Montag, 21. November 2016

511 Sinabelkirchen

(Aus einem Traum erschreckt aufgewacht. Er hatte mit meiner Heimat zu tun; die Menschen dort waren uns feindlich gesonnen. Ich zittere noch, innen und außen. Und schlecht ist mir! Das Ganze sitzt mir noch als Kloß im Hals und als Druck im Bauch. Wie in Umklammerung hält mich diese Stimmung gefangen.)


Ich verzettel mich, obwohl ich meine Bemerkungen in fest gebundene Notizbücher schreibe. Ich verzettel mich. Tausend verschiedene Sehnsüchte zerren an mir, lassen mich herumtaumeln und keinen Weg zu Ende gehen. So komme ich nirgends an, obwohl alle Wege nach Rom führen. Oder nach Sinabelkirchen.

Nun, diese Attitüde ist lächerlich, denn wo ich sicher hingelangen werde ist in ein Grab. Ob im Sarg, oder in der Urne, ob biologisch abbaubar oder ausgestreut in die Enns in der Nähe von Trautenfels, auf ungefähr halber Strecke vom Schwarzen Weg bei Stainach zur Trautenfelser Ennsbrücke, direkt gegenüber dem Steirischen Wenzel, an der Stelle, wo ich, den mächtigen Grimming zur Linken und die Weite des Ennstales hier um mich, im weiten Kreis eingekränzt von den umliegenden Bergen, in schönem Abstand, wo ich oft zur Sandbank hinuntergestiegen bin am Ufer der Enns und öfters alle Kräfte und Mächte angerufen habe um Lebensglück. Also egal wo – in einem Grab, eng oder weit, werde ich landen.

Was aber wird meine Seele tun? Weitertaumeln? In mehrere Komponenten zerfallen, bis sie alle meine Sehnsüchte und Träume abgeklappert hat? Sich auflösen? Schnell oder erst in Jahrhunderten?

Jedenfalls – so glaube und hoffe ich ganz fest – wird sie alles sehen. Mein ganzes Leben wird an ihr vorbeiziehen;  sie wird die Chance haben, es ohne Scheuklappen anzuschauen. Alles, was ich erinnern kann, und alles, was ich übersehen, vergessen oder verdrängt habe. Ich hoffe wirklich, daß ich dann im Sterben die Rekapitulation meines Lebens noch wach, gefaßt und bewußt erleben kann, und nicht bei der ersten aufgedeckten Lebenslüge gleich auszucke und das Handtuch werfe und aufgebe, mich nicht gleich ängstlich und verzagt wie im irdischen Leben in die Dunkelheit fallen lasse. Denn nur dann werde ich alles verstehen. Meine erste, kleine Begegnung mit denen da drüben, wo ich diese Mächte und Gewalten schlotternd vor Angst und mit fast ganz abgewürgter Stimme angebrüllt habe (vgl. Nr 84 hier in der Schublade), gibt mir eine gewisse Zuversicht.




(21.11.2016)














©Peter Alois Rumpf    November 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

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