Freitag, 22. Dezember 2017

852 Wintersonnenwende

Die Tage werden wieder länger und ich weiß gar nicht, ob mir das recht ist. Es ist gerade erst dunkel geworden. Ich habe noch nicht geräuchert und bin noch nicht aus Angst vorm Krampus hinter dem kleinen Hügel im Schnee gelegen, bis die dunkle Gestalt wieder weg ist. Nichts. Nichts. Gerade habe ich erst die Blätter von den Bäumen fallen gesehen, obwohl ich ihr gelb und rot und braun Werden auch nicht mitbekommen habe. Ein paar Weihrauchkörner werden sich noch ausgehen, denke ich.







(21.12.2017)








©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 21. Dezember 2017

851 Nickeln

Technisch sauber nickeln können, war die Frage aus dem Nachmittagstraum, wobei nickeln nicht mit dem chemischen Element Nickel, sondern mit nicken zu tun hat. Das l ist ein Werkzeugsuffix: wie hanteln – die Hand als Werkzeug benutzen, füßeln – den Fuß als Werkzeug benutzen – habe ich schon lang nicht mehr gemacht – und köpfeln – den Kopf als Werkzeug benützen. Das ist kein Dialektwort, sondern hochsprachlich korrekt! Den Sportreportern, die beim Weiterleiten des Balles mit dem Kopf von „köpfen“ reden, sollte man die Rübe abschlagen, damit sie den Unterschied merken.

Übrigens: ob es ein Werkzeugsuffix gibt, weiß ich gar nicht. Ich habe den Begriff erfunden und außerdem habe ich das „nickeln“ in die falschen Reihe gestellt, es gehört zu „lächeln“, „schwächeln“, „handeln“, wobei hier das l eher ein Dämpfungssuffix (auch erfunden) wäre, das die jeweilige Tätigkeit versänftelt und weicher macht. Schließlich ist ein Handel – trotz allem – immer noch etwas anderes als ein Raub und eine handfeste Rauferei (beides etymologisch verwandt), auch wenn diese im Plural „Händel“ genannt werden können. Mein Wörterbuch spricht beim „lächeln“ von Verkleinerung zu „lachen“. Auch gut. (Es wäre schon eine große Lust, absurde Theoriengebäude mit erfundener Terminologie aufzustellen und … ach was! Beenden wir das!)

Heute morgen war jedoch die Frage - weil die Katze gehüstelt (!) und geniest hat – ob auch Katzen eine Katzenhaarallergie haben können. Hm? Ich muß schauen, daß ich mich nicht verzettel.












(20./21.12.2017)












©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

850 In Augen schauen

Die Ästlein des Zweigleins, das da auf dem Kaffeehaustisch in der schönen Vase steckt, und die über meine Melange ragen, empfinde ich in ihrer Nähe als tendenziell bedrohlich und schiebe sie weiter weg. Ein bißchen kalt ist es hier, aber egal, ich bin auf Gönnung unterwegs. Was nimmt man nicht alles auf sich, um gut zu sich selber zu sein. Ich gönne mir ein Frühstück im Kaffeehaus, auch wenn jenes zuhause eventuell gemütlicher wäre. Nein, das Serviert-Bekommen ist schon sehr angenehm.

Ich komme mir fast wie ein mündiger Bürger vor, wenn ich etwas bestelle, halbwegs zivilisiert esse (mein Schwachpunkt!) und inklusive Trinkgeld bezahle. Als wär' ich wer. Das alles ist bloßes Theater und ich bin ein Schwindler.

Alter Jazz vom guten Louis verstärkt mit seiner zurückversetzenden Kraft – in die Zeiten, als das Hoffen noch geholfen hat – den Eindruck, als hätte ich noch das Meiste vor mir und als würde es sich schon noch irgendwie ausgehen. Das mit Souveränität und Selbstbewußtsein meine ich.
In den alten Zeiten, als das Wünschen zwar nicht mehr geholfen hat, aber man hoffen konnte, daß es sich später! später! wenn ich einmal groß bin, wenn ich dann erwachsen, noch erwachsener sein werde, erfüllen wird.

Zurück in die Gegenwart. Durch einen neuen Gast kommen mir die Leute hier auf einmal verdächtig vor. Wie sie reden, wie sie grinsen oder eben auch nicht. Irgendwelche Geschäftchen? Ich bin eifersüchtig, eifersüchtig auf so viel Weltgewandtheit, wiewohl ich auch eine Angstkomponente heraushöre und aus den Gesichtern herauslese. Liebe Leser, das sind alles Projektionen, die aus meiner verdrehten Seele kommen. (Red' nicht so g'scheit, das machen Projektionen immer.) Ich bin ein Stimmungsjunkie und ein Voyeur, der auch sein Inneres voyeurisiert, ein Produzent absurdester innerer Filme. Echt schade, daß mir die Tatkraft fehlt, die auf eine echte Leinwand zu bringen. (Oder woraus bestehen heutzutage die Leinwände in Kinos?)

