829 Das kann doch wirklich nicht so schwer sein!
Heute ist der wirkliche „Heilige Abend“. Glaube ich halt.
Weil das eine Seherin des 19. Jahrhunderts behauptet hat und mir vorkommt, das
paßt besser. (Anna Katharina Emmerich sieht in ihren Visionen, das Jesus von
Nazareth am Katharinentag – 25.11. - acht Jahre vor unserer Zeitrechnung
geboren wurde. Aufgeschrieben wurden ihre Visionen von Clemens Brentano.) Der
Arbeiter im Stiegenhaus pfeift aber ganz unweihnachtlich.
Es ist schwer, völlig gegen den Strom zu empfinden. Obwohl
der Strom, insoferne er „richtig“ ist, immer schwächer, insoferne er „falsch“
ist, immer stärker wird. Nur, beim Datum wäre auch der „richtige“ falsch. Also
fühle ich gegen beide Strömungen an.
Ich weiß schon, für diese Theorie werde ich keine
Verbündeten finden; die Gläubigen wollen ihren Glauben oder ihre Aufgeklärtheit
nicht durcheinanderbringen, die Ungläubigen wollen das erst recht nicht (die
meisten „Ungläubigen“ glauben viel fanatischer und naiver als die meisten
„Gläubigen“). Dieses Weihnachtsfest muß ich ganz alleine feiern.
Clandestin sozusagen. So gesehen bin ich für mich allein meine eigene Sekte,
wie der Quirinus Kuhlmann zum Schluß, bevor er verbrannt wurde.
Wobei ich schon davon überzeugt bin, daß mein
„Glaube“ (der ganze Horizont an Bildern, Annahmen etcetera) der Wirklichkeit
angemessener ist, als der vom Kuhlmann (und vieler anderer auch). - Das
könnte ein böses Erwachen geben.
Ich will jetzt von diesem Weihnachtsthema und allem, was
dazugehört, wegkommen. Es ist mir unangenehm, mich so zu exponieren und
angreifbar zu machen, und ich habe es mit einigem inneren Widerstand
geschrieben, wenn ich ans Publikum dachte.
HimmelHerrGottnochmal! Was ist mit mir los? In was schreibe
ich mich da hinein? Ich schreibe mich um Kopf und Kragen. Wer kann das noch
ernst nehmen? Angst vor der Inquisition? Ja, durchaus. Also wie schreibe ich
mich da wieder raus? Mit einem geschickten Themenwechsel? Kann das noch den
Text retten? Ich glaube nicht! (Genug der Glauberei!)
Die Arbeiter draußen lärmen ganz profan. … Und wenn du jetzt
einfach aufhörst? Und den Text nicht auf der Schublade veröffentlichst? Das
kann doch nicht so schwer sein! Den Text durchstreichen. Du nimmst den
Kugelschreiber und machst über den Text einen kraftvollen Strich von der einen
Ecke der Seite zur anderen. Ob von links oben nach rechts unten oder umgekehrt,
oder von rechts oben nach links unten oder umgekehrt ist egal. Das kann doch
wirklich nicht so schwer sein!
(24.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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