Freitag, 31. März 2017

651 Neun Stunden Schlaf

Neun Stunden Schlaf durchgehend. Alles Mögliche wandert durch meinen Kopf. In dieser wohligen Verschlafenheit kristallisiert sich jedoch kein Thema heraus und kein Ansatz für einen Text.
Ein kurzer luzider Moment war übrigens auch dabei; ich habe im Traum die Sterne betrachtet und da ist mir aufgefallen, daß die ganz anders sind. Daran habe ich erkannt, daß ich träume.

Ich nehme mir für diesen Vormittag nichts vor, gar nichts. Ich gebe mir frei. Ich schicke mich in Pension.

Mein übliches Surren ist gerade sehr lebhaft und zieht auch das Ticken des Weckers in seine variablen Modulationen mit hinein.

Eine Idee! Soll ich dem Alfred Kolleritsch meine Texte schicken? Diesen zum Beispiel, weil er die ewigen Schwierigkeiten-beim-Aufstehen-Texte in der gegenwärtigen Literatur kritisiert? Wobei ich keine Ahnung habe, was in der gegenwärtigen Literatur geschrieben wird und festhalten will, daß ich keine Schwierigkeiten beim Aufstehen habe, sondern das Bett mein liebster Schreibarbeitsplatz ist. Oder den Text von gestern, wo ich ein bißchen für das Bei-sich-selbst-Anfangen beim Beschreiben plädiere?

Wäre nicht mehr als ein Gag. Lesen wird er es nicht. Außerdem: wie macht man das? … Da könnte ich auch gleich überprüfen, ob unser Drucker funktioniert und ihn gegebenenfalls zur Reparatur bringen. Die Idee ist kindisch, aber gerade deswegen reizt sie mich.

Jetzt denke ich an den K.P. und werde traurig. (Wie ich es hasse, daß mir der Computer automatisch das u nach dem Punkt auf groß korrigiert, wo ich es doch absichtlich klein geschrieben habe! So ein Trottel!) Ich denke also an den K.P. und werde traurig. Das erste Mal sehe ich deutlich, wie sehr er damals in seinen Zwängen gefangen war. Obwohl er schirch zu mir sein konnte, jetzt sehe ich ihn ohne zu verurteilen. Wie es ihm wohl heute geht? Ich brabbel von Dingen, die Jahrzehnte zurückliegen und am Mobbing war ich als Mitläufer beteiligt. Die Assoziationsbrücke dazu waren die manuskripte.

Meine Manuskripte sind übrigens echte Manuskipte, zumindest in ihrem Kern.

So, jetzt schlafe ich wieder weiter.

Jetzt muß ich aber noch ein wenig über Macht nachdenken; die selbstverständliche Fähigkeit und unhinterfragte Möglichkeit sich zu behaupten und durchzusetzen. Ich sehe sie in einem wörtlich unbeschreiblichen Bild vor mir, als etwas mir Fremdes, das mich jedoch fasziniert. Ganz nahe sehe ich sie, wie ein Exponat in einem Museum. Trotz dieser Nähe kann ich sie nicht ergreifen. Meine armen Arme tun es einfach nicht.

„Da kann man halt nichts machen.“ Dieser rustikale Spruch stimmt sicher nicht! Er ist geradezu widerlich. Er stört und verdirbt meinen ganzen Text. Er ist eine fremde Installation.







(31.3.2017)















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 30. März 2017

650 Ich kratze mich am Kopf

Ich kratze mich am Kopf. Zuerst hinten rechts über dem Ohr und dann vorne an der Stirn leicht rechts in der Mitte. Aha! Die rechte Seite wird bevorzugt. Aber wen interessiert das? Wir werden sehen, wie oft der Text angeklickt, geliket und geteilt wird. Jetzt hält sich meine rechte Hand mit dem Kugelschreiber zwischen den Fingern am Handgelenk meiner linken Hand relativ fest an.

Gut, es gibt Kritik von berufener und prominenter Stelle (Alfred Kolleritsch) an Texten, bei denen es um die Schwierigkeiten beim Aufstehen geht. Ja, ja, ich weiß schon, die Schreiberei jetzt findet beim Hinlegen statt, aber auf die Kritik bezogen ist das doch wurscht. Kopfkratzen gilt genauso. Außerdem sind die Texte vorm Aufstehen bei mir geradezu eine literarische Kategorie. Also: die Kritik. Was sag ich jetzt? Ja, da ist was dran.

Andrerseits: wo kann man heutzutage anfangen, wenn nicht bei sich selbst? Die Gesellschaft hat sich längst in atomisierte Einzelwesen aufgelöst. Der sozusagen strukturell vorgegebene Bezug aufeinander existiert nur in Resten. Man kann das an den vielen Menschen beobachten, die in der Öffentlichkeit mit sich selber reden, oder sichtbar in Erklärungen, Anklagen, Rechtfertigungen etcetera vertieft sind, während sie die Straße entlang gehen. Die Kopf-Hörer sowieso. Keiner erlebt sich mehr auf der Straße in einem gemeinsamen Raum, wo alle vor jeder aktuellen Kommunikation schon gleichsam „apriori“ über die Gesellschaft miteinander verbunden sind. Sondern sie scheinen sich als Einzelwesen zu fühlen, sich selbst überlassen, die durch einen Dschungel streifen.
In meiner Jugend war ich noch geschockt über einen Mann, der allein auf der Straße leise vor sich hingelacht hat, offensichtlich in einer Erinnerung oder Ähnlichem versunken. Ich dachte damals wirklich, der ist verrückt, oder knapp davor. Heute würde ich sagen, der Mann hatte überhaupt nichts Verrücktes an sich, überhaupt nichts. Ich will damit herausstreichen, daß dieses Phänomen enorm zugenommen hat. Ich selber rede inzwischen dauernd mit mir selbst, beziehungsweise mit den Personen, die ich mir im Geist her hole. Dabei versuche ich ein neutrales, gleichgültiges, ernstes Gesicht aufzusetzen, aber das gelingt selten. Manchmal verzerrt sich mein Gesicht unwillkürlich, während ich im Inneren eine Brandrede halte oder jemanden zurecht weise oder zurückschlage, oder ich schüttle mißbilligend mit geschürzten Lippen den Kopf, oder lächle sogar.
Wo sollen wir anfangen, wenn nicht bei uns selbst, die wir nicht mehr verbunden, ja, verloren sind? Auch wenn wir das Verbunden-Sein suchen, müssen wir bei uns selber beginnen, uns unser vergewissern, bevor wir losziehen können.

Ja, ja, ich weiß schon, die Politik; aber ich kann diese ganzen intellektuellen Statements dazu kaum noch lesen. Nein, da ist keine Rettung mehr zu erwarten. Wir sind nur mehr Einzelkämpfer ums Überleben.

Aber mir kann das egal sein. Ich schreibe nur, um mir meinen Lebensabend zu verschönen schicke keine Texte an Verlage und Lektoren. Und daß ich sie ins Internet stelle – gut, ich lasse halt meine Papierschiffchen das Bächlein hinunter schwimmen, so weit sie halt kommen. Mir kann es wirklich egal sein.

Jetzt juckt es mich am Hinterkopf (meine erste Option war „Hinterhaupt“ - zu Fleiß! zu Fleiß! - aber das war mir dann doch zu geschwollen und zu ironisch!)

Ich bin müde. Ich werde bald mein Haupt auf den Kopfpolster legen.

Ob diese Vereinzelung gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Vielleicht gehört sie schon zur Geburt des Individuums oder zu deren Vorbereitung. Als ein notwendiges Stadium der Herauslösung, damit sich dann die Individuen frei und aus eigener Intention heraus sich als solche verbinden können. Vielleicht. Was weiß denn ich, welche Gestalt sich da entwickeln will.








(30.3.2017)

















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 29. März 2017

649 Ob wir per du sind?

Die Überraschung war dir anzusehen. Du konntest es gar nicht glauben, daß ich das war. Verzeihung, ich weiß ja gar nicht, ob wir überhaupt per Du sind; wir kennen uns ja so gut wie gar nicht. Ich glaube nicht, daß ich Sie wiedererkennen würde. Der Unterschied aber bleibt auf jeden Fall zwischen uns: Sie haben Grund und Boden, Haus, Autos, Geld – da komme ich Ihnen nicht in die Quere. Sonst auch nicht. Ich habe nichts, was auf dem Markt zählt. Obwohl das auch nicht zählt. Außerdem bin ich ein unfähiger Verkäufer. Genauer gesagt: kein Verkäufer. Verkaufen, das geht gar nicht.

Ein paar Gedanken habe ich vielleicht, vielleicht, die … die etwas sein könnten. Vielleicht.

Von mir braucht sich niemand verunsichern lassen. Aber das waren Sie ja nicht. Bloß etwas erstaunt. Also machen Sie sich wegen mir keine Sorgen.

Im Übrigen – ich weiß schon, was ich angerichtet habe. Wenn meine Manipulationen greifen, dann kann es gefährlich werden. Aber die greifen nicht – behaupte ich einmal. Oder nur ganz selten.

Ja.                   Ja.








