158 Chef (25.7.)
Ein Hund bellt. Zwei Hunde bellen mit
sich überschlagenden Stimmen. Ein leichter Wind macht – wie so oft
– die Hitze erträglich. Menschenstimmen rufen und reden in
Sprachen, die ich nicht verstehe. Wie angenehm es sein kann, nicht zu
verstehen. Die kleinen, trockenheitstüchtigen Bäume wiegen sich in
der Brise, wie auch das schattenspendende Sonnendach aus locker
gewebten Plastikbändern. Das Weinen eines Kleinkindes geht beinah
ins Brüllen über, aber weit genug entfernt, daß es wie das Tuckern
des Hubschraubers noch zur Urlaubsfolklore der vertrauten
Strandgeräusche gehört. Das unruhig-konstante, auf und
abschwellende Dröhnen eines Jets bringt noch mehr Urlauber auf die
Insel. Auch hier das bekannte Schlurfen und dumpfe Klappern von
Schlapfen auf Sand und/ oder Steinen.
„Es ist schon herrlich, sich das Meer
einfach nur anzuschauen.“
Mein Blick verliert sich in den
Farbflecken der gottseidank schlampig gemalten Wohnwagenwand, denn
ich liege drinnen.
In der Früh hatte der Bäcker gefragt,
„wo ist Chef?“ und mich damit gemeint. Nicht nur deswegen könnte
ich ihn umarmen. Ich muß selber über meinen Geltungsdrang lachen,
noch dazu, wo er mit „Chef“ einfach den Mann einer Frau meint.
Aber es ist nicht nur Geltungsdrang.
„Ponedjeljak“ heißt Montag und
vier heißt „četvorka“.
Ich gehe mir eine vierte Badehose kaufen.
Während
ich überlege, welche Kluppen ich für welche Handtücher, für
welches Badezeug verwenden soll – schließlich hänge ich das graue
Handtuch mit grauer Kluppe, das grüngelbe mit einer grüngelben,
beide Kluppen in fast irritierender Farbintensität – auf –
scheint ein Gewitter aufzuziehen; es donnert ein paarmal heftig, aber
dann verzieht es sich wieder.
Jetzt
haben sie im kleinen Strandcafé
neben „unserem“ Wohnwagen, der nicht uns gehört, Lautsprecher
aufgehängt, an „unserer“ Sonnendachstütze, und mit
Preselmeierschem Rock'nRoll durchschallt, eine Musik, die ich
überhaupt nicht vertrage, und die in mir Aversionen auslöst.
Übung
in Loslassen und Gelassenheit und Gleichmut, frei nach Meister
Eckehart. Zum Trost lese ich „Sturm auf die neue Ball-Saison“ in
der Kleinen Zeitung. Was würde Meister Eckehart mit Presley und
Sturm Graz anfangen?
In
meinem Inneren spüre ich eine sanfte Schaukelbewegung, denn gerade
bin ich in einem mittelgroßen Schwimmreifen im oder auf dem Meer
gesessen. Hintern und Füße im kühlenden Wasser habe ich mich von
Wellen und Wind drehen, wiegen und treiben lassen.
Diese
typische Ferienträgheit hatte mich erfaßt; darum habe ich auch
herumgeschaut und gesehen, daß sich am weiten, weiten Horizont von
Südwest bis Südost eine wunderschöne Bank von weißen, üppigen
Wolkentürmen ausgebreitet hat, die im ungetrübten Sonnenlicht
freundlich leuchtet; viel zu weit entfernt, um hier den strahlenden
Nachmittag zu stören.
©Peter
Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite