Mittwoch, 30. November 2016

525 Ich glaube, ich stinke aus dem Mund

Mir ist schlecht. Aus einem unguten, fast realistischen Traum kommend, der mich enttäuscht, verbittert, wütend, ausgestoßen zurückgelassen hat, bin ich so aufgewühlt, daß mir wieder schlecht ist. Ich liege irritiert und fassungslos da.
Ich lasse die Kälte ins Zimmer herein, vielleicht rüttelt die mich wieder auf, oder besser zusammen und vielleicht bringt mir die frische Luft Erleichterung.
Ich beruhige mich nicht. Vergeblich warte ich mit krankheitsbedingter Geduld. Die Übelkeit hat sich in meinen Bauch gefressen wie der Traum mir in den Knochen sitzt.
Wegen der Kälte fängt es im Zimmer an mehreren Stelle zu knacken an. Ich schließe das Fenster.

Überhaupt hatte sich wieder Hoffnungslosigkeit breit gemacht und ich bin in Gefahr, in mein schwarzes Loch zu stürzen.
Zum wievielten Mal? Eine frustrierte Gleichgültigkeit – vielleicht gar nicht die schlechteste Reaktion – bewahrt mich davor, ganz abzurutschen.


Wenn ich die Augen geschlossen halte, meine ich, mein Blick geht leicht nach links; wenn ich die Augen öffne, merke ich, ich schaue geradeaus nach vorne.
Ich habe ein wenig geschlafen, meine Seele hat sich erholt, im Körper bleibt nur mehr die nackte, ideologiefreie Übelkeit zurück; eine Übelkeit ohne jedes Narrativ (;-)). Die ist so gut auszuhalten.

Ich schlafe nochmals ein und spreche dann zu meinem Chef, aber ins Träumerische übersetzt; meine Ansage auf Träumerisch. Ich glaube, es war nichts Romantisches, was ich zu sagen hatte. Die Rückübersetzung ist nicht möglich, denn 1.) habe ich vergessen, was ich gesagt habe, und 2.) kann ich hier bei uns kein Träumerisch.

Ja und leider – ich muß es sagen – ich glaube, ich stinke aus dem Mund. (Den Katzen macht das nichts aus; sie lassen sich – ganz ungewöhnlich – beide gleichzeitig streicheln.)

Noch etwas, wenn wir schon bei unappetitlichen Themen sind: wenn man nach dem Händewaschen zum Abtrocknen Handtücher verwendet, dann werden sie nach einiger Zeit dreckig, nicht wahr? Meine Frage: wo bleibt dieser Dreck, wenn man – wie in so vielen öffentlichen Toiletten – Lufttrockner verwendet? Hã!? Hat sich der in Luft aufgelöst? Hm?!

Mit freundlichen Grüßen und gute, gemütliche Besserung allen Kranken.





(30.11.2016)









©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 29. November 2016

524 Wundertäterfragment 25

„Hey Wundertäter!

Was tust du so herum?! Was fürchtest du? Die mariatheresianisch-josefinische Keuschheitskommission? Ein inquisitorische peinliche Befragung? Die stalinistische Hygienekommission?  Die Krankenstandsgestapo? Spinnst du?!
Dir war am Freitag Abend schon in der Arbeit schlecht, du bist dort schon fünf, sechs Mal mit schlechtem Gewissen und Angst vor einem möglicherweise wildgewordenen Supervisor aufs Klo gerannt; Samstag Vormittag hast du mit Kotzen, Durchfall und Schüttelfrost am Scheißhaus verbracht. Sonntag ist es gegangen und gestern war dir wieder den ganzen Tag schlecht. Du bis zum Arzt geschlichen und der hat dich untersucht und krank ge- und Medizin verschrieben und heute ist es schon besser, aber noch nicht gut. Also was willst du?!

Immer denkst du dir solche Sachen aus! Die Russen kommen und erschießen dich, oder die Nazis foltern dich und stoßen dich im Polizeigefängnis die Stiegen runter, daß es dir das Genick bricht, oder sie stecken dich ins KZ, oder der blauverstärkte Krankenkassenkontrollarzt und die blaue Polizei glauben dir nicht und attackieren dich und schlagen zu oder der IS kommt und köpft dich oder irgendwelche Rowdies  lauern dir auf und schlagen dich nieder!

Paranoia? Leidensmanie? He!?“

„Aber das alles hat es ja schon gegeben oder gibt es. Das war und ist ja real! Das Meiste davon.“





(29.11.2016)













©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

523 Krankenstand

Die Stille am frühen Morgen. Die surrenden Schwingungen um meinen Kopf wandern hin und her, von links nach rechts und von rechts nach links. Ich werde davon regelrecht umkreist. Dieser ovale Hörraum hat hat zwei Zentren: eines einen schwachen Dezimeter vor meinem linken Ohr und eines genau so beim rechten. Der linke Brennpunkt ist stärker, heller; der rechte dunkler, dumpfer und schwächer.

Man möge mich bitte nicht falsch verstehen, aber ich genieße den Krankenstand. Die Ansprüche der Welt und meines Ehrgeizes sind zurückgestellt, die Übelkeit ist wieder erträglich – ich darf mich ja auch im Schongang bewegen – und meine Seele, die darf sich ausdehnen. Sie genießt diesen Zustand der Kontemplation und des Friedens mit der Welt, und das alles unter der Supervision der Heilung. Das um einige Stufen stärker gestellte Surren stört mich nicht, ich schlafe warm und wann und wie ich es brauche, meine Seele und mein Körper erholen sich und ich schaue ihnen dabei zu.
Ich spüre in meinen Körper hinein, kann seine Signale wahrnehmen und beachten und lasse mein Empfinden sich auf die Krankheitsimpulse und betroffenen Gebiete einstellen. Ich habe Zeit, meinen Innenraum wahrnehmen, ohne gleich Interpretationen liefern zu müssen, und gehe so oft aufs Klo, wie es notwendig ist, ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich esse wenig und wie ich es vertrage.
Dieser auch offiziell handlungsreduzierte Zustand tut mir gut. Ich fühle mich darin auch geschützt.





(29.11.2016)












©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

522 Die liebgewordene nächtliche Stille

Die liebgewordene nächtliche Stille. Mit dem üblichen Weckerrhythmus und dem vertrauten monotonen Obertongesang der Ohren. Wie ich meine kleine, abgelegene Kammer liebe!
Tiefes, befreiendes Atmen. Ich bin nicht müde.

Was bereitet sich in den tieferen Schichten meines, unseres Daseins vor, um aufzutauchen? Was ist dort schon gegenwärtig, das morgen hier Gegenwart sein wird?

Meine linke Hand hält das Notizbuch etwas verkrampft und löst so ein ganz leichtes, feines Ziehen in der Herzgegend aus. Das passt nicht recht zu meiner Ruhe sonst, aber das ist die Hand, wo mir der halbe Daumen fehlt. Wenn ich mich darauf konzentriere, stelle ich dort immer einen leichten Krampf fest.

Ich staune immer wieder, wie es mitten in der Stadt so still sein kann. Ich freue mich darüber und lasse meinen freundlich gesonnenen Blick durch das Zimmer gleiten. Meine Augen genießen jedes Detail. Nichts stört sie, nichteinmal mein Staub. Doch, eine Stelle gibt es; aber ich halte sie gut aus.

Das ist mein Leben hier! Mein Gott, wie bin ich reich! Ich könnte lange so sitzen und um mich schauen. Nichts fehlt mir, nichts geht mir ab. Ich habe kein Bedürfnis, mich hinzulegen.
Ich merke, daß ich einen kurzen Moment die Zähne wieder zusammenbeiße. Welcher unbemerkte Gedanke hat das jetzt ausgelöst? Möglicherweise der, aus dieser Ruhe etwas zu „machen“. Jedenfalls ist es wieder vorbei.

Ich habe keine Pläne, keine Vorsätze, keine Absicht. Ich möchte nicht einmal behaupten, daß ich im Hier und Jetzt bin.

Jetzt werde ich müde und muß gähnen. Jetzt lege ich mich zum Schlafen hin.




(28./29.11.2016)












©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 28. November 2016

521 Der schöne Genitiv

Des Nachts.
Der schöne Genitiv.
Nein, ich will lieber auf tiefere Gedanken warten.


Des Morgens.
Das Plädoyer zur Rettung der Vogelscheuchen muß ich noch schreiben.
Die Frauen übernehmen zum ersten Mal die Verantwortung für die Wasserversorgung. Bisher konnten sie sich davor drücken. (Tja! Geträumte Sätze müssen nicht wahr und inhaltlich korrekt sein.)
Irgendwer ist auf Grund meiner Sätze ganz bleich geworden.
Ich drehe mein Handy auf als erster Schritt in den Alltag.
Die tieferen Gedanken kommen nicht, oder sie haben sich in der Nacht verloren. (Ich war ja im Schlaf dauernd unruhig, weil ich immer etwas aufschreiben wollte.)
(„Ich will luzide träumen“ könnte ich auch aufschreiben.)
Ich will luzide träumen.
Wenn nicht soviel zum Aufschreiben auftaucht, kann ich heute ja anderes erledigen.
Außerdem ist mir schon wieder schlecht.




(27./28.11.2016)












©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 27. November 2016

520 Türike

Türike heißt gar nichts. Es schaut ein wenig wie Türkisch und Türkçe aus, beziehungsweise nach einer türkischen Friederike; Tür und Türklinke klingen auch noch an, aber es heißt gar nichts. Leider.

