Sonntag, 27. November 2016

520 Türike

Türike heißt gar nichts. Es schaut ein wenig wie Türkisch und Türkçe aus, beziehungsweise nach einer türkischen Friederike; Tür und Türklinke klingen auch noch an, aber es heißt gar nichts. Leider.

Im Traum war ich wieder auf Reisen. Ich habe alle Fahrkarten, Visa, und sonstigen notwendigen Zetteln bei mir, aber meine Brieftasche und mein Kartenetui zerfallen mir bei lebendigem Leib, so daß wieder die Gefahr besteht, daß ich alles verliere und auf der Reise in größte Schwierigkeiten komme. Kann man halt nichts machen!

Vorgestern Abend hatte ich Durchfall, gestern in der Früh war mir dazu auch noch ganz schlecht und gestern Abend war alles wieder okay und nur mehr ein leiser Nachklang der Übelkeit da. Naja, wen interessiert das.

Also ich verstehe weder das erste, nicht das zweite, noch das dritte. Vielleicht sind die Welt und all ihre Erscheinungen, die sichtbaren wie die unsichtbaren, gar nicht verstehbar? Das klingt ein bißchen nach Größenwahn, zu glauben, daß die Welt nicht erkennbar sei und ihr keine immanente Ordnung innewohne, nur weil der eigene, beschränkte Verstand nicht zum Verstehen ausreicht.
Gut. Wenden wir uns wieder einem anderen Thema zu.

Ich lese in der heutigen Sonntagszeitung einen Bericht über ein Spital in der Steiermark, in dem auch sein ärztlicher Leiter zu Wort kommt. Der war am Gymnasium mein Klassenkollege. Jetzt scheint er ein gefragter Mann zu sein, denn als ich im Chor einmal einen Termin wegen Rückenprobleme absagen mußte, haben mir die russischen (nicht unbedingt russländischen) Mitglieder des Chores diesen Arzt als Spezialisten empfohlen. Wobei sie sich über das Bundesland, wo er ordiniert, nicht sicher waren und Salzburg vermutet haben. Auch dieser Irrtum paßt. Also dieser Schulkollege hat jetzt als Arzt einen internationalen Ruf.

Eine Szene mit ihm aus meiner Schulzeit ist mir noch genau in Erinnerung, wie eingebrannt. Es muß noch in der Unterstufe gewesen sein. Mein Kollege Arzt in spe wird vom Professor geprüft. Der Professor war ein bekennender Darwinist mit der damit oft einhergehenden ideologischen Engführung. Naturwissenschaftlich verbrämtes ideologisches Weltbild. Der Professor war ein Weiberer, trug einen Leninbart, aber ich habe ihn eher in der anderen Ecke des politischen Spektrums vermutet. Um es zu verdeutlichen: unsere Frau Professor Klassenvorstand hatte einmal gesundheitliche Probleme und war längere Zeit wegen einer Operation im Krankenstand. Das brachte unseren darwinistischen Professor dazu, in unserer Klasse zu verkünden, daß mit solchen Eingriffen die Auslese verfälscht werde und unsere Gesellschaft deswegen immer mehr degeneriere. Es hat das etwas vorsichtiger formuliert, aber das war seine Aussage. Und er hat dezidiert gesagt, daß früher – als die Zeiten noch nicht so dekadent waren (das ist jetzt meine Einfügung, aber ich bin sicher, daß er das so gemeint hat) – diese Frau nicht überlebt hätte.

Dieser große Naturwissenschaftler und großartige Selektor hat also den Schüler geprüft, und der Schüler – sichtlich ein wenig nervös, aber nicht mehr, als es in solchen Institutionen damals üblich – antwortet auf die Frage des Professors – bezüglich seiner Antwort nicht ganz sicher - “Könnte das nicht das XY sein?” Die Antwort war richtig, aber der Professor beharrt in aggressivem Tonfall: “Ist es das XY oder ist es das nicht!?”
Das “könnte” wurde als Antwort nicht geduldet. Männer dürfen nie und zu keinem Augenblick unsicher sein! Das verstößt gegen die Gesetze der Auslese! Solche Typen gehören “ausgelest”, aussortiert, selektiert. (Warum läßt man dann die Auslese nie selber machen?) Das war jedenfalls die Botschaft, die ich verstanden habe und die sich in mir eingebrannt hat.
Nun, unser Schulfreund hat das - wie es ausschaut - gut verkraftet; ich weiß auch nicht, wie sein familiärer Background war (wir waren eine Fahrschülerschule und viele wohnten recht weit voneinander entfernt), ob seine Eltern Akademiker waren oder sonst eine gute gesellschaftliche Stellung hatten oder wie sehr sie hinter ihrem Sohn gestanden sind.
Mir allerdings, der ich viel, viel unsicherer war als mein Kollege damals, ist diese Professorenaussage tief in meine ungeschützte Seele gefahren und ihre Botschaft lautete: solche wie du gehören weg! Noch dazu, wo auch bei mir zu Hause ein ähnlicher Wind geweht hat. Das habe ich so erlebt.

Es hat mit diesem Professor noch mehrere ähnliche Szenen gegeben; diese war kein Einzelfall.

Und noch etwas: Auffällig ist, daß diese großartigen Darwinisten und Darwinistinnen ihre verkündeten Auslesekriterien kaum auf sich selber anwenden. Punkt. Amen.






(27.11.2016)













©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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