Plötzlich sehne ich mich danach, in Augen zu schauen. Normalerweise vermeide ich das panisch. Ich weiche dem aus wie der Pest. Aber jetzt. Aus der eigenen Fremdheit in die andere Fremdheit. Keine Angst, ich traue mich das nie und nimmer, höchstens von ganz weit weg. Und ich habe einen unschuldigen Blick gemeint. Aber soviel Unschuld kratze ich niemals mehr zusammen. Der Blick würde vielleicht tief unten unschuldig beginnen, aber bis er heroben und heraußen ist – nein, er wäre doch verseucht.







(20./21.12.2017)








©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

849 Ergebnisoffen

Jetzt liege ich schon zehn Minuten wach und warte auf den ersten Satz. Jeden, der mir verschwommen, bruchstückhaft oder als ganzer durch den Kopf marschiert ist, habe ich vorbeiziehen lassen; keiner hat mir gepasst. Also greife ich zu Trick siebzehn und schreibe hin, daß ich keinen brauchbaren Satz finde. Meistens genügt irgendein erster Satz, daß dieses Spiel los- und weitergeht. Aber jetzt bin ich wieder steckengeblieben; der Assoziations- und Schreibmotor ist abgestorben (als würde ich etwas von der Mechanikerei verstehen).

Ich warte wieder. Dieses Warten und Dösen habe ich sehr gern. Ich habe die Gedanken und inneren Bilder von der Leine gelassen und sie können sich austoben (als ob ich etwas von Hundehaltung verstünde). Diesmal scheinen sie sich jedoch auch bloß hingelegt zu haben.

Das macht nichts. Meine Schreibversuche sind ergebnisoffen. Ah! Jetzt gehen die Traumfetzen los; das ergibt meistens super Stoff. Der erste ist mir aber schon entglitten, ich sehe nur noch einen Kopf von hinten vor mir, an einigen Stellen mit glitzernden Kristallen überzogen, sagen wir, zwei Drittel der Kopffläche. Der lebt aber, der Mensch, gerade hat er sich bewegt.

Jetzt warte ich wieder. Meine Polsterung im Rücken ist nicht optimal eingerichtet, etwas passt nicht. Das lenkt mich ab. Ich versuche, das durch Neuschlichten der Pölster in Ordnung zu bringen.

So, besser.

Ich warte mit gezücktem Stift (ddu!!! (erhobener Zeigefinger) – ich bin kein Freudianer!)

Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich nie vom Christentum gehört hätte und auch von keiner anderen Religion? Besser oder schlechter? Wäre ich leichter oder schwerer unterwegs? Meine Last größer oder kleiner? Hätte ich auch Probleme mit meinem Kreuz oder wäre ich schon tot?

Zuerst merke ich es gar nicht, aber meine Ohren, die äußeren wie die inneren, lauschen andächtig einem über die Stadt schwebenden Flugzeug.

Unangenehme Szenen steigen auf. Ich will von diesen Erinnerungen nichts wissen. Ich versuche, diesen Schuldklumpen halbherzig wegzuatmen.

Ein Unfall in der Traumwelt. Die näheren Umstände habe ich nicht mitbekommen.

In meinen Fersen beginnt sich ein noch leichter Schmerz aufzubauen, besonders in der linken, aber ich habe eine geniale Idee: ich strecke meine angezogenen Füße aus.

Jetzt muß ich die Beine wieder anziehen, um meinem Notizbuch eine Unterlage zu geben, denn ich habe den Döbereiner in Unterhose vorbeigehen gesehen. Das kann ich mir und meinen Notizen nicht entgehen lassen: Döbereiner ist in Unterhose an mir vorbeigegangen. Mit gesenktem Kopf.

Ich vertreibe einen, der mir beim Geldabheben am Bankomat über die Schulter schaut. Er kommt wieder her und ich wende mich an das Bankpersonal, dem das aber völlig wurscht ist. Wahrscheinlich sind sie mit ihrem eigenen Personalabbau beschäftigt. Rette sich, wer kann.

Irgendein kranker Künstler – ich meine körperlich krank - … oh! weg! Beim Formulieren entschlüpft, zurückgeflutscht. Verdammt! Der hatte etwas sehr Interessantes gesagt, bevor er sich weggedreht hat. Irgendetwas zum Thema Befreiung. Das weiß ich noch.

(Gönnung! Ich gehe in ein Kaffeehaus frühstücken! (Eigentlich ist es ein Café, aber dieses Wort vermeide ich zu schreiben, weil das Einfügen des é vorallem in gleicher Schrift und Schriftgröße für mich computerisch minderkompetenten etwas umständlich ist.))