Im Traum war ich wieder auf Reisen. Ich habe alle Fahrkarten, Visa, und sonstigen notwendigen Zetteln bei mir, aber meine Brieftasche und mein Kartenetui zerfallen mir bei lebendigem Leib, so daß wieder die Gefahr besteht, daß ich alles verliere und auf der Reise in größte Schwierigkeiten komme. Kann man halt nichts machen!

Vorgestern Abend hatte ich Durchfall, gestern in der Früh war mir dazu auch noch ganz schlecht und gestern Abend war alles wieder okay und nur mehr ein leiser Nachklang der Übelkeit da. Naja, wen interessiert das.

Also ich verstehe weder das erste, nicht das zweite, noch das dritte. Vielleicht sind die Welt und all ihre Erscheinungen, die sichtbaren wie die unsichtbaren, gar nicht verstehbar? Das klingt ein bißchen nach Größenwahn, zu glauben, daß die Welt nicht erkennbar sei und ihr keine immanente Ordnung innewohne, nur weil der eigene, beschränkte Verstand nicht zum Verstehen ausreicht.
Gut. Wenden wir uns wieder einem anderen Thema zu.

Ich lese in der heutigen Sonntagszeitung einen Bericht über ein Spital in der Steiermark, in dem auch sein ärztlicher Leiter zu Wort kommt. Der war am Gymnasium mein Klassenkollege. Jetzt scheint er ein gefragter Mann zu sein, denn als ich im Chor einmal einen Termin wegen Rückenprobleme absagen mußte, haben mir die russischen (nicht unbedingt russländischen) Mitglieder des Chores diesen Arzt als Spezialisten empfohlen. Wobei sie sich über das Bundesland, wo er ordiniert, nicht sicher waren und Salzburg vermutet haben. Auch dieser Irrtum paßt. Also dieser Schulkollege hat jetzt als Arzt einen internationalen Ruf.

Eine Szene mit ihm aus meiner Schulzeit ist mir noch genau in Erinnerung, wie eingebrannt. Es muß noch in der Unterstufe gewesen sein. Mein Kollege Arzt in spe wird vom Professor geprüft. Der Professor war ein bekennender Darwinist mit der damit oft einhergehenden ideologischen Engführung. Naturwissenschaftlich verbrämtes ideologisches Weltbild. Der Professor war ein Weiberer, trug einen Leninbart, aber ich habe ihn eher in der anderen Ecke des politischen Spektrums vermutet. Um es zu verdeutlichen: unsere Frau Professor Klassenvorstand hatte einmal gesundheitliche Probleme und war längere Zeit wegen einer Operation im Krankenstand. Das brachte unseren darwinistischen Professor dazu, in unserer Klasse zu verkünden, daß mit solchen Eingriffen die Auslese verfälscht werde und unsere Gesellschaft deswegen immer mehr degeneriere. Es hat das etwas vorsichtiger formuliert, aber das war seine Aussage. Und er hat dezidiert gesagt, daß früher – als die Zeiten noch nicht so dekadent waren (das ist jetzt meine Einfügung, aber ich bin sicher, daß er das so gemeint hat) – diese Frau nicht überlebt hätte.

Dieser große Naturwissenschaftler und großartige Selektor hat also den Schüler geprüft, und der Schüler – sichtlich ein wenig nervös, aber nicht mehr, als es in solchen Institutionen damals üblich – antwortet auf die Frage des Professors – bezüglich seiner Antwort nicht ganz sicher - “Könnte das nicht das XY sein?” Die Antwort war richtig, aber der Professor beharrt in aggressivem Tonfall: “Ist es das XY oder ist es das nicht!?”
Das “könnte” wurde als Antwort nicht geduldet. Männer dürfen nie und zu keinem Augenblick unsicher sein! Das verstößt gegen die Gesetze der Auslese! Solche Typen gehören “ausgelest”, aussortiert, selektiert. (Warum läßt man dann die Auslese nie selber machen?) Das war jedenfalls die Botschaft, die ich verstanden habe und die sich in mir eingebrannt hat.
Nun, unser Schulfreund hat das - wie es ausschaut - gut verkraftet; ich weiß auch nicht, wie sein familiärer Background war (wir waren eine Fahrschülerschule und viele wohnten recht weit voneinander entfernt), ob seine Eltern Akademiker waren oder sonst eine gute gesellschaftliche Stellung hatten oder wie sehr sie hinter ihrem Sohn gestanden sind.
Mir allerdings, der ich viel, viel unsicherer war als mein Kollege damals, ist diese Professorenaussage tief in meine ungeschützte Seele gefahren und ihre Botschaft lautete: solche wie du gehören weg! Noch dazu, wo auch bei mir zu Hause ein ähnlicher Wind geweht hat. Das habe ich so erlebt.

Es hat mit diesem Professor noch mehrere ähnliche Szenen gegeben; diese war kein Einzelfall.

Und noch etwas: Auffällig ist, daß diese großartigen Darwinisten und Darwinistinnen ihre verkündeten Auslesekriterien kaum auf sich selber anwenden. Punkt. Amen.






(27.11.2016)













©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

Samstag, 26. November 2016

519 Reaktionen und Feedback

Oh Gott, ist mir schlecht! Mir ist so schlecht und ich fühle mich ganz schwach. Beim Einkaufen mußte ich mich sehr zusammenreißen und meine Füße (in Österreich darf man zu den Beinen Füße sagen) haben gezittert. Darum habe ich mich ins Bett zurückgezogen um zu schreiben.

Es wurde an mich von berufener Seite der Vorschlag herangetragen, einmal etwas über die Reaktionen, Rückmeldungen und Feedbacks  auf meine Texte zu schreiben.
Warum nicht?
Ich habe treue Leser und Leserinnen meiner Schublade (www.dieschublade.at), bei denen ich mich auf diesem Weg bedanken will. Herzliches Vergelt's Gott! … oder einfach Danke!

Gerüchteweise gibt es Leserinnen, die sich treffen (!), um meine Texte zu lesen. Whow! Das muß man/frau sich einmal vorstellen!

Meine Abschiedstexte (Abschied Vater, Abschied Mutter) haben im familiären Umfeld anscheinend Entsetzen und Irritation, wenigsten Unbehagen ausgelöst. (Nicht hier bei mir in meinem unmittelbaren Umfeld). Wie ich nur so über meine Eltern schreiben kann! Ich lasse mich immer und sehr leicht verunsichern, aber letztlich muß ich sagen, ich war mir dann doch sicherer als vorher. Mich wundert es ein wenig – obwohl ich es bis zu einem gewissen Grad auch verstehe, daß nur zu diesen Texten familiäre Reaktionen gekommen sind, aber nie bei den Geschichten, wo ich mein kindliches Elend beschreibe. (Mit Ausnahme meines treuesten Lesers und Förderers. Lieben Dank, Berger vom Lawinenschutz!) Andere (außerhalb der Familie) wiederum haben mir gesagt, daß sie gerade diese zwei Texte für meine besten halten.

Von „außen“ ist zu einem (andern) Kindheitstext - als Beispiel - sehr wohl eine Reaktion gekommen: „Du hast es auch nicht leicht gehabt!“ Danke, Frau Br.. Danke für ihr Mitgefühl. In diesem Feedback ist kein falsches Mitleid, absolut kein (mit)jammernder Unterton, es bleibt sachlich, das Leiden wird nicht übertrieben oder überhöht, sondern nur wahrgenommen und anerkannt. Mehr braucht's eh nicht! Das „auch“ zeigt ganz richtig, daß ich nicht der einzige bin, und schon gar nicht einer mit einem besonders schlimmen Schicksal. Dieser Satz paßt genau so!
Ich schreibe und beschreibe einfach; ich sage damit ja nicht, daß ich es besonders schlimm gehabt hätte – im Vergleich mit anderen, und ich stehe sicher keinem und keiner im Weg, wenn er oder sie seiner- oder ihrerseits seine oder ihre Geschichte erzählt. Und ich werde immer sicherer, daß es legitim ist, seine persönliche Geschichte zu erzählen; ich vermute sogar, daß das mit der Geburt des Individuums zu tun hat, mit der sich unsere Zeit immer noch abquält. Aber genug davon. Wenden wir uns lustigeren Themen zu.

Ich vermute, daß es in Spanien eine Fan-Dependance gibt (¡somos escoceses!) und es gab auch Reaktionen (oder doch Einzahl? Reaktion?) aus Lateinamerika! Auch in der Schweiz vermute ich LeserInnen und in Deutschland. Genug der halb geschummelten Angeberei!

In Tirol wird gerade in Wörgl ein Text ausgestellt. Ja, ausgestellt! (Ich grüße meine LeserInnen im heiligen Land Tirol. Grüß Euch Gott!)

Ja und was noch? Ja, genau! Es gab Anfragen, warum ich in meiner rudimentären Literaturkritik (Nummer 512) so scharf und gnadenlos über den Dichter Johannes Fischamend herziehe.
Zunächst einmal, Fischamend ist eine Ortschaft östlich von Wien mit der Postleitzahl 2401, wo der Fluß Fischa in die Donau mündet und somit an diesem Ort in seiner bisherigen Gestalt sein Ende findet. Ich lese aber auch gerne „(Sternzeichen) Fisch am Ende“. Das habe ich mir so ausgedacht und angewöhnt. Das nur so nebenbei.

