Montag, 20. Juli 2015

151 „Meine Leut“*


*(„Meine Leut“ - so heißt bei Usula in dem Film Dersu Usula von Akira Kurosawa das Wort „ich“)

Der Himmel ist groß und grau. Plötzlich reißt es kurz auf und die Sonne beleuchtet den gegenüberliegenden Hang. Als hätten die verschiedenen Grünintensitäten nur auf diesen Moment gewartet brechen sie aus und erstrahlen. Dann kommt das Sonnenlicht bis zu mir und meine Ohren werden warm. Ich wußte gar nicht, daß sie kalt gewesen waren.

Das ist genial von dem großen Mischer oder der großen D-Jane, daß sie die Regler der verschiedenen Grüns genau zu dem Zeitpunkt hochgeschoben haben, zu dem sie auch das Sonnenlicht durchgeschaltet haben, und – genau richtig! - etwas verzögert die Wärme in meinen Ohren erhöht. Das gefällt dem menschlichen Geist, der jetzt denken kann, daß das alles miteinander zu tun habe, daß das eine die Ursache und das andere die Wirkung sei; der liebt nämlich solche Kunststücke. Beglückt freut er sich, daß seine Projektionen die projezierten Ergebnisse bringen. Armer menschlicher Geist, in welche Netze hast du dich verfangen?

„Jetzt schaukelt der Opa!“, rufen die Kinder. Aber nicht zwischen den verschiedenen Wirklichkeiten, soweit ich es mitbekomme.

Mein Himmel ist bedeckt, aber meine Wolken werden heller. Ebenso mein Grün meiner Wiesen und meiner Wälder. Es zieht meine kühle Luft durch meine offene Hüttentür. Mein Körper erhebt sich mitsamt meinem Rumpf und meine Beine tragen ihn zu meiner Tür, die meine Hände und meine Arme wieder schließen.

Meine Außenwelt paßt jetzt ganz gut zu meiner Innenwelt.





©Peter Alois Rumpf Juli 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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