Dienstag, 27. Februar 2018

881 Ich habe keine Läuse!

Das Licht hat mich geblendet und ich bin müde, so müde. Der sensorische Eindruck, als würde etwas oben auf meinen Kopf und hinter dem linken Ohr herumkrabbeln. (Ich habe keine Läuse! Meine Glatze bietet nicht genug Schutz.) (Ich werde auch das letzte Medikament absetzen – vielleicht ist das eine Nebenwirkung.)

Meine Fotos an der Wand biegen sich von dieser weg. Meine Zähne beißen und mahlen im Leerlauf – lange merke ich es nicht. Jetzt erst spüre ich meine verkrampften Gesichts- und Kiefermuskeln. Meine Zunge fährt unruhig vor, hinter und zwischen die verbliebenen Zähne, bevor sie bereit ist, ein wenig still zu halten; auch sie angespannt als würde sie auf Lauer liegen.
Und wieder presse ich unwillkürlich die Zähne aufeinander.


Ich gehe mit meinen Träumen ins Bett; sie holen mich schon und greifen schon auf mein Bewußtsein über.








(26./27.2.2018)













©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

880 Struktur

Vor mir der gestreifte Berg, der in die verschwommene Wirklichkeit ragt.
Die laute Stille dieser Nacht. Wer ihr genau zuhört, merkt, sie ist der Ausläufer des ... des ... des … Urknalls.

Das Sausen und Surren trägt mich und die kleine, von der gestreiften Tagesdecke eingehüllte Erhebung meiner angezogenen Beine durch das Raum-Zeit-Kontinuum.
Ja, ja, ich schwindle. Ich weiß nicht, was das Raum-Zeit-Kontinuum ist. Ich habe nur ein Wort gesucht für das, das einen umgibt, für diese amorphe Substanz (?), durch die wir räumlich-zeitlich reisen.

„Amorph“ vielleicht auch nur, weil meine Wahrnehmung, meine Beschreibung nicht angemessen sind, mein Erkenntnisapparat müde und meine Brille verschmiert. Es ist naheliegend, daß es dahinter Struktur gibt. Oder?








(21./27.2.2018)










©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

879 Oder Monolog

Es ist Viertel auf Mitternacht und ich gestikuliere fröhlich mit mir selbst. Ich rede dabei nur innerlich, nicht äußerlich, um niemand von den Schlafenden aufzuwecken. (Schlafende Hunde ...) Das Gespräch führe ich – innerlich! nur innerlich! - mit den vagen, nebelhaften Gestalten von Stermann und Grissemann (– Mitternacht! Geisterstunde!) Sie fragen mich spöttisch: „Was soll 'Han?' heißen?“ Ich erkläre es. Im Dialekt gibt es ein „Hã“ - das Wort, das verwendet wird, wenn man nichts verstanden hat und auf das man meistens zu hören bekommen hat: „das heißt 'Bitte?' !“

Irgendwann vor Jahrzehnten habe ich einen Text gelesen – keine Ahnung mehr von wem, aber ziemlich sicher aus dem 19. Jahrhundert – wo dieses fragende und schwer in Buchstaben zu fassende, von oben herab verachtete Silbenwort mit „Han“ zu veredeln und in den gehobenen Sprachgebrauch einzuführen versucht wurde. Das habe ich mir gemerkt. Daran kann ich mich erinnern.

Es geht bei diesem verschwommenen Willkommen Österreich noch ein bißchen hin und her, spöttisch und zynisch. Ich bekenne meine Liebe zum Absurden und Hanebüchenen, der ich auch dieses „Han?“ verdanke und von der ich denke, daß ich hier damit punkten können sollte.

Wie gesagt, dabei fuchtel, gestikuliere und grimassiere ich vergnüglich und aufgeregt, bei diesem meinen stummen, inneren, mitternächtlichen Dialog.



Oder Monolog.









(20./27.2.2018)












©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 20. Februar 2018

878 Han?

Meine Wahrnehmung ist kalt. Nichts löst nichts aus. Oder ist mein Bewußtsein gedämpft? Tumb? Taub?
Von der Medizin? (Han? Du gescheit(et)er Medizinmann! Wenn du die Medikamenten-beipackzettel liest, wird dir schlecht. Aber der Appetit ist doch normal! („Essen und so?“ - aus einem Film der Duras)

Daß sich etwas abspielt, merke ich schon. Draußen tropft es ans Fensterblech, in ganz, ganz langen Abständen. Von einem Blick aus dem Atelierfenster weiß ich, es hat diese Nacht geschneit.

Und? Wie weiter? Keine Ahnung! Ich richte mich ein, auf  … ja, auf was?  (Auf die Winterolympiade in Pyeongchang im Fernsehen?)








(20.2.2018)












©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

877 Zensur!

Mein Atem geht rasselnd und die Gegenstände im Zimmer scheinen sich zu bewegen, wenn ich nicht aufpasse und sie im Blick behalte. Auch so ein Flimmern geistert herum. Die Beschreibungen wollen sich auflösen. Alles fließt/will fließen. Aber könnte das mein geschwächter Körper ertragen und mein müder Geist oder meine erschöpfte Seele aushalten?

Das Spiel ist verloren. Wie beim „Das Kaufmännische Talent“ (was für ein treffender Name!) oder DKT, wenn man schon fast alles verkaufen mußte und den Untergang so gut wie nicht mehr verhindern kann! (vergleiche: Das Gleichnis von den Talenten in der Heiligen Schrift!)

Es ist sozusagen – wenn ich einmal so richtig dick auftragen darf – eine Frage der Ehre, das verlorene Spiel trotz all dem zu Ende zu spielen.    Darüber muß ich jetzt selber lachen! Ich glaube mir nichts. Ich halte mich wirklich für einen miesen, kleinen … Zensur! Zensur!

Zensur!     Das kann man sich doch eh denken!








(19./20.2.2018)












©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


876 Ohrensausen

Ohrensausen. Es heißt Ohrensausen. Das Wort hatte ich schon verloren. Ich verliere immer mehr Wörter. Und wenn nicht ganz, dann muß ich elendslange herumkramen, bis mir das gesuchte Wort wieder einfällt.
Ich mußte einen Medikamentenbeipackzettel lesen, um wieder an dieses Wort erinnert zu werden. Das „Ohrensausen“ war komplett weg aus meinem Wortschatz.


Sagen wir ruhig: es kommt zu spät. Meine Schreiblust beginnt sich schon aufzulösen. Ich meine überhaupt, nicht nur heute. Ich bin keiner, der bloß für die Schublade schreiben kann. Ich brauche meine Auftritte. Zumindest muß ich mir solche vorstellen oder für irgendwann zusammen-phantasieren können. Aber meine Resignation breitet sich immer mehr aus. Das wird alles nichts mehr.








(14.2.2018)












©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

875 Verschissener Tag

Nichts. Ich meine, nichts, das sich so herauskristallisiert, daß ich es wahrnehmen und beschreiben kann. Ich rede von meiner Innenwelt. Die Frage war: was ist in mir? Dabei ist genug da. Wenn ich mir überlege, was an Bildern, Worten, Texten, Tönen ich heute alles reingezogen habe. Aus dem Internet heraus. Alles ist voll, unverarbeitet. Die Gedanken sausen herum, aber führen zu nichts. Wie habe ich heute beim Jandl gehört? In etwa: auch nach einem verlorenen Tag ist man erschöpft. Sicher ganz anders und besser formuliert und jedenfalls im Konjunktiv. „Aus der Fremde“ halt.

Was jetzt? Das ungute Gefühl nach einem verschissenen Tag ist kaum niederzuhalten. Kaum zu ertragen.







(2.2.2018)










©Peter Alois Rumpf    Februar 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

874 Licht

Ich ziehe die Rollo hinauf, obwohl ich noch im Bett bleibe. Ich will das Licht hereinlassen. Mit dem Licht kommt Ermunterung und Zuversicht.




(29.1.2018)








©Peter Alois Rumpf    Jänner 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

873 Punkt Mitternacht

Punkt Mitternacht. Draußen Wind. Was finde ich in mir? Nichts besonderes. Eine etwas unangenehme Pattsituation zwischen Müdigkeit und Aufgedrehtheit. Dieses typische ungute Gefühl beim Überschnappen oder Ausklingen des Kaffeerausches. Ich finde mich unecht, nicht bei mir (respektive nicht so ganz bei meinem vertrauten Innenleben). Unruhe. Als müßte ich etwas in mir zurechtrücken. Eine gehörige Portion Frust (Etwas in mir will immer, daß ich etwas weiterbringe). Ich muß für diesen Tag die Abrechnung machen: ich habe mich erholt, gut gegessen, mit meiner Familie schöne Zeit verbracht. Aber mein innerer Antreiber ist nicht zufrieden: ich habe Zeit verplempert und den Moment übersehen, wo es gepasst hätte, meinen Modus zu ändern. Wo will mich mein ständiger Antreiber hintreiben? Wo kommt er her?

Ich lausche. Surren, Schnurren und der Wecker. Der Wecker links. Dann kommt diese Hülle aus Surren um meinen Kopf. Rechts die Katze.

Mehr finde ich jetzt nicht heraus.








(28.1.2018)










©Peter Alois Rumpf    Jänner 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

872 Millimeterarbeit

Jetzt, knapp nach Mitternacht, fährt der Schmerz in meinen Rücken ein, daß ich mich nur mit zusammengebissenen Zähnen hinlegen kann. Sozusagen in Millimeterarbeit. Wollen wir nicht übertreiben: in Zentimeterarbeit.
Schmerzen waren die ganze Zeit da, aber plötzlich sind sie größer und stärker geworden; sie beanspruchen jetzt ein größeres Gebiet als sonst und nehmen meinen ganzen Oberkörper in Geiselhaft.
Ich kann nicht mehr denken, ich kann nur mehr flach atmen und vertrage keine Menschen um mich. Eigentlich auch keine Tiere, aber ich habe nicht den Nerv und nicht die Kraft, die Katze aus dem Zimmer zu jagen.

Ich werde mich gleich flach auf den Rücken legen – ich fürchte mich schon vor den Manövern, die notwendig sein werden, um mich in die Horizontale zu bringen – dann auf den Atem achten, sachte in den Rücken atmen versuchen, den verkrampften Brustkorb dehnen, das Atemeinzugsgebiet erweitern.

Auf geht’s!

Ach nein! Im Gegenteil: hinlegen. Sanft. Liebevoll. Langsam. Umsichtig. Bedacht.







(26./27.1.2018)











©Peter Alois Rumpf    Jänner 2018     peteraloisrumpf@gmail.com