Warum gehe ich so scharf gegen das Gedichtfragment vom Fischamend vor? (Sonst bin ich ja nicht so streng und aggressiv – zumindest nicht in den neueren Texten nach dem endgültigen Bruch mit dem Döbereiner.) Naja. Ich meine … sagt einmal! Macht euch der Vergleich nicht sicher? Juan Ramon Jimenez, Dylan Thomas? Faselt und jammert der Fischamend nicht viel zu sehr herum? Aufgeblasenes Pathos? Geradezu pubertär! Es erinnert mich ein wenig an meine Teenager“lyrik“ aus meiner „Frühzeit“ (hahaha!). „Ich bin ein Versager“ - und das eine oder zwei Seiten voll. Oder „weil des de leit nit segn, daß ...“ Oder eppa nicht? Dabei soll dieser Gedichtscherben ein neuerer Text sein.
Ich mein', ich habe nichts dagegen, wenn ihr meine Kritik widerlegt und mich vom Gegenteil überzeugt! Gar nichts! Au contraire!
Mir wurde auch erzählt, daß jemand den Johannes Fischamend gegoogelt und nichts gefunden hat. Also ich habe einmal oder zweimal in Ö1 ein Radiointerview mit ihm gehört – nicht über Literatur! Nein, irgendwas anderes – und er ist mir sehr bekannt vorgekommen, wenn mir auch seine Stimme irgendwie fremd geklungen hat – ich habe ihn erkannt! Aber gut, das ist auch schon wieder einige Jahre her.

Und sonst? Was für Reaktionen hat es noch gegeben? Bei einer öffentlichen Lesung sollen sich angeblich Leute vor Lachen zerkugelt haben. Angeblich! (Glaubt ihr das? Ich nicht!) (Übrigens! Kennt wer eine brauchbare Lokalität, wo ich unkompliziert, auch gegen ein nicht allzu hohes Entgelt, eine Lesung abhalten könnte? Bitte melden!)

„Und sonst? Was wurde noch alles an dich zu deinen Texten geschrieben?“
„Geschrieben? Wieso geschrieben? Ah so! … Geschrieben sonst eigentlich wenig. Hauptsächlich geklickt: gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! gefällt mir! - vom 15. November bis heute.“


Und danke, Übelkeit, die du mir heute einen solchen großartigen Text beschert hast! Danke!

Und dann war noch die Geschichte bei Castaneda, wo eine seiner Ex erzählt, ihr Mann … aufhört … immer so schlecht ist … … …






(26.11.2016)












©Peter Alois Rumpf        November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

518 Hammer und Sichel

Ich wache vom kurzen Schlaf auf und was sehe ich an der Wand? Hammer und Sichel. Aber nur kurz, dann verschwinden sie wieder in der Dunkelheit. Denn es ist Nacht.
Der Durchlauferhitzer pfaucht, röhrt, scheppert und heizt, sein grünes Lämpchen leuchtet. Ein letztes Aufflackern, dann ist es still.
Hammer und Sichel, denke ich mir, Hammer und Sichel, irgendetwas war daran anders.
Die Rundung der Sichel war oben und ihre offene Seite zeigte nach unten, und Hammer und Sichel haben sich mit ihren Griffen gekreuzt. Fast so etwas wie eine kommunistische Todesrune. Ob der Hammer auch nach unten gezeigt hat, wie bei den Todesanzeigen der Bergmänner, weiß ich nicht mehr. Dafür war die nachtschlafene Vision zu kurz. Egal, ich schlafe weiter. (Liberté, Egalité, Brut ... äh, Fraternité).





(25./26.11.2016)












©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 25. November 2016

517 Ich habe alle Zeit der Welt

Die Katze fragt mich, ob sie aufs Bett springen darf. Ich sage ja, sie zögert, schaut noch zum offenen Fenster hin, wo man das Regenwasser von Dach tropfen hört und kommt schließlich doch und hockt sich neben mich und erwartet ihre Streicheleinheiten. Die zweite Katze kommt kurz herein und blickt nervös herum; das schaut nach Streit aus, denn selten duldet die eine die andere und die andere die eine. Aber sie zieht schnell wieder ab und scharrt draußen im Katzenkisterl.

Ich habe Zeit. Ich habe alle Zeit der Welt. Es ist sieben Uhr früh und ich bin gut ausgeschlafen. Die Krähen rufen über den Lichtschacht, meinen Lüftungskanal zur Außenwelt, hinweg. Mein Schreibgerät ist schon voller Katzenhaare, aber ich bin ganz zufrieden. Ich genieße den Morgen, sein Dunkel, das immer lichter wird ganz langsam und allmählich.
So läßt sich's leben, wahrlich, so ist gut leben! Ich lache innerlich über mein übertriebenes Pathos, lasse es jedoch großzügig stehen. Ich wundere mich, warum ich heute in so kleiner Schrift schreibe, als müßte ich Papier sparen.

Ich muß kein Papier sparen. Mein Notizbuch ist noch ganz leer und drüben am Regal liegt noch ein komplett unbeschriebenes bereit.

Ich schließe das Fenster, denn die Luft wird kalt und ich huste. Die Katzen haben doch irgendetwas zu erledigen und hauen ab.

Ich gehe zu meiner fröhlichen Familie hinunter und wünsche einen guten Morgen. Wir besprechen kurz ein paar Sachen und dann ziehe ich mich wieder an meinen Arbeitsplatz hier im Bett zurück, während sie sich auf ihren Arbeitstag vorbereiten.

Meine Zufriedenheit und mein Gefühl, daß alles an seinem richtigen Ort ist, ruft irgendwo in mir Mißtrauen hervor. Ich lasse es zu. Es kann mir jedoch nichts anhaben, weil es aus dem vergangenheitsverhafteten Denken kommt und nicht im Hier und Jetzt verankert ist.

Im Hier und Jetzt huste ich, weil ich vor zwanzig Minuten das Fenster zu lange offen gelassen hatte.

Es ist jetzt deutlich heller, aber immer noch nicht hell.




(25.11.2016)













©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 24. November 2016

516 Wundertäterfragment 24

„Wundertäter! Hör einmal, Alter! Was meckerst du die ganze Zeit herum?! Dein Leben wäre nicht gut verlaufen? Spinnst du?!