(28./29.3.2017)
















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 28. März 2017

648 Wovon rede ich eigentlich?

Wovon rede ich eigentlich? Und wofür? Ich sage das nicht nach außen; nein, ich frage das nach innen, mich selber; mit Fragezeichen versehen, nicht mit Rufzeichen.

Ich verliere den Faden.

Das passiert mir immer öfter; in allen möglichen Situationen des Alltags. Ich wollte die Frage erörtern, ob mein Leben, mein kleines erbärmliches Leben es wert ist, davon zu erzählen. Ob über meine Kindheit oder über meine Gefühle und Gedanken beim Aufwachen (Ich lese gerade ein Buch über Auschwitz). Und ich wollte nach einer längeren, gründlichen Abwägung eher doch mit „ja“ antworten, weil … weil … weil meine Psyche (das Wort Seele bewahre ich hier für den unzerstörten Bereich) der der Täter nicht unähnlich ist. Irgendwo wird erzählt, daß Eichmann bei seiner militärischen Ausbildung auf eine Schikane der Vorgesetzten so – wie er selber es sinngemäß ausdrückt – „in Auflehnung gegen die Ungerechtigkeit“ das angeordnete und immer wieder zu wiederholende Robben mit solchem gehässigen Eifer und mit solcher blinden Ausdauer betrieben hat, daß dann seine Gliedmaßen, speziell die Ellbogen, total zerschunden waren. Das kommt mir bekannt vor. Im Grunde habe ich in meiner ganzen Schulzeit mit Selbsthass gelernt – meist sinnlos natürlich - „um es denen zu zeigen“. Nicht so, daß man schaut, wie man sich den Stoff am besten und mit geringstem Energieaufwand aneignen kann, mit dem Ziel, den Stoff zu beherrschen, sondern in sinnlosen Wiederholungen, ritualisiert und uninspiriert, tapfer gegen sich selber, um den geforderten Gehorsam zu unterlaufen und zu beweisen, das es so eh nicht geht. Durch Übergehorsam den Gehorsam ad absurdum führen. Das funktioniert nicht. Ja, das wollte ich ausführlich behandeln, um zu zeigen, wie dieser Ungeist in den Generationen weiterwirkt, zum Beispiel.

Ja, ich verliere oft den Faden und wiederhole mich. Mir kommt es manchmal so vor, als wollte sich mein Bewußtsein zurückziehen. Nichts mehr hören, nichts mehr mitbekommen, nichts mehr verstehen … nichts mehr nachgehen. Als wäre schon alles gesagt.

Oh! Jetzt surrt es wieder auf Hochtouren! Viel stärker als sonst. Und der Ton moduliert auf und ab und hin und her. Er singt oder spricht geradezu mit eindringlicher Intensität. Tut mir Leid, meine Freunde, ich kann die Botschaft nicht verstehen.







(27./28.3.2017)














©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 27. März 2017

647 Ich brauche ein paar Minuten

Ja? Hallo? Ja, Herr Koller, Sie sind es selber! Danke, daß Sie sich die Zeit nehmen.

Ich brauche ein paar Minuten.

Hm.

Hm.

Ich habe da so eine Idee. Für das Nationalteam.

Hm?

Ja, ja. Nein, nein. Also: ich kaufe einen Fußballklub, wo ich Sie auch als Klubtrainer oder Supertrainer engagiere …

Nein, nein! Sie bleiben Trainer der Nationalmannschaft!


Bitte, lassen Sie mich ausreden! Ich kaufe einen Klub und für diesen Klub kaufe ich Ihnen die Spieler, die Sie im Nationalteam haben wollen und die können Sie dann das ganze Jahr über trainieren. Geld ist genug da!

Nein, es müssen nicht alle sein, nur der Grundstock, der Kern des Nationalteams. Oder ihr magisches Dreieck, Viereck, Fünfeck – was weiß ich – ich kenne mich ja mit Fußball nicht aus.

Also, ich bin potent … finanziell, meine ich. Das kann ich alles finanzieren.

Was? Ja, ja; natürlich können Sie auch andere Spieler von anderen Vereinen in die Nationalmannschaft holen, aber Sie haben die Möglichkeit, das Grundgerüst der Nationalmannschaft aufzubauen und ständig zu trainieren.

Wie? Nein, nein, das nicht! An den Verein denke ich nicht. Ich denke an einen Verein, der gerade in der Krise ist.

Nein, nein, der muß überhaupt nicht in Österreich sein, besser woanders, in einer anspruchsvolleren Liga.

Hm? Der Verein darf geschichtlich nicht zu schwer sein, oder so in der Krise, gleich vorm Zusperren, daß ihm Traditionen schon wurscht sind …

Also daß die Traditionen aufgegeben werden können für unser Projekt. Oder noch besser, es sind keine sehr starken Vereinstraditionen da.

Wie die dann in ihrer Liga spielen ist nicht so wichtig; Hauptziel ist eindeutig, klar und entschieden der Aufbau einer schlagkräftigen österreichischen Nationalmannschaft.

Ich kann das durchsetzen. Geld ist genug da.

Wie?

Welche Gesetze?

Was?

Unrealistisch? Was heißt unrealistisch! Geld ist genug da, ich kann alles kaufen!

Man muß ja den eigentlichen Vereinszweck nicht an die große Glocke hängen.

Wen soll ich nicht unterschätzen? Die Experten und Journalisten? Ach!

Hm.

Hm.

Ja natürlich.

Sie können beim Verein auch der Supertrainer sein, der andere Trainer nach seinen Vorgaben arbeiten läßt und beaufsichtigt und Sie arbeiten nur mit dem Nationalteamkern.

Wieso sagen Sie unrealistisch? Geld ist doch genug da!

Ja, ja, ich habe schon gesagt, ich verstehe nichts von Fußball, aber vom …

Hm.

Hm.

Ach, Sie und ich, wir hätten den europäischen Fußball schon ordentlich aufgemischt.

Ja, wie schon gesagt. Geld ist genug da.

Nein? Schade, wirklich schade!

Ich kann Sie nicht umstimmen?

Wollen Sie sich diese Idee nicht wenigstens ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen? Ich bin ja offen für Ergänzungen und Weiterentwicklungen. Nein?

Aber Geld …

Hm. Ja schade! Aber danke, daß wir am Freitag gewonnen haben!

Auf Wiederhören.






(27.3.2017)










©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

646 Es ist noch finster

Es ist noch finster, aber die Vögel singen schon. Der Jupiter war noch schön, groß und strahlend zu sehen, und ein paar andere Sterne auch. Wie so oft nach dem Aufwachen (und ansonsten besonders vor dem Einschlafen) kämpfe ich mit meiner Lebensbilanz.

Jetzt ist es schon hell und das Fenster offen. Die frische Morgenluft strömt herein und läßt allmählich den schweren, müden Nachtgeruch zurückweichen.

Ich habe heute Einiges vor, aber noch Zeit. Eile ist nicht nötig. Ich schaue dem Tag beim Aufstehen zu.







(27.3.2017)

















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

645 Gerade habe ich die Tür geschlossen

Gerade habe ich die Tür geschlossen. Jetzt kann meine Aufmerksamkeit nicht mehr aus. Die Gedanken schweifen trotzdem ab, beschimpfen eine … irgendwen. Ich schicke meine Aufmerksamkeit aus den abschweifenden Gedanken in meinen herumwandernden Blick zurück. Der sucht die linke Zimmerhälfte ab. Kaum etwas Neues unter dem Lampenlicht. Das Neue, das Unerwartete kommt langsam, wenn es kommt; es muß sich regelrecht einschleichen und plötzlich ist es da.

Ich freue mich schon darauf. Es wird Geld sein, viel Geld. Und Erfolg, wohldosiert. Ich werde mich zurückziehen können und trotzdem meine Auftritte haben; dabei werde ich sehr wählerisch sein; ich werde nur teilnehmen, wenn wirkliche Gespräche möglich sind. Ich werde Workshops besuchen und ein paar kleinere Reisen machen. Und wie schon angedeutet zurückgezogen und abseits an einem Waldrand leben.

Ich schicke meine Aufmerksamkeit aus den abschweifenden Gedanken in meinen Blick zurück. Der geht jetzt mehr geradeaus, zur Bücherwand. Bei Büchern bin ich wirklich besitzgierig. Wie bei Musik.  … Der Lavabrocken vom Vesuv schaut wie ein kleines schlafendes Tier aus da oben am Bücherregal. … Ich werde viel Zeit haben. Viel lesen. Spazierengehen. Schreiben. Musikhören. Die herankommenden Wolken betrachten und bei Sonnenuntergang den schwindenden Sonnenflächen auf Wiesen, Feldern, Wäldern und Mauern nachschauen. Und in den Regen blicken. Den Nebel. Schnee, ja, beim Schneien werde ich zuschauen und dem Wind, wie er die Bäume biegt und Wellen durch Wiesen und Felder jagt. Und den Sternenhimmel ohne Lichtsmog. Und vieles andere …

Ich schicke meine Aufmerksamkeit aus den abschweifenden Gedanken in den Blick zurück, der sich jedoch irgendwo verloren hat. Das Aufgenommene habe ich gar nicht wahrgenommen. Immer wieder geht mein Blick ins Leere. …







(26./27.3.2017)














©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 24. März 2017

644 Spruch des Herrn!

Es ist zu früh zum Aufstehen. Ich liege schlaflos und das Ticken des Weckers schlägt nach mir. Nicht im Ernst und nicht im Zorn, eher so, wie man in gespielter Aggressivität jemanden freundschaftlich auf die Schulter schlägt. Ganz sicher bin ich mir jedoch der Freundschaft des Weckers nicht.

