160 Das Tau (27.7.)
Durch den Nadelwaldduft bin ich
gewandert, runter zum Ort, zum Hafen, zum Meer. Ich habe eine
romanhafte Reise gemacht, die in Griechenland begann, nach
Deutschland geführt hat, nach Chicago, St.Pölten, in die Schweiz
und wieder nach Griechenland. Darauf gleich eine zweite, die ins
Alter von dreizehn Jahren gegangen ist. Selbstporträt mit dreizehn
ist oder war ein Bild von mir. Voller Schwermut nach dieser
Geschichte, die ich nur zur Hälfte verstehe – ich meine die
Schwermut. Ist mein Leben mit dreizehn gekippt? Habe ich im Alter von
dreizehn etwas Wichtiges verloren? Die Unschuld? Mich selber? Meine
Träume? In der Geschichte hat es der Dreizehnjährige geschafft.
Beim fremdsprachigen Bankomaten
konzentriert Geld zu beheben, während mir zwei Alkoholiker dabei
zuschauen und in ihrer Sprache Kommentare abgeben - da sie dabei mich
anschauen, vermutlich über mich - hat mich ernüchtert und zu
fünfzig Prozent aus der Schwermut geholt.
Ein mittleres Boot stößt von der
Kaimauer ab und gleitet ruhig Richtung offenes Meer, bis es das Tau,
an dem es hängt, nach ein paar Metern ruckartig stoppt. Zwei Männer
knüpfen an den Tauen herum und diskutieren und stehen dazwischen,
die Arme wichtig in die Hüften gestützt. Dann knüpfen sie wieder.
Am Festland leuchtet die kleine Stadt
in der Abendsonne, sonst sind nur wenige Stellen beleuchtet.
Leute flanieren im kleinen Hafen auf
und ab, fast alle Touristen.
Das Geld habe ich fürs Essen geholt.
Wir gehen heute noch essen.
©Peter
Alois Rumpf August 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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