821 Eine gerade Linie vertikal und eine gerade Linie horizontal
Kalt ist es hier.
In meiner typischen Schreibhaltung, die ihr alle schon
kennt, warte ich auf Eingebung und versuche mich gut zugedeckt warm zu halten.
Wie so oft schlafe ich dabei zu - sagen wir – neunzig
Prozent ein und kann dann die vorbeisausenden Bilder und Gedanken vom Schlaf
gelähmt nicht aufschreiben.
Ich bekomme am Rande meines nach innen gerichteten
Wahrnehmungsfeldes mit, daß meine Tochter zur Schule aufbricht. In die
Alltagswelt rauf schaffe ich es jetzt nicht und somit auch nicht so weit in
meinen physischen Körper hinein, daß ich ihr einen Abschiedsgruß oder einen
Schönen Tag nachrufen kann oder einen Segen hinterherschicken. Mein physischer
Körper bleibt unbewegt, mein Mund verschlossen und meine rechte Hand hält mit
Mühe den Schreibgriffel und die linke das Notizbuch. Aber mein Traumkörper
schafft es, seinen rechten Arm zu heben und das uralte Segenszeichen – eine
gerade Linie vertikal von oben nach unten und in der Mitte dieser vertikalen
Linie im rechten Winkel eine horizontale Linie von links, wo das Herz ist, nach
rechts zu ziehen. Diachron und synchron. Also von unseren Vorfahren her bis zu
unsere Nachkommen hin, segnend auf die Zukunft ausgreifend, von der
Unendlichkeit, aus der wir kommen, bis zur Unendlichkeit, in die wir
verschwinden werden. Und die Verbindung von Himmel und Erde; von dem, was sie,
die Erde und uns, ihre Kinder „von oben her“ hält zu dem, was sie (?) und uns von
unten her trägt. Und die horizontale Verbindung mit allem hier und jetzt auf
der Welt, den Mitmenschen und Mitlebewesen, den Steinen, dem Wasser, dem
Lebewesen Erde selbst und so weiter.
Erst nach einigem Gestrampel gelingt es mir dann, richtig
hier in dieser Welt aufzutauchen. Ja, denke ich mir, heute habe ich mehr Texte
als sonst zu bearbeiten und fertig zu machen (Isch mach disch fertig, Text!)
und besonders der eine scheint mir recht schwer; da werde ich viel daran
herumtüfteln müssen. Ich werde gleich nach einem soliden Frühstück –
schaumamal, ob ich's schon vertrage – mit meiner Schreibarbeit am Computer
beginnen.
(17.11.2017)
©Peter Alois Rumpf November 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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