(20./21.12.2017)










©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 19. Dezember 2017

848 Egalitäres Herumliegen

Egalitäres Herumliegen. Das heißt, die Geschichte im Kreuz ist gleichberechtigt mit meiner Müdigkeit und nicht mehr wert als mein Hirn, das sich an meine Zukunftspläne für heute erinnern will, und überhaupt als meine übliche morgendliche Steifheit (nicht vergessen! Ich bin ein alter Mann! So ist das gemeint. Nicht wie im alten Witz, wo der amerikanische Journalist einen Chinesen fragt: „do you have elections?“ Und der antwortet: „yes, everly molning.“) und meine Aufmerksamkeit für die herandrängende, streichelfordernde Katze, und außerdem ist mir in diesem tramhaberten, bettlägrigen Morgennebel sogar die neue Regierung relativ egal (obwohl ich auch jetzt weiß, daß sich das ändern wird, wenn mein Bewußtsein aus dem Schlaf erst richtig aufgetaut sein wird).

Geräuschmäßig dominieren das schrille Surren in den Ohren, das Ticken des Weckers und das Schnurren der Katze. Sonst ist akustisch noch nicht viel los, was ich als äußerst angenehm empfinde und mir die Chance zu einem wenn auch kurzlebigen und vorläufigen inneren Frieden gewährt.

Ich habe mich darauf progammiert und verfestige diese Programmierung auch, daß es heute ein guter Tag wird. Die Tür, die sich unten halbwegs gelassen schließt und wieder öffnet und wieder schließt, verstärkt noch als Geräusch und als Ansage meine Friedenschance – ich bin mit allem da am Rande meines wahrnehmenden Wesens versöhnt.

Also: ich werde noch ein wenig im Bett liegen und schreiben oder lesen, nicht zu lange, dann aufstehen und unmittelbar vorm Frühstück einkaufen gehen. Dann habe ich frei bis zur abendlichen Betriebsweihnachtsfeier, was nicht heißt, daß ich nicht trotzdem einige anstehende Erledigungen zügig erledige, aber ein Kaffeehausbesuch ist angedacht (manchmal liebe ich gräßliche Modewörter!), wenn es sich ausgeht.







(19.12.2017)












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847 Es muß ja nicht elegant sein

Der Geschirrspüler unten ist mit seinem Programm fertig und gurgelt noch ein wenig herum. Und obwohl ich mich in meiner morgendlichen Geistesundiszipliniertheit ähnlich, eigentlich noch schlimmer sehe – mein Lebensprogramm ist vergeblich und erschöpft ausgelaufen – das Geschirr nicht wirklich sauber – ich gurgle vielleicht noch ein paar Jahre dahin, bis das Gerät endgültig den Geist aufgibt – ich habe mich noch nicht aufgegeben.

Eine pathetische Behauptung, ein pubertärer Satz, aber besser kann ich es nicht sagen: etwas in mir gibt nicht auf. Meine Seele ist schon müde, mein Herz verzagt, meine inneren Augen sehen kein Licht, meine Gedanken kreisen um das Schwarze Loch, dem sie nicht entkommen, aber etwas in mir gibt nicht auf. Ich komme keinen Schritt weiter, ich möchte alles hinschmeißen, meine Zukunft stelle ich mir furchtbar vor – arm und krank – wenn ich mir überhaupt eine Zukunft vorstellen kann, aber etwas macht weiter. Irgendwie. Es muß ja nicht elegant sein.









(14./15.12.2017)










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846 Ich sehne mich nach Frieden

So, wie ich es befürchtet habe. Lange war ich nicht in der Lage einzuschlafen. Erst weit nach Mitternacht. Und die ganze Nacht bin ich immer wieder aus dem Schlaf hochgeschreckt in Panik, den Wecker zu überhören (was noch nie passiert ist). Alles gute Zureden hat nichts geholfen. Diese Angst – schon seit der Kindheit eingeübt – ist in Fleisch und Blut übergegangen. Danke, blöde Welt der Nachkriegsfünfzigerjahre, die Scheiße, die ihr über mich geleert habt, werde ich wohl nicht mehr los. (Und diese depperte neue Regierung mit ihren schwarzen Pädagogik! „Zahlennoten und Disziplin“ – ich weiß genau, was damit in Wirklichkeit gemeint ist! Krieg gegen Kinder! 19.12.)

Unausgeschlafen und in innerem Alarmzustand – das Herz rast, Würgen im Hals – hocke ich da und versuche, mich zu beruhigen. Angst vor der Arbeit.

Ich sehne mich nach Frieden. Daß ich endlich in Frieden leben kann!









(13./14./19.12.2017)











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845 Meine Bücher gebe ich nicht her!

Es ist schon spät. Vor allem, wenn ich bedenke, daß ich morgen früh hinaus muß. Viel früher als sonst. Ich gebe zu, daß mich Angst und Nervosität anschleichen, wenn ich an das Weckerläuten denke (auch wenn es in Wirklichkeit eine sanfte Handymelodie ist).

Ich liebe nämlich mein langsames Aufwachen und Aufstehen. (Hoffentlich versäume so ich nicht die Auferstehung am Jüngsten Tag. 19.12.) Daß ich morgen früh aufgescheucht werden werde, macht mich ganz unruhig. Ich fange schon an, mir gut zuzureden, damit ich nicht in Panik verfalle, sondern einschlafen kann. Wie gut ich diese Angst kenne! Spätestens seit der Schulzeit. Mein halbes Königreich für ein selbstbestimmtes Aufwachen! (Bei mein Königreich muß ich lachen. Meine Bücher gebe ich nicht her!)








13./14./19.12.2017)












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Mittwoch, 13. Dezember 2017

844 Unten gehen Schritte

Unten gehen Schritte. Die Klospülung rauscht. (Ach! Komm runter von der ernsthaften Schiene. Versuche jetzt bitte nicht, mit Gewalt einen romantisch-tragödischen Text zu schreiben! Vielleicht steht einfach nichts an.) Die Katze schnurrt, die Ohren surren. Ich bin noch ein wenig hungrig, aber es ist zu spät zum Essen (0:15). Bald werde ich noch einmal aufs Klo gehen. Müde bin ich schon, also werde ich mich bald zum Schlafen hinlegen. Komm, es ist gut, mein Freund, du mußt ja nichts schreiben. Es ist okay! Es ist okay.
Du kannst ja noch ein bißchen bei den Gedichten herumblättern.









(12./13.12.2017)










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Dienstag, 12. Dezember 2017

843 Trümmer und Bruchstücke

Ich bin sehr verunsichert. Jetzt in der Früh, gleich nach dem Aufwachen, geht es schon los. Keine Altersselbstsicherheit. Kein Wunder, ich kann ja auf kein Lebenswerk zurückblicken, nur auf Trümmer und Bruchstücke und Mißlungenes. Oh, das wird Tag für Tag schwerer zu ertragen sein. Diese Last bekommt immer mehr Gewicht. Ich werde äußerste Demut brauchen, um das aushalten zu können und alle Bilder, Vorstellungen von mir selbst aufgeben müssen. Ich werde wirklich mit nichts sterben. Ich werde mit leeren Händen hinübergehen. Nichts wird da sein, auf das ich im letzten Augenblick mit Stolz oder Genugtuung zurückschauen werde können. Wie gesagt, ich werde äußerste Demut brauchen.

Das Leben, das sich vor meiner Tür abspielt, registriere ich am Rande. Ich selber fühle mich schon mehr auf der anderen Seite. Ich gehöre nicht mehr so recht dazu.








(12.12.2017)










©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

842 Gar nichts

An diesem Tag habe ich gar nichts zustande gebracht. Gar nichts. Meinen skizzierten Text über Erbsünde und Mariae Empfängnis im Lichte des Nagualismus der modernen Tolteken, den ich schon zu Mariae Empfängnis auf die Schublade stellen wollte, habe ich nicht ausgearbeitet. Zwei angefangene Texte – der eine darüber, wie mich die Übergriffe im Schisport, wie sie jetzt hochkommen und öffentlich werden, wie mich die beschäftigen und aufregen, der andere über meine momentane Sucht, mir ständig ein Lied von Morrissey anzuhören und welche Gefühle das auslöst – diese Texte habe ich weder überarbeitet, noch fertig geschrieben oder wenigstens verworfen.

Ich bin nicht spazieren gegangen, habe kein Konzert besucht. Ich bin gar nicht außer Haus gewesen, abgesehen davon, daß ich das Altpapier zum Container in den Hof getragen habe.

Nein, an diesem Tag ist nichts weitergegangen.

Wenn ich dem Ganzen da eine Überschrift geben müßte, ich würde „Resignation“ hinschreiben.









(10./11.12.2017)












©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

841 Ich bin süchtig

Ich bin süchtig. Süchtig nach Spent the Day in Bed von Morrissey. „Gut“, könnte man sagen, „das war ja absehbar, wenn man die Schublade öfters liest.“ Aber dauernd höre ich mir den Song an. Er drückt zur Zeit ganz meine Gefühle von Schmerz und Trauer aus. Wobei: der Text ist es nicht, den verstehe ich nicht gut genug. Es ist eher die Melodie, das Arrangement und die Stimme des Sängers. Abgesehen vom Titel verstehe ich vom Text nur das eine oder andere Bruchstück, wie I love my bed; to make you feel your life isn't your own; There's nothing wrong with beeing good to yourself.

Mir ist es nicht ganz geheuer. Ich meine, ich erlaube mir viele Halbheiten und fragwürdige Dinge, aber trotzdem. Ich werde gleich extrem mißtrauisch, wenn mir etwas so sehr gefällt und ich es so sehr liebe. Falle ich auf etwas herein? Und Süchtigsein ist Süchtigsein; nicht gesund. Ich kann meiner verletzten Seele einfach nicht trauen; ich fürchte, daß sie aus ihren Verletzungen heraus anfällig für Selbstbetrug ist oder sich über den Tisch ziehen läßt oder ständig sich verirrt, zumindest aber anfällig ist für Selbstmitleid. Das ist doch naheliegend.

So genieße ich mit schlechtem Gewissen. Wie mir sowieso in letzter Zeit dauernd zum Weinen zumute ist – obwohl ich nicht weine. Ich weine dann nicht.









