Montag, 27. April 2009

38 monstrare

Kürzlich ging ich zur Eucharistischen Anbetung in eine Kirche, in eine Seitenkapelle. Seit Jahrzehnten wieder einmal. Das Erste, was mir aufgefallen ist, war ein unangenehmer Geruch. Dann die gotischen Figuren: z.B. eine kokett lächelnde Madonna, die ein Zepter in einer ganz eigenartigen Geste hält. Auch bei den anderen nichts Erhabenes in den Gesichtern der Heiligenfiguren. Nur mürrisch, müde, ratlos, verzwickt oder verzweifelt dreinschauende Gestalten; sicher, man kann sich die Leute, die Modell gesessen sind, gut vorstellen. Aber Himmlisches kommt nicht durch. Auch der auferstandene Christus schaut wie ein verunsichertes, komisches Manderl in eigenartiger Hüftdrehung aus; nichts Kraftvolles, nichts Siegreiches, kein Glanz der Auferstehung. Allen haftet etwas Verstörtes oder schon Manieriertes an. Da merkt man, wie in der Gotik die Züge des Entarteten stärker werden und zwar verschränkt mit einer geistlosen Art von Realismus.
Jetzt kann ein gläubiger Mensch mit einem gewissen Recht sagen, dass bei der Eucharistischen Anbetung die Hostie, nicht das Drumherum wichtig sei. (Oder ist nicht doch jede äußere Form Ausdruck der inneren Verfasstheit, wie es bei Castaneda heißt? Oder wie W. Döbereiner sagt, dass jede Form eine inhaltliche Aussage ist?)
Aber auch die Monstranz – ich weiß nicht, aus welcher Zeit, möglicherweise modern, ich kann mich aber komplett irren – ist ein ungut bizarres Ding, dass an die Fassade eines Gebäudes, einer Kirche vielleicht, erinnert. Eine unpassende, ausgedachte Form, die die runde Hostie nicht zur Geltung, nicht zum Strahlen bringt, sondern sie einkastelt.
Die runde Hostie als Leib Christi soll ja vielleicht auch an den „hinter“ unseren fleischlichen Körpern anwesenden leuchtenden Körper erinnern, der mit der Unendlichkeit verbunden ist und den die Seher als leuchtende Kugel sehen. Eine runde oder ovale Form scheint mir angemessener, auch unabhängig davon, ob die Hostie den leuchtenden Körper und seine Ausstrahlung darstellen soll oder nicht, zumindest dann, wenn die Hostie, das heilige Brot, rund ist. Oder sagen wir so: es soll etwas Vollkommenes in der Welt dargestellt werden und wie es im Irdischen strahlt und aufleuchtet und zum Himmel emporstrebt. So wie in der Tradition doch oft die Monstranz mit einem Strahlenkranz versehen wurde um dieses Leuchten und zum Himmel sich Ausdehnen bildlich anzudeuten.


© Peter Rumpf 2009 peter_rumpf_at@yahoo.de