817 Sie beginnt ein wenig zu lächeln
Viel schwere Trauer ist in mir und gerade spüre ich sie
schmerzhaft. Ich muß mich jetzt entscheiden, ob ich darüber schreiben will oder
nicht. Die Entscheidung kann auch in zehn Minuten fallen oder in einer halben
Stunde.
Ich will die Trauer gerne ausdrücken, aber nicht erklären,
nichteinmal erzählen, was sie ausgelöst hat (nur ein kleines Alltagsproblem mit
einem Nachbarn). (Es gibt keine „nur kleinen“ … Was-Auch-Immer. Im Kleinen
zeigt sich das Ganze – und das kann weh tun, was sich da zeigt.)
Ich fühle mich für diese Welt überhaupt nicht stark genug.
Überhaupt nicht! Das tut so weh!
Es fällt mir ganz schwer, mich zu beruhigen. Ganz verstört bin
ich.
Einzelne kleine Elemente einer schönen, traurigen Musik
bewegen sich in sanftem Auf und Ab durch meine inneren Räume und trösten meine
verletzte Seele. Ja, diese innig klingenden Wellenbewegungen helfen. (Man
möchte ja glauben, daß alle irdischen Geschehnisse wie die Musik und die
Bewegungen der Planeten und des ganzen Universums in einer höheren Harmonie
ablaufen, daß sie von sinnvollen, nicht sinnlosen Gesetzen getragen sind.)
Ja, diese Musik hilft. Alles nur ganz schlicht, was ich da
innen höre, keine großen Symphonien, sondern Songs. Bruchstücke von ein wenig
zerbrochenen Liedern, von einer weichen, schönen, aber angsterfahrenen
männlichen Stimme gesungen, und die begleitenden oder eingeschobenen
Gitarrenriffs oder Bruchstücke der tragenden Gitarren- oder Baßmelodien.
(Momentan finde ich Gitarren ganz angemessen dafür.)
Langsam beginne ich, mich wieder aushalten zu können. Das
ändert nichts an der Trauer – die ist nicht eingebildet, sondern gehört zu mir
– aber sie wird heller; vielleicht kann ich sagen: sie beginnt ein wenig zu
lächeln.
(15./16.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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