(10.12.2017)









©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

840 Alles bewegt sich von mir weg

Alles bewegt sich von mir weg, auch die Menschen. Und ich begreife alles erst nachher. Vorher kapiere ich nichts. Auch nachher brauche ich lange Zeit zum Verstehen. Meine Kindheit zum Beispiel beginne ich erst jetzt zu begreifen. Nur als Beispiel. Und ich hasse die Schischulen, die Berghütten und den ganzen verlogenen Hüttenzauber. Unsportlich und bewegungsgehemmt wie ich war (Sieger sehen anders aus). Aber sensibel. (Jetzt könnten wir streiten, ob sensibel hier empfindsam oder empfindlich heißt.) Ich fürchte, ich wäre in einem Schiinternat oder beim Militär umgebracht worden – das war immer meine Angst – daß ich geopfert werde.

Heute fallen mir im Bücherregal die Blaus auf und das Schwimmbeckenbild hat auch einen Blauton. Vor allem, wenn ich es nicht direkt anschaue.

Es stimmt ja gar nicht, daß sich alles von mir wegbewegt: Kommt etwas auf mich zu, erschrecke und erstarre ich. So kann ich den verpassten Augenblicken nur nachschauen. Ich schaue meinen verpassten Gelegenheiten hinterher. Darum sehe ich alles sich von mir wegbewegen. Den Augenblick nicht beim Schopf gepackt und schon ist er weggetaucht.

Der kleine Wille der Katze, der so stark ist. (Spiel nicht blöd mit unnötigen Mystifikationen herum!)

(Wenn du nichts zu sagen hast, mußt du ja nicht schreiben.)








(6./7./12.12.2017)













©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 6. Dezember 2017

839 Ein Lob auf meine Depression

Aufreizend ausgebreitet liegt meine Unterhose schräg da hingeworfen oben am Kleiderberg auf dem Stuhl. Schaut geradezu kühn aus und frech. Der oberste Zipfel der Unterhose hat sich auch noch an die Konsole mit den Weihräuchergeräten gelehnt, so, daß der Eindruck entsteht, als würde sie diesen Zipfel selbstbewußt aufrecht halten. Eine Unterhose, die sich nicht demütig beugt und unterwirft (obwohl sie Unterhose heißt und ganz wirklich so geworfen wurde). Ansonsten ist meine Welt klein.

Meine kleine Welt. Das ist keine Idylle. Klein heißt kleinlich. Und ängstlich. Vorm Raufklettern und vorm Hinunterfallen. Vorm Attackiertwerden (unfreundlich) und vorm Reingelegtwerden (freundlich).

Aber jetzt fühle ich mich halbwegs sicher hier im Bett. An die Arbeiter vor der Wohnungstür mit ihrem Maschinen- und Gerätelärm habe ich mich einigermaßen gewöhnt, nur an ihren Zigarettenrauch nicht, der sich offensichtlich durch die Ritzen meiner Welt zu mir hereinschwindelt. Auch nicht an die Radioklänge, dieses morgendliche Optimismusgedudel, das durch die Tür hereindrängt. Das stört besonders meine Morgenstille, die knappen ein, zwei Stunden, an denen es hier normalerweise still ist (immer muß ich mich gegen Lärm behaupten). Mir ist jedoch meine Morgendepression beim Arsch lieber, als dieses kollektive Fröhlichkeitsgezappel aus den morgendlichen Radios beim Gesicht. Und die hysterischen Stimmen der Werbeeinschaltungen! Pfui! Nein, das sind lauter Süchtige und Abhängige, die so etwas brauchen, um in der Früh aufzukommen. Ich verachte Leute, die ständig ihre innere Leere zudecken und jede Stille zerstören müssen mit Aktivität oder Lärm oder schlechter Musik, weil sie die schmerzhaften Bilder und Erinnerungen fürchten, die in ihrer Stille in ihnen aufsteigen würden. (Frage: Steht mir eine solche Verurteilung zu? Antwort: Nein! Überhaupt nicht. Dennoch:) Ein Lob auf meine Depression. Sie traut sich wenigstens ansatzweise, sich der Vergangenheit und ihren wirklichen Auswirkungen in meinem Hier und Jetzt zu stellen. Ansatzweise. Ich bin ganz stolz auf sie!








(5./6.12.2017)













©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 5. Dezember 2017

838 Dieser Text ist es nicht

In Erwartung. In Erwartung eines Durchbruchs. In Erwartung einer blendenden Idee, einer wirklich blendenden. So, daß das Publikum für ein paar Minuten blind ist, als ob es ein paar Sekunden in die Sonne gestarrt hätte (die Blindheit vergeht dann wieder).

In Erwartung eines absolut gelungenen Textes. Ein Text, der alle umhaut und jubeln läßt, der mich schlagartig bekannt und erfolgreich macht. Nein, nein, mehr noch: der die Menschheit oder wenigstens unsere Kultur ein ordentliches Stück weiterbringt (also: dieser hier ist es nicht).
Möglicherweise ein Versepos. Oder ein Gedicht, das die ganze Welt enthält, die sichtbare und die unsichtbare, ganz verdichtet, daß sie in dem kleinen Gedicht ihren Platz hat.
Oder gar einen Roman. In Erwartung einer Idee zu dem großen Roman. Und ich habe dann den Mut, die Geduld, die Rücksichtslosigkeit, die Ausdauer, die Disziplin, die handwerklichen Fähigkeiten, die asketische Zielgerichtetheit diese große Idee wirklich auszuführen.

In Erwartung eines richtigen Geldsegens. Nein, noch besser: eines Glückregens. Glück regnet auf mich herab und alle meine verkümmerten, beschnittenen, verstümmelten, abgeschlagenen, vergessenen Anlagen, Begabungen,Talente, Fähigkeiten und Leidenschaften wachsen wieder und reifen nach. Spät, aber doch. Bloßes Geld nur, wenn es für das Glück zu spät ist; als Ersatz (ich meine, auch eine Depression kann man besser genießen, wenn man dabei ein wenig reisen, Kaffehaus sitzen, Essen gehen, Theater, Kino …  etcetera  … auch die Zeit, weil kein Job nötig … und so fort).

In Erwartung des wirklichen Durchbruchs, des entscheidenden. Durchbruch durch die einhüllende Membran zum Energiekörper.
In Erwartung des Zustandes der Ruhe und der inneren Stille. Frieden! Frieden vor allem mit mir selbst.

In Erwartung. In Erwartung … einfach eines Auswegs aus der Sackgasse. Von außen befreit oder von innen freigekämpft – egal. Allein, mit fremder Hilfe – alles egal.

In Erwartung des Todes. Der Tod, dessen Anwesenheit zu spüren mir eigentlich den nötigen Drive geben sollte.



Darauf ein optimistischer Morgen. Ich freue mich auf meine Vorhaben heute.







(4./5.12.2017)












©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 4. Dezember 2017

837 Mein Herz klopft nervös

Mein Herz klopft nervös. Ich weiß nicht warum. Ich suche meinen inneren Horizont ab. Nichts. Wo kommt die Aufregung her? Ängstlich hocke ich im Bett. Am ehesten ein Gefühl von leeren Dejavus: ich habe das schon oft erlebt, aber keine Erinnerung an eine konkrete Situation. Seelisches Verzagen macht sich breit. Ich beginne tief zu atmen, um gegen die Beklemmung anzukommen.

Habe ich Angst vor Weihnachten?

Ach! Jetzt weiß ich's! Es ist die alte Lebensangst! Dieses würgende Gefühl kenne ich seit meiner Kindheit. Soweit ich mich zurück erinnern kann, war sie immer schon da.

Fast eine Erleichterung, den Namen zu kennen. „Heißt du Hinz?“ „Nein!“ „Heißt du Kunz (beim Notieren habe ich irrtümlich „Kunst“ geschrieben.)?“ „Nein!“ „Heißt du Lebensangst?“ „Jaaaaa!“ „Jetzt kennen wir uns schon so lange und du wirkst immer noch so frisch und jung, während ich mich alt, erschöpft und verbraucht fühle.“

Ja, das Leben ist ungerecht. (Diesen Redewendungen haftet immer eine gefährliche Eigendynamik an.)

Apropos „Kunst“: „My name is Peter Rumpf and I just finished writing a, a … a, ...“









(4.12.2017)








©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

836 „Sonne halt!“ (Konrad Bayer)

Am Dienstag werde ich Notizbücher, Kugelschreiber, Bleistifte und Kalender kaufen gehen. Ja, das werde ich tun! Außerdem frage ich mich, wie Castanedas Kurier geheißen hat. Emilio? Früher kannte ich das alles auswendig. Naja, nicht alles, aber ich wußte, ob die gesuchte Stelle im Buch auf der linken oder der rechten Seite, oben, in der Mitte oder unten war.

Ein komisches Gefühl steigt mir aus dem Kopf. Es kommt von unten in den Nacken und steigt den Hinterkopf rauf und dann – so kommt es mir vor – dampft es am Hinterkopf, aber knapp unterhalb der Schädeldecke, raus. Zumindest ist das die Hauptdampfaustrittsstelle.

Was ist das für ein Dampf? Woraus besteht er? Aus Seelenpartikel? Erinnerungsbruchstücken? Wutelementen? Sind das Wallungen?

Doch! Könnte ich jederzeit! - Oh! Ich habe den Faden verloren. Ich bin weit abgedriftet gewesen. Ich sammle mich neu.

Also: was geht in mir vor? (Achselzucken)
Was geht um mich vor? (Achselzucken)

Nichts Neues über der Sonne (zur Erklärung: es ist Nacht, ein Uhr, die Sonne ist unter uns).

„Sonne halt!“ (Konrad Bayer)









(3./4.12.2017)










©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 3. Dezember 2017

835 Ich bin stolz auf meinen Schreibtisch

Ich bin so stolz auf meinen Schreibtisch! Obwohl ich hauptsächlich im Bett schreibe. Am Schreibtisch „arbeite“ ich bloß mit meinem Laptop.