Mein Herz ist unruhig, Sorgen gehen mir im Kopf herum. Wieder und wieder versuche ich meine Lebensbilanz zu ziehen; und wie ich auch herumtue, die Zahlen und Fakten – losgerissen, wie sie sind – sprechen gegen mich. Das wäre mir noch einigermaßen egal, aber dies hat ja lebendige Auswirkungen.

Ah! Jetzt hat der Wecker ausgesetzt und für einen Moment kein Ticken zustandegebracht.

Ich höre in meinem Inneren immer Alpha! Alpha! Was soll das mit mir zu tun haben? Gar nichts! Ich bin ein Gehilfe – behaupte ich mal.

Meine lebenslange Verzweiflung versucht wieder nach mir zu greifen; ich halte tapfer und erfolglos dagegen. Manchmal falle ich ihr beinahe in die Arme, so vertraut ist sie mir. Das Stockholm-Syndrom.

In letzter Zeit schleicht sich immer öfter der Gedanke ein, nicht mehr kämpfen zu wollen. Es ist vollbracht. Mehr kommt nicht mehr; mehr ist es nicht. Das wäre dann nur mehr ein trauriges Warten auf den Tod. Ich habe mein ganzes Leben auf Erlösung gewartet, die ich mir aber immer als Aufblühen vorgestellt habe, nicht als Absterben. Meine arme, gequälte Seele! Du wolltest ja auch bloß aufleben und warst so verschreckt. Wie ein scheues Tier, das sich vor den Freßfeinden versteckt hat. Jetzt ist es nicht mehr allzuweit zum Selbstmitleid, aber ich versuche, nicht hineinzukippen. Der Kapitän verläßt nicht sein sinkendes Schiff. Wie so oft sind es Sprüche („Spruch der Herrn!“), an die ich mich klammere.

Ich muß über dieses Pathos lachen! Glaubwürdig ist es nicht. Der Übergang zur Komödie ist gar nicht so schwer. Mit diesem Lachen will ich nun aufhören, auch wenn das egoistisch ist.






(24.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

643 Erklären will ich jetzt nichts

Von Kälte und Müdigkeit geschüttelt reiße ich im Gähnen mein Maul auf. Ich habe im Internet einen langen Vortrag eines alten Physikers gehört; den habe ich lustig gefunden. Erklären will ich jetzt nichts, weil ich gar nichts wiedergeben könnte. Lachen muß ich auch, weil ich meiner Tochter eine freche Antwort gegeben habe (ha, ha ha, ha!). Alles viel zu kompliziert um es zu erzählen. Ich bin schon zu müde. Okay, dann Gute Nacht!






(23./24.3.2017)
















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

642 Ein großer Zorn

Ich fühle einen großen Zorn in mir. Dann ist mir wieder zum Heulen (Aber ich heule nicht!).
Nicht mehr allzuweit  - vom Selbstmitleid. (Es reimt sich! Am Tag der Poesie und des Wassers!)
Zu mehr hat es nicht gereicht.







(22./23.3.2017)












©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

641 Richtig grantig

Ich bin grantig. So richtig grantig.
Darunter ist mir zum Heulen.

Ich laufe im Unrecht herum, kann mich jedoch nicht zurückholen. Was heißt: nicht können! Ich mache es nicht.

Mehr schreibe ich jetzt sicherheitshalber nicht. Dazu bin ich im Moment auch zu enttäuscht.

Jetzt wäre es angebracht, an den eigenen Tod zu denken, um alles zurechtzurücken. Ich habe aber keine Lust dazu. Ich mag mich nicht mehr anstrengen.





(21./22.3.2017)















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 21. März 2017

640 Ein wahrlich beschissener Text

Wieder im Untergrund. Es stinkt. Ist das ein schlechtes Zeichen? Ein gutes Zeichen? Kein Zeichen? Jetzt rieche ich es nicht mehr. Doch, ein wenig schon noch.

Diese geschundene Mauer spricht zu mir. Blödsinn, nein! Sie wirft nur zurück. Und zwar nicht mein Spiegelbild, sondern meine von der Wirklichkeit losgerissenen Gedanken und Emotionen.
Naja, die Wandmalerei fast zur Gänze zerstört. Mauerfraß hatte sich ausgebreitet und durchgearbeitet. Kaum mehr etwas zu erkennen. Nur mehr Reste vom ursprünglich angelegten Bild. Das dürfte schlicht gewesen sein. Von schlichter Schönheit. Einfache rote Lebenslinien. Kann dieser Zustand konserviert werden? Es wird versucht.

Viel Gesurre im Raum, Lüftungsanlagen, weiß der Teufel was.

Der verrückte Typ mit den zwanghaften Ritualen fällt mir ein, damals, im Stephansdom. Vor jedem Kreuz, jedem Heiligenbild hat er sich bekreuzigt, ist hingekniet, oder hat sich zu Boden geworfen. Nach der Wichtigkeit der Bilder hierarchisch geordnet. Mit dem gehetzten Blick eines Fanatikers - ja nichts übersehen! Kaum ansprechbar, ich hatte ihn etwas Harmloses gefragt, er konnte kaum antworten, hatte kaum ein Wort herausgebracht. Kein Smalltalk möglich. Ist das gut oder schlecht? Keines von beidem? Je nachdem?

Wer weiß, was hier alles geschehen ist. Wer weiß, was ich hier alles einfangen kann. Aber ich bin stur; ich gehe nicht weg. Eine Frau schaut mich skeptisch an.

Ich vergleiche die Kreuze. Ich rede von Wandmalereien. Radkreuze, von gezackten Kreisen eingefaßt. Nägel in der Wand. Keine gewöhnlichen, sondern wissenschaftliche Nägel im Dienste von Meßung oder Restauration. Man kann schon sagen, ich bin in einer Höhle. In jeder Höhle wohnt ein Geist, selbst in einem Auto. Hier bin ich schon einige Meter unter der Erde. Der Aufseher starrt mich an. Er muß natürlich da sein. Dauernd muß ich an ihn denken, was er denkt, was ich da mache. Ist das ein angenehmer oder ein unangenehmer Job? Ich bin sicher, er wird nach der Arbeit sehr müde sein.

Die Apsis ist besonders hell angestrahlt. Sie verdient das auch. Jetzt muß ich an den Andre Heller denken! Ist das notwendig? Wer weiß schon, was die Not wendet. Ich schaue auf die Uhr. Eine halbe Stunde kann ich noch da sein, dann wird geschlossen. Soll ich jetzt schon gehen? Mir ist fad. Vielleicht kommt noch was. Gerade irgendein technisches Geklapper. Lüftung, Heizung, was weiß ich.

Sicher gibt es untergründige Zusammenhänge, die an der Oberfläche unvorstellbar sind; Einflüsse, die so subtil sind, daß es fast nicht möglich ist, sie wahrzunehmen; Verbindungen, die sich an der Oberfläche bekämpfen, im Untergrund aus demselben Reservoir ihre Energien beziehen.

Die Frau schaut mich wieder mit ausdruckslosem, fast ängstlich erstarrten Gesicht an. Mich krümmt es verdammt stark zusammen; ich spüre mein Kreuz und kann mich kaum aufrecht halten.

Der Aufseher geht jetzt herum, ich denke, es ist besser, ich gehe auch.

Ich gehe jetzt.





(21.3.2017)














©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

639 Dickes fettes Walross

Vielleicht sind meine Texte alles Briefe aus der Gefangenschaft. Denn manchmal schreibe ich zwar viel, wenn ich Zeit habe, öfters jedoch nichts. Vielleicht ist es auch nicht so. Aber wenn ich wenig Zeit habe, schreibe ich oft und regelmäßiger. Aber ein klein wenig Muse muß schon dabei sein. Ein kleines Loch in der Eisdecke, durch das Licht hereinkommt und wo ich zum Atmen auftauchen kann. Ich dickes fettes Walross!

Welche Gefangenschaft eigentlich? Die in Babylon? In den prekären Verhältnissen? Im Kapitalismus? Im Zoo? In der Fremde (vgl. Ernst Jandl)? In sonstigen Ideologien? In der eigenen Unmündigkeit? Im Rationalismus? Im Körper? Im entfremdeten Geist? In der Sprache? In der Sprachlosigkeit? In der Unterwerfung? Im mitteleuropäischen Reichtum? Ah! (wegwerfende Geste)

Jetzt habe ich Zeit. Und? Finden Sie, daß sich der Text gut entwickelt? Also ich nicht.

Ich warte im Kaffeehaus auf mein Frühstück, aber anecken will ich nicht. (Ach! Dieses elende Spiel mit kryptischen Andeutungen; in Wirklichkeit geht das alles auf ganz harmlose Sachen zurück.)
Natürlich ist es nicht harmlos, daß ich ohne alle Ecken und Kanten bin.