Du hast in deiner Kindheit einen guten Grundstock gelegt bekommen, als du Ministrant wurdest und dabei in die religiöse Welt eingetreten bist und andächtig den Gottesdiensten beigewohnt und zum Beispiel die „Bubenweisheit“ immer wieder gelesen hast. Da wurde deine Nase genau in die Richtung gedreht, die dich interessiert, nämlich in Richtung Transzendenz. Dieser Spur folgst du bis heute. Im Zuge dessen hast du dir als Kind ganz allein deine Neigung, in Tagträume zu flüchten, abgewöhnt, in einem tapferen, konsequenten, klug und mit Geduld, ohne Fanatismus geführten wochenlangen Kampf – ohne jede Hilfe von außen, ganz für dich allein. Einfach indem du immer dann, wenn du merktest, vor allem vorm Einschlafen, daß du in Phantasien abgleitest, zu dir "nein" sagtest und dich so wieder in die Gegenwart zurückgeholt hast. Eine reife Leistung in dem Alter!
Du durftest trotz Widerstandes des Volksschuldirektors und mit Unterstützung einer Lehrerin bei deinen Eltern aufs Gymnasium gehen.
Damit es nicht zu eng und starr wird, wurde dir die Popmusik serviert mit allem Drum und Dran und du hast via Musicbox gut angebissen.
Du hast dann beim Studieren die interessantesten Leute kennen gelernt, vor allem unter den Studenten, die deinem Denken und deiner Artikulation entscheidende Impulse gegeben haben in unzähligen Diskussionen und Gesprächen in den Wohngemeinschaften oder in der Mensa oder beim Kodolitsch und dabei Kant, Hölderlin, Freud, Heidegger, Wittgenstein, Marx, Berger – Luckman und viele andere kennengelernt – ich kann sie nicht alle aufzählen. Sie haben dir alle geholfen, dich aus den geistigen Selbstverständlichkeiten deiner Kindheit zu lösen und deinen Horizont entscheidend zu erweitern. Du hast von einem betrunkenen, bekannten Universitätsprofessor und Literaten einen realen Tritt in den Hintern bekommen.
Du hast es ausgehalten, alles hinzuschmeißen und aus der Kirche auszutreten und ganz andere Wege zu gehen. Du hast dich unter dem Einfluß von und in intensiven Diskussionen mit feministischen  Studentinnen mit dem Thema Unterdrückung der Frau gründlich auseinandergesetzt, anfangs ganz naiv, dann immer verständiger. Du warst der Mitbegründer der – soweit wir wissen – ersten Männergruppe in Österreich.
Du hast dich dem Rausch hingegeben, seine Freuden und Leiden ausgekostet, dabei in besonderen Momenten die Hingabe des Ich an die Liebe zu Menschen und Welt empfunden und bist doch wieder davon weggekommen.
Du hast ein paar zum Teil unbedankte kleine „Heldentaten“ vollbracht (ich erinnere mich nur an eine!) (Naja, zwei) und du hast ein paar mutige, zum Teil richtige Aktionen durchgezogen – mit anderen und alleine.
Du hast es geschafft, dich tapfer aus dieser Szene zu lösen und wegzugehen, als es für dich nimmer gepaßt hat – wenn auch mit ein paar absurden Begleiterscheinungen.
Du bist trotz ursprünglicher Abwehr, aber in wacher Aufmerksamkeit – fast könnte man sagen über ein Omen – auf die Bücher Castanedas gestoßen, die dir endlich „deine“ Welt eröffnet haben, die für dich immer noch die beste Erklärung des Daseins, der Welt und des Menschen darin bieten, die du kennst, und die dich letztlich wirklich mit deiner christlichen Kindheit neu verbunden haben.
Du hast es riskiert, etwas ganz anderes zu probieren, trotz all deiner Angst davor. Auch wenn das gescheitert ist – es war eine Erfahrung und du kannst seitdem bis heute gut mit einer Handsäge sägen.
Du hast dich durchs Leben geschlängelt und bist trotz aller Widrigkeiten durchgekommen. Du hast dich in dir ganz fremden Arbeitswelten bewegt und es ausgehalten. Du hat überhaupt viel, viel Angst ausgehalten. Lebensangst und Existenzangst. Ich weiß, oft so starke Angst, daß du überhaupt nicht mehr weiter wußtest und du im Bett verkrümmt seitlich eingerollt gezittert hast. Du hattest dann beschlossen, dich auf den Rücken zu legen und dich deiner Angst zustellen und hast das geschafft.
Du hast Armut ausgehalten und einige beinahe ungeheizte Winter - runter bis acht Grad in der ärmlichen Wohnung – und hast trotzdem eine Ausstrahlung gehabt, daß dich keiner als Sandler angesehen hat. Du hast nach einem Zeckenbiß vierzig Grad Fieber alleine und ohne Arzt durchgestanden, weil du keine Krankenversicherung hattest.
Du hast Phasen der unfreiwilligen, aber schließlich akzeptierten Keuschheit mit der mit ihr einhergehenden Intensität an Welt- und Transzendenzerfahrung genießen können, aber auch Phasen intensiver sexueller Aktivität und rauschhafter Abenteuer von größter Intensität mit allen Freuden und Schmerzen.
Du hast die Astrologie gelernt bei einem Lehrer, der ein „Genie ist, wie es nur alle zweitausend Jahre gibt“ und dabei ungeheuer viel an Erkenntnis aufgenommen und hast es an einem 15.9. geschafft, astrologisch auszurechnen, wo am 16.9. in Wien neue Baustellen aufgemacht werden werden und es auch überprüft. Du hast dich auf diesen Lehrer ganz eingelassen und dich schließlich im härtesten, zähesten inneren Kampf deines Lebens wieder von ihm und seinem Sog gelöst.
Du hast schon früh die Musik kennen und lieben gelernt, zum Teil von wirklich kompetenten Begleitern, zum Teil ganz allein. Jemand hat dir einfach so seine ganze Plattensammlung geschenkt (Danke!). Du hast Bach, Barock, alte Musik, Klassik, Pop, ein wenig Jazz, Lieder, Volksmusik aus aller Welt und vieles anderes mehr kennengelernt, den Bela Bartok schon in deiner Kindheit und hast das Revolutionary Ensemble live erlebt – du bist erfüllt und komplett ergriffen dagestanden, von einer Intensität erfüllt, wie man sie nur selten erlebt. Oder das Art Ensemble of Chicago, die ihre Konzerte mit einer Minute absoluter Stille und konzentrierter Versenkung begonnen haben. Und viele, viele andere! Du bist da immer wieder auf die tollsten Sachen gestoßen und ich möchte schon sagen – du hast dir einen erlesenen Musikgeschmack geschaffen.
Und was du alles gelesen hast! Literatur, Wissenschaftliches, Philosophisches, Psychologisches, - ach, alles kann ich gar nicht aufzählen – Verstandenes und Unverstandenes. In deiner ärmsten Lebensphase hast du trotzdem ein Buch über den Nominalismusstreit an der Pariser Universität im 14. und 15. Jahrhundert, weil es da um die Entwicklung des modernen Realitätsbegriffs geht und dir das wichtig war, gekauft, obwohl es siebenhundert Schilling gekostet hat; wirklich vom Mund abgespart.
Du hast dich auf die Kunst eingelassen, tolle Filme gesehen, die wirklich den Geist einer Epoche einfangen, ausdrücken und transzendieren. Tanz, Performance. Die bildende Kunst, hast Max Weiler persönlich gesehen. Du hast dich regelrecht verführen lassen, selber zu malen und zu zeichnen, warst bei der interessantesten Künstlergruppe deiner Stadt zu dieser Zeit dabei und hast dort einiges gemacht, riskiert; hast da deine Bilder und Zeichnungen ausgestellt, ein Konzert veranstaltet, dich dort selber zehn Tage in ein Gehege gesperrt und bist auch wieder rechtzeitig von der Gruppe weggegangen. Du bist in drei, vier Jahren vom Anfänger zum in der Szene doch nicht ganz unbekannten Künstler avanciert, mit einigen Ausstellungen im In- und Ausland, Kritiken in Zeitungen und einer kleinen, kurzen Besprechung im Kunstforum und einem nachgeworfenen Parisstipendium. Du warst auf mehreren Malerwochen eingeladen, und auf einer hast du solch herrliche Performances hingelegt, daß die Teilnehmer und Innen drei Wochen durchgelacht haben und sich der Kulturreferent des Landes gewundert hat, wie du in seiner Anwesenheit in einen Mistkübel geköpfelt bist.
Es gab interessante Aktionen, an denen du aktiv mitgearbeitet hast und eine hast du selber initiiert.
Du hast es geschafft – durch einen Impuls von außen angestoßen – dein abgebrochenes Studium in einem schwierigen Alter und unter schwierigen Bedingungen abzuschließen und dabei wieder in die katholische Kirche einzutreten. Du hast es ertragen können, daß dir dein Studienabschluß in irdischer Hinsicht nichts gebracht hat – du hast schon kurz vorm Abschluß gewußt, daß er dir nichts bringen wird (außer, daß du jetzt mit Mag. Josef Wundertäter unterschreiben kannst) – und bist an der Enttäuschung darüber nicht zerbrochen. Du hast „tapfer gegen das eigene Empfinden“ (W.D.) ankämpfend versucht, in der Kirche wieder heimisch zu werden, du hast nicht gleich aufgegeben und die Unmöglichkeit dann doch demütig akzeptiert.
Du hast in deinen späteren Lebensjahren noch ein treues Weib gefunden, das dich liebt, und durftest - trotz allem vorher - nach den Freuden der Zeugung deiner Kinder auch ihre Geburten mit bis zur Trance gesteigerter Intensität als wahrhaft magische Momente erleben. Du konntest deinen Kindern beim Aufwachsen zuschauen, sie dabei begleiten und genießen und die Freuden und Herausforderungen der Vaterschaft erfahren. Du konntest die Schwierigkeiten und Freuden einer im Alltag sich bewährenden Ehe erleben, ihre Herausforderungen, Krisen, Glücksmomente und hast ihre Weiterentwicklung und das Vertiefen und Wachsen eurer Liebe erfahren dürfen, bis dahin, daß sie sich als Basislager für eure Lebensreise bewährt und den beiden Wandernden und Gefährten sowohl Schutz als auch Anregung zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit und Ermutigung und zahlreiche glückliche, erfüllte Momente schenkt.
Du hast bei „denen drüben“ schon einmal reingeschaut und hast dem immensen Druck dort in deren Welt standgehalten und dich nicht aufgelöst und bist wieder heil - wenn auch an zwei – zugegeben, nicht weit auseinanderliegenden - Orten zugleich  - zurückgekommen und hast instinktiv gewußt, wie du das wieder hinkriegen kannst.
Du hast mit weit über Fünfzig noch eine bescheidene, aber doch eine Anstellung gefunden, womit du überhaupt nicht mehr rechnen konntest und hast dann noch – auch das hast du dir überhaupt nicht vorstellen können – das Schreiben für dich entdeckt.

Was noch? Was habe ich vergessen? Du hast einem dichtenden „Bauer“ (oder einem bäurischen Dichter) in deiner Jugend auf seiner Party die einzige zu diesem Zeitpunkt anwesende Frau entführt.
Du bist vor Jahren auf die magischen Bewegungen gestoßen und hast heute entdeckt, daß man die auch barfuß am groben Atelierboden üben kann.
Du hast in deinem Leben gelernt, herzhaft über dich zu lachen, wenn schon nicht immer gleich, so doch in einem gewissen Abstand.
Du hast dich trotz eher schwacher Stimme – eine freundliche Anregung aufnehmend - getraut, in einem kleinen russisch-orthodoxen Kirchenchor zu singen, und dabei wunderschöne Momente von beinah mystischer Dimension erlebt.

Alter! Dein Leben ist randvoll und reich! Und du weißt, da fehlt noch viel in meiner Aufzählung. Freund! Hör auf mit dem Jammern, du Wundertäter ohne Wunder!“

Wundertäter: „Hör auf, so einseitig zu reden. Sonst werden die Götter noch eifersüchtig!“






(23./24.11.2016)















©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com


Mittwoch, 23. November 2016

515 Kein Boden unter den Füßen

Ich habe keinen Boden unter den Füßen. Mein labiles Gleichgewicht – jetzt, wie ich da im Bett knotze – kann jederzeit kippen. Denn ich weiß gar nicht, ob es richtig ist. Es fehlt innere Gewißheit. Mein Haus ist auf Sand gebaut und schützt mich nicht wirklich vor Regen und Sturm, schon gar nicht vor Erdbeben. Was heißt Haus! Die aus zusammengeklaubten Versatzstücken und irgendwelchen gefundenen Resten provisorisch in Panik und Lähmung zusammengenagelte Hütte. Es braucht sich nur einer anlehnen und sie fällt um. Das gibt eine massive Grundnervosität – kommt Regen? Kommt Sturm? Geht wer vorbei? Und wenn ja, was hat er vor? Wird er hertreten? Wird er Steine herschmeißen und die Wand stürzt gleich ein? Wird er mich von meiner Stelle, die mir nicht gehört, vertreiben? Und wenn einer daherkommt und sagt, „schau! So macht du das, und so!“ und gibt sich als kompetent und hilfsbereit aus, dann glaub ich ihm viel zu schnell, auch dann, wenn er keine Ahnung hat.

