Dienstag, 7. November 2017

809 Dieses mein kleines Glück

Ich warte, welche Bilder auftauchen. Aber keines paßt mir. An jedem habe ich etwas auszusetzen und ich weigere mich, es zu beschreiben oder als Ausgangspunkt zu nehmen.

Ich bin in meiner typischen Hock-Liege-Stellung im Bett, gut zugedeckt, die Beine angezogen und das Notizbuch auf den Oberschenkeln aufgelegt.

Ein Niesreflex löst ein feines Kribbeln in den Waden bis hinunter zum Sprunggelenk aus. Ah ja! Der Uranus!

Mir kommt vor, heute bleibe ich kryptisch. Ein Versteckspiel sozusagen. Ich will schreiben und nichts sagen. In meinem Kopf singen The B-52's „Al- Al- Alkohol! Al- Al- Alkohol!“ - aber Achtung! Ich habe wegen meiner schlechten Englischkenntnisse schon öfters englische Liedtexte völlig falsch gehört und verstanden. Manche Irrtümer waren extrem peinlich (Statt „wind up workin in a gas station“ irrrgendwas mit „fucking“ zum Beispiel im Jahre 1977).

Es sind dies wirklich meine schönsten und friedlichsten Stunden, wenn ich nach noch zu kurzem Schlaf aufgewacht – heute habe ich dann gleich die Blumen gegossen, nachdem ich vorher die Katzenscheiße vor meiner Tür entfernt habe – in der stillen Wohnung jetzt wieder in der Hockstellung im Bett liegend Zeit habe, wieder eindösen kann, oder lesen, schreiben …
Drei tiefe Seufzer bestätigen dieses mein kleines Glück.

Jetzt singen in mir die Red Hot Chili Peppers auf dem Slane-Castle-Konzert, also mit dem Publikum, eine Passage und wiederholen sie ständig. John Frusciante ist so schön angezogen und hat so schöne lange Haare und Flea im Tod-Kostüm.
Wieder sinke ich in meinen Dämmerzustand zurück.

Das Hineinhorchen und Hineinfühlen in meinem Körper bringt zu Tage, daß meine Muskeln um den Mund am stärksten beansprucht und fast verkrampft sind und ich denke dabei gleich an einen steckengebliebenen, säuglingshaften Saugreflex.

Jetzt spüre ich die angenehme Leere in meinem Gedärm. Und wenn ich meine Aufmerksamkeit bewußt dort hin lenke, dann spüre ich meine Fußsohlen, beim Abstützen meines schräg liegenden Körpers fest in die Matratze gedrückt, regelrecht brennen.

Körpergrenzen auflösende, pulsierende und unsichtbare Bewegungen umhüllen meinen Körper, aber immer wieder und abwechselnd meldet sich eine andere Körperstelle und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich: die Finger, die Hüfte … dann bin ich wieder weg und schwebe in verwirrenden, extrem flüchtigen Traumbildern herum.



Und jetzt spielen Miles Davis und seine Leute ein paar Phrasen von „Time After Time“.








(7.11.2017)











©Peter Alois Rumpf    November 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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