522 Die liebgewordene nächtliche Stille
Die liebgewordene nächtliche Stille. Mit dem üblichen
Weckerrhythmus und dem vertrauten monotonen Obertongesang der Ohren. Wie ich
meine kleine, abgelegene Kammer liebe!
Tiefes, befreiendes Atmen. Ich bin nicht müde.
Was bereitet sich in den tieferen Schichten meines, unseres
Daseins vor, um aufzutauchen? Was ist dort schon gegenwärtig, das morgen hier
Gegenwart sein wird?
Meine linke Hand hält das Notizbuch etwas verkrampft und
löst so ein ganz leichtes, feines Ziehen in der Herzgegend aus. Das passt nicht
recht zu meiner Ruhe sonst, aber das ist die Hand, wo mir der halbe Daumen
fehlt. Wenn ich mich darauf konzentriere, stelle ich dort immer einen leichten
Krampf fest.
Ich staune immer wieder, wie es mitten in der Stadt so still
sein kann. Ich freue mich darüber und lasse meinen freundlich gesonnenen Blick
durch das Zimmer gleiten. Meine Augen genießen jedes Detail. Nichts stört sie,
nichteinmal mein Staub. Doch, eine Stelle gibt es; aber ich halte sie gut aus.
Das ist mein Leben hier! Mein Gott, wie bin ich reich! Ich
könnte lange so sitzen und um mich schauen. Nichts fehlt mir, nichts geht mir
ab. Ich habe kein Bedürfnis, mich hinzulegen.
Ich merke, daß ich einen kurzen Moment die Zähne wieder
zusammenbeiße. Welcher unbemerkte Gedanke hat das jetzt ausgelöst?
Möglicherweise der, aus dieser Ruhe etwas zu „machen“. Jedenfalls ist es wieder
vorbei.
Ich habe keine Pläne, keine Vorsätze, keine Absicht. Ich
möchte nicht einmal behaupten, daß ich im Hier und Jetzt bin.
Jetzt werde ich müde und muß gähnen. Jetzt lege ich mich zum
Schlafen hin.
(28./29.11.2016)
©Peter Alois Rumpf
November 2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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