Und wenn ich einfach herumwandere? Schlimmstenfalls schwebe?




(23.11.2016)












©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

514 Vor Mitternacht

Vor Mitternacht. Es ist vor Mitternacht und ich liege schon im Bett. Wie ungewöhnlich! (Und wie uninteressant! Liebe Leserin, lieber Leser, vergiß nicht, ich schreibe zu meiner Rettung.)

Die Zähne presse ich wieder zu fest aufeinander. Obwohl es still und ruhig ist – ich merke, es gibt Spannungen in mir, die mir schon längst nicht mehr auffallen, so chronisch und selbstverständlich sind sie.
„Armes Kind!“, sage ich zu meinem inneren Kind, „noch immer so viel Angst und Zusammenreißen. Noch immer: nichts anmerken lassen! Noch immer: meine Umgebung würde es nicht aushalten.“

Doch! Ich atme tief. Es löst sich etwas. Mit dem Aushauch strömen auch verkrusteter Schmerz und abgelagerte Angst mit. Ein wenig. Ein klein wenig. (Man ist ja bescheiden! Oder?) Ich spüre es hinter den Augen.

Ich lächle leicht verwirrt vor mich hin. Ich will mir vorstellen, wie das ausschaut, wenn ich gerettet bin. Ich kann es mir nicht vorstellen.

Also ist alles gut? Ja. Es ist alles gut.





(22./23.11.2016)
















©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 22. November 2016

513 Ein schwarzer Punkt

Die Sing-Sang-Begrüßung weckt mich auf. Sie gilt nicht mir; ich bin schon da. Ich öffne die Augen nicht; ich höre bloß Geräusche.

Wenn ich zusammensacke, dann eher nach links; rechts habe ich die Mauer und eine kleine Wächterin.

Mein inneres und mein äußeres Auge wissen nichts voneinander, sie liefern verschiedene Bilder. Beim inneren Auge ist die Seite vollgeschrieben und meine rechte Hand ist schreibbereit aufgerichtet, beim anderen ist die Seite kaum beschrieben und meine Hand liegt auf dem Notizbuch auf.

Ich weiß, ich schreibe nur zu meiner Rettung; bringen wird es mir genauso wenig wie mein Studium. Zurecht, ich lebe kein großes Leben.

Vor mir habe ich jetzt einen schwarzen Punkt, in mir eine kleine Angst.








©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

512 Rudimentäre Literaturkritik

Ach! Mein Leben kommt mir so sinnlos vor
was hab' ich schon Wildes getrieben
die meiste Zeit über war ich verschreckt
da ist nicht viel über geblieben

(J. Fischamend; Mein Leben)


Au weh! Sehr „riskant“ vom Herrn Fischamend, die Strophe mit „Ach!“ zu beginnen. Ist das dichterische Impotenz oder Chuzpe? Beides wahrscheinlich.

Egal! Es paßt mir nur der Gedanke, daß ein nicht gelebtes Leben als sinnlos empfunden wird. Ansonsten geht mich das Ganze nichts an.

Wie großartig das jedoch Dylan Thomas ausdrückt:

Ich sehne mich fortzugehen
vom Geklapper verbrauchter Lügen,
vom Geschrei alter Ängste,
das schrecklicher wird, wenn der Tag
über die Berge schwindet ins Meer …

Ich sehne mich fortzugehen, aber ich fürchte,
etwas vom unverbrauchten Leben wird bersten
aus alten, am Boden brennenden Lügen,
die in der Luft explodieren und mich fast blenden.

(Dylan Thomas; zitiert nach Carlos Castaneda; Die Kunst des Träumens, S 206)


Wie ich überhaupt den bei Castaneda zitierten Gedichten und Dichtern immer nachgegangen bin. So habe ich auch Juan Ramon Jimenez für mich entdeckt – jetzt ganz oben auf der Liste meiner Lieblingsdichter -  so wunderbare Gedichte! Zum Beispiel:

Bin ich es, der nachts
durch mein Zimmer wandert, oder der Bettler,
der durch meinen Garten schlich
in der Abenddämmerung?

Ich sehe mich um
und finde, daß alles noch
gleich ist, und ist doch nicht gleich …
War das Fenster offen?
War ich nicht eben eingeschlafen?

War der Garten nicht blaß-grün? …
Der Himmel war klar und blau …
Und da sind Wolken
und es ist windig
und der Garten ist dunkel und traurig.

Ich glaube, mein Haar war schwarz …
Ich war gekleidet in Grau …
Und mein Haar ist grau
und ich bin gekleidet in Schwarz …
Ist dies mein Gang?
Hat diese Stimme, die nun in mir hallt,
noch den Rhythmus der Stimme, die ich einmal hatte?
Und bin ich ich selbst, oder bin ich der Bettler,
der durch meinen Garten schlich
in der Abenddämmerung?

Ich sehe mich um …
Da sind Wolken, und es ist windig …
Der Garten ist dunkel und traurig …

Ich komme und gehe … Ist es nicht wahr,
daß ich bereits eingeschlafen war?
Mein Haar ist grau … Und alles ist
gleich und doch nicht mehr gleich ...


(Juan Ramon Jimenez; zitiert nach Carlos Castaneda; Die Kraft der Stille, S 61f)

Und sein wunderbarer „Platero“ ist der sicherlich keine Kindergeschichte.

Das sind wirkliche Dichter!

Gut. Das genügt als heutige Abendbetrachtung. Die Bibel könnte ich noch zitieren, das Gleichnis von den Talenten. Der sie vor Angst vergräbt wird hinausgeworfen, wo „Heulen und Zähneknirschen herrscht“.


Ich komme aus einer kleinen Welt
Ihr könnt mich gerne verlachen
Ich habe mich nicht dagegen gestellt
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

(J. Fischamend)


Das ist erbärmlich! Außerdem viel zu viel „ich“!





(21./22.11.2016)














©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 21. November 2016

511 Sinabelkirchen

(Aus einem Traum erschreckt aufgewacht. Er hatte mit meiner Heimat zu tun; die Menschen dort waren uns feindlich gesonnen. Ich zittere noch, innen und außen. Und schlecht ist mir! Das Ganze sitzt mir noch als Kloß im Hals und als Druck im Bauch. Wie in Umklammerung hält mich diese Stimmung gefangen.)


Ich verzettel mich, obwohl ich meine Bemerkungen in fest gebundene Notizbücher schreibe. Ich verzettel mich. Tausend verschiedene Sehnsüchte zerren an mir, lassen mich herumtaumeln und keinen Weg zu Ende gehen. So komme ich nirgends an, obwohl alle Wege nach Rom führen. Oder nach Sinabelkirchen.

Nun, diese Attitüde ist lächerlich, denn wo ich sicher hingelangen werde ist in ein Grab. Ob im Sarg, oder in der Urne, ob biologisch abbaubar oder ausgestreut in die Enns in der Nähe von Trautenfels, auf ungefähr halber Strecke vom Schwarzen Weg bei Stainach zur Trautenfelser Ennsbrücke, direkt gegenüber dem Steirischen Wenzel, an der Stelle, wo ich, den mächtigen Grimming zur Linken und die Weite des Ennstales hier um mich, im weiten Kreis eingekränzt von den umliegenden Bergen, in schönem Abstand, wo ich oft zur Sandbank hinuntergestiegen bin am Ufer der Enns und öfters alle Kräfte und Mächte angerufen habe um Lebensglück. Also egal wo – in einem Grab, eng oder weit, werde ich landen.

Was aber wird meine Seele tun? Weitertaumeln? In mehrere Komponenten zerfallen, bis sie alle meine Sehnsüchte und Träume abgeklappert hat? Sich auflösen? Schnell oder erst in Jahrhunderten?

Jedenfalls – so glaube und hoffe ich ganz fest – wird sie alles sehen. Mein ganzes Leben wird an ihr vorbeiziehen;  sie wird die Chance haben, es ohne Scheuklappen anzuschauen. Alles, was ich erinnern kann, und alles, was ich übersehen, vergessen oder verdrängt habe. Ich hoffe wirklich, daß ich dann im Sterben die Rekapitulation meines Lebens noch wach, gefaßt und bewußt erleben kann, und nicht bei der ersten aufgedeckten Lebenslüge gleich auszucke und das Handtuch werfe und aufgebe, mich nicht gleich ängstlich und verzagt wie im irdischen Leben in die Dunkelheit fallen lasse. Denn nur dann werde ich alles verstehen. Meine erste, kleine Begegnung mit denen da drüben, wo ich diese Mächte und Gewalten schlotternd vor Angst und mit fast ganz abgewürgter Stimme angebrüllt habe (vgl. Nr 84 hier in der Schublade), gibt mir eine gewisse Zuversicht.




(21.11.2016)














©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Sonntag, 20. November 2016

510 Auf dem Weg von Admont nach Jerusalem

Auf dem Weg von Admont nach Jerusalem (vergleiche Bob Dylan; „Blind Willie McTell“) bin ich tief ins Abseits geraten. Es ist nur niemand da, der pfeift. Ich selber habe die Orientierung verloren.
Wo bin ich? Geht da noch ein Weg zurück? Ist das Spiel schon vorbei? Habe ich den Schlußpfiff verpaßt?
Ach, komm! Glaubst du im Ernst, du kannst sterben, ohne es zu merken? Angeblich soll es das geben. Ich kann es nicht recht glauben.