(21.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

638 Fischgeruch

Weil es nach Fisch stinkt, komme ich auf dumme Gedanken, aber trotzdem im Text nicht weiter. Nur wegen diesem blöden Witz hier: geht ein Blinder durch den Fischmarkt und ruft: Hallo Mädels! Ich distanziere mich voll und ganz von Inhalt, Form und Wortwahl dieses Witzes; er ist mir bloß eingefallen; das erzähle ich. Uff! Was ich alles in mir habe: dumme Witze, Geilheit, Keuschheit. Mit allem führt mein rastloser Geist Dialoge, oder hält Vorträge, erklärt sich, will zurechtrücken, ergänzen, abgrenzen. Dabei mag ich den Geruch von Fisch gar nicht, den anderen schon eher, wenn die Situation passt. Und so ähnlich sind die gar nicht. Nicht immer. Oder ist es der Kontext? ...  Ach was! … Anderes Thema!

Ich bitte um ein anderes Thema. Geh, komm, Universum! Zack! Zack! Ein anderes Thema!

Mir ist ein wenig schlecht. Vielleicht habe ich gestern Abend zu viel gegessen. (Gell! Diese Verschiebung mag du! Da fühlst du dich gleich wohler, obwohl dir ein wenig übel ist.)

Ich mache eine neue Versuchsanordnung. Ich hocke im Bett, Brille auf, Kugelschreiber in der Hand, Notizbuch auf den Oberschenkeln und drehe dabei das Licht ab. Schauen, was dabei raus kommt.

 …


Nichts Neues. Ich habe das Zeug dann doch weg gelegt und mich flach hin.





(21.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

637 In allem liegt eine gewisse Schärfe

In allem liegt nun eine gewisse Schärfe. Im Surren, im Gähnen, sogar im behäbigen Ticken des Weckers. Es ist ja nichts Neues, daß meine Seele schon längst gesprungen ist; ein Gefäß, das weder Wasser noch Wein bei sich halten kann. Die edelsten Zaubertränke rinnen aus und benetzen den unerkannten, unbekannten, vielleicht unerkennbaren Untergrund.

So liege ich hier und lasse – hoffentlich! hoffentlich! - meine Umgebung gedeihen. Mein Sinn dreht sich von hinten oben rechts nach vorne unten links, eine Bewegung, die im Kopf schneller vollzogen wurde als in Wirklichkeit. Nein! Nein! Es war umgekehrt! Die Bewegung war schon vollzogen, da habe ich sie erst gedacht. Wie konnte ich das verwechseln!

An den Rändern meines Gesichtsfeldes kräuselt es sich schon ein. Das Surren steigert sich zu ohrenbetäubender Lautstärke. Ich rege mich trotzdem nicht auf. Eine Bewegung des Kopfes verändert die Lautstärke und Tonhöhe des Surrens. Gleich führe ich ein paar Kopfdrehexperimente durch; nein, der Zusammenhang ist nicht mehr deutlich.

Während im Hauptstrom das Surren leiser wird, wird es an seinen Rändern wieder lauter; wie bei der ufernahen Gegenströmung in einem Bach.




(20./21.3.2017)












©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 20. März 2017

636 „Windabgeworfenes Licht“

Stille Aufgeregtheit hat sich meiner bemächtigt, und das Licht, das durch die angelehnte Tür fällt, wirkt so ungewöhnlich, anders als sonst, fremd und vertraut gleichzeitig, als hätte ich es schon vor Jahrhunderten wahrgenommen und gekannt. Wie in einer nüchternen Verklärung; nichts Romantisches, klarer wird alles. Wie dieses Licht.

Aber mein Geist versteht es immer noch nicht. Er fragt sich, ist der Tod näher gekommen? Ist es seine Anwesenheit? Oder konstruiere ich jetzt aus meiner Schlaftrunkenheit ein kleines mystisches Erlebnis? Das fragt sich mein Geist.

In der Gegend meines Herzens zieht es. Die Katze kommt ganz still herein und springt nicht aufs Bett. Mein Atem geht auffällig räumlich, trotz versteckter Kurzatmigkeit. Ganz still wird eine Tür geschlossen, irgendwo in der Wohnung oder im Haus, ich höre es kaum.

Ich muß noch eine Prüfung ablegen, die habe ich bisher vergessen, übersehen. Der Namen des Professors will mir nicht einfallen und was war das für ein Fach? Ein lebensentscheidenes, so, wie es ausschaut.

Ich atme tief durch und der innere Druck läßt ein wenig nach.

Jetzt wird die Unruhe offensichtlicher und steigert sich. Verkrampftheit liegt in meinen Atemzügen. Der Geist saust hin und her auf seiner Suche nach Asyl. Die Klöster sind längst aufgehoben.

Schreckhaft reagiere ich auf alle unerwarteten Geräusche. Ich zwinge mich zu tiefen Atmen, die Linderung währt doch nur kurz. Vielleicht fall ich wieder in den Schlaf, um all das auszuträumen. Die Unruhe von geistiger Erschöpfung überrollt.

Ich sehe farbige Formen, wie überstrickte Felsen, von der Knitting Guerilla mit Buntheit überzogen.
Aufschreckende Geräusche, einen Zentimeter neben meinem rechten Ohr, sind nicht von dieser Welt. Der Sessel, auf dem ich sitze, schiebt sich von selber zurück.

„Windabgeworfenes Licht“ - dieses Bild, diese Formulierung von Dylan Thomas ist unübertroffen und mir unerreichbar. Obwohl der Gedichtband neben meinem Bett ganz obenauf am Bücherstapel liegt, nur eine Armeslänge weit entfernt. Es fragt sich nur, warum gerade wir hier abgeworfen wurden; hi hi hi hi.

Nichts für ungut!





(20.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 17. März 2017

635 Der Akkordeonspieler

Ich steige heute in die U-Bahn. Nun, mit Bettlern und Obdachlosenzeitungsverkäufern habe ich so ein eigenes Verhältnis. Auf Grund eines Schlüsselerlebnisses vor Jahren in Berlin, nach einem Tensegrityworkshop auf einer anderen Spur des Wahrnehmens und Empfindens, wo ich einem heruntergekommenem Bettler – ob auf Alkohol oder anderen Drogen könnte ich nicht sagen – der um ein paar Cent gebettelt hat, spontan ein paar Euromünzen gegeben habe, aus dem tiefsten Empfinden heraus, daß wir gleich sind, nämlich Lebewesen, die überleben wollen, und er mich groß angeschaut hat und sich bedankt und schöne Weihnachten gewünscht hat, aus seiner verletzten Seele heraus sicher aufrichtig, seitdem also gebe ich öfters Bettlern eine Münze. Das ist inzwischen freilich etwas anderes geworden; diese „Erleuchtung“ stellt sich nicht mehr ein; ich bin zum Teil in innere Zwänge geraten, so, daß ich manchmal nur mehr schwer nein sagen kann – kurz, mein Geben hat seine Unschuld verloren. Trotzdem habe ich auf meinen Wegen zu manchen Bettlern und Zeitungsverkäufern, die in ihrer Ausstrahlung meist nichts mit meinem Berliner Freund zu tun haben, eine akzeptable Beziehung. Ich gebe manchmal gerne eine Kleinigkeit, wir verneigen uns dabei, oder ich schlage ein (orthodoxes) Kreuz, um dem ganzen Vorgang einen nicht-dualen Anstrich zu geben, über das Ich – Du hinaus, hinweisend auf den dritten Punkt im Unendlichen.

Aggressives oder anjammerndes Betteln mag ich nicht, auch kein überfreundliches, lobhudelndes Getue, und Musikanten in der U-Bahn sind für mich auch heikel, weil ich bei Musik sehr empfindlich sein kann und mir alles Aufdringliche zuwider ist.

Heute also steige ich in die U-Bahn und setze mich. Es kommt ein Mann herein, der sein Akkordeon auspackt – Akkordeonmusik kann mich sehr schnell nerven – der Mann schaut mich an, aha, denke ich, der taxiert seine potentiellen Opfer, ich gehe innerlich auf Abwehr und nehme mir vor: der bekommt nichts. Außerdem weiß ich, daß ich keine Münzen eingesteckt habe. Ich merke schon, daß der Blick dieses Menschen eigentlich nichts Verstecktes oder Verschlagenes hat, sondern ganz offen wirkt. Er fängt zu spielen an und er spielt gut. Es singt dabei ein schönes – wie ich vermute  - rumänisches Lied, flicht in die Melodie aber auch andere, bekanntere Melodien ein, wie zum Beispiel Sous le ciel de Paris von der Piaf oder Que sera. Ja, sein Spiel berührt mein Herz und mein Widerstand schmilzt. Noch während er spielt krame ich einen Fünfeuroschein heraus.

