Dienstag, 21. November 2017

825 Und, was jetzt?

Und, was jetzt? Nachdem ich wiedereinmal einen kurzen, erschreckenden Blick auf mein Leben geworfen habe und mich frage, was aus der Verpuppung geworden ist. So, wie es ausschaut: nichts. Und was jetzt?
Alltag. Du wirst ein bißerl schreiben und lesen. Vielleicht sogar üben, die Wäsche abfertigen, am Computer hängen, Essen, dich für die Arbeit zusammenpacken, hingehen, wahrscheinlich zu Fuß, dich dort abmühen, froh sein, wenn die Schicht vorbei ist, nach Hause fahren, aufgekratzt sehr spät schlafen gehen.

Die Wäsche habe ich schon in die Waschmaschine gestopft; mit dem Schreiben komme ich nicht weiter; nächster Punkt: lesen.


Und heute? Neuer Tag, neue Chance.
Ich verhalte mich ruhig. Ich höre dem Leben zu, ich lausche geradezu, nicht gierig, auch nicht neugierig. Einfach so. Kommt ein Stichwort, das mich auf die Bühne ruft? Fast nie. Aber ich bin pflichtbewußt und sprungbereit; wenn man mich ruft, komme ich. Ansonsten warte ich am Rand und bin still. Denn eigentlich habe ich hier nichts verloren.

Ich verlasse wieder die bösen Worte und wende mich von den bösen Gedanken ab und schaue mich um. Nichts Auffälliges. Ein neues Blatt an der Wand – ist mir auch nicht aufgefallen, sondern eingefallen. Es ist mir eingefallen, daß ich es gestern an die Wand genagelt habe (der Wind hat es dreimal um mich herum geweht). Ich schaue genauer hin, einen kleinen Vorhof aus Licht scheint es zu haben. Zu flüchtig jedoch, um eine eindeutige Aussage machen zu können.

Ich lache innerlich um meine lächerlichen Bemühungen. (“lachen um“? Wie komme ich auf diese eigenartige Formulierung? Gut, probieren wir sie aus.)

Unten wird die Stiegensperre eingelegt und auch sonst einiges zurechtgerückt. Das würde ich auch gerne, in meinem Leben so einiges zurechtrücken. Aber nur, wenn es nicht anstrengend ist. Anstrengen will ich mich nicht mehr.

Ich schließe die Augen. Ich sehe faszinierende Farb- und Musterspiele. Die Augen nach innen, die Ohren nach außen; nur mit dem Surren weiß ich nicht wohin.

Ein paar peinliche Versuche für eine Geldbeschaffungsaktion von früher fallen mir ein (wo man fast ein wenig rot wird, wenn es einem auch für sich allein einfällt), so in Richtung Bettelbriefe. - damals mit dem Flair des „armen Künstlers“ vor meinem ungute Gefühl legitimiert. Aber der Künstler hat nicht gehalten, was er versprochen hat, ich habe selber nicht so stark dran glauben können.

Interessant, daß ich mir die Rekapitulation so schnell als unmöglich habe ausreden lassen. An Gläubigkeit jedenfalls hatte es mir dabei nicht gefehlt. Da sieht man, daß Gläubigkeit an sich nicht viel hergibt und nicht allzuviel nützt. Höchstens als Radikalstarter. Höchstens.

Die Regentropfen beginnen gerade mit ihrer Blechmusik, und hören gleich wieder damit auf, als ich das erzählt habe. Na geh! Wer wird denn gleich so empfindlich sein?!

Nein, anstrengen will ich mich nicht mehr. Nur mehr schlafen, essen, lesen. (Das Internet lasse ich jetzt weg, das paßt nicht so recht zur suggerierten Idylle – also nicht darauf reinfallen, liebe Leserin, lieber Leser!)









(20./21.11.2017)














©Peter Alois Rumpf    November 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite