Dienstag, 30. April 2024

3644 Ein Rasenmäher

 



15:19. Die Plane über dem weit aufgerissenen Erdhang der abgerissenen Flotowvilla bewegt sich regelrecht elegant im Wind: rollte sich sachte ein, breitet sich wieder aus, läßt Wellen durch ihren dünnen Plastikkörper laufen und schlägt manchmal hin und her. Ein Rasenmäher heult verzweifelt in der Nachbarschaft, dass ein Auto und ein Motorrad mit einstimmen. Als die vorbei sind, stirbt der Rasenmäher mit einem enttäuschten Schnaufer ab. Der Betreiber kennt jedoch keine Gnade und startet ihn von Neuem und zwingt ihn, wieder hoch aufzuheulen. Der Wind läßt die Schatten auf der Wiese hüpfen und wenn ich meinen zu Boden gesenkten Kopf hebe, sehe ich den Wind auch in den Bäumen und Büschen. Ich liebe dieses nachmittägliche Licht, obwohl es mir immer eine schwere Melancholie verpasst: der Tag beginnt sich zu neigen – und was habe ich erreicht, bevor die Finsternis kommt? Das Blau des Himmels ist so wunderschön vor dem sonnenlichtgelben Grün der Bäume, auch das scheint eine unerreichbare Schönheit zu versprechen, die mir fast das Herz zerreißt. Könnte es sein, dass es der ständige Lärm des Autoverkehrs ist, der mich hier festnagelt und mich nicht davondriften läßt? Das Rauschen in den Bäumen – so kommt mir vor – könnte ich mit hinüber nehmen. Aber nix genaues weiß man nicht. Ein Schauder läuft mir über den Rücken, ein Hund bellt kurz auf, ich werde hineingehen.


(27.4.2024)


©Peter Alois Rumpf April 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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