Freitag, 10. November 2017

812 36,4 Grad

Es fühlt sich an, als hätte ich Fieber, das Thermometer zeigt aber bloß 36,4 Grad an. Die Surrerei läuft auf Hochtouren im Modus des Alarms. Ich finde mich weggetretener als sonst am Morgen nach dem Aufwachen.
Mein Husten unterbricht immer wieder und rücksichtslos die schrille Stille. Wie gesagt, die Ohren schreien wie nach einem stundenlangen Popkonzert. Wo war ich denn in der Nacht? Ich erinnere mich vage an einen therapeutischen Workshop. Zertanzte Schuhe finde ich nicht und von einem Popkonzert gibt es keine Erinnerungssplitter.
Der Blick der zwei Visionäre da vorne an der Regalwand ist heute mindestens so schrill wie mein Gesurre. Von wo her starren die mich denn an? Sie blicken jedenfalls von irgendwo außen in diese Welt hier.

Mein trockener, bellender Husten übersteuert immer und immer wieder meine Stimmungssensoren und ich muß warten, bis das System wieder auf Normalbetrieb absinkt.

Mir fällt im Zimmer hier das eine oder andere auf, das mir aber zu mühsam ist zu beschreiben. Zum Beispiel, daß die ausgeschaltete lampenschirmlose Deckenlampe so vorm Schwimmbeckenbild hängt, daß ihre Farben mit denen im Bild übereinstimmen: die weiße Glühbirne hängt vorm hellen Weiß des Schwimmbeckens; über diesem ein dunkler gelblich-grünlicher Farbton, der mit dem der metallenen Fassung davor ausgesprochen kompatibel ist; und dann darüber der gelblich-weiße Farbfleck der offenen Garage, der im Farbton gut mit dem letzten oberen Keramikstück der Lampenfassung übereinstimmt, die direkt vor diesem Farbfleck schwebt.

So, jetzt habe ich mich in die Morgenrealität geschrieben und stehe auf.

Nur das noch: eine Motte fliegt herum und ich kann in ihrer Herumfliegerei absolut keinen Sinn erkennen. Warum zum Beispiel setzt sie sich kurz auf den metallenen Fuß eines Sessels, während sich auf diesem Sessel ein ganzer Berg von Gewand stapelt, den sie – bis jetzt, wie es ausschaut – ignoriert? Weil sie müde ist? Und noch nicht eine Sekunde später ist sie wieder fit zum Weiterfliegen?









(10.11.2017)










©Peter Alois Rumpf    November 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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