Egal! Vollkommen egal! Was kümmern mich Schiedsrichter, Abseits und Schlußpfiff. Ich gehe weiter, egal, in welche Richtung, egal, ob richtig oder falsch. Es geht nur ums Gehen. Richtig und falsch gibt es nicht. Ich bin endlich und umgeben von Unendlichkeit. Ich brauche nur weitergehen. Ich kann mich auch hinsetzen. Oder hinlegen und auf die Wolken oder die Sterne starren.
Nur nicht auf das Atmen vergessen, wenn du noch bleiben willst.

Meine Wege führen entlang der Musik. Dieser Baß …, diese Linie …, wie sich das Ganze hebt. Wie das klingt. … Und entlang der Trauer. Es ist viel Trauer in meinem Leben. Ich kann es und – ich glaube – ich will es nicht ändern. Denn es ist traurig, daß die Menschheit nicht im Paradieszustand lebt.
Sicher, ich „verweile“ bei dieser Trauer und nehme sie nicht als Herausforderung, aber „what shell's“ (hihihi).


Auf dem Weg von Admont nach Jerusalem schlaflos in Wien. Kalt wird es schon in der Wohnung. Die Heizung ist schon längst auf Nachtmodus. Ich sitze auf dem heruntergeklappten Klodeckel und schreibe. Ich will niemanden aufwecken. Unruhe hat mich erfaßt und ein seelisches Unbehagen.
Ich starre den Wäschekorb auf der Waschmaschine an und die zu einem Fünftel volle Waschmittelflasche, die volle Waschmittelflasche und die volle, billige Essigflasche – die ist meine Errungenschaft.
Die Ablenkung funktioniert nicht. Mir ist zum Heulen – wie immer nach Kaffeegenuß. Natürlich weine ich nicht, ein Gefühl von Schmerz, der hinaus will, sammelt sich jedoch hinter meinen Augen. Der Umkehrschluß ist nicht zulässig.
Ich hocke ganz zusammengekrümmt da. Und ich bin müde, sehr müde, aber schlaflos, unruhig. Enttäuschung ist auch dabei. Ich weiß nicht recht, worüber, dennoch, wundern tut sie mich nicht.
Die Küchenuhr tickt bis hierher. Es ist ein ruhigeres, satteres Ticken. Ein Geräusch, das ich nicht identifizieren kann, von dem ich nicht weiß, was es ist, übertönt nun das Ticken der Uhr. Ich muß mich darauf konzentrieren, um es zu hören.
Ich werde wieder zu schlafen versuchen.
Ah! Der Kühlschrank ist es.



(19./20.11.)









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Freitag, 18. November 2016

509 Luftanhalten

Wenn ich die Buben, die meine Kindheit überschattet haben, als meine Peiniger bezeichne, dann ist das übertrieben, denn da würde man doch an ein jahrelanges Martyrium denken. Die „richtigen“ Übergriffe geschahen – soweit ich mich erinnere – eher selten. (Vergleiche „Die Pachernegg-Szene“, Nummer 88 hier in der Schublade. (Nicht nur Nomen, auch Nummern können Omen sein!)) Aber in ständigem Alarmzustand und ständiger Angst war ich doch, denn jeden Moment konnte ihnen etwas einfallen. Ich war ihnen wehrlos ausgeliefert und in den Eltern hatte ich überhaupt keinen Rückhalt; im Gegenteil, vor allem die Mutter hat mich ihnen regelrecht ausgeliefert.

Diese Buben waren ein paar Jahre älter als ich - mit fünf, sechs, sieben, acht macht das viel aus – und ich war für sie ein geborenes Opfer. Der Anführer war – wie nenne ich ihn? - der Hacken-Sepp. Der wohnte mit seinen Eltern im gleichen Buwoghaus wie wir. Diese zweifelhaften „Freunde“ genossen es, mich in Angst und Schrecken zu versetzen. Was ihnen leicht gelang, denn ich glaubte ihnen alles. Körperliche Schmerzen haben sie mir nicht ständig, aber doch immer wieder zugefügt, die ich mir immer einfach gefallen ließ (Handumdrehen, Schwitzkasten etc.). Gepetzt habe ich nie.

Manchmal verlief die „Kommunikation“ mit ihnen harmlos, oder scheinbar harmlos, denn das war klar, daß sie mir dauernd Befehle gaben und Anweisungen, ich solle dies und das tun. Wenn ich mich dagegen zu wehren versuchte, so hielt ich ihrem hartnäckigen Drängen, Drohen und manchmal handgreiflichen Insistieren nie lange stand. Dann machte ich, was sie wollten.

Wie schon öfters hier beschrieben haben sie mich oft einfach bei der Mutter abgeholt, fragten sie, ob sie mich mitnehmen durften – ich wurde nicht gefragt, oder war von ihnen schon vorher überredet worden, das, was sie vorschlugen, zu wollen – und meiner Mutter war das sehr recht, in der Hoffnung, daß die mich zu einem „richtigen“ Buben, wie sie es in den Augen der Mutter waren,  zurechtbiegen werden. Im Handumdrehen sozusagen.

In Wirklichkeit waren das natürlich auch schon „richtige“ Übergriffe („Komm, ich zeig' dir einen Griff!“ und schon war ich am Boden geworfen oder in den Schwitzkasten verkrümmt oder ähnliches. Die waren zirka fünf Jahre älter) und das Ganze hatte sicher desaströse Auswirkungen auf mein Selbstwertgefühl (so etwas habe ich nämlich gar nicht), denn ständig in seinem Willen gebrochen oder verführt zu werden ist doch ein ständiger Mißbrauch, der in einem einen Ekel vor einem selber hinterläßt. Ein seelischer Mißbrauch, wenn sie so wollen.

Einmal waren wir, der Hacken-Sepp, noch ein Zweiter, wo ich vergessen habe, wer das war, und ich in einem ganz kleinen Wasserbassin, eventuell ein Wasserreservoir für die Feuerwehr, so ein, eineinhalb Kilometer von zu Hause entfernt, baden. Ich habe überhaupt keine Erinnerung daran, warum wir dort hingegangen sind; ich vermute, sie haben mich wieder einmal „abgeholt“ und „mitgenommen“. Wir schwimmen ein paarmal hin und her, dann gab es Tauchspiele, die bald in gegenseitiges Untertauchen übergingen, wobei die Gegenseitigkeit bei den zwei anderen Gleichaltrigen gegeben war, bei mir war das Geschehen eher „asymetrisch“ - ich war der, der untergetaucht wurde. Dann spielten sie, wer am längsten die Luft anhalten kann. Einer hat angehalten, der andere hat die Sekunden gezählt.

Ich mochte solche Wettbewerbe nie, weil ich sowieso immer der Verlierer war und weil mir das Konkurrieren von Grund auf zuwider ist; aber, wie immer, ich bin nicht ausgekommen.

Zuerst sind wir beim Luftanhalten untergetaucht, aber dann wurde der Wettbewerb der Einfachheit halber im Wasser bloß stehend weitergeführt. Und dabei habe ich irgendwie einen Trick herausgefunden, so flach und unauffällig zu atmen, daß die beiden es nicht merkten und meine „Luftanhaltephasen“ immer länger wurden. Sie staunten über meine Ausdauer und das erste und einzige Mal hörte ich von ihnen die Worte „Pah! Du bist gut!“ Das klang nach echter Bewunderung und Anerkennung – sie sind voll reingefallen.

Nebenbei gesagt: diese flache Atmung erinnert mich an Zustände der Schockstarre, und die hatte ich schon oft erlebt, sodaß mir die flache, unauffällige Atmung schon vertraut war und ich in ihr geradezu trainiert war. Vermutlich ist mir deshalb der Trick, auf den ich in diesem Moment wie zufällig gestoßen bin, so leicht gefallen. Noch mehr, zunächst war ich mir selber gar nicht sicher, ob ich atme oder nicht.

Zurück zur Geschichte. Die Buben sprechen ihre Achtung für meine Leistung aus, aber in mir stieg bald folgender Gedankengang auf: „wenn die jetzt glauben, ich kann so lange die Luft anhalten, dann werden sie mich möglicherweise auch so lange untertauchen, weil sie glauben, ich halte das aus! Ich muß ihnen sagen, daß das nur ein Trick war, sonst halten die mich zu lange unter Wasser und es wird gefährlich.“
Also sage ich es ihnen. Sofort behaupteten die Zwei, daß sie das sowieso durchschaut hätten, so in dem typischen Angebertonfall, mit dem sie ihre Bewunderung vorhin wieder ausbügeln wollten.

Kommt Ihnen nicht auch vor, daß das für einen fünf, sechs Jährigen schon recht düstere Überlegungen sind? Sie waren aber realistisch und angebracht! Ist es nicht traurig, daß ich mich so bedroht fühlen mußte? Ich finde schon, daß das traurig ist und meine völlige Schutzlosigkeit damals zeigt.

Übrigens war auch der Vater dieses Hacken-Sepp der gleiche Typ. Er hat sich als erwachsener Mann – als ich einmal, wie so oft, bei ihnen oben in der Wohnung war, auf Besuch beim Sepp – es sich nicht verkneifen können, mich aufzufordern, mein Gesicht an seinen Hintern zu halten – von meiner Körpergröße her hat es gut gepaßt. Ich habe den Kopf verneinend geschüttelt, verlegen leise „nein“ gesagt, aber - wie bei seinem Sohn – habe ich dem Druck nicht lange standgehalten und ich habe brav mein Gesicht zu diesem Arsch gehalten und er hat mir einen lauten, stinkenden Furz ins Gesicht geblasen und dann herzlich gelacht. Ist ja nur eine Hetz! (Das war zwar in der Steiermark, aber so ähnlich stelle ich mir auch das „goldene Wienerherz“ vor.) Seine Frau, die Mutter des Hacken-Sepp, hat mit ihm geschimpft, warum er so einen Blödsinn macht! Aber nicht, weil sie eine solche Tat für unwürdig und schamlos und übergriffig hielt, auch nicht aus Mitgefühl mit mir, sondern weil „er“ – sie deutet mit dem Kopf in einer verächtlichen Geste auf mich – weil „er das unten“ - also meinen Eltern – erzählen wird. Der gute, oder besser gesagt, der schlechte Mann wußte aber ganz genau, daß ich das nicht machen werde. Und er fragt mich noch pro forma – zur Beruhigung seiner Frau - „Gell, Peter, das erzählst du nicht?“ Und ich schüttle den Kopf in zustimmender Verneinung und flüstere verschämt „Nein“. Schließlich war ich es ja, der sich geschämt hat und rot geworden ist. "Siehst du!", sagt der erwachsene Lümmel zu seiner Frau.

Wenn ich an diese Szene und die vielen anderen, ähnlich gelagerten meiner Kindheit denke, überkommt mich eine immense Trauer und das Gefühl, vollkommen schutzlos aufgewachsen zu sein.

Aber auch jetzt wartet dieser verkommene und hinterfotzige Pöbel wieder ungeduldig darauf, endlich wieder loslegen zu dürfen. Die Kinder schlagen, andere demütigen und quälen, den Flammenwerfer einsetzen, den „Knüppel aus dem Sack“ holen (J. Gudenus).

Sie sehen also, es ist bei mir nicht nur die Trauer da. Aber sie ist das grundlegendere Gefühl und das zu recht. Denn in erster Linie ist die Verzweiflung eines solchen Opfers traurig, unendlich traurig; aber auch der ärmliche Seelenzustand bei solchen Tätern – im Grunde traurig, unendlich traurig.

P.S.: Apropos „Knüppel aus dem Sack“: Es ist auch vorgekommen, daß die Übergriffe des Hacken-Sepp und seiner Konsorten ins Sexuelle gekippt sind. Indem sie mir fünf, sechs Jährigem eingeredet haben, daß Geister im Raum sind, die es auf mich abgesehen haben (wie wahr!) und die ich nur bannen könne, wenn ich mich ausziehe und nackt auf ihrem Schoß sitze, Ich habe getan wie angeschafft und – das ist das wirklich Erstaunliche dabei – ich suggestibles Kind habe die Geister wirklich gesehen, als so schnell sich bewegende, schwach leuchtende „Kugelblitze“, die im Raum, immer  am Rande meines Blickfeldes, herumfuhren. Und dabei noch registriert, daß sich die beiden Helden erstaunt angeschaut haben, als ich ausrufe: „Da! Da ist einer! Und dort auch!“. Da war mir klar, daß sie mich mit den Geistern angelogen und reingelegt haben, daß sie sie gar nicht sehen, aber ich, ich sehe sie!





(17./18.11.)














©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com


508 Eigenartig

Eigenartig. Von links kommt Musik, die mich auf eine Art berührt, die ich nicht einordnen kann. Rechts habe ich mir eine Kindheitsszene notiert. (Meine Szene mit H.S. Und noch wem (?) im Gumpernsteiner „Bad“. Luftanhalten.) Vielleicht kann ich es zu einer kleinen Erzählung ausbauen, oder wenigsten zu einer kleinen Geschichte. (Ich konnte unauffällig flach atmen.) Das einzige Mal, wo ich meine Peiniger für einen Moment austricksen konnte. (Bewundernde Worte. Angst, daß sie mich untertauchen. Gestehe Trick. Angeberei der …) Eigentlich bin ich für alles schon zu müde. Egal. Ich werfe alle Pläne und Vorsätze für morgen um, sodaß ich morgen Vormittag lange schlafen kann. Nur den Anruf in der Buchhandlung, ob das bestellte Buch schon da ist (Autobiographie Wolf Biermann), das darf ich nicht vergessen.

Staunend lausche ich der Musik (Bob Dylan, the bootleg series, volume 1-3), während ich mit dem Schlaf kämpfe. Es ist so, als hätte ich ein paralleles Leben gehabt, das ich erst jetzt wahrnehme und kennen lerne, das aber immer schon neben meinem bekannten abgelaufen und mitgewachsen ist. Wie die Lieder, die ich höre.

Gut, das habe ich jetzt nicht klar und verständlich ausgedrückt. Vermutlich ist es mir selber noch nicht klar, was hinter diesem Empfinden steckt. Und ich will mich auch gar nicht offenbaren. Das ist natürlich schwer, etwas zu erzählen, das man nicht erzählen will. Oder kann. Zu kompliziert im Moment. Ein andermal.


Und daß ich gar nichts schreibe, wenn ich merke, es geht nicht recht? Das kann ich nicht mehr. Ich muß schreiben. Ich kann mich nicht erinnern, wie ich all die Jahrzehnte gelebt habe, ohne zu schreiben. Ich kann es mir auch gar nicht vorstellen. Wie habe ich da gelebt?


Jedenfalls habe ich jetzt, an meinem Morgen, der mitten in den Vormittag fällt, die Rouleau (ich weiß: „das“, aber wir sagen „die“; und außerdem „Rolleau“) hochgezogen und lasse das graue Herbstlicht herein. Unausgeschlafen (Schreiben bis drei Uhr früh an meine angekündigten Geschichte; nachfolgendes Wach-Liegen, bis sich meine Aufgeregtheit und Trauer gelegt haben) noch innerlich und äußerlich schwankend, von Flimmern und Vibration umgeben und erfüllt, merke ich, daß sich ein feiner, dünner, aber tragfähiger Optimismus ausgebreitet hat. Wie ein unzerreißbares Netz. Das verdanke ich der Schreiberei. Kann ich schreiben, ist alles gut.

Es ist alles gut.





(17./18.11.)








©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 17. November 2016

507 Ich bin in der Realität angekommen

Die Katzen kratzen an der Zimmertür. Sie wollen herein. Mühsam stehe ich auf und öffne die Tür.
Die Augen fallen mir immer wieder zu. Schaue ich herum, ist mein Blick verschwommen und die Welt, die ich sehe, von Vibrieren und Flimmern unterlegt. Und am Rand wird mein Gesichtsfeld dunkel.

Halte ich die Augen geschlossen, sehe ich Muster und Lichtfelder im Dunkel, die aussehen wie die neuesten Darstellungen des Weltalls. Kurzfristig. Dann werden die Muster unbeschreibbar, mit schwachen Lichtbalken, geometrischen Formen, die ich nicht benennen kann. Jetzt kommen mir die Muster dunkel vor vor einem helleren Hintergrund – das Ganze ist gekippt. Und nun wieder zurückgekippt.

Jetzt ist mir der Kugelschreiber aus der Hand gefallen, meine Hand hat die Kraft verlassen. (Wer verläßt wen? Die Kraft die Hand, oder die Hand die Kraft?)

Jetzt fällt mit etwas Beschämendes ein und ich werde rot, ganz für mich allein rot. Wie konnte ich nur so unsensibel sein! Damals. Ich war der Rolle und der Verantwortung, die sie mit sich brachte, überhaupt nicht gewachsen. Ein kindischer Blindgänger war ich!

Die geschlossenen Augen sehen jetzt eine ruhige, undramatische Fläche. Ich strecke die Beine aus und lege Notizbuch und Stift auf meinen Schoß. Genauer gesagt: auf meinen ehemaligen Schoß, den der ist  - wie gerade noch vorhin - die „die beim Sitzen durch Unterleib und Oberschenkel gebildete Körperzone“ (Wikipedia).

Mir fällt ein, daß es viele solche Blindgänger gibt.

Aus den Augenwinkeln heraus sehe ich am Rande des Gesichtsfeldes sich etwas bewegen, aber nur für einen kurzen Moment. Kurz leuchtet das Blatt des Notizbuches auf, als hätte es eine eigene Strahlung.

Das Heulen und Burren irgendwelcher Geräte alarmiert mich sehr. Ich fürchte es sind Motorsägen, die über die Bäume im Hof gehen. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, daß es eher nach Laubgebläse klingt und die Bäume nicht beschnitten werden. Ich erinnere mich, wie gerne ich bei einem früheren Job das Laub gerecht habe. So eine schöne, ruhige, meditative Arbeit. Aber das hat in unserer optimierten Welt keinen Platz mehr.

Ich stelle fest: ich bin in der Realität angekommen. Aufstehen.













©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

506 Ich bin eine schöne Seele

Ich bin hundemüde. Aber ich muß noch warten, das Badezimmer ist besetzt. Eine Engelsgleiche wird besungen. Eine Pelzige schnurrt um mich herum. Meine Schrift vor mir verschwimmt, meine Pupillen sind noch zu weit. Die romantische Landschaft steht auf dem Kopf. Irgendjemand schaut irgendjemandem ins Gesicht, höre ich. Ich bin es nicht gewesen. Ich vermeide das Ins-Gesicht-Schauen. Mein Blick weicht gerne aus.

Die Aufforderung zu erzählen (Tell me).