Ich bin stolz auf meinen Schreibtisch, weil er so voll ist. Von Zetteln, von ganzen Stapeln ist er zugedeckt und alles mögliche andere Zeugs liegt auf ihm herum (- darunter auch ein riesen Radiergummi mit der Aufschrift I Herz mistakes – was mindestens zur Hälfte gelogen ist).

Mein Schreibtisch schaut – auf einen ersten schlampigen Blick – nach viel Arbeit aus. Nach geistiger Arbeit. Ich bin soweit, daß mir der Schein genügt. Ja, sitze ich am Schreibtisch, habe ich das Gefühl: ich bin ein bedeutender Mann.

Denken tu ich dabei unter Umständen ganz etwas anderes – zum Beispiel: oije! - aber fühlen tu ich meine Bedeutung. Ja, ich bin in wichtiger Funktion!
(HerrGottnochmal, ich nehme mir meinen eigenen potjomkinschen Schreibtisch ab! Bin ich ein guter Schwindler oder äußerst leichtgläubig?)

Diese meine Bedeutung spüre ich am besten, wenn ich am Schreibtisch sitze und nichts oder nicht Besonderes tue, nur bin. Ich bin. Boah! Lässig nehme ich dann die Brille ab oder nehme sie in die Hand und setze sie auf oder tu mit den Zetteln herum. Entdecke ich zum Beispiel das leere Kuvert irgendeiner Briefsendung – Werbung, ich rede von Werbung – das ich beim Öffnen des Briefes einfach am Schreibtisch liegen gelassen habe, und nehme es jetzt in die Hand und stehe vom Schreibtisch auf und gehe zum Papiersack für Papierabfälle und werfe es dort hinein – sofort bin ich ergriffen von meiner Ernsthaftigkeit. Und es gelingt mir dann auch problemlos, zum Schreibtisch zurückzukehren und mich an ihn zu setzen und wieder andächtig auf die Zetteln zu starren. Was für eine Fülle von Arbeit! Dabei vermeine ich mit dem Entsorgen des Kuverts eine große Leistung vollbracht zu haben, die die Gewichte im Universum in die richtige Richtung geschoben hat. Geistig und materiell. Etwas Großes! Etwas Großes! Ohne Zweifel – ich bin ein bedeutender Mann!

Nur wenn ich das (als Österreicher reizt mich: den) Laptop aufklappe und einschalte, ändert sich alles. Dann besteht meine kosmische Hauptarbeit im Stapeln von Spielkarten, Abbauen von Bergen von Spielsteinen und Wegräumen von Kugerln.








(2./3.12.2017)








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Samstag, 2. Dezember 2017

834 Das nicht aufgeleuchtete Licht

Die Sperre wird eingerichtet. Ich habe die Idylle nicht allzusehr gestört. Fremd bin ich eingezohogen, fremd bin ich hier gebliebm. Ein wenig tut es weh. Draußen der erste Schnee auf den Dächern. Der Boden meist wieder aper. Ich muß jetzt nichts Negatives herbeischreiben.

Die Handwerker vor der ständig verschlossenen Wohnungstür bringen mit ihrem Tun Unruhe; mein Verstand muß mir immer wieder vorsagen: „die kommen nicht herein und die tun dir nichts!“ Außerdem sind es freundliche Leute. Das weiß ich, weil ich mit ihnen schon geredet habe.
Ich höre, daß einer mit der Leiter geht. Ich bewundere das, wenn jemand auf der Leiter stehend mit dieser gehen kann. Eine vage Erinnerung, daß ich das auch einmal konnte. In diesem Leben.
Ich soll das gekonnt haben? Das paßt nicht in mein Selbstbild. Wann und wo soll das gewesen sein? Eine verschwommene Erinnerung ohne Zeit- und Ortsangabe.

Aber so weit bin ich herunter gekommen. Ich glaube mir meine eigenen Erfahrungen nicht mehr. Und meine Erinnerungen sind ein einziger amorpher Brei. Auch meine Schreiberei erzeugt keinen Hoffnungsimpuls mehr. Aber ohne Hoffnung leben – unvorstellbar. (Ich bin sonst sehr gut im (Er-?)Finden von Hoffnungen)

Im Hier und Jetzt? Unvorstellbar. Ich will hier raus!
Oder ist mein „Jetzt“ von gestern und vorgestern und mein „Hier“ von dort? Das könnte sein! Dann wäre meine Hoffnung die, im Hier und Jetzt anzukommen.
Gut, wenn mir das nicht gelingt – das macht nichts – im Tod werde ich im Hier und Jetzt angekommen sein.

Also kein Stress! Du kommst dem nicht aus. Bruder Hain in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Die Geräusche an meiner Tür bedrohen mich gegen alle Vernunft. Ach, die Vernunft! Diese Vernunft.