Meine Lehrerin in Gewaltfreie Kommunikation hatte mir einmal gezeigt – nachdem ich bei der Bezahlung der Stunde den Geldschein – wie ich es gewohnt war – verschämt zusammengenudelt hatte, also zigmal gefaltet, anscheinend um die Gabe oder mich selbst „kleiner“ und unauffälliger zu machen – sie hat mir also gezeigt, wie man „richtig“ Geld gibt: auf jedem Euroschein ist eine Brücke, und wenn man den Schein auseinandergefaltet so gibt, daß die Brücke oben und sichtbar ist, dann stellt man über die Brücke eine Verbindung vom Geber zum Nehmer her oder zeigt sie und bekennt sich zu ihr und offen zu dem Geschäft, Handel oder was auch immer die Geldübergabe besiegelt. Man zeigt damit, daß man das Geschäft, die Verbindung akzeptiert und würdigt.

So gebe ich dem Akkordeonspieler den Schein. Er verneigt sich – ich tue mir immer noch schwer, den Menschen ins Gesicht zu blicken – so nicke auch ich verlegen und er spielt weiter.
Sein Spiel berührt mich wirklich und mir steigen die Tränen in die Augen. Ich schaue zu Boden, aber ich glaube, er hat es gemerkt. Der Schmerz in meinem Leben steigt in meiner Seele hoch – es ist ja nicht ganz leicht, mit diesem Friedhof an zerstörten Träumen und gescheiterten Hoffnungen herumzulaufen – aber Gottseidank, es ist immer gut, wenn er herauskommt.

Der Akkordeonspieler hat inzwischen sein Spiel beendet, geht mit seinem Becher durch die Reihen, bringt seine Bitte begleitet von guten Wünschen im mehreren Sprachen vor und für mich ist es Zeit auszusteigen. Ich stehe auf und gehe zur Waggontür. Wie ich zum Aussteigen ansetze kommt der Akkordeonspieler her, bedankt sich nochmals bei mir – ich bin jetzt sicher, er hat meine Trauer bemerkt – und berührt mich dabei mit einer zarten, feinen Geste seiner Hand an der Schulter. In dieser Geste war nichts Aufdringliches, Grenzüberschreitendes, nichts Distanzloses. Ich habe sie als echt und ehrlich empfunden und sehr einfühlsam.

Wen das wundert oder unglaubwürdig vorkommt – vielleicht kann ich das etwas näherbringen, wenn ich erzähle, wie ich es bei meiner Arbeit im Callcenter mache. Wenn mir jemand ein Interview gegeben hat, dann sage ich am Schluß immer „ … und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und alles Gute für Sie!“ Bei mir nenne ich das immer meinen Schlußsegen. Und obwohl ich mich über das Interview freue, weil es meine firmeninterne Statistik aufbessert und ich daran verdiene, so meine ich es trotzdem ehrlich, egal, ob mir der Mensch sehr oder weniger sympathisch war. Dieser „Segen“ ist das, was ich als Dank zurückgeben kann. Ich freue mich wirklich und bin wirklich dankbar.

Ich steige mit dem Nachhall dieser Berührung aus der U-Bahn und ich muß weinen. Ich steige nicht in die Straßenbahn, sondern gehe zu Fuß weiter. Die Sonne scheint und wärmt und mir laufen ein paar Tränen die Wangen hinunter. Nicht so viel, daß ich damit richtig angeben kann. Ich bedanke mich bei den Kräften, die das Leben regieren, für diese Begegnung und den schönen Tag.

Später sitze ich in einem Café um zu schreiben. Und zum Thema passend kommen zwei junge Frauen zum Betteln herein. Ich will ihnen nichts geben und ich gebe ihnen auch nichts, eine jedoch versucht mich heftig gestikulierend zu überreden und stößt dabei unabsichtlich das Wasserglas vom Tischchen, es fällt hinunter und zerbricht. Sie lachen verlegen. Der Kellner und der Besitzer des Cafés, ein Ägypter, kommen und kehren die Scherben auf. Mir war die Bettelei dieser jungen Frauen unangenehm, aber dennoch bin ich beeindruckt, daß der Besitzer des Cafés die Bettler und Zeitungsverkäufer zuläßt. Und ich finde es sehr angenehm, daß die ganze Szene ohne Aggressionen abgegangen ist. Kein Geschimpfe, kein „Raus mit euch“, kein „was habt ihr da angestellt!“ Nein, die Atmosphäre ist friedlich und menschenfreundlich geblieben; davon könnte unsereiner einiges lernen.


Die Begegnung mit dem Akkordeonspieler wäre übrigens ein gutes Beispiel für die Rekapitulation im Tod. Wenn ich beim Anschauen des Lebensfilms an diese Stelle komme, was wird sich herausstellen? Daß ich mich mit billiger Sentimentalität abfüttern habe lassen? Ich glaube es nicht, aber es könnte sich herausstellen. Ich gehe nicht davon aus, daß ich bis in die tiefsten Abgründe meiner Seele hinabsehe. Oder daß ich über nichts Erhabenes, nichts Echtes geweint habe, sondern aus Selbstmitleid oder indem ich mich zum Gutmenschen hochstilisiert von mir selber gerührt war. Oder daß ich, wenn ich einem Bettler etwas gebe, mich überlegen fühle? Dann wäre meine Bezahlung dafür immer zu wenig. Oder daß es dabei um Selbstbespiegelung geht; ich als einer, der um Interviews bittet, hm, bettelt, sehe im Bettler mich selber. Oh, es gibt viele Möglichkeiten für Selbstbetrug und Lebenslügen.

Es kann sich aber auch herausstellen, daß diese Begegnung in Ordnung war, daß so, wie sie abgelaufen ist, jeder seine Würde behalten konnte und wir einander das Leben ein wenig bereichert haben. Das muß auch betont werden.



Das weiß ich jedoch: ich möchte mein Lebenslicht nicht abgeben, ohne hinter die Fassaden meines Handelns geblickt zu haben.






(17.3.2017)















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

634 Ach, Herr (den Namen will ich nicht in die Überschrift schreiben)

Ach, Herr Döbereiner, wo geistern Sie jetzt herum? Ich muß noch oft an Sie denken. Immer noch rede ich mit Ihnen und versuche mich zu verteidigen. Und Sie hören mir wirklich zu dabei – in meiner Phantasie kommen Sie dem nicht aus. Und wenn es sein muß, schimpfe ich mit Ihnen; ich sage Ihnen alles rein; Punkt für Punkt zähle ich Ihnen auf. Ja, wo treiben Sie sich jetzt herum? Der Himmel ist es nicht, hätte ich gesagt. Ist es die Hölle? Ist es das Fegefeuer? Ich tippe auf Fegefeuer. Oder ist es möglich, daß dieser ganze Kordon an Verehrern und vor allem Verehrerinnen mit ihrer Verehrung einen solchen Schirm um Sie baut, daß Sie sich selbst im Tod nicht Ihrer Wirklichkeit stellen müssen? Daß Sie beziehungsweise Ihre Seele in ihren Vorstellungen von sich selbst weiterschweben kann, weil vom Irdischen her ständig energetischer Verehrungsnachschub kommt? Ich mache mich über diese VerehrerInnen und ihre Verehrung nicht lustig – ich war ja selber einer von diesen. Ich habe ja selber geglaubt, daß Sie einem die absolute Wahrheit – wie haben Sie immer gesagt? Absolvere, absolutum, losgelöst von den Subjektivismen und der Verstelltheit und Ellbogenmentalität der Dualität – vermitteln können. Werch ein Illtum! (Zitat Ernst Jandl). Ich habe auch eingesehen, daß Ihnen vor mir geekelt  hat – nein, nein, das ist es nicht.

Ich würde so gerne wissen, ob wirklich jeder Mensch im Tod die vollständige Rekapitulation seines Lebens erlebt, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Und zwar vom Anfang bis zum Ende; alles anschauen, alles sehen, alles begreifen. Oder ob es sein kann, daß da eine Lebenslüge zum Beispiel aufplatzt, explodiert mit solcher Wucht, daß das Licht gleich ausgeblasen ist, bevor die Besichtigungstour zu Ende ist (vgl. das Gedicht I have longed to move away von Dylan Thomas).
Oder daß eben die ständige Zufuhr von lebendiger Energie aus der irdischen Menschenwelt, aus ihren brennenden Herzen den herumschwebenden Geist ernährt und damit in seiner unerlösten Gestalt halten kann. Ich weiß es nicht.

Ich war jahrelang davon überzeugt, daß jeder Mensch in seinem Tod seinen vollständigen, ganzen, unzensurierten Lebensfilm anschauen darf, kann, muß; egal, in welchem Zustand er seine endgültige Reise angetreten hat. Das kann je schmerzhafter sein, je mehr Lebenslügen aufgedeckt werden müssen, aber mir war das immer ein tröstender Gedanke, so in dem Sinn: gleich, wie ich mein Leben hinbringe, erfolgreich oder gescheitert, glücklich oder verzweifelt, gleich wie ich in den Tod gehe, gefaßt oder in Panik, loslassend oder anklammernd: ich kann mein ganzes Leben sehen, erkennen, letztlich verstehen. Und, so habe ich mir das vorgestellt, wenn man mit allem durch ist, dann ist man – weil man ja durch die Erkenntnisse mit sich und der Welt versöhnt ist - auch in der Lage, friedlich und demütig sein Licht abzugeben.
Also das Zuschauen und die Erkenntnis der Folgen unserer Handlungen kann schmerzhaft sein. Aber am Ende hat man alles verstanden und ist mit sich und der Welt im Reinen, obwohl man es damit nicht geschafft hat, sein Lebenslicht zu behalten. (Diese Möglichkeit steht uns via „Himmelfahrt“ nämlich auch offen, wo man keinen Leichnam auf Erden zurückläßt und sich als Ganzheit des Selbst mit der Unendlichkeit vereinigt, ohne sein individuelles Bewußtsein aufgeben zu müssen. Wenn man schon im vollen Leben die Rekapitulation durchführt, von sich aus, und sich damit von den Fesseln der Sozialisation befreit, kann man seinen Körper mit Seele und allem Drum und Dran mit seinem mit dem Unendlichen verbundenen „anderen“ Energiekörper vereinigen, sodaß sie nicht - wie beim sogenannten „natürlichen“ Tod – auseinander gerissen werden. „Natürlich“ unter Anführungszeichen, weil das nicht der ursprüngliche Abgang aus dieser Welt ist, sondern die „Himmelfahrt“. Das nur nebenbei. Ich verweise auf Carlos Castaneda.)

