809 Dieses mein kleines Glück
Ich warte, welche Bilder auftauchen. Aber keines paßt mir.
An jedem habe ich etwas auszusetzen und ich weigere mich, es zu beschreiben
oder als Ausgangspunkt zu nehmen.
Ich bin in meiner typischen Hock-Liege-Stellung im Bett, gut
zugedeckt, die Beine angezogen und das Notizbuch auf den Oberschenkeln
aufgelegt.
Ein Niesreflex löst ein feines Kribbeln in den Waden bis
hinunter zum Sprunggelenk aus. Ah ja! Der Uranus!
Mir kommt vor, heute bleibe ich kryptisch. Ein Versteckspiel
sozusagen. Ich will schreiben und nichts sagen. In meinem Kopf singen The B-52's
„Al- Al- Alkohol! Al- Al- Alkohol!“ - aber Achtung! Ich habe wegen meiner
schlechten Englischkenntnisse schon öfters englische Liedtexte völlig falsch
gehört und verstanden. Manche Irrtümer waren extrem peinlich (Statt „wind up
workin in a gas station“ irrrgendwas mit „fucking“ zum Beispiel im Jahre 1977).
Es sind dies wirklich meine schönsten und friedlichsten
Stunden, wenn ich nach noch zu kurzem Schlaf aufgewacht – heute habe ich dann
gleich die Blumen gegossen, nachdem ich vorher die Katzenscheiße vor meiner Tür
entfernt habe – in der stillen Wohnung jetzt wieder in der Hockstellung im Bett
liegend Zeit habe, wieder eindösen kann, oder lesen, schreiben …
Drei tiefe Seufzer bestätigen dieses mein kleines Glück.
Jetzt singen in mir die Red Hot Chili Peppers auf dem
Slane-Castle-Konzert, also mit dem Publikum, eine Passage und wiederholen sie
ständig. John Frusciante ist so schön angezogen und hat so schöne lange Haare
und Flea im Tod-Kostüm.
Wieder sinke ich in meinen Dämmerzustand zurück.
Das Hineinhorchen und Hineinfühlen in meinem Körper bringt
zu Tage, daß meine Muskeln um den Mund am stärksten beansprucht und fast
verkrampft sind und ich denke dabei gleich an einen steckengebliebenen,
säuglingshaften Saugreflex.
Jetzt spüre ich die angenehme Leere in meinem Gedärm. Und
wenn ich meine Aufmerksamkeit bewußt dort hin lenke, dann spüre ich meine
Fußsohlen, beim Abstützen meines schräg liegenden Körpers fest in die Matratze
gedrückt, regelrecht brennen.
Körpergrenzen auflösende, pulsierende und unsichtbare
Bewegungen umhüllen meinen Körper, aber immer wieder und abwechselnd meldet
sich eine andere Körperstelle und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich: die
Finger, die Hüfte … dann bin ich wieder weg und schwebe in verwirrenden, extrem
flüchtigen Traumbildern herum.
Und jetzt spielen Miles Davis und seine Leute ein paar
Phrasen von „Time After Time“.
(7.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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