805 Einzelne Notizen
Allerheiligen. Früher habe ich dieses Fest gefeiert und mit
Freuden die Allerheiligenlitaneien angehört und mitgebetet und gesungen. Sie
waren mir immer zu kurz; ich hätte sie gerne viel länger und ausdauernder
gehabt. Mein Herz hatte sich geöffnet bei der namentlichen Anrufung so vieler
„Vorfahren“ und Vorbilder. Daß dabei viele geschönt waren, störte mich nicht.
Im Gegenteil: auch solche fragwürdigen Existenzen wie ich hätten dann eine
Chance.
Jetzt ist das alles verweht.
Was soll dieses teilverschmierte Blatt? Kann ich mir keine
leeren Blätter für die Notizen leisten? Doch! Aber ich trage noch eine
Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsmentalität in mir. Unter dieser
wahrscheinlich eine noch ältere Mentalität: man wirft nichts Brauchbares weg.
Auch beim Essen. Man wirft kein unverdorbenes Essen weg. Schon gar nicht Brot.
Wenn es hart ist, kann man es gewürfelt noch in eine Suppe geben. Zwar
verletzte ich diesen Anspruch immer wieder, aber … das gehört zu meinen Werten.
Zum Großteil empfinde ich diesen Wert als echt, aber er hat auch zwanghafte
Komponenten. Nicht ganz ausgereift.
Rette sich wer kann!, denke ich mir nach dem Aufwachen. Aber meine Propaganda mir selbst gegenüber
gelingt nicht, hilft nichts und rüttelt mich nicht auf. Mein Geist kommt nicht
in Schwung und meine Schreiberei versandet.
Und noch etwas: weil ich meine Texte nicht bei einem Verlag
zu veröffentlichen versuche, vermeide ich Kritik und kann mir einen gewissen
schreiberischen Größenwahn bewahren. Ich schreibe de facto ja wirklich nur für
meine Schublade. Ziemlich unbehelligt.
(1./2.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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