Wie gesagt, das war für mich immer ein beruhigender Gedanke, vorm Auslöschen noch alles sehen und verstehen zu können.

Aber in letzter Zeit bin ich unsicher geworden, ob es nicht doch möglich ist, daß das beschränkte individuelle Bewußtsein den unzensurierten Lebensfilm nicht aushält und vorzeitig in seine Auflösung flüchtet. Ich hoffe nicht. Ich hoffe es für mich nicht. Ich hoffe, ich werde alles anschauen dürfen, und müssen, wenn ich es nicht kann, bis ich alles verstanden habe. Dumm zu sterben und dabei noch dumm bleiben – das ist für mich eine furchtbare Vorstellung. Das wäre ein unwürdiger Tod, eine Farce!





(17.3.2017)















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 16. März 2017

633 Mister Krabs

Verschoben. Meine Gestalt ist verschoben. Mein Hals ist größer und mehr ins Zentrum gerückt. Die Augen ebenfalls größer und auf den Kopf oben hinaufgerutscht. So fühlt es sich von innen an. Meine Gestalt ist wie durch einen inneren Felssturz auseinandergebrochen und jetzt ineinander verschoben. Nur daß sich die Verschiebungen nicht unbedingt an die irdische Schwerkraft halten. Es ist eine andere Schwerkraft, die von allen Seiten gleichzeitig zieht und gleichzeitig drückt.
Vom aufgewirbelten Staub ist mein Blick getrübt; Schlamm und Wasser drohen hintennach zu kommen. Ich fühle mich eigenartig an. Was wird da noch? Wie sehe ich aus? Wie eine Krabbe? Mister Krabs? … Nun fühlt sich mein Kopf groß und schwammig an und nach unten gerutscht, er nimmt den Körperbereich ein, den man normalerweise Rumpf nennt. Diese Ausweitung geht jedoch auf seine Substanz, die poröser geworden ist.
Jetzt legt sich der Schwerpunkt immer mehr an die Fußsohlen, wechselt sich jedoch mit den Handflächen ab.
Das Gefühl der Fremdheit flaut allmählich ab; ich materialisiere mich immer deutlicher in meiner normalen Gestalt. Die Option überzuwechseln ist aber noch da, obwohl sie schwächer wird.

Manchmal denke ich, ich lebe nur noch aus Gehorsam hier. Keine Ahnung wem gegenüber. Sinnvolle Visionen und Ziele sind mir abhanden gekommen; das In-sich-Hineinhorchen bringt nichts. Ich höre nichts. (Oder ich verstehe nichts.) Ein paar desillusionierte Illusionen geistern noch herum und manchmal tue ich so, als würde ich ihnen glauben.

Jetzt fühle ich mich hohl an, nur mein Herz hängt an einem dünnen Faden im hohlen Innenraum, einer halbwegs leer geräumten Rumpelkammer. Oder wie eine fleischliche Glocke in einer ovalen Glockenstube, wenig Zeug liegt herum, ein paar Verstrebungen und Stützen laufen durch den hohlen Raum.
Dieses Empfinden, dieses Bild verflüchtigt sich wieder. Und jetzt scheint es meine Lesebrille zu sein, die diese amorphe Masse von außen zusammenhält. An den Stellen, wo sie auf den Klumpen aufliegt und aufdrückt, kristallisiert sich die herumirrende Aufmerksamkeit.

Ich glaube, ich werde diesem Spuk bald ein Ende bereiten; irgendwo in mir regt sich Ungehaltenheit mir einem deutlichen Anflug von Zorn. Eine Kraft will reinen Tisch machen. Noch weiß ich nicht, ob mir diese Kraft fremd oder vertraut ist, aber ich spüre, ich werde ihr nachgeben.

Es kommt anders als erwartet. Ich schäle mich einfach aus all dem heraus.

Ich wäre ein darwinistischer Gott; einfach alles ausstreuen, aussäen, und dann kaltblütig, aber mit voyeuristischem Eifer zuschauen, wie sich alles so abstrudelt und abkämpft und hochzukommen versucht. Helfend eingreifen würde ich nicht, aber manchmal den Finger in die Erde bohren um zu schauen, was passiert, nur weil ich ungeduldig und neugierig und letztlich auch überfordert bin. Wer setzt sich durch? Wer geht unter? Und jetzt, wo ich herumgezupft habe? Der Kampf aller gegen alle um Platz, Licht, Nahrung. Nicht wie ein liebender, sorgfältiger Gärtner, sondern wie ein empathieloser Kretin, ein Egomane, der seine naturwissenschaftlichen Experimente durchführt und es sich dabei nicht verkneifen kann, dazwischenzufunken und sadistisch herumzuspielen. Ach! Gottseidank bin ich kein Gott, sondern bloß ein Narr, der seine Blumenkisterl am Fensterbrett betrachtet und gießt.

So, jetzt machen wir nocheinmal reinen Tisch! Und Schluß! Aus! Ende der Durchsage!





(16.3.2017)















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Mittwoch, 15. März 2017

632 Ich lege meine Hand auf die Katze

Der fröhliche Morgen unten färbt auf mich ab. Ich lege meine rechte Hand noch mit dem gezückten Kugelschreiber vorsichtig auf die Katze und betrachte meine helle, altersfleckige Haut, die sich vom dunklen Katzenfell so deutlich abhebt. Irgendeine kompakte Erkenntnis gewinne ich daraus nicht, aber das ist auch nicht nötig.
Schön sind diese frühlingshaften Frühen, das Licht schon merklich früher, milder. Das merke ich sogar in meinem dunklen Zimmer bei herabgelassenem Rollo. Der Morgen, der Optimismus machen sich schon überall bemerkbar, aber ich muß nicht gleich aufspringen, anspringen, losspringen. Ich kann mir Zeit lassen, wie die Büsche und Bäume draußen bei ihrem Ausschlagen. „Tut ein jeder wie er kann“  (oder muß) - das gilt für die Bäume draußen genauso wie für mich. Der Holunder zum Beispiel treibt die Blätter schon aus, während alle anderen im Hof noch warten. Vielleicht jedoch muß der die Zeit nutzen, bevor es ihm die Essigbäume nachmachen und dadurch das Licht nehmen. Aber ich habe Zeit. Ich kann warten, bis ich soweit bin. (Natürlich: angesichts der Todes hat niemand Zeit; ich meine damit: ich muß mich nicht hetzen; ich kann, ja muß den Morgen genießen, gerade weil – wie bei jedem – der Tod hinter einem steht. Ich habe keine Zeit dafür, den Morgen nicht zu genießen.)

Eine optische Täuschung läßt für einen kurzen Moment die Deckenlampe leicht schwanken. Oder ist es mein Tod, der mir winkt und mich grüßt? Oder ein anderes Wesen aus der Weite des Universums? („ … den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren“ - aus dem nicänischen Glaubensbekenntnis.)

Ich bleibe heute lieber bei der optischen Täuschung; mich gelüstet es jetzt mehr nach Nüchternheit als nach Verrücktheit (weil ich heute die Täuschung bevorzuge?). Die zwei Visionäre da am Seitenbrett des Regals – ein Photo eines Bildes von Neuvalis – die glurren mich mit ihren wagenradgroßen Augen an. Möglicherweise wollen sie als Seher in die andere Welt, als deren Freunde, als die, die als Hüter der Geheimnisse den drüberen Anteil hier herüben verwalten, mich an den Wert des Verrücktseins erinnern und es als mein legitimes Erbe einfordern; ich möge doch diesen Anteil leben.



P.S.: Genau genommen macht die Nüchternheit nur Sinn, wenn sie verrückt ist, und Verrücktheit ist nur dann brauchbar, wenn sie von äußerster Nüchternheit geprägt ist.




(15.3.2017)













©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

631 April April

„April! April!“ (Zitat aus „Zartes Alter“ von Andrej Gelassimow). Erster April ist noch nicht. Ich übe nur. Wen könnte ich reinlegen? Das will gut überlegt sein. Und wie? Textlich? Weltlich? Mag ich solche Scherze überhaupt? Oder lasse ich mir das bloß einreden? Fragen über Fragen!
Wenn ich mir meine Ikonenwand da anschaue, muß ich sagen: schaut nicht so aus, als würden mir solche Scherze liegen.
Andrerseits kenne ich den Sadismus doch. In mir. Ab und zu blitzt er auf. „Ab und zu“ - das ist schwer untertrieben.




