Samstag, 2. Dezember 2017

834 Das nicht aufgeleuchtete Licht

Die Sperre wird eingerichtet. Ich habe die Idylle nicht allzusehr gestört. Fremd bin ich eingezohogen, fremd bin ich hier gebliebm. Ein wenig tut es weh. Draußen der erste Schnee auf den Dächern. Der Boden meist wieder aper. Ich muß jetzt nichts Negatives herbeischreiben.

Die Handwerker vor der ständig verschlossenen Wohnungstür bringen mit ihrem Tun Unruhe; mein Verstand muß mir immer wieder vorsagen: „die kommen nicht herein und die tun dir nichts!“ Außerdem sind es freundliche Leute. Das weiß ich, weil ich mit ihnen schon geredet habe.
Ich höre, daß einer mit der Leiter geht. Ich bewundere das, wenn jemand auf der Leiter stehend mit dieser gehen kann. Eine vage Erinnerung, daß ich das auch einmal konnte. In diesem Leben.
Ich soll das gekonnt haben? Das paßt nicht in mein Selbstbild. Wann und wo soll das gewesen sein? Eine verschwommene Erinnerung ohne Zeit- und Ortsangabe.

Aber so weit bin ich herunter gekommen. Ich glaube mir meine eigenen Erfahrungen nicht mehr. Und meine Erinnerungen sind ein einziger amorpher Brei. Auch meine Schreiberei erzeugt keinen Hoffnungsimpuls mehr. Aber ohne Hoffnung leben – unvorstellbar. (Ich bin sonst sehr gut im (Er-?)Finden von Hoffnungen)

Im Hier und Jetzt? Unvorstellbar. Ich will hier raus!
Oder ist mein „Jetzt“ von gestern und vorgestern und mein „Hier“ von dort? Das könnte sein! Dann wäre meine Hoffnung die, im Hier und Jetzt anzukommen.
Gut, wenn mir das nicht gelingt – das macht nichts – im Tod werde ich im Hier und Jetzt angekommen sein.

Also kein Stress! Du kommst dem nicht aus. Bruder Hain in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Die Geräusche an meiner Tür bedrohen mich gegen alle Vernunft. Ach, die Vernunft! Diese Vernunft.

Schöne Bilder habe ich hier. Schöne Bilder! Eine schwere Melancholie hat mich umfaßt und ich muß zugeben, daß ich sie liebe. Ich suche die Stille und die Ruhe zwischen dem – ich gebe es zu: sehr leichten – Schmerz. Ja! Ruhig und still. Ich tu nichts mehr. Ich will nichts mehr. Es ist wie es ist. Ich verabschiede mich schwermütig von allen Plänen, Hoffnungen, Erwartungen. Aber diese Trauer ist nicht unangenehm. Mindestens ist sie angemessen, denn es ist ja auch – was hochmütig klingt, aber nicht hochmütig ist – ewig schad um mich. (Als philosphisch-theologische Untermauerung dieser Aussage: auch mit mir hat „Gott“ irgendetwas vorgehabt; irgendetwas sollte durch mich in die Welt kommen. Irgendetwas Leuchtendes sollte ich in die Welt tragen; es ist schade um dieses Potential, da es nicht verwirklicht wurde.) (Also gut: nicht um mich ist es schade, sondern um das nicht aufgeleuchtete Licht.)

Mir ist etwas schwindlig. Als hätte ich begonnen mich aufzulösen.







(1.12.2017)









©Peter Alois Rumpf    Dezember 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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