834 Das nicht aufgeleuchtete Licht
Die Sperre wird eingerichtet. Ich habe die Idylle nicht
allzusehr gestört. Fremd bin ich eingezohogen, fremd bin ich hier gebliebm. Ein
wenig tut es weh. Draußen der erste Schnee auf den Dächern. Der Boden meist
wieder aper. Ich muß jetzt nichts Negatives herbeischreiben.
Die Handwerker vor der ständig verschlossenen Wohnungstür
bringen mit ihrem Tun Unruhe; mein Verstand muß mir immer wieder vorsagen: „die
kommen nicht herein und die tun dir nichts!“ Außerdem sind es freundliche
Leute. Das weiß ich, weil ich mit ihnen schon geredet habe.
Ich höre, daß einer mit der Leiter geht. Ich bewundere das,
wenn jemand auf der Leiter stehend mit dieser gehen kann. Eine vage Erinnerung,
daß ich das auch einmal konnte. In diesem Leben.
Ich soll das gekonnt haben? Das paßt nicht in mein
Selbstbild. Wann und wo soll das gewesen sein? Eine verschwommene Erinnerung
ohne Zeit- und Ortsangabe.
Aber so weit bin ich herunter gekommen. Ich glaube mir meine
eigenen Erfahrungen nicht mehr. Und meine Erinnerungen sind ein einziger
amorpher Brei. Auch meine Schreiberei erzeugt keinen Hoffnungsimpuls mehr. Aber
ohne Hoffnung leben – unvorstellbar. (Ich bin sonst sehr gut im (Er-?)Finden
von Hoffnungen)
Im Hier und Jetzt? Unvorstellbar. Ich will hier raus!
Oder ist mein „Jetzt“ von gestern und vorgestern und mein
„Hier“ von dort? Das könnte sein! Dann wäre meine Hoffnung die, im Hier und
Jetzt anzukommen.
Gut, wenn mir das nicht gelingt – das macht nichts – im Tod
werde ich im Hier und Jetzt angekommen sein.
Also kein Stress! Du kommst dem nicht aus. Bruder Hain in
seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Die Geräusche an meiner Tür
bedrohen mich gegen alle Vernunft. Ach, die Vernunft! Diese Vernunft.
Schöne Bilder habe ich hier. Schöne Bilder! Eine schwere
Melancholie hat mich umfaßt und ich muß zugeben, daß ich sie liebe. Ich suche
die Stille und die Ruhe zwischen dem – ich gebe es zu: sehr leichten – Schmerz.
Ja! Ruhig und still. Ich tu nichts mehr. Ich will nichts mehr. Es ist wie es
ist. Ich verabschiede mich schwermütig von allen Plänen, Hoffnungen,
Erwartungen. Aber diese Trauer ist nicht unangenehm. Mindestens ist sie
angemessen, denn es ist ja auch – was hochmütig klingt, aber nicht hochmütig
ist – ewig schad um mich. (Als philosphisch-theologische Untermauerung
dieser Aussage: auch mit mir hat „Gott“ irgendetwas vorgehabt; irgendetwas
sollte durch mich in die Welt kommen. Irgendetwas Leuchtendes sollte ich in die
Welt tragen; es ist schade um dieses Potential, da es nicht verwirklicht
wurde.) (Also gut: nicht um mich ist es schade, sondern um das nicht
aufgeleuchtete Licht.)
Mir ist etwas schwindlig. Als hätte ich begonnen mich
aufzulösen.
(1.12.2017)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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