glücklich bin ich, das Leben fließt, auch das meiner Kinder. Der Bogen hat sich kraftvoll und still zu seinem Ende gespannt. Weil ich da esse, fühle ich mich überhaupt im Luxus. Ich bin nicht der Einzige, der schreibt.

Die Kellnerin wirkt rauh und kultiviert gleichzeitig. Oder richtiger, genauer und besser formuliert: auf mich wirkte sie zuerst rauh, jetzt kultiviert, fein und sanft. Wer hat sich verändert? Sie? Ich? Beide? Niemand? Oder die Luft zwischen uns? Der Raum? Die Zeit? Die Algebra? Das Universum? (Es gab tatsächlich einen kurzen Zeitpunkt, wo die Kellnerin für mich beides gleichzeitig war – als zwischen meiner abnehmenden Wahrnehmung oder Projektion der Rauhheit und meiner zunehmenden Wahrnehmung oder Projektion der Sanftheit Gleichstand herrschte.)
Jetzt sehe ich das, was ich für Rauhheit gehalten habe, als Zähigkeit; in dieser Gestalt ist sie wieder da.

Wie ich zu Hause die Stiege runtergegangen bin, habe ich Aberschritte gehört, als würde wer links neben und hinter mir mitgehen; ist es möglich, daß es da ein Echo gibt? Nehmen wir als Ausrede Hitze und Kreislauf!  (Dabei zwinkere ich mit den Augen).




©Peter Alois Rumpf Juli 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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