825 Und, was jetzt?
Und, was jetzt? Nachdem ich wiedereinmal einen kurzen,
erschreckenden Blick auf mein Leben geworfen habe und mich frage, was aus der
Verpuppung geworden ist. So, wie es ausschaut: nichts. Und was jetzt?
Alltag. Du wirst ein bißerl schreiben und lesen. Vielleicht
sogar üben, die Wäsche abfertigen, am Computer hängen, Essen, dich für die
Arbeit zusammenpacken, hingehen, wahrscheinlich zu Fuß, dich dort abmühen, froh
sein, wenn die Schicht vorbei ist, nach Hause fahren, aufgekratzt sehr spät
schlafen gehen.
Die Wäsche habe ich schon in die Waschmaschine gestopft; mit
dem Schreiben komme ich nicht weiter; nächster Punkt: lesen.
Und heute? Neuer Tag, neue Chance.
Ich verhalte mich ruhig. Ich höre dem Leben zu, ich lausche
geradezu, nicht gierig, auch nicht neugierig. Einfach so. Kommt ein Stichwort,
das mich auf die Bühne ruft? Fast nie. Aber ich bin pflichtbewußt und
sprungbereit; wenn man mich ruft, komme ich. Ansonsten warte ich am Rand und
bin still. Denn eigentlich habe ich hier nichts verloren.
Ich verlasse wieder die bösen Worte und wende mich von den
bösen Gedanken ab und schaue mich um. Nichts Auffälliges. Ein neues Blatt an
der Wand – ist mir auch nicht aufgefallen, sondern eingefallen. Es ist mir
eingefallen, daß ich es gestern an die Wand genagelt habe (der Wind hat es
dreimal um mich herum geweht). Ich schaue genauer hin, einen kleinen Vorhof aus
Licht scheint es zu haben. Zu flüchtig jedoch, um eine eindeutige Aussage
machen zu können.
Ich lache innerlich um meine lächerlichen Bemühungen.
(“lachen um“? Wie komme ich auf diese eigenartige Formulierung? Gut, probieren
wir sie aus.)
Unten wird die Stiegensperre eingelegt und auch sonst
einiges zurechtgerückt. Das würde ich auch gerne, in meinem Leben so einiges
zurechtrücken. Aber nur, wenn es nicht anstrengend ist. Anstrengen will ich
mich nicht mehr.
Ich schließe die Augen. Ich sehe faszinierende Farb- und
Musterspiele. Die Augen nach innen, die Ohren nach außen; nur mit dem Surren
weiß ich nicht wohin.
Ein paar peinliche Versuche für eine Geldbeschaffungsaktion
von früher fallen mir ein (wo man fast
ein wenig rot wird, wenn es einem auch für sich allein einfällt), so in
Richtung Bettelbriefe. - damals mit dem Flair des „armen Künstlers“ vor meinem
ungute Gefühl legitimiert. Aber der Künstler hat nicht gehalten, was er
versprochen hat, ich habe selber nicht so stark dran glauben können.
Interessant, daß ich mir die Rekapitulation so schnell als
unmöglich habe ausreden lassen. An Gläubigkeit jedenfalls hatte es mir dabei
nicht gefehlt. Da sieht man, daß Gläubigkeit an sich nicht viel hergibt und
nicht allzuviel nützt. Höchstens als Radikalstarter. Höchstens.
Die Regentropfen beginnen gerade mit ihrer Blechmusik, und
hören gleich wieder damit auf, als ich das erzählt habe. Na geh! Wer wird denn
gleich so empfindlich sein?!
Nein, anstrengen will ich mich nicht mehr. Nur mehr
schlafen, essen, lesen. (Das Internet lasse ich jetzt weg, das paßt nicht so
recht zur suggerierten Idylle – also nicht darauf reinfallen, liebe Leserin,
lieber Leser!)
(20./21.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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