(14./15.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 14. März 2017

630 Du brauchst mit mir kein Mitleid haben

Du brauchst mit mir kein Mitleid haben. Nein, kein Grund dazu. Ich liebe es, verschlafen zu sein.  Das ist mein drogenfreier „Rausch“ (Für mich zählen Alkohol und Kaffee auch zu den Drogen). „Rausch“, weil noch nicht ganz da, noch nicht ganz ins Alltagsich gefangen, noch nicht ganz verantwortlich (ich wanke noch beim Gehen). (Und grammatikalisch noch nicht ganz auf der Höhe: „ins … gefangen“! Gefangen im oder ins gesperrt.) So kann ich meine Familie genießen, so halb aus dem Spiel, am Rande; zu verschlafen, um wegen Alltagsgeschichten überfordert zu sein. (Ich kombiniere …)
Und ich habe Zeit, mich wieder ins Bett zu legen, meinen Lieblingsplatz auf der Welt (mit Option zur Weltflucht).

Plötzlich kommt mir vor, ich verstehe alles; mein ganzes Leben jedenfalls. Warum das so ist und jenes so. Warum ich so und nicht anders gehandelt habe. Warum meine Entscheidung so ausgefallen ist und ich mich nicht fürs Gegenteil entschieden habe. Alles passt ineinander, Puzzle gelöst! (Wieder grammatikalisch fragwürdig: lösen tut man ein Rätsel, ein Puzzle macht man fertig, oder? Gut, das Puzzle meiner Lebenstrümmer ist für mich ein Rätsel.) („ist“ und nicht „war“, denn ich glaube nicht, daß meine Erkenntnis lange anhalten wird, aber vielleicht wurden damit ein paar Körnchen auf die Waagschale meiner inneren Waage gelegt, die „es ist gut“ repräsentiert.)
Es ist gut. Ich liebe solche Morgen.


Tschak! Bumm! Ein Schlag in die Magengrube. Jetzt hat irgendeine Sorge, eine Angst, ausgelöst durch eine Lappalie, den Schutzschild vor meiner halbschlafenden Seele durchbrochen. (Na! So sicher ist das nicht, daß das eine Kleinigkeit war; vielleicht habe ich die Angst in einer Stimme draußen rausgehört.) Das Ganze kippt. Noch habe ich die Zügel in der Hand, aber ich lenke den Wagen schlecht; ich zerre und ziehe nervös herum, damit es nicht weiter Richtung Große Angst geht. Ich versuche mich zu beruhigen. Brrrr! Brrr! Beruhige dich! Irgendwo am Straßenrand bleiben wir stehen; gerade noch das Durchgehen der Pferde verhindert. Nicht so günstig der Platz. Die Autos rasen rücksichtslos vorbei und machen meine Pferde nervös und scheu. Brrr! Brrr! Beruhigt euch! Brrrrr! „Autos“ heißt selbst und ich bin noch aus dem vorvorigen Jahrhundert.





(14.3.2017)












©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

629 Endlich im Bett!

Endlich im Bett! So wird alles wieder gut. So komme ich in meinen Frieden. Ich propagiere den Schlaf als Lösung der Probleme. Und vorm Einschlafen im Bett noch ein wenig lesen und oder schreiben. Ja, endlich im Bett! Das ist der schönste Platz auf der Welt! (Ich kombiniere: meine Defizite müssen aus einer sehr frühen Lebensphase stammen. Ich tippe auf die früheste Kindheit.) Geborgenheit und Wärme. Ich atme tief durch. Abgeschiedenheit, Ruhe, Stille, alles schläft, einsam wacht. Nein, nein, nicht einsam! Allein und glücklich müde. Nichts bearbeitet mich, nichts will etwas von mir, nichts hat was mit mir vor, nichts zerrt an mir und nichts geht auf mich los. Sicher, später dann kommen die Träume, aber vor denen fürchte ich mich überhaupt nicht. Obwohl immer wieder Albträume darunter sind, aber die fürchte ich nicht. Ich freue mich schon darauf, bald zu versinken. (Das Ticken hat jetzt fast so geklungen, als würde mich der Wecker auslachen.)

Der Schatten meiner Hände schlägt ins Türkise. Überhaupt hat das ganze Zimmer einen Farbstich, als hätte man es nach einem schlechten Foto nachgebaut und gefärbt. Damit meine ich nicht nur die Wände, auch alle Gegenstände und die Luft sind farbstichig, auch ins Bläuliche und Türkise. Wir wissen: irgendetwas von da draußen trifft auf meinen Sinnesapparat auf, der reagiert und mein Bewußtsein macht ein „Bild“ daraus. Das hat es ja von frühester Kindheit an gelernt. Wo jetzt dabei der Blaustich herkommt, weiß ich nicht.

Wurscht! Jetzt geht’s ans Versinken.





(13./14.3.2017)












 ©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 13. März 2017

628 Sieben O

Die Angst wollte sich vom Traum herüberschleichen in meinen verschlafenen Wachzustand. Meine Angst vorm Alltag ist ihr gleich zu Hilfe geeilt, irgendwie jedoch habe ich es hinbekommen, daß sie ins Leere laufen. Ein Nachgeschmack und Spuren sind noch da. Ich will zuversichtlich sein und achte nicht auf das, was sich da in meinen Gedärmen noch festkrallen will.

Also ehrlich gesagt: in Wahrheit steht es bloß auf unentschieden. Mein Herz klopft stärker und der Knoten im Bauch hat sich noch nicht aufgelöst. Deswegen atme ich dreimal auf „O“. Und dann dreimal mit dem Stoßatem, mit dem ich das Zwerchfell schlagartig hinunterdrücke um die Angstverkrampfung aufzulösen. Dann erhöhe ich auf sieben O und sieben Schläge und wiederhole das Ganze mehrmals.




(13.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

627 Dafür nämlich tauge ich nicht

Ich kichere in mich hinein. Ich hätte schon viel früher das Leben beschreiben oder schreibend erfinden sollen, als krampfhaft zu versuchen, es zu leben. Dafür nämlich tauge ich nicht. Während das Schreiben mir Vergnügen macht und mich glücklich.

Kichern tue ich, weil ich gerade einen absurden Text, den ich gestern verfaßt nun überarbeitet habe und mir die Infantilität und Hirnrissigkeit  Vergnü … äh … Freude bereitet. (Man soll sich ja nicht zu oft wiederholen.) Einen fiktiven Ich-Erzähler herzunehmen, um damit die LeserInnen zu verwirren und dabei doch etwas von sich so maskiert preiszugeben. (Im gemeinten Text: meine unglaubliche Weltfremdheit und Naivität.) Das gefällt mir.

Jetzt werde ich die halbe Nacht nicht schlafen können vor innerem euphorischen Aufruhr.






(12./13.3.2017)












©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

626 Na und?

Ich sitze auf dem absteigenden Ast. Na und? Ist doch egal!







(12.3.2017)













©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

625 Das Wochenende

So, das war das Wochenende. Was jetzt kommt ist nur noch Galgenfrist zum Montag. Gleich nach dem Aufwachen ist mir diese bittere Erkenntnis aufgestiegen, mindestens so alt wie die Schulpflicht. Ich schlucke den bitteren Geschmack im Mund hinunter und konzentriere mich auf den Gedanken, daß noch der ganze Sonntag vor mir liegt.





(12.3.2017)















©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

624 Geld ist genug da

Ja, hallo? Herr Foda? Sie sind am Apparat! Schön, daß ich Sie persönlich erreicht habe.

Hm.

Hm.

Danke, daß Sie sich die Zeit nehmen. Mein Anliegen – ich habe es letztens schon angedeutet – ich will Sturm Graz übernehmen. Und bevor ich das mache, will ich mich mit Ihnen absprechen. Ich wäre sehr glücklich, mit Ihnen als Trainer arbeiten zu können. Und da wollte ich Ihnen meine Ideen vorlegen.

Hm, ja.

Ja, ja.

Nein, also ich habe vor, mich voll und ganz im Verein zu engagieren, finanziell, aber auch was die Strukturen betrifft.

Geld ist genug da.

Nein, da ist genug da.

Was ich Ihnen gerne sagen will: ich bin auch bereit, den Verein und seine Strukturen total umzukrempeln,  …  also umzubauen, wenn es notwendig und sinnvoll ist. Ich selber verstehe nichts von Fußball, also brauche ich Fachleute und da würde ich gerne auf Sie bauen.

Nein, nein, wenn Sie so arbeiten wollen wie bisher, ist das auch in Ordnung und wir belassen es dabei. Sie bekommen die Spieler, die Sie wollen, die Fachleute im Betreuungsteam, die Sie brauchen.

Ja, wie gesagt: Geld ist genug da.

