189 Mitternachtsglitzern
Plötzlich sehne ich mich nach
Glitzern. Es ist Mitternacht. Ich schaue umher. Der Vulkanstein
vom Vesuv glitzert nur ganz wenig, so wenig wie der Sternenhimmel draußen, der
von einer dünnen Wolkenschicht getrübt ist. Der Buchrücken daneben
glitzert mehr, weil das Buch in einer Hülle aus durchsichtigem
Plastik steckt. Die leere Mineralwasserflasche aus Fiuggi glitzert
auch leicht. Unten an ihrem Fuß. Es gibt mehrere Buchrücken und
Gläser, die glitzern, stelle ich fest. In den Gläsern hebe ich
Pflanzensamen auf, für meine „Blumenwiese“ am Fenster. Die
Lautsprecherboxen glitzern an ein paar Stellen; auch im CD-Stapel
glitzert es. Das Weihrauchfäßchen glitzert. Und die Deckenlampe mit
ihrer Glühbirne, momentan ohne Strom. Die Kupferrohre der Heizung an ihren
Biegungen und die Folie, in der meine Dienstpläne stecken. Die Hülle
eines Papiertaschentücherpackerls, in dem jedoch keine
Papiertaschentücher sind, sondern kleine Geschenke, Botschaften,
Glückwünsche meiner Kinder. Die Plastikhülle mit den Briefkuverts
glitzert auch.
Eine kleine Dose, von der ich nicht
mehr weiß, was sie enthält, vermutlich eine Creme. Auch die
Goldschrift auf dem Rücken der gesammelten Werke von Stefan Zweig
glitzert, so kann man „Zweig“ gut lesen.
Ein Fuß des Sessels, auf den ich meine
Tageskleidung ablege, glitzert auch noch leicht an einer Stelle.
„Das ist eigentlich alles.“ (Zitat
Daniil Charms)
©Peter
Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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