820 Die Katze meditiert
Die Katze meditiert gegen die Fußwand des Bettgestells hin,
indem sie aus einem Zentimeter Entfernung auf diese Holzwand starrt. Ich schaue
zum erstenmal in meinem Leben bewußt und mit voller Absicht auf den Schatten
einer Katze. Vielleicht war sie während ihrer Meditation auch eingeschlafen,
aber ihren Kopf hat sie dabei aufrecht gehalten. Das nur zur Einleitung.
Ich freue mich jedesmal auf das morgendliche oder nächtliche
Schreiben, gleich nach dem Aufwachen oder vorm Einschlafen, entweder – wie
jetzt – gleich nachdem ich mich ins Bett gelegt habe, oder kurz bevor ich das
Licht abdrehe. Ich freue mich und bin neugierig, was kommt.
Zuerst kommt eine kleine Ergänzung zum vorigen Text (Nr.
819) vom heutigen Nachmittag, der spontan aus einer Lektüre entstanden ist.
Dann … ja, wirklich, es taucht ein schüchternes Glücksgefühl
auf; eines mehr von der universellen Sorte, mit Kosmos und so und
Unendlichkeit.
Dann lache ich innerlich über meinen schnoddrigen Ton bei
dieser Beschreibung des Glücksgefühls („Ironie ist ein Idealismus, der sich
nicht traut.“ Romano Guardini).
Dann spüre ich – weil ich meine Aufmerksamkeit darauf
hingewendet habe – mein ständig schmerzendes Kreuz. Ansonsten bleibt es - ausgeblendet - so an der
Wahrnehmungsgrenze. Das geht natürlich nur in einer guten Phase, wenn der
ständige Schmerz nur ganz leicht ist.
Dann taucht der Impuls auf, den Tag jetzt bald abzuschließen
- vorher noch ein wenig zu lesen, auf das ich mich schon freue.
Also ich finde, daß ich den heutigen Tag gut zusammenräume
(schon mit dem Krankenstand im Rücken, der mir Erleichterung und - was die
Tagesleistung betrifft - Nachsicht gewährt). Nein, nein – ich räume ihn gut
zusammen; langsam, bewußt, friedlich.
Genauso – langsam, bewußt, friedlich – gleite ich in eine
angenehme und als rechtschaffen empfundene Müdigkeit.
(16.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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