Aber – wenn Sie es wollen – können wir das Ganze auch ganz umstrukturieren. Sie können die Rolle eines Supertrainers einnehmen, der auf einige Subtrainer zurückgreifen kann und selber nur dort und da eingreift, wo es ihm sinnvoll erscheint. Sie wären sozusagen der Dirigent eines Orchesters. Sie können sich zum Beispiel vorübergehend auf ein paar wenige junge Spieler konzentrieren, die Sie heranführen, oder umgekehrt, einer ihrer Subtrainer führt sie nach ihren Vorgaben ans Team heran. Oder Neuzugänge. Geld ist genug da. Sie können der Mannschaft nur mehr den letzten Schliff geben, oder eine von Grund auf neu formen.


Ja,ja, wir haben Zeit, Geduld und Geld. Wenn es einmal nicht so gut läuft, ist ihr Job nicht gefährdet. Sie können sich dann auch ruhig etwas aus der Schußlinie nehmen und einen Subtrainer an die Front stellen, sich auf Spezialaufgaben zurückziehen, um dann später wieder in den Vordergrund zu treten. Das kann also ganz flexibel an die Notwendigkeiten angepaßt werden. Aber – ich betone das extra – so, wie Sie es vorgeben. Sie bleiben der Chef, egal, an welcher Stelle Sie selber gerade arbeiten.

Nein, nein, das sind von mir keine Vorgeben; ich will Ihnen nur zeigen, daß jetzt, genau jetzt die Chance besteht, alles umzuorganisieren, so wie Sie es für erfolgversprechend halten. Ganz nach ihren Vorstellungen. Geld ist genug da.

Wie gesagt, wenn Sie nichts verändern wollen, ist das aus meiner Sicht völlig okay; ich vertraue Ihnen da voll und ganz.

Hm. Nein. Ich will Ihnen nur zeigen, daß – wenn ich Sturm übernehme – alles möglich ist. Wie schon gesagt: Geld ist genug da.

Ja, ich habe auch vor, auf andere Sponsoren zu verzichten; ich finanziere alles, und Sie brauchen bei Fernsehinterviews keine Pickerl … ich meine, Sponsorenaufkleber tragen. Und die Mannschaft hat schwarz-weißes Dressen ohne irgendwelche Firmen und Sponsorenlogos, auch von meinen Firmen nicht. Das habe ich nicht notwendig.

Ja, ja, sie können sich die Leute holen, die Sie brauchen, ob Spieler oder Betreuer.

Nein, nein – ich rede Ihnen da nicht drein; wie schon gesagt, ich verstehe nichts von Fußball. Ich selber möchte auch nicht zu sehr in der Öffentlichkeit stehen, es wird soetwas wie einen Vereinssprecher geben müssen, der das Ganze erledigt.

Ja.

Ja, ich bleibe im Hintergrund, zahle und setze ihre Vorgeben durch.

Kann ich mit Ihnen rechnen? Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen, dann besprechen wir das Face to Face und dann mit den Anwälten den Vertrag.

Unter dieser Nummer können Sie mich immer erreichen. Wie gesagt, ich übernehme Sturm nur, wenn ich einen Fachmann, wie Sie es sind, zu Seite habe. Und nochmals: Geld ist genug da.

Ja, und Gratulation zum gestrigen Sieg über Rapid.

Ja, natürlich war das auch Glück. Natürlich! Ja. Ja. Danke für das Gespräch. Sie melden sich. Danke. Alles Gute. Aufwiederhören.





(11./13.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 10. März 2017

623 Ich warte auf die Eingebung

Ich hocke wie fast jeden Morgen da und warte auf die Eingebung; auf den ersten Satz, der den gesamten Text eröffnet, indem er die Schreibsperre aufschließt. Dieser Satz ist es nicht, denn das habe ich schon oft beschrieben.

Mein Magen knurrt. Frühstück gibt es erst in zirka drei Stunden.

Fast alles wie immer: Surren, Wecker, das Eingehüllt-Sein in diese schlafgetränkte, weiche, unsichtbare Substanz. Anders als sonst: der ungewöhnliche Druck in den Ohren und draußen das stoßweise Aufheulen des Windes und das damit einhergehende Geklapper der zu lose sitzenden Fensterflügel.

Ständig knurrt und arbeitet der Magen. Jetzt regnet es. Ich Würfelhocker kippe immer mehr nach links, sozusagen dem Licht zu. Dem Licht der Leselampe. Dabei fallen mir die Augen zu. Bei geschlossenen Augen sehe ich einen dunklen Abgrund, ein finsteres, schwarzes Loch in der Mitte meines Inneren, das alles verschlingen will.
Jetzt sehe ich eine flache, ornamental gezeichnete Unterwasserlandschaft, nicht tief unter dem Wasserspiegel, nur so einen Meter, die sich schnell wieder verflüchtigt und dahinter dunkle Ebenen preisgibt.

So, jetzt, nachdem ich in ein wirres Gedankenkarussell geraten war, dem ich denkend, ordnend, schreibend nicht nachgekommen bin, jetzt also hat sich der Kokon geöffnet, hinter dem Rollo strahlt eine Säule echten Tageslichtes hervor, jetzt ist der richtige Moment zum Aufstehen.






(10.3.2017)










©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

622 Der Wecker tickt so laut

Die vertrauten Geräusche sind mir ganz fremd. Nein, nein, nicht so absurd, wie es klingt. Das Fremdsein in der Welt ist mir vertraut. Das ist mein Untergrund, mein Hintergrundrauschen. Wir sind nur Gast auf Erden …

Der Wecker tickt so laut, so laut! Als würde er ständig kurze Zeitlupenschreie ausstoßen, von Fünfundvierzig auf Dreiunddreißigeindrittel heruntergedreht, während die Regentropfen nervös am Fensterblech herumtipseln.

Mein Kopf droht davonzurollen; ich will jedoch noch ein wenig ausharren bei der stillen, inneren Suche nach dem innersten Kern, bevor ich einschlafe.




(9.3.2017)









©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

621 Mein Blick auf die Uhr

Mein Blick auf die Uhr: fast Mitternacht. Stampfende Schritte laufen durchs Haus. Oder durchs Nachbarhaus. Fest und äußerst entschlossen. Aber die Stille hängt greifbar von der Zimmerdecke, in meinen Ohren jedoch zischt und surrt es laut. Mein Blick ist abwartend ruhig, mein Gehör lärmverstört, mein Herz leidet wie von alters her. Die Last des Lebens drückt es nieder. Dabei hätte es fröhlicher, leichter, freier werden können, je mehr vom angelegten Leben herausgelebt wurde. Bei mir ist zu viel zurück geblieben, als unverbrannte, aber verkohlte Schlacke abgelagert. Ballaststoff. Das Brot nicht rechtzeitig aus dem Ofen geholt, den Apfelbaum nicht rechtzeitig geschüttelt.

Ich starre mit geschlossenen Augen ins Zimmer und sehe etwas. Etwas wie ein Abgrund an einer scharfen Kante; alles von unauffälliger, bräunlichen Farbe. Irgendetwas Mächtiges lehnt sich von drüben herüber.

Ich schlafe beim kleinen Licht ein.




(8./9./10.3.2017)










©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com


Mittwoch, 8. März 2017

620 (Ganz blöd ist mein Verstand natürlich auch nicht.)

Ach, seit knapp zwei Stunden liege ich wach. Die Angst kriecht wieder in mir herum und frißt sich durch meine Eingeweide. Das Herz kann sich nicht mehr beruhigen. Plötzlich aufgeschreckt aus einem Albtraum, wo mich die Polizei verfolgt hat. Ich wußte, daß ich unschuldig bin, aber ich wußte auch, daß das der Polizei egal ist; Hauptsache, sie macht Gefangene und produziert Täter. Wahr oder falsch, das ist ihr völlig gleichgültig. So war es in meinem Traum.
Hier in der Wirklichkeit versagen im Moment meine ganzen Beruhigungstechniken. Ich bin müde und hellwach; Betonung auf Hell. Das ganze Geisterbahnkarussell dreht sich. Von Angst beherrscht, beginnen meine Gedanken sich auch Sorgen zu machen, daß ich nicht gut ausgeschlafen bin und deshalb am Nachmittag oder am Abend in der Arbeit zusammensacke. (Wenn ich in Balance bin, denke ich mir, mein Körper wird schon wissen, wie viel Schlaf er braucht.)
Die Morgendämmerung hat nichts Optimistisches a là „ein neuer Tag, eine neue Chance“, sondern im Gegenteil, sie wirkt düster und bedrohlich. Der helle Tag bedrohlicher als der nächtliche Albtraum?

Meine Seele ist beinah schon in Panik; mein Verstand spielt mir vor, daß auch Europa bald in grausame Diktaturen versinken wird. (Ganz blöd ist mein Verstand natürlich auch nicht – die Anzeichen schauen nicht so gut aus.)
Damit bin ich wieder bei meinem Kindheitsangstthema: Der Pöbel will wieder zündeln; ich sage das mit all meiner Arroganz, zu der ich fähig bin. Wenn ich schon untergehen muß, will ich diesmal wenigstens die Nase hoch und nicht voller Schuldgefühle mein Haupt gesenkt halten.

Jetzt kann ich wieder lächeln, denn ich weiß, mit Hochmut laufe ich immer ins Unrecht und in die Irre. Allmählich ändert sich meine Stimmung wieder.

Ich werde es nochmals mit tiefem Atmen versuchen.






(8.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com