Die Musik lenkt mich ab. Ich kann bei Musik nicht schreiben. Ich brauche Ruhe, Stille, Leere. Nichts darf mich ansprechen. Intentionslose und ziellose Geräusche, das geht. Nichts darf auf mich zielen, nichts mich betreffen. Ich suche von mir aus die Brücke zur Welt. Gegenverkehr nur, wenn ich bereit bin.

Ich warte auf Willie McTell.

Etwas geht zu Grunde, höre ich.

Jetzt ist er da.

Ich selber, ich bin eine verkommene schöne Seele. Mit soviel Liebe und Hingebungsbereitschaft geboren. Und dann das!



Ich zitiere Wikipedia: „Als Intention eines literarischen Werks bezeichnet man die Absicht, die mit bzw. in dem Werk verfolgt wird. Die Literaturtheorie unterscheidet wesentlich zwischen der intentio auctoris (der dem Verfasser eines Textes unterstellten Absicht) sowie der intentio operis (der Absicht des Textes selbst).“




(16./17.11.)









©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com


Mittwoch, 16. November 2016

505 Sozusagen Pelzig

Unentschiedener Zustand. Meine Aufmerksamkeit sucht noch. Ich kann nach links oder rechts rutschen, nach vorne kippen oder nach hinten fallen. Im übertragenen Sinn, denn wie gesagt, meine Aufmerksamkeit hat sich noch nicht richtig verankert und sucht noch.

Was ist dabei so schwierig? Nichts, mein verschrecktes Gemüt liebt es, sich in dieser Tarnung zu verstecken und noch nicht entschieden und greifbar zu sein. Gewissermaßen. Denn andrerseits bin ich in diesem Zustand sehr wenig wehrhaft, jedoch  - sozusagen - nicht im Spiel. Ich taumel noch herum. Wahrscheinlich ist es wichtig, daß ich dabei alleine bin und nicht irgendwo „draußen“.

Jetzt krame ich im Pseudowissen herum, daß es Tschitin heißt, wenn ein Pferd dem anderen angebundenen Pferd Heu zum Fressen bringt. Ganz fröhlich kommt es mit einem Büschel Heu im Maul angaloppiert. Tschitin, betont auf der letzten Silbe, die Nächstenliebe der Pferde. Das ist wirklich traumhaftes Wissen!

Ein Schüler schreibt mir, ob das Wort Tschitin mit Djihad zu tun hat – als sein Gegenteil. Ein interessanter Gedanke! Ich werde dem nachgehen.

Jetzt kommt einer daher mit Zigarre im Mundwinkel, schleppt irgendetwas, erklärt mir das Ganze – wozu das gut ist – und geht wieder weiter. Schon hat er sich, sein Wissen und seine Botschaft aufgelöst. Nichts mehr da.

Von der Stimmung und den Begleitgeräuschen her kündigt sich eine nächste Welle an. Wieder eine kleine Welle mit einer kleinen Privatoffenbarung, aber mit dem Versuch, sie aufzuschreiben, habe ich sie offensichtlich verscheucht. Es sind sensible Wellen, die da ständig und sanft an meine Wahrnehmung anbranden.

Die sogenannte Realität meldet sich jetzt stärker und fordert einen größeren Anteil meiner Aufmerksamkeit ein. Schau ma mal.

So ganz bin ich noch nicht bereit. Am ehesten kann ich mich noch auf das Weckerticken und die Regentropfen einlassen; die heben diesen angenehmen Schwebezustand noch nicht wirklich auf.

Jetzt glaube ich, einen Vogel zwitschern gehört zu haben, aber mein Verdacht ist, es hat sich ein Traumsperling dazwischen geschoben.

Von irgendeinem griechischen Helden wird mir gesagt: Hauptsache, daß er überlebt hat. Wie, ist nicht so wichtig. Gut, danke, werde ich mir merken.

Jetzt geht es um mein Haus am Land mit vielen Mäusen und wie ich den Katzen das Mäusejagen beibringe. Indem ich sie nicht füttere! So einfach und brutal geht das. (Wohlgemerkt: im Traum!)

Vom deutschen Kabarettisten fällt mir nur sein echter Famlienname ein, nicht sein echter Vorname und nicht der Name seiner Bühnenfigur. Barwasser. Beim anderen verehrten deutschen Kabarettisten ist es umgekehrt, da fällt mir einer seiner Bühnennamen ein und nicht sein echter. Sanftleben, Oberst Sanftleben. Ah, doch. Jetzt gerade! Schramm, auf dem Umweg über die Gebrüder Schrom. Mein Gehirn arbeitet sich anscheinend allmählich in die Alltagswelt vor. Wobei das vielleicht etwas aussagt, wenn ich Kabarettisten als Stützpfeiler der Realität benütze. Als Säulenheilige der Wirklichkeit. (Ein anderer Realitätstreiber ist mein Kreuz, indem es schmerzt.)
Pirol, äh Priol. Jetzt stockt's wieder. Na, geh schon! Wer hat zum Priol immer Pirol gesagt? Ich seh' ihn klar vor mir, nur der Name fällt mir nicht ein! Na, ein ganz besonders absurder Typ. Ich habe schon viel mit ihm gelacht. … So ein langer, dünner .. Ah! Piet Klocke! Jetzt hab ich's! - Der Wecker läutet – Jetzt fällt mir auch der Bühnenname des ersten ein: aufgemerkt! Pelzig! - aufstehen!














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504 Flaute

Flaute. Mein Seelenschiff treibt nur langsam herum, kommt nicht weiter.
Ich wünsche gute Nacht.





(15./16.11.)















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503 Wundertäterfragment 23

Ein Mann, dem plötzlich der linke Arm schmerzte. Kein Wunder. Ich sage nur: geh zum Arzt; geh nach Hause und zum Arzt! Keine Männlichkeitsfloskeln wie: ach was!
Denn ich bin ein Wundertäter ohne Wunder. (Das ist noch absurder als ein Schriftsteller ohne veröffentlichte Bücher.)

Welche Wunder hast du heute noch nicht vollbracht?

Da gab es eine große Aufregung, und ich habe nicht in die Tiefe des Geschehens geschaut, bin nicht bis zum Kern der Sache vor gestoßen.

Ich habe nicht im Lotto gewonnen, die richtigen Zahlen nicht in einer Vision erschaut.

Und ich habe mein Zimmer noch nicht aufgeräumt (inklusive Schreibtisch) und noch nicht geputzt. Auch diese Aufgabe zu erfüllen ist ohne Wunder nicht möglich.

Das waren die wichtigsten Nichtwunder von heute.





(15./16.11.)












©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

502 Durchgestrichen

Abend. Einsam rauscht ein Flugzeug durch die Nacht. Dabei übertönt es lediglich alle anderen Geräusche.
Die Ablenkung funktioniert nicht. Es hat sich wieder eine Schwere auf mich gesetzt. Aber so halb leiste ich noch Widerstand. Widerstand – ist nicht ganz richtig: ich gehe nicht auf sie ein.
Dieser ewige Kampf! Diese dauernde Gefahr in den Abgrund zu rutschen. So anstrengend, so ermüdend. Dieser ständige Abwehrkampf!
Jetzt kommt die Gegenwelle: du übertreibst maßlos! Bist du jemals aus der Komfortzone  gegangen?
Diese Diskussion bringt nichts. Ich streiche alles durch.
(Vom Anfang bis hierher ist alles durchgestrichen.)

Beim offenen Fenster strömt die kalte Nachtluft herein, um die Null Grad. Ich hocke warm zugedeckt im Bett. So lese und so schreibe ich am liebsten. Morgen werde ich früh aufstehen, darum werde ich mich bald zum Schlafen ausstrecken.




(14./15.11.)










©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 14. November 2016

501 Irgendetwas stimmt nicht

Heute habe ich erstaunlich lange geschlafen, die Träume vergessen und eine leichte Übelkeit hat sich auf mich gelegt. Irgendetwas stimmt nicht. Obwohl alles ganz friedlich und ruhig ist. Eine leichte Unruhe und Nervosität hat sich unter die friedliche Stimmung geschoben und hebelt sie aus.
Irgendetwas stimmt nicht.













©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

500 Ich registriere: die Endorphinausschüttung ist hoch

Aufgewühlt. In phantasmagorische Kämpfe verstrickt. Es läuft ein eigenartiger Film ab mit Pseudoerinnerungen, als hätte ich das schon einmal erlebt. Ich registriere: die Endorphinausschüttung ist hoch.

Aber weswegen? Um mich ist die normale nächtliche Stille mit Weckerticken und Surren, aber dennoch große Unruhe; auch das Surren – kommt mir vor – moduliert unruhig und geradezu hysterisch. Was ist los?

Ich atme durch und will mich so beruhigen. Ein wenig gelingt es. Irgendetwas alarmiert mich innerlich. Was hat den Alarm ausgelöst?
Die politischen Entwicklungen? Ich glaube, es muß etwas Persönlicheres sein. Obwohl: die Sorge um die Zukunft meiner Kinder auf Grund dieser politischen Entwicklungen?

„In der Fremde“ wäre jetzt für mich auch eine passende Überschrift. Aus einem friedlichen Abend wird etwas mit ungreifbarer, untergründiger Horroruntermalung.

Ich will das verstehen und loswerden.
Es entzieht sich. Meine Gedanken schweifen ab, verlaufen sich, ich verliere den Faden und die Konzentration. Es bleibt ungelöst.

Ich werde zu schlafen versuchen. Vielleicht zeigt es sich im Traum





(13./14.11.)














©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com