838 Dieser Text ist es nicht
In Erwartung. In Erwartung eines Durchbruchs. In Erwartung
einer blendenden Idee, einer wirklich blendenden. So, daß das Publikum für ein
paar Minuten blind ist, als ob es ein paar Sekunden in die Sonne gestarrt hätte
(die Blindheit vergeht dann wieder).
In Erwartung eines absolut gelungenen Textes. Ein Text, der
alle umhaut und jubeln läßt, der mich schlagartig bekannt und erfolgreich
macht. Nein, nein, mehr noch: der die Menschheit oder wenigstens unsere Kultur
ein ordentliches Stück weiterbringt (also: dieser hier ist es nicht).
Möglicherweise ein Versepos. Oder ein Gedicht, das die ganze
Welt enthält, die sichtbare und die unsichtbare, ganz verdichtet, daß sie in
dem kleinen Gedicht ihren Platz hat.
Oder gar einen Roman. In Erwartung einer Idee zu dem großen
Roman. Und ich habe dann den Mut, die Geduld, die Rücksichtslosigkeit, die
Ausdauer, die Disziplin, die handwerklichen Fähigkeiten, die asketische
Zielgerichtetheit diese große Idee wirklich auszuführen.
In Erwartung eines richtigen Geldsegens. Nein, noch besser:
eines Glückregens. Glück regnet auf mich herab und alle meine verkümmerten,
beschnittenen, verstümmelten, abgeschlagenen, vergessenen Anlagen,
Begabungen,Talente, Fähigkeiten und Leidenschaften wachsen wieder und reifen
nach. Spät, aber doch. Bloßes Geld nur, wenn es für das Glück zu spät ist; als
Ersatz (ich meine, auch eine Depression kann man besser genießen, wenn man
dabei ein wenig reisen, Kaffehaus sitzen, Essen gehen, Theater, Kino … etcetera
… auch die Zeit, weil kein Job nötig … und so fort).
In Erwartung des wirklichen Durchbruchs, des
entscheidenden. Durchbruch durch die einhüllende Membran zum Energiekörper.
In Erwartung des Zustandes der Ruhe und der inneren Stille.
Frieden! Frieden vor allem mit mir selbst.
In Erwartung. In Erwartung … einfach eines Auswegs aus der
Sackgasse. Von außen befreit oder von innen freigekämpft – egal. Allein, mit
fremder Hilfe – alles egal.
In Erwartung des Todes. Der Tod, dessen Anwesenheit zu
spüren mir eigentlich den nötigen Drive geben sollte.
Darauf ein optimistischer Morgen. Ich freue mich auf meine
Vorhaben heute.
(4./5.12.2017)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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