Schöne Bilder habe ich hier. Schöne Bilder! Eine schwere Melancholie hat mich umfaßt und ich muß zugeben, daß ich sie liebe. Ich suche die Stille und die Ruhe zwischen dem – ich gebe es zu: sehr leichten – Schmerz. Ja! Ruhig und still. Ich tu nichts mehr. Ich will nichts mehr. Es ist wie es ist. Ich verabschiede mich schwermütig von allen Plänen, Hoffnungen, Erwartungen. Aber diese Trauer ist nicht unangenehm. Mindestens ist sie angemessen, denn es ist ja auch – was hochmütig klingt, aber nicht hochmütig ist – ewig schad um mich. (Als philosphisch-theologische Untermauerung dieser Aussage: auch mit mir hat „Gott“ irgendetwas vorgehabt; irgendetwas sollte durch mich in die Welt kommen. Irgendetwas Leuchtendes sollte ich in die Welt tragen; es ist schade um dieses Potential, da es nicht verwirklicht wurde.) (Also gut: nicht um mich ist es schade, sondern um das nicht aufgeleuchtete Licht.)

Mir ist etwas schwindlig. Als hätte ich begonnen mich aufzulösen.







(1.12.2017)









©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

833 Meine Ohren sind extrem gestört


Meine Ohren sind extrem gestört. Pfropfen aus festgepreßtem Lärm stecken noch in ihnen. Die Nachwirkung der Arbeit mit Headset. Das macht mich damisch und tumb und seelisch gleichgewichtsgestört.

Ruhe. Ich sehne mich nach Ruhe.








(30.11/1.12.2017)









©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

832 Kleine Notiz

Kann ich mit den modernen Jesus' etwas anfangen? Nicht wirklich. Mit denen aus dem 19. Jahrhundert auch nicht (eine halbe Ausnahme). Ansonsten ist Morgen und mein mir auferlegtes, aber nicht total eingehaltenes Schreibfasten scheint sich hemmend auf meine Phantasie und Assoziationskraft auszuwirken. Dann bleiben wir dabei und brechen das Schreiben ab.






(29.11.2017)









©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

831 Quittenmarmelade

Schade, daß ich mir das lange Haar ausgerissen habe! Irrtümlich. Ich habe geglaubt, es wäre ein Faden aus meinem Pyjama. Nein, nein, ich will etwas ganz anderes schreiben. Gestern oder vorgestern war da so eine Idee. Sie hat sich an irgendeiner Redewendung entzündet. Beide habe ich vergessen, die Idee und die Redewendung.

Aber ein Gefühl ist noch da. Mit fast so etwas wie einem Bild. Ein Bild jedoch, das ich nicht recht wahrnehmen kann. Ich sehe es vor mir, kann es aber nicht beschreiben. Eindeutig sehe ich etwas, aber was? Eine ganz ferne, dunkle Erinnerung, sodaß ich dabei schon in eine andere, eine Parallelwelt schaue. Das ist möglicherweise schon zu neunzig Prozent gedacht und nur zu zehn Prozent erinnert.
Es ist etwas anderes. Etwas anderes. Etwas anderes. Ich sehe beinah das Bild vor mir, Struktur und Farbe. Aber es ist nicht abstrakt. Es ist etwas da; ich kann es nur nicht fassen. Es fehlt nichts im Bild, es ist keine Leerstelle. Meinem Wahrnehmungsapparat fehlt etwas.

Jetzt verliert sich das alles und ich muß an etwas ganz anderes denken.

Das war vorhin. Aber inzwischen war ich fast eingeschlafen und mir ist Quittenmarmelade eingefallen. So heftig, daß ich davon ganz aufgewacht bin. Quittenmarmelade. Und wieviel Quitten man für ein Glas Marmelade braucht, das habe ich mich dann gefragt.









(28./29.11.2017)













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830 Das Schreibverbot

Ich werde mir eine Woche Schreibverbot auferlegen. Denn es ist zu viel. Nein, Nein, ich schreibe gern. Darum muß ich es mir ja verbieten. Wenn ich Notizbuch und Griffel in die Hand nehme – die Brille aufgesetzt – bin ich glücklich. Zumindest zufrieden. Aber jetzt muß einmal eine Unterbrechung her.
Ich sollte mir mehr Zeit zum Lesen nehmen und – ich weiß auch nicht – das Ganze professioneller angehen. Nein, das ist doch auch egal – was kümmert mich Professionalität – dafür ist es viel zu spät. Vielleicht weniger persönlich. Das kann ich jedoch auch nicht ernst nehmen; wie soll ich denn sonst anfangen?

Trotzdem. Eine Woche Schreibverbot. Morgen Vormittag stattdessen Tensegrity üben. Soll ein Krafttag sein – wenn ich mich nicht verzählt habe. (Ja, ich verzähle mich sehr leicht.)

Eine Woche Schreibverbot. Vielleicht staut sich dann ein ganz toller Text auf; einer, der mit durchschlagender Kraft daherkommt. Ein ganz starker Text. Das wäre was. Askese und Schreibfasten.

Wahrscheinlich wäre Fasten beim Essen auch nicht schlecht. Das geht jedoch nicht. Wenn ich wirklich faste, halte ich den Job nicht aus. Ich kenne das. Dann bin ich so empfindlich, daß ich wegen jedem Schmarrn gleich losheule.
Ja schade.
Bleibt also das Schreibverbot.









(26./27.11.2017)












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