Samstag, 28. Oktober 2017

802 In Eisenstadt

Also: das Kabel, das an der Decke des Tunnels in kleineren Abschnittshängungen läuft, wirft mindestens fünf Schatten; verschieden starke, sehr schöne Schatten; fast durchsichtig bis dunkeldicht („dunkeldicht“! - was für eine elende Wortschöpfung in blöder, hundertwässriger Manier!).
Und das ist natürlich kein Tunnel, sondern der langgezogene gewölbte Raum einer Konditorei, vermutlich eine ehemalige Hauseinfahrt. Vermutlich. Genau weiß ich es – wie so vieles – nicht. Ich bin quasi ein Schreiberling des Ungefähren, deshalb zu recht als solcher klandestin (Momentan mein Lieblingswort). (Schließlich will ich auch nicht völlig vergeblich Theologie studiert haben.)

Übrigens: obwohl ich jetzt Kräutertee trinke, bin ich im totalen Kaffeerausch, nahe am Überschnappen. Wenn ich den Mund aufmache, höre ich nicht mehr auf zu reden. (Der Wundertäter hat sich entschlossen, nur mehr Vorträge zu halten.) (Meine arme Frau! Sie ist meistens meine einzige Zuhörerin.) (Außerdem entschuldige ich mich dauernd bei ihr für meinen Rededrang, was das Ganze noch blöder macht.) (Wenn man schon etwas Blödes macht, sollte man es konsequent machen, ohne sich zu entschuldigen und ohne sich immer wieder einzubremsen, wenn man dann doch - nach einer viel zu kurzen Pause - wieder von Neuem mit einem weiteren Durchgang anhebt.)

Und außerdem: wir sind in Eisenstadt. Nur damit Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Bescheid wissen. (Ich weiß ja auch nicht, wo die Informationspflicht aufhört und die Informationsbelästigung anfängt.) (Informationsbescheidenheit ist anscheinend nicht meine Zier.)

Schluß jetzt!

Was ich noch sagen wollte: der Bahnhof in Eisenstadt ist sehr klein, aber ausreichend.


Der Wind. Was macht der Wind? Der Wind schiebt zuerst einen Haufen Blätter vor unsere Füße – die wir am Bahnhof auf einem Bankerl in der Sonne sitzen, obwohl der Zug schon bereit steht – dann schiebt er den Haufen wieder von uns weg. Zuerst tut er mit den Blättern links herum, dann dreht er die auf der rechten Seite. Dann fängt er wieder von vorne an. Währenddessen erkläre ich meiner Frau, wo sie alle meine Passwörter – die gültigen wie die ungültigen – findet – für den Fall des Falles.
Gleich legt der Wind wieder einen Zahn zu und bläst einen Haufen Blätter in die Luft, dreht sie direkt vor uns im Kreis und, und, und … was? Sagt er etwas? Ärgert er sich? Amüsiert er sich?

So! Die Sonne ist weg. Wir sitzen schon im Zug. Ein kleines Stücklein eines Blattes hat sich draußen noch beim Zuklappen meines Notizbuches im selbigen verfangen und ich betrachte es jetzt, und für sich genommen ist es – eigenartig punktiert – eine schöne Welt für sich.

(Mein Gott! Ich muß aufpassen, daß mein Text im Kaffeerausch nicht völlig degeneriert und komplett blöd wird!) (Ich verstaue das Notizbuch besser im Rucksack.)








(28.10.2017)










©Peter Alois Rumpf    Oktober 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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