Freitag, 14. August 2015

158 Chef (25.7.)


Ein Hund bellt. Zwei Hunde bellen mit sich überschlagenden Stimmen. Ein leichter Wind macht – wie so oft – die Hitze erträglich. Menschenstimmen rufen und reden in Sprachen, die ich nicht verstehe. Wie angenehm es sein kann, nicht zu verstehen. Die kleinen, trockenheitstüchtigen Bäume wiegen sich in der Brise, wie auch das schattenspendende Sonnendach aus locker gewebten Plastikbändern. Das Weinen eines Kleinkindes geht beinah ins Brüllen über, aber weit genug entfernt, daß es wie das Tuckern des Hubschraubers noch zur Urlaubsfolklore der vertrauten Strandgeräusche gehört. Das unruhig-konstante, auf und abschwellende Dröhnen eines Jets bringt noch mehr Urlauber auf die Insel. Auch hier das bekannte Schlurfen und dumpfe Klappern von Schlapfen auf Sand und/ oder Steinen.

„Es ist schon herrlich, sich das Meer einfach nur anzuschauen.“

Mein Blick verliert sich in den Farbflecken der gottseidank schlampig gemalten Wohnwagenwand, denn ich liege drinnen.

In der Früh hatte der Bäcker gefragt, „wo ist Chef?“ und mich damit gemeint. Nicht nur deswegen könnte ich ihn umarmen. Ich muß selber über meinen Geltungsdrang lachen, noch dazu, wo er mit „Chef“ einfach den Mann einer Frau meint. Aber es ist nicht nur Geltungsdrang.

„Ponedjeljak“ heißt Montag und vier heißt „četvorka“. Ich gehe mir eine vierte Badehose kaufen.

Während ich überlege, welche Kluppen ich für welche Handtücher, für welches Badezeug verwenden soll – schließlich hänge ich das graue Handtuch mit grauer Kluppe, das grüngelbe mit einer grüngelben, beide Kluppen in fast irritierender Farbintensität – auf – scheint ein Gewitter aufzuziehen; es donnert ein paarmal heftig, aber dann verzieht es sich wieder.

Jetzt haben sie im kleinen Strandcafé neben „unserem“ Wohnwagen, der nicht uns gehört, Lautsprecher aufgehängt, an „unserer“ Sonnendachstütze, und mit Preselmeierschem Rock'nRoll durchschallt, eine Musik, die ich überhaupt nicht vertrage, und die in mir Aversionen auslöst.
Übung in Loslassen und Gelassenheit und Gleichmut, frei nach Meister Eckehart. Zum Trost lese ich „Sturm auf die neue Ball-Saison“ in der Kleinen Zeitung. Was würde Meister Eckehart mit Presley und Sturm Graz anfangen?

In meinem Inneren spüre ich eine sanfte Schaukelbewegung, denn gerade bin ich in einem mittelgroßen Schwimmreifen im oder auf dem Meer gesessen. Hintern und Füße im kühlenden Wasser habe ich mich von Wellen und Wind drehen, wiegen und treiben lassen.

Diese typische Ferienträgheit hatte mich erfaßt; darum habe ich auch herumgeschaut und gesehen, daß sich am weiten, weiten Horizont von Südwest bis Südost eine wunderschöne Bank von weißen, üppigen Wolkentürmen ausgebreitet hat, die im ungetrübten Sonnenlicht freundlich leuchtet; viel zu weit entfernt, um hier den strahlenden Nachmittag zu stören.








©Peter Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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